Wie verhält sich eigentlich ein Vater....

SalixAlba

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Österreich - Kreis Voitsberg
... wenn er sich wie ein Vater verhält?

Diese Frage ist ernst gemeint und kein Jux!

Als Mutter hat man verschiedene Aufgaben. Dazu gehört bei mir z.B. (ich nehm mal so den allgemeinen Tagesablauf):
Kinder wecken, fertig machen für die Schule, Brotzeit vorbereiten und die Kinder verabschieden.
Dann ist erstmal Zeit, gewisse Unordnungen in Ordnung zu bringen, oder sich auf Wäscheberge zu stürzen (ich hab Reinhold Messmers Achttausender mit Sicherheit schon überholt).
Als nächstes kommt die Zubereitung des Mittagessens. Die Kinder kommen heim, berichten von Freud und Leid in der Schule und machen sich an die Hausaufgaben. Wenn sie Hilfe brauchen, greif ich ein. Inzwischen ist es später Nachmittag und je nach Zeit- und Wetterlage kommt dann noch draußen spielen oder sich sonstwie an der Luft aufzuhalten dran.
Inzwischen wird von mir das Abendbrot hergerichtet und danach reihenweise (weil sie ja unterschiedlich alt sind), die Bande ins Bett geschickt. Wenn ich Glück habe, ist schon um 21 h Ruhe, wenn wieder was querläuft (was häufiger der Fall ist) kann es sich noch länger ziehen. In Mondnächten manchmal auch Open End.

Zwischen all diesen Aktionen wäre es aber gefordert, daß ich mit den Kindern z.B. Spazieren gehe, mit ihnen spiele, mit ihnen Rede (das schaff ich, weil das auch beim Geschirr waschen geht).
Die Kinder sollten auch kleine Aufgaben übernehmen, doch je nach Menge der Hausaufgaben lässt sich das gar nicht so richtig planen, also mach ich es nach Gefühl und Lage der Dinge.

Wenn nun ein Vater da wäre, der sich auch verhält wie ein Vater, wie würde das dann aussehen? Immerhin hätte er im Normalfall ja auch einen Job, von dem er abends geschafft nach Hause kommt.

Ich kenne ein Vaterverhalten weder von meinem Vater, noch von meinen Ex-Männern. Da wurde mir schon immer brav alles zugeschoben, was einem zu viel ist. Das einzige andere Bild, das ich da habe, ist mein Opa. Der kam auch abends müde von der Arbeit, nahm sich aber immer die Zeit, mit mir Hausaufgaben durchzugehen und zu erklären, was ich nicht verstanden habe. Er übte mit mir das Einmaleins bis zum abwinken, bis es bombenfest saß und machte auch noch andere Dinge. Aber das war vor 36 Jahren. Ich weiß gar nicht, wie das nun heute wäre.

Hier gibts doch sicher ein paar Väter, die auch welche sind. Deswegen stell ich das Thema hier herein, weil es mich einfach mal echt interessiert und weil ich oft das Gefühl habe, daß ich nicht alles gebe. Aber kann ich noch mehr geben? Die Vaterrolle zu übernehmen geht sowieso nicht, weil ich kein Vater, sondern eine Mutter bin. Trotzdem fühl ich mich oft nicht so gut und denke, ich habe was übersehen, oder etwas nicht gemacht. Übrigens, mein Haushalt ist keineswegs perfekt, das geht nicht mit noch fünf Kindern zu Hause. Auch die Mithilfe der Kinder läßt keinen Super-Haushalt zu, denn die sind ja in der Hinsicht noch Lehrlinge. Aber sie bemühen sich sehr und können schon sehr viel.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
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ich kann da nur aus der Vergangenheit berichten:

da ich meistens nicht so furchtbar früh aus dem Haus musste, habe ich mich vor der Schule um die Kinder gekümmert

Nach Feierabend (wenn das nicht erst 22Uhr war) gabs gemeinsames Abendbrot, kümmern um eventuell schwierige Schularbeiten oder unerledigte Mithilfe im Haushalt. Dann habe ich zum Schlafengehen vorgelesen und musste manchmal noch dabei bleiben, bis das Kind eingeschlafen war.

Je größer die Kinder wurden, um so mehr war ich gefragt ihnen Zusammenhänge der äußeren Welt zu zeigen, erleben zu lassen und auf Fragen einzugehen. Da mein Sohn intelligenter ist als ich, war das oft eine Herausforderung die mir aber Spaß gemacht hat, weil ich dabei viel gelernt habe.

Zudem musste ich oft starke emotionale Unausgeglichenheiten und die dadurch verursachten (für Kinder nicht nachvollziehbaren) Schwankungen meiner Frau versuchen aufzufangen oder auszugleichen

Leider war ich finanzieller "Alleinversorger". Ich hätte gerne mehr Zeit mit den Kindern verbracht und meine Frau war nicht glücklich, fast die ganze Zeit zuhause zu sein (zumindest hatte sie einige Zeit lang einen weitgehend ehrenamtlichen Job, aber nur einen Abend pro Woche).

Die Verhältnisse lassen sich nicht immer so einfach von jetzt auf gleich ändern...
 
Hallo Moonie,
so in der Woche hatte mein Vater z.B. damals auch keine Zeit. Er hat viel gelernt und viel gearbeitet und musste auch nach der Arbeit verfügbar sein. Dafür sind wir am Wochenende mal Essen gegangen. Da wir dorthin ziehen mussten, wo er arbeitete, habe ich ihn tagsüber wenigstens sehen können (durch die Scheibe)...doch ich denke eine erzieherische Rolle hat er nicht übernommen. Auch im Urlaub war meist alles durch meine Mutter geregelt - wir sind wandern und in die Pilze gegangen. Auf alle Fälle haben wir da Zeit mit ihm verbracht.
Mein jetziger Mann, denke ich, verhält sich meistens wie man sich einen Vater vorstellt (finde ich). Ich kenne es aus meiner ersten Ehe ja auch anders. :rolleyes:
Unsere Kleine ist zwar erst zwei und noch alleine, doch ich beschreibe mal so den Ablauf: er bringt sie, wenn ich früh arbeite zweimal in der Woche in die Krippe. Dazu gehört dann auch alles, was ich sonst immer mache, wecken, waschen, anziehen, Frühstück machen (die Brote für beide -Krippe und Arbeit- habe ich schon geschmiert) zum Abräumen reicht die Zeit meist nicht mehr...Jacke an --> Krippe. Damit ist er schon gut ausgelastet und lt. seiner Aussage stresst ihn das meist sehr. Er ist froh, wenn ich bald ganz zu Hause bin. Er kommt abends meist so gegen halb sechs von der Arbeit und ist meist echt genervt. Neben der Arbeit sind wir noch im sportlichen Bereich tätig, d.h. es ist noch nicht wirklich Feierabend. Doch er legt Wert darauf noch Zeit mit ihr zu verbringen. Manchmal liegen sie nur auf der Couch und schmusen oder sie toben noch etwas rum. Oder sie "hilft" ihm beim Rasenmähen oder schaut ihm beim Computer zu. Sie sitzt dann auf seinem Schoss und kommentiert. Wichtig ist die Zeit zusammen. Richtig toben gehört den beiden, weil ich ziemlich schnell aus der Puste bin und körperlich momentan nicht so kann. Manchmal geht er auch noch eine Runde mit ihr spazieren, da ich nicht so gut auf den Beinen bin oder nimmt sie zu Besorgungen mit.
Wir haben vereinbart, dass wir uns vor ihr einig sind. Sie soll uns nicht gegeneinander ausspielen. Das funktioniert sehr gut. Wobei ich meist nachgebe bzw. nachgeben will....aber durch ihn lerne ich konsequenter zu sein. Am liebsten hat sie uns beide um sich. Sie fühlt sich dann am wohlsten.
Er hat eine komplett andere Methode ihr Sachen beizubringen (er ist viel ehrgeiziger als ich). Und macht manchmal nur Unsinn, dass ich nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Bei den beiden Älteren erkundigt er sich wie es so bei der Arbeit/Schule läuft, dort hat er ja keine "Vaterpflichten", doch er hat sich von Anfang mehr interessiert als der leibliche Vater... deswegen war ich "eigentlich" froh, das der Vater der beiden sich nicht mehr "eingemischt" hat. Manchmal war ich auch sauer, dass alles an mir hängenblieb...
Moonrivercat schrieb:
Die Vaterrolle zu übernehmen geht sowieso nicht, weil ich kein Vater, sondern eine Mutter bin. Trotzdem fühl ich mich oft nicht so gut und denke, ich habe was übersehen, oder etwas nicht gemacht. Übrigens, mein Haushalt ist keineswegs perfekt, das geht nicht mit noch fünf Kindern zu Hause.
So wie ich das höre, machst du deine Sache doch toll - mit fünf Kindern alleine. Manchmal ist das wahrscheinlich auch stressfreier als mit Vater. Zum nicht gutfühlen hast du doch keinen Grund. Du leistest eine ganze Menge und machst das Beste daraus. Warum Superhaushalt? Wichtig ist, dass ihr euch alle wohlfühlt.
Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, dass die Kinder Kontakt zu ihren Vätern haben, auch wenn sie nicht present sind. Ich sehe bei mir, dass ist nicht immer machbar. In unserem Fall kümmert er sich nicht und interessiert sich auch nicht. Mittlerweile sind sie so alt, sie entscheiden jetzt selber wann sie hinfahren. Das ist meist zu den üblichen Feiertagen, Geburtstagen und selten mal so. Dann höre ich, das es langweilig ist, weil man mit ihm keinen Gesprächsstoff hat. Das finde ich sehr schade, aber kann es nicht ändern. Ich weiß nicht, ob ihnen nachher oder jetzt schon dadurch etwas fehlt.
Ich hoffe, auch wenn ich kein Vater bin, habe ich es gut beschreiben können und bin nicht zu sehr abgeschweift.
AL Eberesche
 
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das wichtigste und zentralste Erziehunsmittel ist aktiv geübte Selbsterziehung des Erwachsenen
die wirkt, ohne dass wir darüber reden, allein durch unsere Gegenwart.
Regelmäßig mit dem Kind Zeit verbringen ist dann wichtiger als hin und wieder gaanz viel machen und sie zu verwöhnen!
Man muss gar nicht an den Kindern "rumerziehen" wenn man aus ihrem Verhalten lesen lernt, woran man gerade selbst mal wieder innerlich bzw. an seinem eigenen Verhalten arbeiten sollte. bei jedem Verhalten, dass mir nicht gefällt, muss ich erst bei mir selbst gucken, was ich bei mir ändern könnte

leider hab ich das nicht vom ersten tag an energisch und mit genug Vertrauen umgesetzt. Trotzdem: durch keine Menschen hab ich so viel lernen und wachsen dürfen wie durch Kinder!

man ist als Erwachsener durch und durch Vorbild - auch wenn die Kinder nicht dabei sind oder grad nicht bewusst mitbekommen können, was man macht oder denkt: alles wirkt.

Manchmal geht die Saat allerdings erst nach Jahren auf. Dann kann man große Augen machen, welchen Spiegel man vorgehalten bekommen kann.




Um es zu verdeutlichen und keinen Stress aufkommen zu lassen: es geht nicht darum, ein in allem vorbildlicher, perfekter Mensch zu sein! Was man gut und routiniert kann hat selten eine pädagogische Wirkung im obigen Sinne.

Ernsthaft sich bemühen und mit kleinen, kaum redenswerten Erfolgen das eigene innere und äußere Verhalten verbessern: dass man sich tatsächlich und wahrhaftig aktiv anstrengt ist dass, was unterbewusst für das Kind segensreich wirkt. Und man kann für sich selbst daran Freude entwickeln, seine eigene Erziehung nun selbst immer mehr und schöner zu gestalten.

Wenn der Vater so an sich (und damit indirekt für das Kind) seelisch-geistig arbeitet, dann erfüllt er auch dann noch eine unersetzbare erzieherische Aufgabe, wenn er das Kind nur für kurze Zeiten (regelmäßig!) sehen kann.

Gleiches gilt für KindergärtnerInnen, LehrerInnen und andere Erwachsene die mit dem Kind regelmäßig zu tun haben (zumindest, wenn eine innere Verbindung entstanden ist).


Es gibt ein schönes Sprichwort aus Afrika:

Um ein Kind zu erziehen braucht man ein ganzes Dorf.

Kinder brauchen viel viel Orientierung (mit der sie nicht orientiert werden, sondern an der sie sich selbst innerlich orientieren können) und allerunterschiedlichste reichhaltige Anregungen
 
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