Yogurette
Sehr aktives Mitglied
In Reaktion auf die Beiträge seit gestern abend, möchte ich mich als betroffene Angehörige äußern, ohne zu zitieren. Ich hoffe, daß @Elementezauber und @Darkhorizon dies trotz der Länge des Textes lesen mögen.
Als mein Vater bereits bewußtlos mit Covid in die Lungenfachklinik kam, (eine Mitbewohnerin hatte sich von ihrem Besuch den Corona-Virus geholt und dann über 20 Heimbewohner angesteckt), wurde gleich im ersten Telefonat mit dem Oberarzt geklärt, daß sie keine Intensivbehandlung mit ihm durchziehen werden. Das war sein ernstes Anraten, und dem stimmte ich zu. Als betreuende Angehörige lag die Entscheidung allein bei mir. Eine Patientenverfügung gab es nicht, aber ich kannte den Willen meines Vaters soweit.
Er war seit Jahren dement, wurde lange zuhause versorgt. Als das nicht mehr zu schaffen war und auch mit Pflegedienst nicht ausreichend zu machen gewesen wäre, kam er ins Pflegeheim. Seine Demenz schritt dort weiter fort, und so ging bald auch gar kein Reden mehr mit ihm. Er dämmerte so dahin, war aber am Leben. Ansonsten war er für sein Alter gesund. Keine Herzschädigung, kein Diabetes, kein Übergewicht, kein Krebs, nichts dergleichen. Ohne Corona wäre es wohl über längere Zeit so weitergegangen, und so war es eben. Ich dachte öfter, daß er diese in sich zurückgezogene Phase womöglich für sich brauchte. Aber zurück zur Klinik:
Er bekam Antibiotika und Cortison um die Entzündungen (von der Lunge und später auch in den Nieren) zu bekämpfen, wie auch Ernährung und Wasser und zusätzlichen Sauerstoff zunächst über einen Nasenschlauch und später über eine Atemmaske. Kein Intubieren und keine ECMO. Mein Vater wurde menschenwürdig mit dem Nötigen versorgt, war in guten Händen. Kein Vergleich mit Covidkranken in Indien, die vorm Krankenhaus ohne jede ärztliche Versorgung jämmerlich verrecken. Und wer weiß, wieviele Unerfasste deutlich Ärmere irgendwo im Hinterland weltweit ohne jede Erleichterung diesen schlimmen Zustand ertragen müssen.
Um seine Qual zu lindern bekam er Morphium, wenn er unruhig wirkte, das heißt, wenn seine Atmung schnell wurde, er also akute Luftnot hatte. Er war durchgängig ohne Bewußtsein. Die Ärzte haben über die Wochen hin immer auf seinen sich verändernden Zustand reagiert und die Gaben darauf abgestimmt. Sie haben ihn also über Wochen behandelt, und als er eindeutig im Sterben lag, haben sie ihn mit Morphium versorgt rüberdämmern lassen, ihn damit aber nicht getötet. Mit dem Einschläfern eines kranken Haustieres beim Tierarzt kann man das nicht vergleichen. Da wird das Tier aktiv umgebracht, totgespritzt, nachdem es zuvor betäubt wurde.
Bei meinem Vater gab es eine Phase von einigen Tagen, wo es so aussah, als packe er es. Die Ärzte fanden es erstaunlich, wie lange er kämpfte, wie lange es dauerte. Dabei war er bis zuletzt hoch infektiös, also schwer vom Virus befallen. Und doch war nicht von vornherein klar, daß er sterben würde. Von den über 20 allein aus diesem Heim eingelieferten Covidfällen sind 10 gestorben. Die anderen haben es überlebt.
Corona ist kein Todesurteil für einen alten Menschen. Daß man ihm die strapaziöse Intensivmedizin ersparen möchte, er aber alles Nötige bekommt, ist für mich -nach ärztlicher Beratung- vertretbar. Ihm aber auch die normale Behandlung zu verwehren, ihn quasi verrecken zu lassen, das fänd ich nicht zu vertreten. Und ihn aktiv umzubringen erst recht nicht. Das wäre schlichtweg Mord an einer hilflosen Person.
Vielleicht ist manchen tatsächlich nicht bekannt, daß bei weitem nicht alle in den Krankenhäusern liegenden Coronapatienten alt sind oder ohnehin bereits krank. Im Gegenteil: sie werden immer jünger, und Alte mit Covid-19 werden (dank der Impfung) in den Kliniken immer weniger. Allen Ernstes zu sagen, man solle sich halt verabschieden und dem Virus seinen Lauf lassen, finde ich mehr als absurd. Da kann man nur froh sein, so jemandem nicht ausgeliefert zu sein, ob als Kind oder als sonstiger Angehöriger.
Angesichts der Corona-Pandemie bietet es sich an, über eine Patientenverfügung nachzudenken. Auch schon in jüngeren Jahren. Oder zumindest mit dem Lebenspartner darüber zu sprechen, damit man den Willen des Anderen kennt, wenn es denn schon nichts Schriftliches gibt. Anstecken kann sich schließlich Jeder, und die Erkrankung kann sehr schnell ernste Züge annehmen, so daß man froh ist, wenn solche Fragen geklärt sind.
Als mein Vater bereits bewußtlos mit Covid in die Lungenfachklinik kam, (eine Mitbewohnerin hatte sich von ihrem Besuch den Corona-Virus geholt und dann über 20 Heimbewohner angesteckt), wurde gleich im ersten Telefonat mit dem Oberarzt geklärt, daß sie keine Intensivbehandlung mit ihm durchziehen werden. Das war sein ernstes Anraten, und dem stimmte ich zu. Als betreuende Angehörige lag die Entscheidung allein bei mir. Eine Patientenverfügung gab es nicht, aber ich kannte den Willen meines Vaters soweit.
Er war seit Jahren dement, wurde lange zuhause versorgt. Als das nicht mehr zu schaffen war und auch mit Pflegedienst nicht ausreichend zu machen gewesen wäre, kam er ins Pflegeheim. Seine Demenz schritt dort weiter fort, und so ging bald auch gar kein Reden mehr mit ihm. Er dämmerte so dahin, war aber am Leben. Ansonsten war er für sein Alter gesund. Keine Herzschädigung, kein Diabetes, kein Übergewicht, kein Krebs, nichts dergleichen. Ohne Corona wäre es wohl über längere Zeit so weitergegangen, und so war es eben. Ich dachte öfter, daß er diese in sich zurückgezogene Phase womöglich für sich brauchte. Aber zurück zur Klinik:
Er bekam Antibiotika und Cortison um die Entzündungen (von der Lunge und später auch in den Nieren) zu bekämpfen, wie auch Ernährung und Wasser und zusätzlichen Sauerstoff zunächst über einen Nasenschlauch und später über eine Atemmaske. Kein Intubieren und keine ECMO. Mein Vater wurde menschenwürdig mit dem Nötigen versorgt, war in guten Händen. Kein Vergleich mit Covidkranken in Indien, die vorm Krankenhaus ohne jede ärztliche Versorgung jämmerlich verrecken. Und wer weiß, wieviele Unerfasste deutlich Ärmere irgendwo im Hinterland weltweit ohne jede Erleichterung diesen schlimmen Zustand ertragen müssen.
Um seine Qual zu lindern bekam er Morphium, wenn er unruhig wirkte, das heißt, wenn seine Atmung schnell wurde, er also akute Luftnot hatte. Er war durchgängig ohne Bewußtsein. Die Ärzte haben über die Wochen hin immer auf seinen sich verändernden Zustand reagiert und die Gaben darauf abgestimmt. Sie haben ihn also über Wochen behandelt, und als er eindeutig im Sterben lag, haben sie ihn mit Morphium versorgt rüberdämmern lassen, ihn damit aber nicht getötet. Mit dem Einschläfern eines kranken Haustieres beim Tierarzt kann man das nicht vergleichen. Da wird das Tier aktiv umgebracht, totgespritzt, nachdem es zuvor betäubt wurde.
Bei meinem Vater gab es eine Phase von einigen Tagen, wo es so aussah, als packe er es. Die Ärzte fanden es erstaunlich, wie lange er kämpfte, wie lange es dauerte. Dabei war er bis zuletzt hoch infektiös, also schwer vom Virus befallen. Und doch war nicht von vornherein klar, daß er sterben würde. Von den über 20 allein aus diesem Heim eingelieferten Covidfällen sind 10 gestorben. Die anderen haben es überlebt.
Corona ist kein Todesurteil für einen alten Menschen. Daß man ihm die strapaziöse Intensivmedizin ersparen möchte, er aber alles Nötige bekommt, ist für mich -nach ärztlicher Beratung- vertretbar. Ihm aber auch die normale Behandlung zu verwehren, ihn quasi verrecken zu lassen, das fänd ich nicht zu vertreten. Und ihn aktiv umzubringen erst recht nicht. Das wäre schlichtweg Mord an einer hilflosen Person.
Vielleicht ist manchen tatsächlich nicht bekannt, daß bei weitem nicht alle in den Krankenhäusern liegenden Coronapatienten alt sind oder ohnehin bereits krank. Im Gegenteil: sie werden immer jünger, und Alte mit Covid-19 werden (dank der Impfung) in den Kliniken immer weniger. Allen Ernstes zu sagen, man solle sich halt verabschieden und dem Virus seinen Lauf lassen, finde ich mehr als absurd. Da kann man nur froh sein, so jemandem nicht ausgeliefert zu sein, ob als Kind oder als sonstiger Angehöriger.
Angesichts der Corona-Pandemie bietet es sich an, über eine Patientenverfügung nachzudenken. Auch schon in jüngeren Jahren. Oder zumindest mit dem Lebenspartner darüber zu sprechen, damit man den Willen des Anderen kennt, wenn es denn schon nichts Schriftliches gibt. Anstecken kann sich schließlich Jeder, und die Erkrankung kann sehr schnell ernste Züge annehmen, so daß man froh ist, wenn solche Fragen geklärt sind.