Bezahlte oder ehrenamtliche Trolle im Internet?

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Weißt du kulli, ich habe ein grundsätzliches Problem mit diesem Drang, andere Menschen unbedingt heilen zu müssen.
Was ist das und was treibt euch?
Ich möchte das wirklich einmal verstehen können.

Es gibt so viele Berufe, deren Grundlagen jeder akzeptiert und kein Mensch anzweifeln würde. Egal, ob es der KFZ Mechaniker, der Elektriker, der Techniker, Statiker, Klempner, Wirtschaftsfachmensch, Bankmensch usw. ist. Sie alle arbeiten mit dem Wissen, das sie während ihrer Ausbildung erlernt und vielleicht später noch spezialisiert haben.

Wenn ich mein Auto in die Werkstatt bringe, vertraue ich dem Mechaniker indirekt mein Leben an. Und wenn ich einen Elektriker brauche, vertraue ich ihm ebenso mein Leben an.

Das sind Berufe und Tätigkeiten, von denen ich keine Ahnung habe und deswegen die Autorität dieser Fachkräfte akzeptieren muss. Ich käme niemals auf die Idee, diese Autorität anzuzweifeln, nur weil zB der Mechaniker aus meinem älteren Auto keinen nagelneuen Flitzer machen kann.

Oder würdest du so einen Mechaniker als Pfuscher bezeichnen? Oder ihm sagen, wie er seine Arbeit richtig machen soll?

Wenn ich jetzt den Bogen zu einem Mediziner spanne und lese, wie grad bei Gesundheitsthemen jeder glaubt, mehr zu wissen als ein Mensch, der mind. 10 Jahre studiert hat, um sein Fachwissen zu erlangen, bleibt mir manchmal wirklich die Luft weg.
Einer kann gesund beten, der nächste kann die Hand auflegen, andere wiederum messen irgendwelche Armlängen, der 4. oder 97. arbeitet mit heißer Luft....und alle haben gemeinsam, dass sie glauben, auf diese Art etwas zu erfahren, was dem Arzt verborgen bleibt und sie deswegen - im Vergleich zum nichtswissenden Arzt - besser und geeigneter für den Heilberuf sind. An den passenden Mittelchen mangelt es ja auch nicht.

Ich frage mich, warum diese Wunderwuzzis nicht Medizin studiert und gleichzeitig die besonderen Gaben perfektioniert haben, um wirklich nah am kranken Menschen zu sein. Dann ginge Wissen und Gabe Hand in Hand, genau so wie es immer gefordert wird.

Da aber die meisten dieser Nichtmediziner im medizinischen Bereich die gleichen Laien sind wie ich, frage ich mich, was sie dazu treibt. Die meisten haben ja nicht einmal einen erlernten Beruf oder eine Ausbildung, der auch nur annähernd dem Heilberuf nahe kommt.

Warum stürzen sich diese Menschen gerade auf Gesundheitsthemen und nicht zB. auf Technik?
Es gibt so viele Dinge, die erfunden werden müssen und mit ein bisserl techn. Verständnis und Hintergrundwissen wäre das machbar.

Dein Beitrag hat viel Richtiges, aber leider auch viel Falsches.

In der Esoteerik regiert sehr oft das "Helferesyndrom". Im Wesentlichen eine Projektion der Versorgerrolle, die halt in der früher hauptsächlich weiblich dominierten Esoterik sehr stark vertreten ist und sehr viel zu diversen Einstellungen beigetragen hat.

In jedem Beruf gibt es Menschen, die einfach einen Job machen, mit mehr oder weniger Interesse und daraus folgend auch mehr oder weniger guten Kenntnissen. Und es es gibt die Menschen, die das Ganze als Lebensaufgabe sehen, ihre Berufung leben und dadurch wirklich gut werden.

Die andere Facette ist das Interesse am Menschen. Ich kann fachlich noch so gut sein, so lange ich mich nicht für meinen Kunden interessiere, disem nicht mit Wertschätzung begenen kann, nicht den Wünschen des Kunden folge sondern nur meinen eigenen Intentionen, so lange werde ich vom Kunden negativ wahrgnommen werden.

Und genau das ist - nicht nur aber halt sehr auffällig - in der Medizin der Fall. Der Mediziner bekommt ja neben seiner fachlichen Ausbildung auch eine Ausbildung in der Führung einer Praxis im Rahmen unseres Sozialsystems. Und daraus ergeben sich Regeln, z.B. dass um die Praxis kostendeckend zu führen ein Umsatz von etwa 160-200€/h notwendig ist. Das bedeutet bei einem Kostenersatz von etwa 20€/Patient, dass ich in der Stunde 8-10 Patienten machen muss, bzw. ich eben für eine Patienten nur etwa 6-7,5 Minuten Zeit habe.
Und dann gibt's halt die Ärzte die unsicher sind oder dumm sind, und sich sklavisch an solche Regeln halten, und die sich dann auch in wichtigen Fällen - so wie es mir gegangen ist (nach 10 Minuten hinauskomplimenetirt, weil das Besprechen der Befunde zu lange gedauert hat) - nicht mehr Zeit nehmen. Und damit grob gegen Patientenrechte verstoßen - von der Wertschätzung, die man sich als Mensch erwarten würde mal ganz abgesehen.

Kritisieren kann man immer dann, wenn es auf menschlicher Ebene nicht passt, oder wenn man eben oft nur verarscht wird, die Unkenntnis oder das Desintresse oder Inkomptenz schon durchsieht, und trotzdem zum zigsten Mal irgendwo im Kreis geschickt wird.
Du hast mit einem Handwerker verglichen. Und selbst jeder Laie kann einen Handwerker auf Grund seiner Leistung beurteilen ... nämlich dann, wenn das was er tut auch nachher funktioniert.
 
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Klar ist das Heilung, wenn Ärzte etwas machen, was der Körper selber nicht kann oder nicht so schnell kann, und man danach gesund ist.

Bei manchen Krankheiten bleibt nur Symptombekämpfung und die ist immer noch besser, als daß der Patient leidet oder stirbt. Die Medizin entwickelt sich ständig weiter und es wird auch an Krankheiten geforscht, die man jetzt noch nicht heilen kann.

Nicht ganz richtig. Die Medizin entwickelt sich ständig weiter, das ist richtig. Aber es existieren eben neben der Medizin auch noch andere Methoden, die sinnvoll angewendet tatsächliche Heilung versprechen. Und diese werden von der Schulmedizin oft mit sehr fadenscheinigen Argumenten unterdrückt ... und daher Menschen nicht geheilt obwohl das möglich wäre.

Bei hohem Blutdruck und hohem Cholesterin kann man was machen, wenn es von belastender Lebensweise kommt, aber da kann der Arzt auch nur Tipps und Empfehlungen geben, machen muß es der Patient selber, kein Arzt kann einen Patient zu Sport oder gesundem Essen oder Entspannung zwingen.

Das Sozialsystem ist ein eigenes Thema, da gehört sicher viel verbessert, aber trotzdem haben wir hier eines der besten der Welt.

Na ja, das Sozialsystem ist hier schon sehr eng verflochten. Zum Einen wird hier sehr oft Geld unnötig hinausgeschmissen, das nicht notwendig ist, was dann andererseits für sinnvoll Behandlungen fehlt. Andererseits fördert es natürlich auch eine Kultur billiger "Pulverlmedizin", die eher der Symptomunterdrückung als der echten Heilung dient. Ob jetzt 20 Jahre Blutdruckpulver billiger sind als ein Mal die Ursache für den Blutdruck zu heilen, lasse ich mal dahingestellt.
 
ABer eben nicht global und was nicht weg ist kann eben wiederkegren. Die Pocken, entgegen deiner Aussage sind aber weg, abgesehen von Rest in einigen Laboren, die man hat um wieder Impfstoff generieren zu können.

Hat man überall gesucht, wo sich das Virus versteckt halten kann ;)?
Es hat meines Wissens schon einige Viren gegeben, die sich in Tierpopulationen halten konnten und über Mücken wieder auf Menschen übertragen wurden. Ob das bei Pocken möglich ist, wäre zu betrachten.
 
Das stimmt nicht. Niemand wird aaus fadenscheinigen Gründen auf eine sinnvolle Behandlng verzichten. Warum auch? Wäre doch Quatsch.

Genau das ist es. Die Krux liegt darin: eine immer stärker werdende alternative Gemeinde entwickelt immer mehr neue und oft sehr sinnvolle Behandlungsmethoden. Nun möchte die "Schulmedizin", dass ihr die Wirksamkeit dieser Methoden nachgewisen wird. So lange dieser Nachweis nicht geführt wird - an dem weder die Medizin noch die Esotrik Intresse hat - werden den Menschen sinnvolle Behandlungsmethoden vorenthalten.
Das gleiche Spielchen passiert sogar innerhalb der Medizin, z.B. zwischen Neurologie und Psychotherapie.
 
Andererseits fördert es natürlich auch eine Kultur billiger "Pulverlmedizin", die eher der Symptomunterdrückung als der echten Heilung dient. Ob jetzt 20 Jahre Blutdruckpulver billiger sind als ein Mal die Ursache für den Blutdruck zu heilen, lasse ich mal dahingestellt.

Die Pharmaindustrie funktioniert im Wesentlichen wie jede andere Industrie auch: Sie deckt mit ihrem Angebot eine Nachfrage, und sorgt mit cleveren Werbestrategien dafür, dass die Nachfrage entsteht.
Der Kunde will nicht 20 Jahre Diät halten, Sport betreiben und auf Alkohol und Zigaretten verzichten um seinen Blutdruck unter Kontrolle zu halten. Er will weitermachen wie bisher - wirft sich stattdessen einfach eine Pille ein - und nennt es Lebensqualität.
 
Weißt du kulli, ich habe ein grundsätzliches Problem mit diesem Drang, andere Menschen unbedingt heilen zu müssen.
Was ist das und was treibt euch?
Ich möchte das wirklich einmal verstehen können.

Es gibt so viele Berufe, deren Grundlagen jeder akzeptiert und kein Mensch anzweifeln würde. Egal, ob es der KFZ Mechaniker, der Elektriker, der Techniker, Statiker, Klempner, Wirtschaftsfachmensch, Bankmensch usw. ist. Sie alle arbeiten mit dem Wissen, das sie während ihrer Ausbildung erlernt und vielleicht später noch spezialisiert haben.

Wenn ich mein Auto in die Werkstatt bringe, vertraue ich dem Mechaniker indirekt mein Leben an. Und wenn ich einen Elektriker brauche, vertraue ich ihm ebenso mein Leben an.

Das sind Berufe und Tätigkeiten, von denen ich keine Ahnung habe und deswegen die Autorität dieser Fachkräfte akzeptieren muss. Ich käme niemals auf die Idee, diese Autorität anzuzweifeln, nur weil zB der Mechaniker aus meinem älteren Auto keinen nagelneuen Flitzer machen kann.

Oder würdest du so einen Mechaniker als Pfuscher bezeichnen? Oder ihm sagen, wie er seine Arbeit richtig machen soll?

Wenn ich jetzt den Bogen zu einem Mediziner spanne und lese, wie grad bei Gesundheitsthemen jeder glaubt, mehr zu wissen als ein Mensch, der mind. 10 Jahre studiert hat, um sein Fachwissen zu erlangen, bleibt mir manchmal wirklich die Luft weg.
Einer kann gesund beten, der nächste kann die Hand auflegen, andere wiederum messen irgendwelche Armlängen, der 4. oder 97. arbeitet mit heißer Luft....und alle haben gemeinsam, dass sie glauben, auf diese Art etwas zu erfahren, was dem Arzt verborgen bleibt und sie deswegen - im Vergleich zum nichtswissenden Arzt - besser und geeigneter für den Heilberuf sind. An den passenden Mittelchen mangelt es ja auch nicht.

Ich frage mich, warum diese Wunderwuzzis nicht Medizin studiert und gleichzeitig die besonderen Gaben perfektioniert haben, um wirklich nah am kranken Menschen zu sein. Dann ginge Wissen und Gabe Hand in Hand, genau so wie es immer gefordert wird.

Da aber die meisten dieser Nichtmediziner im medizinischen Bereich die gleichen Laien sind wie ich, frage ich mich, was sie dazu treibt. Die meisten haben ja nicht einmal einen erlernten Beruf oder eine Ausbildung, der auch nur annähernd dem Heilberuf nahe kommt. Dh., es fehlt schon am Basiswissen ....

Warum stürzen sich diese Menschen gerade auf Gesundheitsthemen und nicht zB. auf Technik?
Es gibt so viele Dinge, die erfunden werden müssen und mit ein bisserl techn. Verständnis und Hintergrundwissen wäre das machbar.

Das rahm ich mal!
 
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Aber es existieren eben neben der Medizin auch noch andere Methoden, die sinnvoll angewendet tatsächliche Heilung versprechen. Und diese werden von der Schulmedizin oft mit sehr fadenscheinigen Argumenten unterdrückt ...

Die Schulmedizin (ich mag das Wort, ich werde gern von jemandem behandelt, der sein Wissen in einer Schule gelernt hat) ... beinhaltet auch naturheilhundliche Verfahren.

Und ich bin froh, dass sie nicht alle "andere Methoden" beinhaltet, sondern nur die, die auch medizinisch sinnvoll sind. Es wäre fatal, wenn die Schulmedizin jeden Firlefanz mitmachen würde.
 
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