Bewusstsein - Bewusstheit

  • Ersteller Ersteller Zimtgeflüster
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Religion bedeutet, das eigene Leben völlig frisch und neu zu leben, ohne sich von irgendetwas an der Leine herumführen zu lassen.
Nein, das bedeutet es nicht. Ich persönlich benötige weder eine bestimmte Religion, noch Politik noch Menschen, ja nicht einmal Gott, um mir meine eigene Meinung zu bilden und danach dementsprechend zu handeln. Gott würde das wahre Schöpferkraft nennen.
 
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wie kann man denn die buddhistischen götter verstehen? also wenn nichts eine eigene essenz hat, kann es ja keinen gott geben, mit dem ICH verbunden sein kann, eben weil ja kein eigenes ICH unabhängig besteht.

wie kann es dann auch karma und wiedergeburt geben? das setzt ja dann doch wieder eine unabhängige essenz, seele oder so etwas, voraus.

ist das nicht alles ein widerspruch in sich?
 
wie kann man denn die buddhistischen götter verstehen? also wenn nichts eine eigene essenz hat, kann es ja keinen gott geben, mit dem ICH verbunden sein kann, eben weil ja kein eigenes ICH unabhängig besteht.
Genau so werden die buddhistischen Götter verstanden.
wie kann es dann auch karma und wiedergeburt geben? das setzt ja dann doch wieder eine unabhängige essenz, seele oder so etwas, voraus.

ist das nicht alles ein widerspruch in sich?
Darüber streiten sich die Leute auch schon lange. Die meisten Buddhisten in Asien empfinden das nicht als Widerspruch. Was reinkarniert, ist sozusagen ohne "Ich", also quasi einfach ein karmischer Impuls.
 
wie kann man denn die buddhistischen götter verstehen? also wenn nichts eine eigene essenz hat, kann es ja keinen gott geben, mit dem ICH verbunden sein kann, eben weil ja kein eigenes ICH unabhängig besteht.

wie kann es dann auch karma und wiedergeburt geben? das setzt ja dann doch wieder eine unabhängige essenz, seele oder so etwas, voraus.

ist das nicht alles ein widerspruch in sich?
Liebes Zimtgeflüster,

die buddhistischen Götter bauen auf die alten Religionen Indiens auf, wobei sich die Wiedergeburt mit einer Seelenwanderung verbindet. Die Seele wird dabei als das Ich eines Menschen gesehen (Vitalseele), so wie das auch im Judentum der Fall ist.

Nach dem Tod eines Menschen wird diese „Seele“ zu einem Nichts, wobei sie keine Konstante ohne Wert darstellt, sondern eine komplexe Variable. Fehler in dieser Variable Karma führen dann zu dessen Behebung in einem weiteren beliebigen Dasein eines Wesens. Die Götter leben dort zwar im Himmel, sind jedoch in diesen Kreislauf mit eingebunden.

Ich denke, dass hinter den Göttern der Buddhisten die unauslöschbare Sehnsucht der Menschen nach einem übersinnlichen Beistand steckt. Auf diese Weise fanden dann auch in der christlichen Lehre die vielen kleinen Götter und Göttinnen wieder ihren Einlass durch die Hintertür. Wenn der Abstand zum göttlichen zu groß wird, sucht man sich halt einen anderen Fürsprecher, dem man sich anvertrauen kann.


Merlin
 
wie kann man denn die buddhistischen götter verstehen? also wenn nichts eine eigene essenz hat, kann es ja keinen gott geben, mit dem ICH verbunden sein kann, eben weil ja kein eigenes ICH unabhängig besteht.

wie kann es dann auch karma und wiedergeburt geben? das setzt ja dann doch wieder eine unabhängige essenz, seele oder so etwas, voraus.

ist das nicht alles ein widerspruch in sich?

Deine Fragen sind richtig gut. Ich denke das du mit genau diesen Fragen auf dem richtigen Weg bist zu dir.
Zu dir ? Ja, zu dir, du musst es ja nicht "Ich" nennen, versuche es einfachmal als wahrnehmende Instanz zu sehen. Aber sei wachsam und lass dich nicht vom Verstand, dem Denken täuschen, dass wäre dann wirklich das doofe Ich, also das Ego. Wahrnehmen, imo, geht nur ohne Denken.
Diese ganzen -ismen, ach da sollte man auch gesunde Kritik gegenüber haben;),
da gibt es dieses Nicht-selbst, oder nicht-ich im Buddhismus (anatta?), aber m. E. gibt es doch immer diese wahrnehmende Instanz.
Ohne die gehts nicht, wie du ja selber gemerkt hast
lg
 
Was genau ist Bewusstsein?
Ist es eine Funktion des Verstandes?

Also ich werde mir einer Sinneserfahrung bewusst, distanziere mich von der Erfahrung indem ich mich als den Erfahrenden erkenne? Ist das der Prozess des Bewusstwerdens? Etwas reflexifes?

In der Meditation wird von Bewusstsein als eigenständiger Qualität gesprochen. Ist das ebenfalls ein rückbezügliches Gewahrsein dessen was mir geschieht?

Es gibt zwei Arten: Bewusstsein, dass einfach sich selbst ist und Bewusstsein, dass etwas distanziert von sich auffasst. Beide sind zusammen, wie Himmel und Bläue des Himmels, aber wenn das letztere dominant auftritt, stellt sich - meist vorübergehend - das Gefühl ein, es gäbe ein Zentrum im Bewusstsein, aus dem heraus alles aufgenommen wird, während das erstere, das Bewusstsein als sich selbst, überhaupt kein Wahrnehmungsobjekt hat als eben sich selbst. Das distanzierte Bewusstsein erzeugt, vielleicht um die Distanz zwischen sich selbst und seiner Wahrnehmungen zu überwinden in einem schöpfereischen Prozess eine Erzählung, die aus einem Frage-Antwort-Dialog besteht und so eine Geschichte seiner Herkunft, Funktion und seines Sinns erzeugt. Das Bewusstsein als sich selbst erzeugt gar nichts, ist nicht schöpferisch, nicht fragend, nicht antwortend, nicht erzählend, überhaupt ohne jede Eigenschaft. Die Natur von Bewusstsein ist Klarheit.

Es ist vergleichbar mit dem Regen. Wenn es regnet so regnet es einfach. Das ist ganz klar. Stellt sich aber ein Bewusstsein von Regnen ein als etwas, dass dem Bewusstsein widerfährt, entsteht eine komplexe Distanz und damit eine Erzählung: ich sehe, es regnet, ich werde nass, ich brauche einen Schirm, das Wetter ist schlecht, der Regen ist gut für die Landwirtschaft, gestern war besseres Wetter, hier regnet es oft, dort regnet es weniger, zum Glück regnet es, es regnet ja so oft, es regnet hier zu wenig usw. Obwohl es an und für sich einfach nur regnet, fügt das distanzierte Bewusstsein dem Regen noch zusätzliche Bedeutungen hinzu, das ist die Schöpfung.

Zur Frage der Entstehung von Bewusstsein kann man eine analoge Antwort finden, wie oben. Bewusstsein entsteht eigentlich nicht, die Idee einer Entstehung braucht ja schon eine Differenz zwischen Sein und Nicht-Sein, die das Bewusstsein selbst erfindet, indem es sich bewegt. Wenn es sich scheinbar bewegt, erzeugt es eine Distanz und eine Geschichte.Dann scheint es so, als habe Bewusstsein eine Entstehung, komme von irgenendwo her, gehe irgendwo hin, bewege sich also. Wie es dazu kommt, dass Bewusstsein eine Auffassung von Dingen ausserhalb seiner selbst hat bleibt ein Rätsel deshalb, weil diese Bewusstseinsbewegung selbst ja schon das Ergebnis einer Bewegung ist, die nicht weiter zurückverfolgt werden kann, ausser durch weitere Bewusstseinbewegungen, das ist Denken, Fantasie. Es ist ganz so wie ein Traum, von dem auch nicht zu sagen ist, woher er kommt und wie er ausgeht. Wohin geht ein Traum, wenn er vorbei ist und woher kommt er, wenn er beginnt?
 
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Liebes Zimtgeflüster,

die buddhistischen Götter bauen auf die alten Religionen Indiens auf, wobei sich die Wiedergeburt mit einer Seelenwanderung verbindet. Die Seele wird dabei als das Ich eines Menschen gesehen (Vitalseele), so wie das auch im Judentum der Fall ist.

Nach dem Tod eines Menschen wird diese „Seele“ zu einem Nichts, wobei sie keine Konstante ohne Wert darstellt, sondern eine komplexe Variable. Fehler in dieser Variable Karma führen dann zu dessen Behebung in einem weiteren beliebigen Dasein eines Wesens. Die Götter leben dort zwar im Himmel, sind jedoch in diesen Kreislauf mit eingebunden.

Ich denke, dass hinter den Göttern der Buddhisten die unauslöschbare Sehnsucht der Menschen nach einem übersinnlichen Beistand steckt. Auf diese Weise fanden dann auch in der christlichen Lehre die vielen kleinen Götter und Göttinnen wieder ihren Einlass durch die Hintertür. Wenn der Abstand zum göttlichen zu groß wird, sucht man sich halt einen anderen Fürsprecher, dem man sich anvertrauen kann.


Merlin


danke für deine erklärungen !
das was du schreibst, klingt nach einem theorie-gebäude. alle religionen haben ihre theorien gebastelt. ich kann theorien innerlich nicht nachvollziehen, weil sie nicht überprüfbar sind. eine theorie bringt mich nicht weiter auf meinem weg, auch wenn sie richtungen anzeigen kann.
es gibt eigentlich so viele religionen, so viele unterschiedliche wahrnehmungen, theorien, erlebnisse, ansichten, bedürfnisse, wünsche, ... wie es menschen gibt.
vermutlich muss jeder seinen eigenen weg in seine eigene tiefe selbst finden. dabei sind theorien immer nur eine zeitlang hilfreich. was den einen weiterbringt, blockiert den anderen. wichtig ist wohl, sich von den eigenen (lebens-)erfahrungen bzw. lebensumständen leiten zu lassen.
wichtig scheint mir die anbindung an das tiefe selbst, an das SEIN, an etwas, das größer als das kleine willens-ICH erfahren wird und dem vertraut wird.

....man lässt sich auf die innere führung ein........und dort gibt es nur etwas individuelles, keine dogmen, keine allgemeingültige religion.

Deine Fragen sind richtig gut. Ich denke das du mit genau diesen Fragen auf dem richtigen Weg bist zu dir.
Zu dir ? Ja, zu dir, du musst es ja nicht "Ich" nennen, versuche es einfachmal als wahrnehmende Instanz zu sehen. Aber sei wachsam und lass dich nicht vom Verstand, dem Denken täuschen, dass wäre dann wirklich das doofe Ich, also das Ego. Wahrnehmen, imo, geht nur ohne Denken.
Diese ganzen -ismen, ach da sollte man auch gesunde Kritik gegenüber haben;),
da gibt es dieses Nicht-selbst, oder nicht-ich im Buddhismus (anatta?), aber m. E. gibt es doch immer diese wahrnehmende Instanz.
Ohne die gehts nicht, wie du ja selber gemerkt hast
lg

ja, und möglicherweise sind widersprüche nur im denken widersprüche. vielleicht sind sie das auf einer tieferen ebene gar nicht........
 
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