Welche Rolle spielen Kinder bei der Übertragung von Covid-19?
Analysen der Viruslast im Rachen zeigen: Kinder scheinen etwa genauso viel Virus im Rachen haben zu können wie Erwachsene. In einer amerikanischen Untersuchung hatten kleine Kinder, die Symptome entwickelten, sogar mehr Virus-RNA im Rachen als Erwachsene. Experten gehen davon aus, dass symptomatische Kinder das Virus genauso effektiv übertragen wie Erwachsene. Unklar ist jedoch, ob Kinder ohne Symptome genauso stark an der Verbreitung beteiligt sind.
Ein großes Problem besteht darin, dass sich konkrete Ansteckungsraten in kontrollierten Experimenten nicht wirklich erforschen lassen, weil man dafür Menschen bewusst infizieren müsste. Das ist ethisch nicht vertretbar. Deshalb bleibt Forschern nur die Möglichkeit, sich rückwirkend Ausbruchsgeschehen anzuschauen und darüber Ansteckungsraten zu ermitteln.
Erste Analysen zu Ausbrüchen unter Kindern
Es gibt vereinzelt Studien, die Ausbrüche betrachten, an denen Kinder auch beteiligt waren. Eine Studie stammt aus Australien und widmet sich mehreren Ausbrüchen in Schulen und Kinderbetreuungsstätten in New South Wales. Hier zeigte sich klar: Die Erkrankungsraten waren unter Erwachsenen am höchsten (4,4 Prozent) und unter Kindern (0,3 Prozent) am niedrigsten. Die Erkrankungsrate, wenn Erwachsene Kinder ansteckten, lag bei 1,5 Prozent. Brachte ein Kind das Virus mit, lag die Erkrankungsrate für Erwachsene bei einem Prozent.
Zwei andere Studien aus Frankreich haben Ausbrüche an sechs Grundschulen und einem Gymnasium untersucht und auch die Kontaktpersonen in den Haushalten eingeschlossen. Auch hier wiesen Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eher niedrige Infektionsraten auf. Aber: Unter Jugendlichen ab 12 bis 15 Jahren und älter beobachteten die Forscherinnen und Forscher dafür deutlich höhere Infektionsraten als bei Erwachsenen.