Was genau ist Bewusstsein?
Ist es eine Funktion des Verstandes?
Also ich werde mir einer Sinneserfahrung bewusst, distanziere mich von der Erfahrung indem ich mich als den Erfahrenden erkenne? Ist das der Prozess des Bewusstwerdens? Etwas reflexifes?
In der Meditation wird von Bewusstsein als eigenständiger Qualität gesprochen. Ist das ebenfalls ein rückbezügliches Gewahrsein dessen was mir geschieht?
Es gibt zwei Arten: Bewusstsein, dass einfach sich selbst ist und Bewusstsein, dass etwas distanziert von sich auffasst. Beide sind zusammen, wie Himmel und Bläue des Himmels, aber wenn das letztere dominant auftritt, stellt sich - meist vorübergehend - das Gefühl ein, es gäbe ein Zentrum im Bewusstsein, aus dem heraus alles aufgenommen wird, während das erstere, das Bewusstsein als sich selbst, überhaupt kein Wahrnehmungsobjekt hat als eben sich selbst. Das distanzierte Bewusstsein erzeugt, vielleicht um die Distanz zwischen sich selbst und seiner Wahrnehmungen zu überwinden in einem schöpfereischen Prozess eine Erzählung, die aus einem Frage-Antwort-Dialog besteht und so eine Geschichte seiner Herkunft, Funktion und seines Sinns erzeugt. Das Bewusstsein als sich selbst erzeugt gar nichts, ist nicht schöpferisch, nicht fragend, nicht antwortend, nicht erzählend, überhaupt ohne jede Eigenschaft. Die Natur von Bewusstsein ist Klarheit.
Es ist vergleichbar mit dem Regen. Wenn es regnet so regnet es einfach. Das ist ganz klar. Stellt sich aber ein Bewusstsein von Regnen ein als etwas, dass dem Bewusstsein widerfährt, entsteht eine komplexe Distanz und damit eine Erzählung: ich sehe, es regnet, ich werde nass, ich brauche einen Schirm, das Wetter ist schlecht, der Regen ist gut für die Landwirtschaft, gestern war besseres Wetter, hier regnet es oft, dort regnet es weniger, zum Glück regnet es, es regnet ja so oft, es regnet hier zu wenig usw. Obwohl es an und für sich einfach nur regnet, fügt das distanzierte Bewusstsein dem Regen noch zusätzliche Bedeutungen hinzu, das ist die Schöpfung.
Zur Frage der Entstehung von Bewusstsein kann man eine analoge Antwort finden, wie oben. Bewusstsein entsteht eigentlich nicht, die Idee einer Entstehung braucht ja schon eine Differenz zwischen Sein und Nicht-Sein, die das Bewusstsein selbst erfindet, indem es sich bewegt. Wenn es sich scheinbar bewegt, erzeugt es eine Distanz und eine Geschichte.Dann scheint es so, als habe Bewusstsein eine Entstehung, komme von irgenendwo her, gehe irgendwo hin, bewege sich also. Wie es dazu kommt, dass Bewusstsein eine Auffassung von Dingen ausserhalb seiner selbst hat bleibt ein Rätsel deshalb, weil diese Bewusstseinsbewegung selbst ja schon das Ergebnis einer Bewegung ist, die nicht weiter zurückverfolgt werden kann, ausser durch weitere Bewusstseinbewegungen, das ist Denken, Fantasie. Es ist ganz so wie ein Traum, von dem auch nicht zu sagen ist, woher er kommt und wie er ausgeht. Wohin geht ein Traum, wenn er vorbei ist und woher kommt er, wenn er beginnt?