Tolkien
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Kapitel 1
Kapitel 1
Erschrocken fuhr Elmer in seinem Bett hoch. Schon wieder so ein Traum... Seit Wochen schon hatte er die seltsamsten Träume, mit denen er nichts anzufangen wusste. Es war schon hell draußen. Hatte er den Wecker nicht gehört? Ach, heute war ja schon Samstag und er hatte freies Wochenende. Er ließ sich zurückfallen und hüllte sich noch mal in seine Decke ein. Nach solch einem Traum suchte er die kuschelige Wärme seiner Decke. Irgendwie schien sie ihm Schutz zu geben.
Was war nur los mit ihm? Seit Wochen schlief er schlecht, hatte die wildesten Träume und fühlte sich so getrieben. Er hatte das Gefühl, dass er nach etwas Bestimmtem suchte - oder etwas Bestimmtes suchte nach ihm? Er hatte keinen Schimmer, was es genau war. Vielleicht hatte er auch einfach mal ein wenig Freizeit nötig, etwas Entspannung, mal einfach abschalten. Er hatte ziemlich viel gearbeitet in der letzten Zeit. Ja, das wird es sein, dachte er sich. Mit einem Ruck warf er die Decke nach hinten, schwang sich elegant aus dem Bett und ging in Richtung Bad. Erst mal schön duschen, dachte er sich. Unter dem breiten Strahl seiner Luxusdusche konnte er gut entspannen. Langsam wiegte er sich unter dem angenehmen Wasserstrahl hin und her und stellte sich vor, wie der ganze Stress von ihm abgewaschen würde.
Frisch rasiert und geduscht ging er in die Küche und sorgte für frischen Kaffee. Ein absolutes Muss für ihn. Ein Tag ohne Morgenkaffee war ein verlorener Tag. Der Frühstückstisch war schnell gedeckt. Zuerst würde er sich heute um seinen Wagen kümmern. Auf dem Weg in die Tiefgarage konnte er schon mal eine Wäsche einlegen. Dann noch etwas einkaufen und zur Reinigung. Anschließend wollte er in der Stadt noch etwas Neues zum Anziehen besorgen. Er brauchte dringend neue T-Shirts für den Sommer. "Hört sich ja alles sehr nach Entspannung an", hörte er seine innere Stimme sagen. Ja tatsächlich, es war recht viel. Er liebte es, einen Plan zu haben. Aber gerade jetzt fiel ihm auf, dass sein Plan eigentlich nie voll aufging. Irgend etwas kam immer dazwischen. Ich fange einfach erst mal an, dachte er, ohne allzu festen Plan und schaue, wie es sich entwickelt. Das fühlt sich besser an, meinte die Stimme.
Nach dem Frühstück schnappte er sich den Wäschekorb und machte sich auf den Weg in die Tiefgarage. Er drückte den Aufzugknopf. Als sich die Tür öffnete, sah er dass der Innenraum mit grauer Pappe ausgeschlagen war. Ach ja, die Maler waren im Haus, fiel ihm ein. Er stellte den Korb ab. Auch der Spiegel, der sich im Aufzug befand, war abgedeckt. Er schaute auf die Stelle, an der sich der Spiegel befand und nahm ein seltsames Ruckeln wahr. War etwas mit dem Aufzug nicht in Ordnung? Die graue Pappe an der Wand über dem Spiegel flimmerte merkwürdig. Es war so, als schaute er auf eine Wasseroberfläche. Und es bewegte sich! Der Geruch von Öl und verbranntem Holz stieg plötzlich in seine Nase. Er schaute auf die Stelle, wo der Spiegel hing. Dahinter war flackerndes Licht! Die graue Pappe schien einfach weg zu schmelzen. Sie gab den Blick frei in einen Gang. Steinquader. Fackeln. Ein seltsamer Geruch schien ihn fast zu betäuben. Plötzlich stand er selber mitten in dem Gang!
Panik erfasste ihn. Was geschah hier? Durch das Knistern der Fackeln vernahm er leise Stimmen. Langsam schob er sich ängstlich weiter vor, um den dahinter liegenden Raum einsehen zu können. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er hatte das Ende des Ganges erreicht. Vorsichtig schob er den Kopf um die Ecke. Drei Männer in seltsamer Kleidung standen in der Mitte des steinernen Raumes. Hinter ihnen - ein Sarkophag. Ägypten!
Und er wusste plötzlich, dass sie auf ihn warteten....
Schnarrend öffnete sich die Aufzugtür. Frau Schmeling, die ältere Dame aus der 2. Etage starrte mit weit aufgerissenem Mund in den Aufzug. "Um Gottes Willen, Elmer!", entfuhr es ihr. "Was ist passiert?" Elmer war zusammen gesackt und zu Boden gegangen. Langsam kam er zu sich und sah die erschrockene Nachbarin vor sich stehen. "Der Sarkophag", stammelte er benommen. "Was für ein Sarg?", fragte Frau Schmeling nach. Sie war schon etwas schwerhörig mit ihren 79 Jahren. Elmer brachte ihr ab und zu etwas mit, wenn er einkaufen ging, weil sie nicht mehr so schwer tragen konnte. Elmer rappelte sich hoch. "Schon gut Frau Schmeling, keine Panik, war wohl der Kreislauf". "Du musst besser auf Dich achten, Junge", sagte sie besorgt. "Ja mach' ich, ist schon wieder gut," entgegnete Elmer, nahm seinen Korb auf und ging in Richtung Waschküche. Nachdem er die Wäsche eingelegt hatte, drehte er den Korb um und setzte sich darauf.
Was war das denn jetzt? Wurde er nun langsam verrückt? Es war alles so real gewesen und den Geruch der Fackeln und des Öles hatte er auch ganz deutlich wahrgenommen. Dann war alles plötzlich abgerissen. Mach alles ganz langsam jetzt, dachte er sich und ging in die Tiefgarage zu seinem Auto. Er war noch ein wenig verwirrt. Dann startete er den Wagen, machte das Radio an und öffnete das Tiefgaragentor. Er wollte erst mal zur Tankstelle. Auf dem Weg dorthin erfuhr er im Radio von einer heute eröffneten neuen Ausstellung mit dem Thema "Unerklärtes aus Ägypten". Hierbei sollte es sich um Artefakte handeln, die man nicht so recht zuordnen konnte. Schon wieder Ägypten, dachte Elmer. Ein verrückter Tag heute. Die Tankstelle kam in Sicht und Elmer steuerte auf den Parkplatz. Drinnen grinste ihn schon sein Kumpel Mike an. Sie waren seit Jahren befreundet und unternahmen an den Wochenenden manchmal gemeinsam etwas. Mike war Junggeselle, wie Elmer auch und ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse. Heute überraschte er mit einer neuen Frisur. Er hatte sich rechts und links über den Ohren ein "S 04" einrasieren lassen.
Schalke 04 war sein Lieblingsverein und sie waren schon ein paar Mal gemeinsam zu den Heimspielen nach Gelsenkirchen gefahren. "Heute wieder die Komfortdusche für die edle Karosse mein Herr?", fragte er lachend. "Ja mach' mal - wie immer", sagte Elmer. "Ach tanken muss ich ja auch noch, dass mache ich mal besser vorher," sagte Elmer. "Sorry, ich bin wohl heute ein wenig durch den Wind, vorhin bin ich im Aufzug zusammengeklappt." "Was ist los?", fragte Mike etwas besorgt. "Ich geh' zuerst noch schnell tanken, dann nehmen wir noch einen Kaffee, O.K.?" "Is gut", sagte Mike und Elmer ging zum Auto zurück. Nach dem Tanken fuhr er in die Waschstraße ein und zahlte anschließend alles zusammen. Sein Kaffee stand schon bereit.
Mike fand kurz Zeit für ein Schwätzchen und fragte besorgt nach. "Was'n heute los mit Dir Alter?" "Weiß auch nicht so recht". "Ich träume in letzter Zeit so ein komisches Zeug, schlafe schlecht und bin so unruhig." "Ach, wird schon wieder", sagte Elmer mit einer abwehrenden Handbewegung und trank den Rest seines Kaffees aus. "So ich muss dann weiter", sagte Elmer. "Man sieht sich, mach's gut und schönes Wochenende und.... danke für den Kaffee!" "Schon O.K., mach's auch gut und pass' auf Dich auf!" Elmer nickte Mike kurz zu und verließ die Tankstelle. Im Auto blieb er einen Moment sitzen und überlegte, was er als nächstes tun wollte. Die Reinigung, ja das war das nächste. Er bog auf die Straße ein und nahm den Weg zur Reinigung. Zwei Abbiegungen weiter fiel ihm im Vorbeifahren ein Hinweisschild auf. Ausstellung. Ägypten. Goethestraße.
Goethestraße - da befand er sich gerade. Keine dreihundert Meter weiter sah er das Schild. Das kleine Museum, in dem früher die Post untergebracht war. Hier war die Ausstellung untergebracht. Wie magisch angezogen fuhr er auf den Parkplatz. Er stieg aus und ging die Treppe zum Eingang hoch. Er blieb stehen. Was mache ich eigentlich hier,? fragte er sich. Aber es war stärker..... Er ging hinein, löste eine Eintrittskarte und betrat die Ausstellung.
Gedämpftes Licht empfing ihn. An mehreren Stellen waren Räucherstäbchen angezündet worden. Es roch angenehm und irgendwie vertraut, fand er. Elmer blieb stehen und schaute sich um. Er suchte etwas. Etwas, das ihn ansprach. Aber was? Langsam drehte er sich und schaute auf die ausgestellten Objekte. Dann blieb sein Blick an einer Statue hängen. Es war ein Anubis. Er ging darauf zu. Der Anubis stand auf einem Sockel. Er war etwa 2,50 Meter hoch. Elmer umrundete ihn langsam. Pechschwarz war er. Ehrfurchtgebietend. Die glatte, ebenmäßige Oberfläche und die Gestaltung des Kopfbereiches waren eine Meisterleistung. Eine kleine Unregelmäßigkeit fiel ihm allerdings auf. Etwas wie ein kleiner Kratzer war unterhalb des Kopfes zu sehen. Elmer ging näher heran. Es war kein Kratzer - dort war etwas eingraviert!
Elmer fuhr seine Hand aus, er musste es berühren! Langsam und vorsichtig fuhren seine Finger über die Gravur. Ganz leise erst vernahm er die Stimme. Dann wurde sie deutlicher: "Nefreth, Nefreth, Du musst den Ring finden!!" "Du musst ihn finden!!" Erschrocken zog Elmer die Hand zurück. Wurde er jetzt endgültig wahnsinnig und hörte nun schon Stimmen? Aber zu stark war die Anziehungskraft. Er legte abermals seine Hand auf die Gravur.
Dann passierte es! Wie ein starker Sog zog es ihn weg. Weg in eine andere Zeit. Er wusste nicht, wie es geschah, aber er kannte den Ort an dem er gelandet war: Der Gang. Die Fackeln. Steinquader, Der Sarkophag, die 3 Männer - seine Einweihung! Er sollte zum Hohepriester geweiht werden und zuvor musste er 3 Tage und 3 Nächte im Sarkophag verbringen. Danach würde er den Ring erhalten. Den Ring des neuen Hohepriesters von Ägypten.....
Fortsetzung folgt.....
H.A. - hier genannt Tolkien ©
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