Antike Astrologie (Klassische) + Terminologie + Anschauung + "Transitecheck"

Beim Anschaun seiner Transite ist es wichtig, zu beachten, wo steht der transitierende Planet in meinem Geburtshoroskop und wie lebe ich ihn überhaupt? Wenn ich beispielsweise mit dem Saturn oder dem Mars auf "Du und Du" bin, kann es sein, dass ich überhaupt nichts merke vom transitierenden Saturn oder Mars - oder vielleicht sogar als angenehmes Erlebnis empfinde. Ebenso kann es sein, dass unter Jupiter-Transiten absolut unangenehme Dinge passieren, die zwar letztlich zu einer Erweiterung führen, aber dadurch, dass ich meinen Jupiter noch nicht wirklich in mein Leben integriert habe (das gibt's ja oft - wer rennt schon ständig mit offenen Armen durch's Leben), sehr schmerzhaft sind.
 
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Beim Anschaun seiner Transite ist es wichtig, zu beachten, wo steht der transitierende Planet in meinem Geburtshoroskop und wie lebe ich ihn überhaupt? Wenn ich beispielsweise mit dem Saturn oder dem Mars auf "Du und Du" bin, kann es sein, dass ich überhaupt nichts merke vom transitierenden Saturn oder Mars - oder vielleicht sogar als angenehmes Erlebnis empfinde. Ebenso kann es sein, dass unter Jupiter-Transiten absolut unangenehme Dinge passieren, die zwar letztlich zu einer Erweiterung führen, aber dadurch, dass ich meinen Jupiter noch nicht wirklich in mein Leben integriert habe (das gibt's ja oft - wer rennt schon ständig mit offenen Armen durch's Leben), sehr schmerzhaft sind.

hmmpf heißt das, ich habe durch den intensiven Transit den Jupiters gelernt besser mit meinem eigenen zurecht zu kommen. Oder gibt es wirklich die Unterschiede, ob ein Planet vor und zurückläuft und sich dieser Transit anders anfühlt.
 
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Ich lese hier zwei Gedankenstränge, die mir ein wenig durcheinadner zu gehen scheinen - das eine ist der von Stefan angerissene Bereich der Deutung: wie übersetze ich ein geschautes Bild in einfache, klare Sprache? Geht das überhaupt? Und das andere ist der Umgang mit Transiten, methodisch UND ausdeutend.

Zum zweiten: Ich habe da für mich ein Drei-Schichten-Modell von Zeitqualität entwickelt. Erste Schicht ist mein Radix, das betrachte ich als eine Art "astrogenetischen Code" - das steckt den Rahmen meiner individuellen Entwicklung ab, das Potenzial meiner Möglichkeiten.

Zweite Schicht ist meine persönliche Zeitqualität - die lese ich in den Methoden, die entwickelt wurden, um die Ausgangspunkte des Radix "in die Zeit hinein" fortzuschreiben: das können Alterspunkte, rhythmische Auslösungen, Progressionen sein, ich hab da mit der "Fraktalen Progression" mein Eigenes entwickelt ... da zeigen sich die Rahmenbedingungen der aktuellen persönlichen Entwicklungsphase (was nix mit "höher" oder "tiefer" entwickelt zu tun hat, sondern lediglich mit der Entwicklung entlang des Zeitpfeils unseres Lebens).

Die dritte Schicht ist die aktuelle, allgemeine Zeitqualität, wie sie sich in den Transiten zeigt. Ein Transit ist ja zugleich auch das Ereignishoroskop für das, was im Augenblick des Betrachtens stattfindet bzw. bedeutsam ist - darauf baut ja auch die Stundenastrologie auf. Genauer betrachtet ist die übliche Transitdeutung eine Synastrie von Radix mit aktueller Zeitqualität, und ich schau's mir auch lieber so an als dass ich nur einen Einzelfaktor rauspicke und den bewerte. Womit wir wieder beim Deuten eines ganzheitlichen Bildes angekommen sind...

Deutung ist Übersetzung von einer Wahrnehmungsebene auf eine andere, und wie bei jeder Übersetzung gibt es so etwas wie eine Grammatik, also Regeln, wie die jeweiligen Sprachelemente zu verknüpfen sind. Solche Regeln haben die verschiedenen astrologischen Schulen aufgestellt, und daraus sind unterschiedliche Sprachen entstanden. Ich möchte nicht bewerten, welche Sprache besser ist - Sprachen haben ja auch nur innerhalb kultureller Kontexte eine sinnvolle Funktion. Wenn die Inuit für unser Wort "Schnee" eine große Zahl verschiedener, ausdifferenzierter Begriffe haben, so hilft uns das gar nichts, wenn wir nicht die gleiche Beziehung zum Schnee haben. Und wenn ich perfekt chinesisch kann, hilft mir das in Brasilien vermutlich nicht, wenn ich mich nach der nächsten Sambaschule erkundigen will. So meine ich, dass auch astrologische Deutungssysteme jeweils aus bestimmten Kontexten heraus verständlicher werden und auch nur innerhalb der Kontexte bewertet werden können. Und wie beim Schnee-Beispiel sind es auch nicht Sprachen, die eh alle das Gleiche nur mit unterschiedlichen Worten bezeichnen, sondern sie setzen durchaus andere Schwerpunkte, bauen auf andere Assoziationsketten etc. Für mich war es erst unlängst eine interessante Begegnung mit einer anderen Sprachwelt, bei Johannes Vehlow rumzuschmökern (gibt es jetzt im vollen Umfang gratis im www - Google hilft) und beim Lesen der Originaltexte zu staunen, wie differenziert der zum Beispiel formuliert und wie wenig davon in der späteren Sekundärliteratur übriggeblieben ist.

Grammatik also, und Assoziationsketten, die aus bestimmten Kontexten stammen. Zur richtigen Anwendung von Deutungs-Grammatik brauche ich auch noch keine Intuition, allerdings werde ich damit auch kaum über eine Sprache hinaus gelangen, die wie aus dem Kinderbaukasten gebastelt aussieht. Was die Assoziationen anlangt, so ist ja schon unsere Alltagssprache in hohem Maße von Missverständnissen geprägt, weil selten beim Empfänger einer Botschaft das ankommt, was der Absender eigentlich sagen wollte. Steve de Shazer, Psychotherapeut, eröffnete mal ein Seminar in Graz mit den Worten "Mögen unsere Missverständnisse konstruktiver Natur sein!"

Die Grammatik kann also ganz korrekt sein, das heißt noch lange nicht, dass die Deutung von einem gemeinsamen Verständnis für die damit verbundenen Assoziationen getragen wird. Intuition, Kreativität ... das mag einem Deutungstext zu Tiefe, Ästhetik, das mag nüchterne Tabellenauflistung zu lyrischer Dichte verwandeln oder in einen eindrucksvollen Essay - es bleibt dennoch eine Übersetzung, ein Konstrukt. Horoskopdeutung ist die Übersetzung eines Bildes von Wirklichkeit - kein Wunder, dass sich das ganz schnell weit von der Wirklichkeit entfernen kann.

Von welcher Wirklichkeit? In welcher Weise wird Wirklichkeit für jemand bedeutsam, erfahrbar? Auch das spielt in die Deutung hinein. Wenn ich jemandem sein Horoskop deute, dann soll die Deutung nicht meine, sondern seine Wirklichkeit treffen - da tauchen für mich zum Beispiel gewichtige Grenzen auf. Da kann ich mich auf die allgemeine Grammatik zurückziehen und darauf hoffen, dass der Leser meiner grammatikalisch korrekten Sätze damit etwas anfangen kann ... soweit gehen auch gute Computerhoroskope, die ja durchaus auf astrologischer Grammatik aufbauen. Wenn ich wirklich "deine" Deutung erarbeiten will, braucht das intensive Kommunikation. Das kann in meinen Augen kein hierarchisches Verhältnis mehr sein, in dem der "wissende ", "schicksalskundige" Astrologe dem an seinen Llippen hängenden Klienten tieferes Wissen zukommen lässt, das kann nur der Versuch sein, im Gespräch mit dem anderen jene Strukturen zu suchen und herauszupräparieren, in denen er seine Konstellation lebt - wie Goethe, als "geprägte Form, die lebend sich entwickelt". Wenn ich das in Blickrichtung auf mich selber versuche - ja, da ist dann wohl gern auch dieser blinde Fleck.

Weil' eh schon so lang und auch schon wurscht ist, noch eine Beispiel für Wirkungen bei Transiten: Ich hab heuer im Sommer meine zweite Saturn-Wiederkehr genießen dürfen. Sie äußerte sich am gravierendsten spürbar darin, dass in meinem Auto der Zahnriemen des Ventiltriebs zerbröselte (aus dem Saturn-Wörterbuch: Zähne, offenbar sogar dann, wenn sie aus Kunststoff sind...), was eine erhebliche Motor-Reaparatur nach sich zog und mein Urlaubsbudget auffraß. Böser Saturn? Nein. Ich hatte den rechtzeitigen (als es "in Ordnung" gewesen wäre) Austausch des Zahnriemens rausgeschoben und später vergessen, ich hab schlicht ein Ordnungsprinzip, ein ganz handfestes, vordergründiges verletzt und dann die Quittung dafür erhalten, als "die Zeit reif" war. Das entspricht absolut der Saturn-Grammatik...

Alles Liebe,
Jake
 
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