Hi
Jein. Beziehungen geht man eigentlich zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse ein. Wenn ich mich schwach fühle, werde ich mir jemanden suchen der meiner Meinung ist und mich stärkt, wenn ich Angst habe werde ich mir jemanden suchen der mich stärkt, wenn ich Hunger habe werde ich jeden Menschen lieben der mich füttert. So entstehen Beziehungen ... als Ergänzung eines eigenen Mangels.
Was du 'mangel' nennst, bezeichne ich als 'eigene geschichte', die jeder (in eine beziehung) mitbringt. Mangel schreit nach ausgleich (im aussen), wenn ich aber selbst eine geschichte in mir trage, ist die bearbeitung/erfüllung mein problem und nicht das eines andern. Das ist eine andere sicht, unterscheidet sich aber nicht so wesentlich von dem, was du schreibst. Etwas aus einem anderen blickwinkel zu sehen, eröffnet aber mehr handlungsspielraum. Hier würde es bedeuten: Erkennen, dass ich vom andern nicht abhängig bin, auch nicht von irgendeinem 'band' (ich klammere das kind und seine kindlichen bedürfnisse mal aus).
Und das Problem ist ... wir werden immer irgendwo einen Mangel haben, weil wir uns praktisch nie alle unsre Bedürfnisse glichzeitig erfüllen können, sondern meistens irgendwo Kompromisse eingehen. Und je stärker ein Maangel ist, desto stärker wird auch die Bindung an denjenigen, der uns diesen Mangel abdeckt. Jede Partnerschaft lebt davon ....
Sehe ich nicht ganz so, weil das bedeuten würde, dass absolut jede beziehung darauf basiert, vom andern was bekommen zu müssen, um zu existieren, ja, dass daraus quasi erst überhaubt die legitimation für jede art von beziehung entstehen würde.
Eine facette des autonomen erwachsenenseins bedeutet für mich, mir meiner 'mängel'/bedürfnisse bewusst zu werden und mein leben diesbezüglich selbst zu regeln. Das hat mit eigenverantwortung zu tun und auch damit sich klarheit über eigene bedürfnisse und ihre erfüllbarkeit zu verschaffen und sich auch mal in geduld zu üben.
Und daher tun wir uns auch so schwer, diese Bänder loszulassen. Klarheit alleine hilft nicht, zumindestens verstandesmäßige, weil der unterbewusste Antrieb noch immer da ist. Und der muss eben psycho-energetisch aufgelöst werden.
Ich glaube, es ist wichtig zu erkennen, warum ein 'band' da ist und dass dieses vorhandensein i.d.r. von mir selbst abhängt: Es ist da, weil ich es will, z.B. weil
ich jemanden liebe.
Mir ist klar, dass dies noch nicht genügt, um den von dir beschriebenen 'unterbewussten antrieb' (sofort) aufzugeben.
Mal selbst vorgängig zu sortieren, was mit einem los ist, ist sicher hilfreich, sich - wenn nötig - hilfe zu holen. Gerade bei der sortierarbeit und stadortbestimmung scheitert es aber bei vielen. Die wollen, dass auch das ein anderer für sie macht und damit scheitert das ganze projekt, weil es eigentlich darum geht, für sich selbst verantwortung zu übernehmen und damit selbst aktiv zu werden. An dem punkt jedoch würden 'bänder' bereits ihre zugkraft verlieren.