Archaisch ? Sinn und Zweck von Schamanenkämpfen

Stimmt, man kann sich reinfühlen und das Verhalten deuten. Das ist aber nicht das, was ich unter "Verstehen" verstehe. Die Leute aus der Gegend, in der ich selbst aufgewachsen bin, die verstehe ich: mit jeder Faser meines Körpers und Geistes. Ich muss kein Übersetzungsprogramm in meinem Verstand und meinen Gefühlen anschalten, um sie zu verstehen, ich muss weder Verhalten deuten, weil ich weiß, was es bedeutet, noch muss ich Gefühlsausdrücke übersetzen.

Auch hier wieder ein Beispiel: Da, wo ich ursprünglich herkomme, bedenkt man Menschen, die man gerne mag, mit "blöden Sprüchen". Wenn ich das hier in dieser Region mache, fühlen sich die Menschen, die ich doch eigentlich mag, von mir angegriffen. Da muss man erstmal drauf kommen, dass nicht jeder Mensch einen automatisch so versteht, wie es gemeint ist - und das findet man erst raus, wenn man mit Menschen konfrontiert wird, die eine andere Gefühlssprache benutzen als die Leute aus der Ursprungsregion.


Das ist ein anderes Thema. Ich fühle mich auch zu den Schweizern hingezogen - verstehen tu ich sie trotzdem nicht hundertprozentig.


Meine Erfahrung zeigt, dass je fremder die Kultur, desto schwieriger ist das Verstehen dieser. Ich kann natürlich nachvollziehen, wenn ein Mensch von "heiligen Bergen, Wäldern, Flüssen" redet. Die gibt es hier schließlich auch. Aber was ihn wirklich antreibt, was für ihn Glück, Heimat und Zufriedenheit bedeutet, kann ich erst im Ansatz erahnen, wenn er es mir erklärt hat...aber auch das ist noch kein "Verstehen".
Schön erklärt und es erklärt sich auch von selbst. :)
 
Werbung:
Das mach ich auch. Ich will ja schließlich vom Gegenüber verstanden werden. Glaubst Du, nur, weil ich die Mentalität meiner Nachbarn nicht hundertprozentig verstehe, ecke ich überall an?
Ich glaub, dann hätte ich wenig Freude und wenig Freunde. Von den Menschen hier werde ich schon als "gleich" akzeptiert, ich weiß aber, dass ich es nicht bin. Ich weiß lediglich, wie man sich hier bewegt und benimmt....


Ich glaub, Du hast meine Einstellung in diesem Punkt nicht verstanden, denn bisher habe ich zu meiner Einstellung, wie ich mich "in der Fremde" bewege, noch gar nichts erzählt. Ich sprach vom Verstehen, aber nicht von meiner Einstellung anderen Menschen gegenüber.

Du hast eine Einstellung zu diesem Thema und machst diese zu einer Allgemeingültigkeit. Ich glaube du mißverstehst jetzt etwas....
 
@Dvasia, da Du den Unterschied zwischen dem wirklichen Verstehen, so wie ich es meine, und dem übersetzten Verstehen von Menschen aus anderen Gegenden nicht zu kennen scheinst, kannst Du wahrscheinlich nicht nachvollziehen, warum ich sage: dass wirkliches Verstehen von fremden Kulturen nicht so leicht möglich ist. Denn wenn ich "Verstehen" sage, meine ich das Verstehen, was ich bei den Menschen aus meiner Geburtsregion habe, weil ich mit der Mentalität dort aufgewachsen bin und sie mich - als Mensch - geprägt hat. Völlig egal, was ich sonst von dieser Gegend und den Menschen dort halte.
Diese Region (inkl. Mentalität und Kultur) gehört zu mir und ist Teil von mir, auch, wenn ich mich dort nie zuhause gefühlt habe.
 
@Dvasia, da Du den Unterschied zwischen dem wirklichen Verstehen, so wie ich es meine, und dem übersetzten Verstehen von Menschen aus anderen Gegenden nicht zu kennen scheinst, kannst Du wahrscheinlich nicht nachvollziehen, warum ich sage: dass wirkliches Verstehen von fremden Kulturen nicht so leicht möglich ist. Denn wenn ich "Verstehen" sage, meine ich das Verstehen, was ich bei den Menschen aus meiner Geburtsregion habe, weil ich mit der Mentalität dort aufgewachsen bin und sie mich - als Mensch - geprägt hat. Völlig egal, was ich sonst von dieser Gegend und den Menschen dort halte.
Diese Region (inkl. Mentalität und Kultur) gehört zu mir und ist Teil von mir, auch, wenn ich mich dort nie zuhause gefühlt habe.

Wir haben da ganz verschiedene Erfahrungen. Und ja ich habe auch mehrmals den Wohnort über mehrere 100km gewechselt bis ins Ausland und kann dir trotzdem nicht zustimmen, vielleicht siehst du das alles bissl zu verkrampft?
 
Du hast die Einstellung, dass ein Mensch nur die Mentalität verstehen kann in der er aufgewachsen ist. Habe ich doch richtig verstanden oder?
Ich meine, dass sich wirkliches und echtes Verstehen nur entwickeln kann, wenn man längere Zeit mit den Menschen einer Region gelebt hat. Mit ihnen gelacht, geweint und getanzt hat. Das, was man in und mit dem gemeinsamen Erleben über die Menschen erfährt, geht weit über das hinaus, was einem irgendwelche Bücher oder Menschen erzählen können.

Und ich denke, dass man die Kultur, in und mit der man aufgewachsen ist, grundsätzlich am besten versteht, allen anderen Kulturen kann man sich nur annähern - manchen näher anderen nicht so nah, aber so, wie die Geburts- und Aufwachskultur verstanden wird, wird es wohl kaum eine andere Kultur schaffen können, verstanden zu werden.
 
Wir haben da ganz verschiedene Erfahrungen. Und ja ich habe auch mehrmals den Wohnort über mehrere 100km gewechselt bis ins Ausland und kann dir trotzdem nicht zustimmen, vielleicht siehst du das alles bissl zu verkrampft?
Natürlich haben wir unterschiedliche Erfahrungen, deswegen reden (schreiben) wir ja miteinander, weil wir uns ohne Worte nicht so leicht verstehen können. Auch, wenn wir uns gegenüber sitzen würden, würde Gestik und Mimik alleine nicht ausreichen, um uns gegenseitig verständlich zu machen - und genau darum geht es doch hier:
Um Menschen, die andere Erfahrungen gemacht haben, als man selbst, "verstehen" zu können, braucht man Hilfsmittel wie Wörter - mit Menschen, die ich wirklich verstehe, brauche ich kaum Wörter, um sie zu verstehen (und sie umgekehrt genauso).
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil das so schön passt, kopier ich mal was hier rein, das ich auf meiner Seite zum Thema "Schamanismus aus anderen Kulturen übernehmen" geschrieben hatte.
Da Verlinken auf die eigene Seite nicht erlaubt ist, ist ein Quelllink nicht möglich.

"Sich an irgendwelche Glaubensbilder einer anderen Kultur zu halten, bringt nichts - auf jedenfall solange nicht, wie man sich nicht mit dieser Kultur auseinandergesetzt hat - und das meint nicht, ein paar Bücher über die Sache gelesen zu haben, sondern in diesem kulturellem Umfeld lange Zeit zu leben - ansonsten hat man weder die Symbolik noch die Denkweise auch nur ansatzweise kapiert, geschweige denn verinnerlicht. Selbst Menschen, die jahrzehntelang in einer fremden Kultur gelebt haben, fehlen oft viele Zugänge, aus dem einfachen Grund, das sie dort nicht aufgewachsen sind, und wir eben die meisten Sachen im Kindesalter, oft unbewußt, erlernen."

:)
 
Werbung:
Man kanns mit einem Handwerk, nehmen wir mal Schmieden, vergleichen:
"Man" kann wochenlang, monatelang Fachbücher wälzen; dabei zusehen, wie ein erfahrener Schmied die Schläge setzt, das Eisen in die Glut stellt uswusf... Oder "verstehen" wie die Grundlagen dieses Handwerks sind.
Allerdings, WIRKLICH WISSEN, wie man schmiedet, tut man deswegen nochlange nix.
Wie man punktuell Schläge führt, einen Pferdefuss ruhig hält, welche Farben beim anlassen wichtig sind, wie die Struktur sich verändert etc etc etc.
Dann kann man ETWA abschätzen was es bedeutet, sich einer, nicht der eigenen seit Entwicklungsbeginn involvierten, Kultur nähern zu wollen, bzw diese gar zu verstehen, nein, ich nenne es lieber, in/mit dieser zu Leben!
Soviele Menschen in "unserer" Gesellschaft kennen und verstehen ja nochnichtmal die eigene Kultur, bzw das, was davon übrig ist.

Intuitiv "hineinfühlen" kann ich mich auch in ein Fladenbrot wenns sein muss, das ist was völlig anderes ;-)
Ach und Any, habs grad erst gelesen, Du scheinst leider echt nicht zu wissen, was Ethnologen tun. Ist ja nich schlimm, nur Schade, weil Dir dabei eben vieles auch entgeht von Sichtweisen und "anderen" Eindrücken solcher Menschen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben