Alkoholismus unter Jugendlichen

H

Hierophantumar

Guest
Ich habe mir folgende Überlegung zum Thema Alkoholismus gestellt und würde gerne von euch anderen erfahren, was ihr dazu sagt, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.:dontknow:

erstmal vorweg vielleicht kurze Erklärung meinerseits:

Ich wohne jetzt in einer WG zusammen mit 4 anderen Leuten (3 Männern, 1 Frau + mich; alle Anfang 20/21 Jahre). Einer davon war in einer Verbindung drin und hat sehr viel mit Alkohol zu tun gehabt. Ohne geht bei ihm gar nicht mehr - was ich eigentlich traurig finde. (Ich bewerte nicht)
Der zweite war beim Bund und hat auch so seine Erfahrungen machen können, was das 'besoffen'- und 'übergeben'- sein betrifft.
Die anderen sind so weit O.K. Aber letztlich hat jeder seine Laster (alle rauchen und trinken gern bis zum geht nicht mehr).

Meine Frage:
Ich habe nichts dagegen, wenn man mal ein Bier trinkt oder ein Glas Sekt bei Feiern. Nur was ich nicht verstehe, ist dieses sinnloses Betrinken. Nach dem Motto: ' Komm, heute ist Freitag, jetzt trinken wir bis nichts mehr geht und noch weiter!' oder 'Wir trinken jetzt jeden Abend und mal schauen, wieviel Bier wir dann am Wochenende noch übrig haben'. Die Leute trinken doch bewußt und mit voller Absicht, so dass etwas passieren wird. Unzurechnungsfähig sind die Leute also überhaupt nicht, sondern wirklich voll und ganz zurechnungsfähig.

Ich meine, es gibt doch so etwas wie Selbstachtung. einmal mir gegenüber und auch dann den anderen.
Bei mir ist es so, das ich nicht viel trinken kann. Mir wird schon komisch nach 2-3 Bier. Und bis ich wirklich den Verstand ausschalten kann, damit ich nicht mehr weiß, was ich tue (darauf lassen es die anderen ankommen), dauert es wirklich lange; Sehr lange. Und ich bin immer noch bei Verstand, weiß was ich tue und sage. So richtig die Sau herauslassen kann ich nicht. Ich werde dann eher noch ruhiger und stiller.

Auch habe ich die befürchtung, das ich etwas mache, was ich sonst nicht machen würde und nicht meiner Art entspricht.

Auch das Argument 'Spaß' kann ich nicht gelten lassen (weswegen ich schon mache schiefe Blicke geerntet habe). 'Spaß' geht auch wirklich ganz ohne Alkohol.
In einer netten kleinen Runde macht es mir trotzdem Spaß, etwas zu trinken, weil ich weiß, das es dann genug ist, wenn ich das Gefühl habe ich kann nicht mehr. Und dies auch ganz akzepiert wird von meinen Leuten. Somit habe ich nicht meine Achtung verloren, sondern nur noch mehr Respekt seitens der Anderen bekommen. Auch zu wissen, das nicht bis zum bitteren Ende getrunken wird, gibt mir sehr viel; ich kann mich dann viel leichter öffenen.

Was ist also ganz ehrlich der Zweck und Sinn beim intensiven Trinken? Gibt es einen?
Alkoholiker trinken, um zu vergessen. Den Schmerz wegspülen - was auf Dauer nichts bringt. Aber die 'jungen Menschen', wir alle, ich - was gibt es einem? welches Bild sollen die Anderen von mir erhalten? 'Toll, der kann viel trinken' oder 'Bäh, was sauft der so viel. wird schon zum Alkoholiker'. Dann ziehe ich mich lieber zurück und bleibe nüchtern. Auch meiner Gesundheit gegenüber kann ich das Verantworten und mich ruhigen Gewissens darüber Freuen, etwas gutes getan zu habe.
Meine Eltern meinen zu mir, das ich die andern doch trinken lassen soll; kann ich doch eh nicht verhindern. trotzdem tun mir die Anderen Leid, weil sie nicht aufhören können und ihre Sucht befriedigt werden muss. Zum trotz ihrer Gesundheit und ihres Charakters. Und ihrer Selbstdarstellung den anderen gegenüber.
Aber wie stehe ich dann da, wenn bei mir in der WG eine "Sauf-Party" steigt und ich kein Interesse habe, mich mit einem Genussmittel und ohne Sinn und Verstand, abzufüllen. Dann bin ich schon abgestempelt als der Miesmacher schlechthin. Deswegen dann doch trinken (mit schlechtem Gewissen) oder erst gar nicht mitmachen? Auch nur Trinken, um sozialen Kontakt zu knöpfen, ist mir sehr billig. Es geht auch bei nicht - alkoholischen veranstaltungen.
Weswegen ich mich auch noch Frage, was daran Spass macht in eine Disco (an und für sich ganz nett) zu gehen und dann dort anfangen mit trinken, zu kiffen/ rauchen und drogen zu nehmen?
Ist meine Generation in ein tiefes Loch gefallen und weiss nicht mehr hinaus? (Aber das so nebenbei!)

Das waren erstmal so meine Gedanken. Hoffe ich bekomme rückmeldung. :danke:
 
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Hallo Umar,


ich hab einige solcher Leute kennen gelernt und mich auch mit Suchtmechanismen schon ausgiebig beschäftigt.

Mittlerweile habe ich Folgendes zu deinem Beispiel gefunden (nicht ausgedacht, sondern beobachtet):

Menschen trinken...

  • wenn der eigene Vater von der Mutter nicht geachtet ist oder der Großvater von der Großmutter. Das Trinken ist dann das übermäßige "Nehmen" von der Mutter nach dem (natürlich unbewussten!) Motto: "Mami, ich nehm nur von dir, bis es mir schadet...aus Liebe". Dabei kann die Mami auch durch eine eng gefügte Gruppe vertreten werden - ein Mechanismus, den Burschenschaften und Verbindungen ebenso gern ausnutzen, wie "Sekten". Wegen der emotionalen Verwechslung müssen sie sich auch so gewaltig + über-männlich gebärden. Auch tritt dann das Trinken besonders in den Vordergrund, wenn Männer unter Männern sind - als würden sie dann besonders der Mutter zeigen müssen: ich nehme nur von dir und nicht von den Männern.
  • wenn derjenige sterben will und das auf Raten macht. Auch hier meist eine Rache an der Mutter oder auch eine Nachfolge dem Vater nach, der ebenfalls trinkt und dran stirbt. gemeinsam und in gesellschaft lässt sich das dann leichter verleugnen. Allerdings ist Trinken bei schlagenden Verbindungen immer eng mit dem ritualisierten Kampf und der symbolischen Herausforderung des eigenen Todes verbunden.
  • selten aus anderen Gründen...
Gruß
Christoph
 
Ich bin genau wie du.
Mal ein, zwei Gläser auf einer Feier und das reicht dann für mich. Aber die zwei Gläser müssten eigentlich auch nicht sein, man macht es einfach weil die Gesellschaft es so vorgibt. Es hat sich praktisch verselbstständigt. Es ist allgemein üblich zu trinken.
Ich arbeite zur Zeit in einer Firma, in der viel gefeiert wird und noch mehr getrunken. Ich hasse das..."ach komm einen noch" usw.
Sagt man nein wird man schief angeguckt. Ich hab sogar manchmal das Gefühl man wird gemieden. So nach dem Motto "die ist eine Spielverderberin".
Sie trinken sich regelmäßig bis zur Besinnungslosigkeit und haben Spaß daran. Ich kann das nicht verstehen.
Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass mein Vater Alkoholiker ist. Er ist mit seinem Leben (was er daraus gemacht hat) unzufrieden. Ihm ist alles egal.
Also ich weiß was Alkohol anrichten kann.

Michi
 
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Hallo,
ich bin auch so wie du - und ich bin erst 22. Also sind nicht alle Leute so wie deine Mitbewohner...

Ich kann (wenn ich denn will und Lust habe) was trinken, auch mal mehr als 1,2,3 Flaschen Colabier oder auch mal nen Schnaps. Aber ich muss nicht. Und ich trinke immer nur soviel wie ICH will und nicht wie jemand anderes meint. Gott sei Dank haben das die Leute kapiert, mit denen ich meistens weggehe und die gucken mich nicht schief an. Meistens mache ich dann auch noch den Fahrer für die, weil ich sowieso nichts trinken will... Die anderen sind froh drüber (sie können trinken, wenn sie wollen - haben aber immer einen nüchternen Fahrer).

Ich kenne viele Leute, die sich einfach nur aus Spaß besaufen und das auch noch richtig toll und spaßig finden. Aber wo ist der Spaß wenn man besoffen durch die Gegend fällt und am nächsten Tag von anderen Leuten erzählt bekommt, was man (peinliches) gemacht hat??? Das kann ich nicht verstehen.
 
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