Aufstieg der Erde

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Verehrter Herr Johann (da muß ich schon Gleichberechtigung gelten lassen)

auch du hast mir aus der Seele gesprochen. Da erkenne ich mich wieder. Ich lasse es inzwischen sein, mir zu überlegen, ob ich mich festkette an einem Baum, aber natürlich greife ich immer ein, wo jemand (ein Lebewesen) direkt mißhandelt oder bedroht wird.

Du wirst mich seltener bei Demos finden, obwohl ich durchaus zu den langhaarigen Althippies gehöre. Eher bei den bissigen Leserbriefschreiberinnen. Aber vielleicht, nächstes Jahr an Ostern, schau ich mal, wo Demos sind und ob ich dich erkenne. Wir könnten ja beide eine Friedenstaube auf der Schulter tragen als Erkennungszeichen !

Also, auch dir vielen Dank und liebe Grüsse

Morgenwind
 
morgenwind schrieb:
Ich lasse es inzwischen sein, mir zu überlegen, ob ich mich festkette an einem Baum, aber natürlich greife ich immer ein, wo jemand (ein Lebewesen) direkt mißhandelt oder bedroht wird.
Hi Morgenwind,
kennst du das Buch "Die Botschaft der Baumfrau" von Julia Butterfly Hill?
Hast mich gerade an sie erinnert. Sie wohnte 738 Tage auf einem Mamutbaum (ohne einmal abzusteigen), weil sie nicht ertragen konnte, dass diese uralten Baumriesen gefällt werden sollten. Nach zwei (höchst tourbulenten) Jahren hatte sie die Behörden soweit... und sich selbst eine tiefe Transformation beschert.
Wenn es mir dann so einen Stich versetzt, habe ich Mühe, wieder klar zu sein.
Den Stich halte ich nicht für Emotion, sondern für Mitgefühl... Schmerz an sich ist für mich noch keine Emotion, sondern das, was emotional aus dem Schmerz gemacht wird. Natürlich stellt sich somit die alte Frage: Wie weit darf Empathie gehen, ohne selbstzerstörerisch zu wirken... Es würde genügen (z.B.) festzustellen: Das Wesen Baum hat Schmerzen und ich fühle den Impuls, dass ich mich für den Schutz von Bäumen einsetzten möchte... Wie Johann finde ich die Fähigkeit zur Gnade bedeutsam, wenn sie nicht zwanghaft, sondern aus freier Entscheidung und Einsicht stattfindet...
Nun, Meisterin der Worte, nehmt meinen Dank entgegen
Ähm, und von Personenkult bitte ich Abstand zu nehmen :D ...
Deine Art Fragen zu stellen regt meine Lust zu reflektieren an, that's all.
In sofern bedanke ich mich bei dir. :liebe1: Kali
 
morgenwind schrieb:
auch du hast mir aus der Seele gesprochen. Da erkenne ich mich wieder. Ich lasse es inzwischen sein, mir zu überlegen, ob ich mich festkette an einem Baum, aber natürlich greife ich immer ein, wo jemand (ein Lebewesen) direkt mißhandelt oder bedroht wird.
Du wirst mich seltener bei Demos finden, obwohl ich durchaus zu den langhaarigen Althippies gehöre. Eher bei den bissigen Leserbriefschreiberinnen. Aber vielleicht, nächstes Jahr an Ostern, schau ich mal, wo Demos sind und ob ich dich erkenne. Wir könnten ja beide eine Friedenstaube auf der Schulter tragen als Erkennungszeichen !
Althippies :zauberer1 Nun, die langen Haare sind bei mir aber schon erheblich ausgedünnt.
Na, dann erzähl ich da mal eine Geschichte (aber nur eine von den harmlosen - die anderen glaubt mir eh keiner). Ich war in meinem ganzen Leben nur auf einer einzigen Demo. Das war die erste Friedensdemo in Bonn. Und das auch nur weil ein Freund von mir extra aus Berlin dafür angereist war und bei mir übernachten wollte. Da hat der mich quasi mitgeschleppt. Das war recht lustig, aber ich habe gemerkt das das so in der Form völliger Quatsch ist und letztendlich nichts bringt. Tage später hörte ich dann in meiner Stammkneipe sich ein paar Kriegsdienstverweiger unterhalten was man alles so an Aktionen machen könne oder wollte. Da ist mir dann spontan einfach nur so eine Idee gekommen.
Am nächsten Tag bin ich zum nächsten Kreiswehrersatzamt gefahren und hab denen einfach meinen Wehrpaß zurückgebracht (Ich hatte einen war aber nie beim Bund - aber das ist eine andere Geschichte).
Ich habe nur erklärt das ich mich mit diesem Paß indirekt mit deren Machenschaften einverstanden erkläre, solange er sich in meinem Besitz befindet, obwohl er ja Eigentum der BRD ist. Diese blöden Gesichter waren einfach göttlich. Keiner wußte was mit diesem Paß anzufangen. Das ging bis zum Leiter der Behörde.
Es hieß dann einfach lapidar, dafür gäbe es aber keine Bestimmung. Ist nicht mein Problem, dann macht euch doch eine dafür. In anderen Bereichen geht das ja auch problemlos - war meine Antwort. Ich verweigere für die Zukunft jede erneute Annahme. Damit wolle ich nur zum Ausdruck bringen, das ich mich an euren Spielchen nicht beteiligen werden, und sie das in ihren Akten vermerken können. Da bräuche man keine Demonstranten mehr zu zählen, man könne dann direkt feststellen wer da mitmacht und wer nicht.
Abends hab ich das dann spaßhalber der Runde in der Kneipe erzählt, ohne mir groß was dabei zu denken. Für mich war das lediglich ein Spaß mit den Behörden und ich hatte gleichzeitig dieses Ding vom Hals. Damit war das für mich auch erledigt.
Das Ende von Lied war, das ein paar Tage später auf der Kölner-Domplatte eine Friedensdemo statt fand, indem die Leute aufgefordert wurden ihre Wehrpässe abzugeben oder ins Verteidigungsministerium zurückzuschicken.
Ich hab das dann nicht weiter verfolgt, aber das Ding ist damals durch die ganze BRD gegangen, und es sind Kistenweise die Pässe in der Bonner-Hardhöhe eingetroffen. Erst viel später wurde mir klar, was man mit so kleinen unscheinbaren Aktionen alles erreichen kann.
Nun - und das wird heute noch in meinen Akten vermerkt sein.

Mit der Friedenstaube mach ich mit - Unter dem Slogan :

Stellt euch vor es ist Frieden und alle machen mit
 
Liebe Kali,

das Buch habe ich natürlich mit Begeisterung gelesen, und ganz ehrlich, wenn ich gerade dazukäme wo man sich anschickt, einen ehrwürdigen alten Baumriesen abzusägen - ich wüßte nicht, was ich tue. Karma hin - Karma her - da wäre ich impulsiv. Ich weiß nicht, ich glaube, 2 Jahre würde ich hier in unserem Klima wohl nicht aushalten, versuchen würde ich auf jeden Fall, die Fällung zu verhindern. Natürlich geht es mir nicht nur um Bäume sondern um das Leben und sein Recht, zu leben.

Das Gesetz der Gnade, das Johann angesprochen hat, dazu habe ich mich schon länger durchgerungen, da mein Haß mich ja nicht weitergebracht hat.

Und keine Sorge um den Personenkult, ich war übermütig - mir gehts trotz allem super gut.:liebe1:

liebe Grüsse

Morgenwind
 
Hallo Satnaam,

tja, da kenn ich ein paar Leute, die ihren Wehrpaß damals tatsächlich weggeschickt haben. Ich fand die damals recht mutig und bewundernswert (da gab es noch keinen Zivildienst, oder?) und einige von denen landeten dann auch trotzdem bei der Bundeswehr. Aber nicht alle. Und du warst der "Urheber" - erstaunlich!

Weitere Geschichten wären durchaus nicht unangebracht, um es umständlich zu sagen!

Das mit dem Slogan wäre für mich auch völlig in Ordnung - ob mit oder ohne langem Haar - hauptsache Hippieklamotten:foto: oder zumindest eine John-Lennon-Brille. Bin dabei . Also nächstes Jahr an Ostern?:liebe1:

liebe Grüsse

Morgenwind
 
morgenwind schrieb:
Und keine Sorge um den Personenkult, ich war übermütig - mir gehts trotz allem super gut.:liebe1:
Vielleicht sollten wir dazu übergehen, das jeder der *Groupie* von jedem anderen wird. Dann wäre das doch überhaupt kein thema mehr. Jedenfalls für *uns*
 
morgenwind schrieb:
Das mit dem Slogan wäre für mich auch völlig in Ordnung - ob mit oder ohne langem Haar - hauptsache Hippieklamotten:foto: oder zumindest eine John-Lennon-Brille. Bin dabei . Also nächstes Jahr an Ostern?:liebe1:
Diese Ostermärsche sind doch nur noch leere Tradition.
Das ist für mich dasselbe, als wenn ein Pfarrer von der Kanzel das Vaterunser runterleiert, ohne selbst zu verstehen was er da eigentlich redet.
Ich denke die Zeiten sind vorbei, und heute sind andere Praktiken angesagt, die aber auf der gleichen Ursache und den entsprechenden Wirkungsmechanismen beruhen.
Früher habe ich sowas in jugendlicher Umbekümmerheit spontan impulsiv und ohne jeden Hintergrund durchgezogen.
Heute kann ich sowas gezielt in die Wege leiten, weil ich gelernt habe mit den entsprechenden Wirkungsmechanismen umzugehen.
 
satnaam schrieb:
man reagiert auf Gerüche spontan impulsiv ohne darauf einen direkten bewußten Einfluß zu haben.
Das wird schon so ausgenutzt, das diverse Düfte fein verteilt in großen Kaufhäusern in die Klimaanlagen eingeblasen werden, um die Kauflust anzuregen. Die Musik ist dabei nur die Ablenkung.
War gestern mal in einem Supermarkt, den ich meinen Lieblingssupermarkt nennen würde. Er fiel mir schon auf, wegen seiner ausgesprochen angenehmen Beleuchtung... nicht Neon, sondern ein wärmeres Licht, welches auch die Farben intensiviert. Also dort hab ich dann gestern mal geschnuppert und war entzückt von dem appetitlichen Geruch. Nun glaubt man zuerst, das käme von den Lebensmitteln... vielleicht ist das auch so. Doch ich verweilte etwas und versuchte, den Geruch zuzuordnen. Es roch sehr dezent nach Vanille... aber dergleichen Lebensmittel waren gar nicht in der Nähe... Ein Supermarkt, der die Sinne verwöhnt... :) Habe aber trotzdem nur gekauft, was ich brauchte, denn meine Fröhlichkeit artete nicht in Habgier aus...

@Morgenwind: Im Zusammenhang mit dem Schamanen gestern und deinen Bäumen und dem Schmerz, kam mir noch ein ganz besonderes Buch in den Sinn. Von Galsan Tschinak die Trilogie "Der blaue Himmel", "Die graue Erde" und "Der weiße Berg". Tschinak ist ein mongolischer Schamane, der die ersten Lebensjahre zunächst als Nomade in der kargen Steppe verbrachte, dann in eine leninistisch indoktrinierte Schule kam und später durch ein Stipendium in der Ex-DDR studierte. (Hab mal ein Interview mit ihm gehört- so bin ich auf ihn gekommen- da sagte er, dass er täglich um vier Uhr aufsteht und dann jeweils eine Gedenkminute vor den Portraits von Goethe und von Beethoven einhält, die er für große Schamanen hält) Also Tschinak schilderte in seinen Büchern ganz ergreifend seine Jugend. Auch seinen großen Schmerz, als man alte Bäume fällte, weil er sie fühlte und deren Geist. Und wie er unter größter Gefahr seine schamanische Weisheit und Fähigkeiten einsetzt, die unter dem russischen Regime als Aberglaube verpönt und unter höchster Strafandrohung verboten sind...
Gelle Satnaam, und was du inzwischen vermagst, lässt sich in den selben Zusammenhang stellen, nämlich die tiefere Kenntnis der wirkenden Kräfte...

LG Kalihan
 
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satnaam schrieb:
Diese Ostermärsche sind doch nur noch leere Tradition.
Das ist für mich dasselbe, als wenn ein Pfarrer von der Kanzel das Vaterunser runterleiert, ohne selbst zu verstehen was er da eigentlich redet.
Ich denke die Zeiten sind vorbei, und heute sind andere Praktiken angesagt, die aber auf der gleichen Ursache und den entsprechenden Wirkungsmechanismen beruhen.
Früher habe ich sowas in jugendlicher Umbekümmerheit spontan impulsiv und ohne jeden Hintergrund durchgezogen.
Heute kann ich sowas gezielt in die Wege leiten, weil ich gelernt habe mit den entsprechenden Wirkungsmechanismen umzugehen.


Jaaa, soo ernst hab ich das ja gar nicht gemeint. Ich kann sowieso nicht unter Massen von Menschen sein. Eben, Zeiten ändern sich, da muß man schon mitgehen. Aber gezielt mit Friedenstauben auf der Schulter ein virtuelles Althippietreffen (oder ein Sit-in in der Kneipe). Mal gucken. Schöne Wortspielerei: Ostermärsche

satnaam schrieb:
Vielleicht sollten wir dazu übergehen, das jeder der *Groupie* von jedem anderen wird. Dann wäre das doch überhaupt kein thema mehr. Jedenfalls für *uns*.

Vollkommen einverstanden!

liebe Grüsse

Morgenwind
 
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