Man muss sich auch bewusst sein, dass es von "ich bin positiv gestimmt" bis zu "ich bin" ein ziemlich weiter Weg ist. Da nützt es, wenn man sich Stützen mitnimmt, zuerst vielleicht "ich bin gut drauf", dann als nächsten Schritt wie
@Esox sagte: "ich erkenne mich an", dann "ich bin ich"... Einiges kann in kurzer Zeit bewältigt werden, anderes braucht Zeit, Schweiss, Tränen..aber es ist ein Kampf der sich lohnt
Wenn ich da noch etwas ganz Grundsätzliches zu den Formeln anfügen darf. „Ich bin positiv gestimmt“ oder „Ich erkenne mich an“, sind Formeln, die ich eher meiden würde. Es gibt in uns so eine Art Seelenlogik, die man nicht verletzen sollte.
Wenn ich zum Beispiel in einer „Reise“ die Meditierenden auf eine blaue Wiese führe, gibt es da ein Problem, mit der die ganze Meditation infrage gestellt wird. So ist das auch mit der Formel mit der positiven Stimmung, die ich damit eigentlich verbreiten möchte.
Diese innere Logik ist unbestechliche, deshalb wird sie auch diese Formel nicht akzeptieren, wenn ich im Grunde eine miese Stimmung habe und mir damit nur etwas vormachen möchte. Es ist wie mit dem aufgesetzten Lächeln, das gerne zur Schau gestellt wird, um die eigentlich Stimmung zu verbergen.
Es ist deshalb auch nicht klug die ganze Formel als Imperativ zu gestalten, denn damit gibt es für die Seele keinen Ausweg, um auf solche Widersprüchlichkeiten reagieren zu können. Ich ziehe deshalb das Bitten vor, an die ich auch keine Erwartungen knüpfe, denn Seelendinge brauchen ihre Zeit.
Je schlichter und einfacher, solche Botschaften gefasst werden, je leichter werden diese auch aufgenommen.
„Bitte lass mich heute die schönen Augenblicke erkennen“, wäre eventuell eine Alternative für die Formel vom „Ich bin
positiv gestimmt“.
Es gibt für die Seele nichts Schlimmeres, als über den Tag immer wieder mit kleinen Nadelstichen an das Unvermögen erinnert zu werden, gerade keine positive Stimmung zu haben. Damit wird also mehr zerstört, als man eigentlich aufbauen wollte. So wie das wahre Glück nicht aus einem großen Ereignis besteht, sondern von vielen kleinen – so ist das auch mit den Misserfolgen.
Merlin