C
Condemn
Guest
@Bukowski , ich lasse das VT-Thema jetzt mal weg. Habe angefangen alles zu beantworten aber kann mich da nicht kurzfassen und vermute dass wir vom eigentlichen Thema abkommen würden wenn wir das zu sehr in die Tiefe diskutieren.
Solche Veröffentlichungen haben ja letztlich drei Aspekte:
1) Die reine Information und inwiefern die gesichert ist oder nicht.
2) Wissenschaftlicher Kontext - also z.B. Methodik usw.
3) Die Art der Kommunikation und der Kontext
Zu 1 finde ich persönlich: Alles veröffentlichen was es so gibt. Solange das eingeordnet wird, also im Sinne von "noch nicht ganz sicher" oder was auch immer, habe ich da kein Problem mit.
Bei 2 gehts eigentlich v.a. um die anderen Wissenschaftler, also die Frage ob sie schon mitdenken können oder nicht, denn wer Ahnung hat will natürlich nicht nur ein "mögliches Ergebnis" sondern auch den Weg dahin, die Methodik.
Bei 3 wirds richtig kompliziert, denn das hat dann möglicherweise auch mit Interessen zu tun. Will jemand einfach nur den neuesten Wissenstand, auch wenn das noch unter Vorbehalt ist, kommunizieren oder wird eine Agenda verfolgt?
Und ich sehe da schon einen großen Unterschied zwischen Streecks Präsentation der Heinsberg-Studie und sowas wie Drosten heute sagte. Denn Streeck hat die gesamte Präsentation im Kontext politischer Entscheidungen gemacht. Und das war definitiv auch so gewollt - Laschet stand ja sogar mit auf der Bühne. Und dann werden andere Wissenschaftler, wie z.B. Drosten, dazu gefragt und zwar auch in einem politischen Kontext. Er konnte aber nichts dazu sagen weil er die Methodik nicht kennt, gleichzeitig schon wusste dass man das Ergebnis keinesfalls auf ganz Deutschland hochrechnen kann. Und da war er erkennbar angepisst...
Eben las ich ein interessantes Interview mit Drosten. Da sagt er wieder ein paar Dinge die Wellen schlagen werden, aber auch sehr interessant sind.
Nur der Auszug zur Heinsberg-Studie:
Die erste dieser kleinen Studien war die sogenannte Heinsberg-Studie, die mit ihren Zwischenergebnissen einige Verwirrung ausgelöst hat - auch bei Ihnen.
Diese Geschichte ist für mich zweilagig. Das eine ist die Kommunikation, und das andere ist die Wissenschaft.
Fangen wir mit der Kommunikation an.
Es hatte vor Ostern diese Pressekonferenz gegeben, und plötzlich war die Botschaft draußen, dass 15 Prozent der Bevölkerung immun sind. Das wurde auch gleich generalisiert. Und es geschah in Anwesenheit von Herrn Laschet, war also schon vollkommen politisch. Aber es gab kein Manuskript mit Daten. Und auf einem Pressebriefing des Science Media Center am gleichen Tag habe ich dann gesagt: "Dazu kann man so gar nichts sagen, wir kennen den Hintergrund nicht." Man hatte ja nur eine Zahl genannt bekommen und musste die dann einfach mal glauben.
Warum ist das Manuskript so wichtig?
Aus Santa Clara zum Beispiel haben wir die Daten. Die können wir Wissenschaftler nehmen und uns darüber austauschen - ob das so stimmt mit der Sensitivität von diesem Antikörpertest, ob das wirklich gut ist, dass Freiwillige getestet wurden. Darüber kann man dann diskutieren und zu einem Konsens kommen in der Community. Im Moment heißt dieser Konsens aus den Studien, zu denen wir Manuskripte haben: Mit zwei zugekniffenen Augen bewegen wir uns hinsichtlich der Immunität vielleicht im niedrig einstelligen Prozentbereich der Bevölkerung.
Die Heinsberg-Studie kommt zu einem anderen Ergebnis. Sie wurde zudem schon im Vorfeld als richtungsweisend für die Politik gehandelt, es war sogar eine Social-Media-Agentur des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann involviert.
Ich finde das alles total unglücklich - und ich finde es noch schlimmer, wenn ich dann den Bericht im Wirtschaftsmagazin Capital darüber lese, dass diese PR-Firma Geld bei Industriepartnern eingesammelt hat, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Da geht es auch um ein internes Dokument, demzufolge Tweets und Aussagen des Studienleiters Hendrik Streeck in Talkshows schon wörtlich vorgefasst waren. Da weiß ich einfach nicht mehr, was ich noch denken soll. Das hat mit guter wissenschaftlicher Praxis nichts mehr zu tun. Und es zerstört viel von dem ursprünglichen Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft.
Ist die Studie damit denn hinfällig?
Die Wissenschaft an sich ist erst mal nicht zu kritisieren auf der momentanen Basis. Es gibt ja immer noch keine genauen Informationen. Deshalb kann man auch nicht über diese Zwischenergebnisse sprechen.
Hat Hendrik Streeck Ihnen inzwischen Details über die Studie zukommen lassen?
Wir haben telefoniert, und ich habe Auszüge der Daten bekommen - und die lassen erkennen, dass die Studie an sich seriös ist und gut werden könnte. Aber wenn einzelne Wissenschaftler im Hintergrund irgendwelche Daten gezeigt bekommen und dann sagen, okay, das geht vielleicht in die richtige Richtung, dann reicht das ja nicht dafür aus, um politische Entscheidungen zu treffen.
Hier hat es aber von vornherein ein politisches Kalkül gegeben.
Hendrik Streeck sagt, er gehe da völlig ergebnisoffen ran. Aber wenn das stimmt mit dem internen Papier der PR-Agentur, dann war das überhaupt nicht ergebnisoffen. Sondern eine von vornherein geplante Botschaft, die man sich kaufen konnte.
Und für die man dann den passenden Ort wählte.
Gangelt im Kreis Heinsberg ist ein Hochprävalenzgebiet. In der Pressekonferenz wurde immerhin einmal gesagt, dass das nicht repräsentativ ist. Aber vorher ist das so nicht kommuniziert worden. Da hieß es, das sei die Erstregion, hier könne man untersuchen, wie die Zukunft aussieht. Man hat auch gesagt, man wolle Fakten schaffen. Aber als Wissenschaftler schafft man keine Fakten, sondern will Fakten untersuchen oder identifizieren.
Ganzes Interview (ist noch bedeutend länger): https://www.sueddeutsche.de/gesundh...-corona-krise-coronavirus-virologen-1.4887512
Der Interview-Führer agiert wahnsinnig geschickt... man beachte wie er Drosten mit Stichworten aus der Reserve lockt und der agiert unvorsichtiger als ich ihn eigentlich einschätzen würde. Diese Kritik die er da jetzt übt ist eigentlich noch mal eine Spur härter als das womit die Kontroverse mal startete.
Aber hat er Unrecht? Ich denke nicht... Vor allem wenn es stimmt was er über die PR-Firma sagt, dann kocht das noch mal hoch. Streeck und er werden jetzt eher keine Freunde mehr.
Auch hier sehe ich ein weiteres Problem. Merkel, Spahn oder Drosten mögen zwar "argumentieren" können, aber ich finde so einiges wie es gelaufen ist und auch noch läuft durchaus kritikwürdig. Z.B. hast du vorhin einen Artikel über Drosten eingestellt, in dem er herausfindet, dass möglicherweise... usw...
Wieso muss er mit solch einer total ungesicherten Entdeckung an die Öffentlichkeit? Ich verstehe es wirklich nicht. Auch diesen Streek habe ich nicht verstanden, wieso er mit Teilstudienergebnissen schon die Öffentlichkeit behelligen muss? Was soll das denn geben ausser Diskussionshickhack zwischen Nicht-Experten, die alle mehr oder weniger ihr eigenes Süppchem im Visier haben... von Lieschen Müller bis zum Wirtschaftsgiganten... Und Merkel oder die ganze Führung empfinde ich in vielen Angelegenheiten als viel zu intransparent planlos insbesondere im Bereich Gesundheit und Soziales. Aber diese Kritik ist in diesen VT-Zeiten eben mit größter Vorsicht anzubringen, weil irgendwelche Truther das missbrauchen können/wollen, um ihre übliche Hetz-Welle zu reiten.
Solche Veröffentlichungen haben ja letztlich drei Aspekte:
1) Die reine Information und inwiefern die gesichert ist oder nicht.
2) Wissenschaftlicher Kontext - also z.B. Methodik usw.
3) Die Art der Kommunikation und der Kontext
Zu 1 finde ich persönlich: Alles veröffentlichen was es so gibt. Solange das eingeordnet wird, also im Sinne von "noch nicht ganz sicher" oder was auch immer, habe ich da kein Problem mit.
Bei 2 gehts eigentlich v.a. um die anderen Wissenschaftler, also die Frage ob sie schon mitdenken können oder nicht, denn wer Ahnung hat will natürlich nicht nur ein "mögliches Ergebnis" sondern auch den Weg dahin, die Methodik.
Bei 3 wirds richtig kompliziert, denn das hat dann möglicherweise auch mit Interessen zu tun. Will jemand einfach nur den neuesten Wissenstand, auch wenn das noch unter Vorbehalt ist, kommunizieren oder wird eine Agenda verfolgt?
Und ich sehe da schon einen großen Unterschied zwischen Streecks Präsentation der Heinsberg-Studie und sowas wie Drosten heute sagte. Denn Streeck hat die gesamte Präsentation im Kontext politischer Entscheidungen gemacht. Und das war definitiv auch so gewollt - Laschet stand ja sogar mit auf der Bühne. Und dann werden andere Wissenschaftler, wie z.B. Drosten, dazu gefragt und zwar auch in einem politischen Kontext. Er konnte aber nichts dazu sagen weil er die Methodik nicht kennt, gleichzeitig schon wusste dass man das Ergebnis keinesfalls auf ganz Deutschland hochrechnen kann. Und da war er erkennbar angepisst...
Eben las ich ein interessantes Interview mit Drosten. Da sagt er wieder ein paar Dinge die Wellen schlagen werden, aber auch sehr interessant sind.
Nur der Auszug zur Heinsberg-Studie:
Die erste dieser kleinen Studien war die sogenannte Heinsberg-Studie, die mit ihren Zwischenergebnissen einige Verwirrung ausgelöst hat - auch bei Ihnen.
Diese Geschichte ist für mich zweilagig. Das eine ist die Kommunikation, und das andere ist die Wissenschaft.
Fangen wir mit der Kommunikation an.
Es hatte vor Ostern diese Pressekonferenz gegeben, und plötzlich war die Botschaft draußen, dass 15 Prozent der Bevölkerung immun sind. Das wurde auch gleich generalisiert. Und es geschah in Anwesenheit von Herrn Laschet, war also schon vollkommen politisch. Aber es gab kein Manuskript mit Daten. Und auf einem Pressebriefing des Science Media Center am gleichen Tag habe ich dann gesagt: "Dazu kann man so gar nichts sagen, wir kennen den Hintergrund nicht." Man hatte ja nur eine Zahl genannt bekommen und musste die dann einfach mal glauben.
Warum ist das Manuskript so wichtig?
Aus Santa Clara zum Beispiel haben wir die Daten. Die können wir Wissenschaftler nehmen und uns darüber austauschen - ob das so stimmt mit der Sensitivität von diesem Antikörpertest, ob das wirklich gut ist, dass Freiwillige getestet wurden. Darüber kann man dann diskutieren und zu einem Konsens kommen in der Community. Im Moment heißt dieser Konsens aus den Studien, zu denen wir Manuskripte haben: Mit zwei zugekniffenen Augen bewegen wir uns hinsichtlich der Immunität vielleicht im niedrig einstelligen Prozentbereich der Bevölkerung.
Die Heinsberg-Studie kommt zu einem anderen Ergebnis. Sie wurde zudem schon im Vorfeld als richtungsweisend für die Politik gehandelt, es war sogar eine Social-Media-Agentur des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann involviert.
Ich finde das alles total unglücklich - und ich finde es noch schlimmer, wenn ich dann den Bericht im Wirtschaftsmagazin Capital darüber lese, dass diese PR-Firma Geld bei Industriepartnern eingesammelt hat, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Da geht es auch um ein internes Dokument, demzufolge Tweets und Aussagen des Studienleiters Hendrik Streeck in Talkshows schon wörtlich vorgefasst waren. Da weiß ich einfach nicht mehr, was ich noch denken soll. Das hat mit guter wissenschaftlicher Praxis nichts mehr zu tun. Und es zerstört viel von dem ursprünglichen Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft.
Ist die Studie damit denn hinfällig?
Die Wissenschaft an sich ist erst mal nicht zu kritisieren auf der momentanen Basis. Es gibt ja immer noch keine genauen Informationen. Deshalb kann man auch nicht über diese Zwischenergebnisse sprechen.
Hat Hendrik Streeck Ihnen inzwischen Details über die Studie zukommen lassen?
Wir haben telefoniert, und ich habe Auszüge der Daten bekommen - und die lassen erkennen, dass die Studie an sich seriös ist und gut werden könnte. Aber wenn einzelne Wissenschaftler im Hintergrund irgendwelche Daten gezeigt bekommen und dann sagen, okay, das geht vielleicht in die richtige Richtung, dann reicht das ja nicht dafür aus, um politische Entscheidungen zu treffen.
Hier hat es aber von vornherein ein politisches Kalkül gegeben.
Hendrik Streeck sagt, er gehe da völlig ergebnisoffen ran. Aber wenn das stimmt mit dem internen Papier der PR-Agentur, dann war das überhaupt nicht ergebnisoffen. Sondern eine von vornherein geplante Botschaft, die man sich kaufen konnte.
Und für die man dann den passenden Ort wählte.
Gangelt im Kreis Heinsberg ist ein Hochprävalenzgebiet. In der Pressekonferenz wurde immerhin einmal gesagt, dass das nicht repräsentativ ist. Aber vorher ist das so nicht kommuniziert worden. Da hieß es, das sei die Erstregion, hier könne man untersuchen, wie die Zukunft aussieht. Man hat auch gesagt, man wolle Fakten schaffen. Aber als Wissenschaftler schafft man keine Fakten, sondern will Fakten untersuchen oder identifizieren.
Ganzes Interview (ist noch bedeutend länger): https://www.sueddeutsche.de/gesundh...-corona-krise-coronavirus-virologen-1.4887512
Der Interview-Führer agiert wahnsinnig geschickt... man beachte wie er Drosten mit Stichworten aus der Reserve lockt und der agiert unvorsichtiger als ich ihn eigentlich einschätzen würde. Diese Kritik die er da jetzt übt ist eigentlich noch mal eine Spur härter als das womit die Kontroverse mal startete.
Aber hat er Unrecht? Ich denke nicht... Vor allem wenn es stimmt was er über die PR-Firma sagt, dann kocht das noch mal hoch. Streeck und er werden jetzt eher keine Freunde mehr.