Neee, den würd ich nicht unbedingt empfehlen, schau mal, was der alles anrichten kann:
Der Ursprung des Keuschheitsgurtes soll so um 1100-1300 gewesen sein, auch wenn es aus dieser Zeit keinen Beleg für einen derartigen Gürtel gibt, der für diesen Zweck bestimmt gewesen wäre. Ob nun Wahrheit oder Mythos, war für mich sekundär. Allein der Gedanke faszinierte mich, daß es eine Fessel geben muß, die einem die Keuschheit aufzwingt und die einem die Selbstbestimmung aus der Hand nimmt und die totale Abhängigkeit beschließt. Nüchtern und sachlich betrachtet, kann der historische Eisengürtel, der im Mittelalter ausschließlich dem weiblichen Geschlecht vorbehalten war, nicht das erfüllen, was unseren heutigen SM-Ansprüchen (?) genügen soll. Rostiges Eisen, mittelalterliche Fertigungsmethoden und die - nach meinen heutigen Erfahrungen - unrealistischen Zeiträume der Verschlossenheit, stellen den mittelalterlichen Keuschheitsgurt eher in das Licht des Mythos oder eines unheimlich qualvollen Folterinstrumentes, als daß er als ein tragbares, beschützendes Gerät erscheint. Dies bestätigen auch einige Berichte und sachliche Überlegungen, nach denen eine mit rostigem Eisen eng umgürtete Dame (es gab noch keinen hygienischen Stahl) sicher nicht lange Zeit schadlos überstanden hätte. Man denke nur an die Monatsblutung der Frau oder an die hygienischen Gefahren des Wundscheuerns und der Infektionen, Blutvergiftungen und Ungezieferbefall, die durch den unlösbaren, eisernen Gurt hervorgerufen worden wären. Diese Gefahren hätten für den nach Monaten zurückkehrenden Ritter sicherlich keine heiße und sehnsüchtige Braut erwarten lassen.
Einleuchtender und - meines Erachtens nachvollziehbarer - sind auch Erklärungen, die den Keuschheitsgurt als Folterinstrument in der Strafjustiz beschreiben, um von der Delinquentin Geständnisse zu erpressen, oder ihn als Strafmaßnahme bei Ehebruch darstellen. (Wer einmal einen Keuschheitsgurt angelegt bekommen hat, der wird diese Beschreibung ebenfalls bestens nachvollziehen können).
Andere Erklärungen für seinen Ursprung wären folgende: gebraucht als Zuchtinstrument in Nonnenklöstern, oder als medizinisches Gerät, um Onanie zu verhindern, die damals für die Entstehung verschiedener Krankheiten verantwortlich gemacht wurde.
Weitere Überlieferungen schreiben den Ursprung des Keuschheitsgurtes dem letzten Tyrannen von Padua (Francesco Carra) zu, der den Gürtel um 1395 erfunden und eingeführt haben soll, also in der Zeit der italienischen Frührenaissance.
Wieder andere Darstellungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert besagen, daß die Damen der Gesellschaft in Italien, vor allem die Florentinerinnen, diesen von Gold- und Silberschmieden hergestellten, kunstvoll gearbeiteten Gürtel getragen haben. Daher auch das Synonym: der Florentiner Gürtel. Es scheint jedoch sicher zu sein, daß der Keuschheitsgürtel ein teurer handwerklicher Gegenstand war, der nur in den Händen der fürstlichen und adeligen und vielleicht der großbürgerlichen Oberschicht war.
In einer Sammlung von Anekdoten, überschrieben "Die Gespräche der Aloisia Sigea", werden die Sitten und Unsitten der zeitgenössischen Gesellschaft beschrieben. Sie enthält auch die Beschreibung eines KG: "Das goldene Gitterchen hängt an vier Stahlketten, die mit Seidensamt überzogen und kunstvoll an einem Gürtel von demselben Metall befestigt sind. Zwei dieser Kettchen sind vorne, zwei hinten an dem Gitterwerk angebracht und halten es von beiden Seiten fest. Hinten über den Hüften ist der Gürtel mittels eines Schlosses verschlossen, zu dessen Öffnung ein ganz kleiner Schlüssel dient. Das Gitter ist etwa sechs Zoll hoch und drei Zoll breit und reicht vom Damm bis zum oberen Rand der äußeren Schamlippen. Es bedeckt den ganzen Körperteil zwischen den Schenkeln und dem Unterleib. Es ist unmöglich, auch nur eine Fingerspitze hindurchzustecken.
Eine völlig untypische, aber durchaus glaubwürdige Erklärung fand ich in der Zeitschrift der Gesellschaft für historische Waffen und Kostümkunde, in der die Autorin beschreibt, daß es sich bei dem Keuschheitsgurt wahrscheinlich um ein Gerät sexueller Perversion handelt, und erklärt dazu: "Daß es auch bei unseren Vorfahren in der damaligen Zeit schon sadistische und masochistische Neigungen gab, können wir sogar kirchliche Kunst, z.B. manche Darstellung der Passion Jesu oder den Heiligenlegenden, entnehmen. Wir können also den Menschen der damaligen Zeit durchaus zutrauen, daß sie sich heimlich Gelegenheiten für besondere Bedürfnisse verschafften - und daß sie die angeblichen Keuschheitsgürtel dann auch gelegentlich als Rennomierstück benutzten. - Wieso eigentlich nicht? Dies kann ja auch erklären, daß historische Abbildungen und Funde den Keuschheitsgurt mit sorgsam verzierten Ornamenten, und als mit Samt und Seide gefütterten Eisengürtel zeigen. Wieso sollte unsere SM-Neigung nicht älter sein, als wir uns zugestehen wollen? Und sind wir nicht heute noch an der Ästhetik und an fesselndem Körperschmuck für uns und unsere leidvoll gefesselten Sklaven interessiert? Egal, welcher Darstellung für den Ursprung des Keuschheitsgürtels man Glauben schenken will: Fest steht, daß es noch heute einige Kunstschmiede gibt, die dieses vortreffliche Handwerk mit großer Lust ausführen. Auf was bei der Anfertigung dieses wahrhaft teuflischen Instrumentes geachtet werden soll und welche qualvollen Leiden der (oder die?) Träger(in) erdulden muß, möchte ich mit meinem Erfahrungsbericht erläutern.
Quälende Fragen begleiteten mich bereits, als ich mich entschloß, mir dieses stählerne Band der Venus anpassen zu lassen. Wird der Keuschheitsgürtel unter der Tageskleidung unbemerkt tragbar sein? Wird er verräterische Konturen zeigen, so daß meine (heimliche) Neigung erkannt werden könnte? Wie stark wird mich der stählerne Gürtel beim Gehen, Sitzen, im täglichen Leben behindern? Wie sieht es mit der Hygiene aus? Wie lange wird er wohl verschlossen bleiben können? Wie wird das große und kleine Geschäft während der Verschlossenheit funktionieren? Wie qualvoll wird es sein, wenn die sexuellen Gelüste nicht mehr erfüllt werden können? - Fragen über Fragen, die ich heute - aus eigener Erfahrung - beantworten kann.