Vielleicht noch ergänzend: Ich denke, dass bei der Corona-Thematik das Thema "Angst vor dem Tod" ganz groß im Raum stehen dürfte. Angst vor dem eigenen Tod, Angst vor dem Tod von geliebten Menschen.
Das Thema "Tod" ist in unserer Gesellschaft leider ein großes Tabu-Thema, und deshalb reagieren die Menschen auch so sensibel, wenn "der Tod drohen könnte".
Ich habe viel über Nahtoderfahrungen etc. gelesen. Ich habe mir Reportagen angeschaut, wie mit dem Tod in anderen Ländern umgegangen wird. Ist mit dem Tod wirklich alles zuende? Es gibt einige sehr schöne Reportagen dazu, eine davon ist z.B. "Winna - Weg der Seelen"
oder "Illusion Tod" von Johann Nepumuk Maier.
Vielleicht wäre es gut, wenn wir unsere Art und Weise, wie wir mit dem Thema "Tod" umgehen, überdenken würden. Statt Angst davor zu haben, einfach annehmen, dass es ihn gibt, und dass er zum Leben dazu gehört.
Was das Tabu-Thema Tod in unserer Gesellschaft betrifft, hast du leider absolut recht. Es wird oft versucht, so weit es geht dieses Thema auszulagern und abzuspalten.
Das bedeutet aber nicht, dass sich hier niemand mit dem Tod auseinandersetzen würde. Ich hatte beispielsweise vor einigen Jahren eine Phase, in der ich mich aus verschiedenen Umständen heraus mit der Sterblichkeit des Menschen, auch meiner eigenen, auseinandergesetzt habe.
Ich weiß ebenfalls, dass es mit dem physischen Tod hier nicht für uns zuende ist. Das weiß ich wirklich und glaube es nicht nur. Auch aufgrund von eigenen Erfahrungen.
Auch das ist also irgendwie eine (hier schon öfters gelesene) Unterstellung, dass wer Corona ernst nimmt, den Tod lieber negieren möchte.
Es gibt auch Maßnahmen in der Medizin, die ich überhaupt nicht gutheiße und die nur ein qualvolles Siechtum verursachen, mehr nicht.
Aber: Wenn man allzu leger damit umgeht, dann hätten wir ja gar keine medizinischen Fortschritte zu verzeichnen.
Wir müssten uns immer noch - wie mein Urgroßvater - selber mit einer Zange und ohne Betäubung vereiterte Backenzähne ziehen. Wir würden an Blinddarmentzündungen sterben.
Wir würden von zahlreichen Erkrankungen dahin gerafft werden und hätten eine Lebenserwartung wie die früheren Menschen. Operationen mit der Holzhammermethode.
Ich bin also dankbar für die Fortschritte in der Medizin, dankbar dafür dass Menschen forschen und versuchen, unsere Lebensbedingungen zu verbessern.
Wenn man Leben retten kann, sollte man es tun, oder?
Und es ist auch grausam, seine Angehörigen zu verlieren, ohne sich verabschieden zu dürften und nur noch dem Sarg hinterherzuwinken.
Manche haben gerade in einen Zeitraum von 2 Wochen ihre Eltern gleichzeitig verloren.
Der Tod gehört zum Leben, aber er ist nicht "Nichts". Das weiß jeder, der Menschen verloren hat, die er liebt.
Und die Spätfolgen, die sich einstellen können, und über die die Ärzte noch rätseln, sind auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ein Leben in chronischer Krankheit zu führen, ist eine wahnsinnige Belastung.
Von daher bin ich sehr zufrieden damit, dass hier so umsichtig damit umgegangen wurde. Viele Länder beneiden uns um unsere Zahlen, nur wir selber wissen sie anscheinend nicht zu schätzen.
Die beiden Fraktionen werden tatsächlich nicht auf einen Nenner kommen, weil die einen Corona als harmlos ansehen und die anderen es ernst nehmen.