Wie ganzheitlich ist die astrologische Sicht?

Hi Tanita,

Ganzheitliche Betrachtung des Menschen - ähnlich dem ganzheitlichen Ansatz in der Medizin - ist eine Radix an sich. Ganzheitlicher kann ich mir nicht vorstellen, wenn man das Horoskop als Spiegelbild des Eigners nimmt, seiner Möglichkeiten und Grenzen.
 
Werbung:
... Bei genauerer Betrachtung und nicht ganz so offensichtlich bin ich nämlich durchaus sehr konfrontativ und bringe ganz bestimmte Leute sofort sehr schnell auf die Palme und obwohl ich das genau spüre, bohre und pickse ich dann durchaus weiter.

Dann aber bin ich natürlich kreuzunglücklich, wenn Krieg ist.

Wenn ich mir diese oder jene Eigenschaft zuschreibe, kann ich 100%ig sicher sein, dass ich auch die andere Gegenpolige in mir trage.

Ist die Astrologie also auch nur ein bestimmter Filter, der Menschen in ganz spezifische Schubladen steckt, ohne sie als ganzes Wesen zu berücksichtigen?

Wo bleibt in der Astrologie die Ganzheit des Menschen?
Hallo Tanita,

wie Du ja selbst schreibst, ist das Verhalten, dass Du von Dir kennst, nicht heil, nicht ganz, wenn Du einerseits den Anderen verletzt und andererseits selbst nicht verletzt werden möchtest. Und auch wenn Du sagst, dass Du mehr in Dir trägst, also auch etwas, dass Du einen Gegenpol nennst, muss das nicht bedeuten, dass das das Ganze ist.

Wenn man annimmt, dass Astrologie Menschen in spezifische Schubladen steckt, dann ist das das große Missverständnis, das sich in weiten Bereichen über Hörensagen und Esoterikforen in der Gesellschaft breit gemacht hat, denn hier wird etwas Grundlegendes verwechselt, und das ist das Wollen und das Können.

Astrologie beschreibt das Können das dem Menschen der ein Wollen hat zur Verfügung steht, oder eben nicht zur Verfügung steht, es ihm also darin, dem Können mangelt. Astrologie beschreibt aber nicht das Wollen des Menschen, denn das ist allein der Seele und/oder dem Bewusstsein gegeben/vorbehalten, also das, was der Mensch IST.

Natürlich mag es sein, dass das, was ein Mensch will, vorgegeben wird, in dem Sinne, dass der Mensch der Vorgabe folgt, weil er es will, und es kann dann auch sein, dass es ein Wollen ist, dass er von seinem Können ableitet.

Das Ganze ist das Vollkommene. Aber in dieser Welt gibt es keine Vollkommenheit und die Ganzheit des Menschen ist eine Illusion, denn diese Welt ist eine Illusion. Vollkommenheit ist die Referenz, an der man die Unvollkommenheit messen kann, und das ermöglicht Mängel der Liebe und Mängel der Wahrheit zu empfinden und zu unterscheiden.

Natürlich ist Astrologie genauso abstrakt, wie z.B. Psychologie; relevant ist immer, welches Bewusstsein hat ein lebendiger Astrologe oder ein lebendiger Psychologe und was fasst sein Bewusstsein. Und das ist klar eine individuelle Sache, und jedes individuelle Bewusstsein erfasst eine andere, verschiedene Ebene.

Aber Astrologen versuchen i.d.R, die Ordnungsstrukturen, welche das Können der Geborenen ausmachen können, dem wollenden Menschen, aufzuzeigen, denn oftmals ist sich ein Mensch selbst nicht seines Könnens und seiner Mängel im Können bewusst, auch weil er 'mit seinen Augen nur den Anderen sieht, aber nie (!) sich selbst'. Aber vorher ist der Mensch ebenso wie hinterher frei sein Wollen selbst zu bestimmen.

Hierbei ist es natürlich in der Praxis nicht ausgeschlossen, dass ein Astrologe ebenso wie Du Mängel hat das Ganze zu sehen, aber wie gesagt, dass ist das Können des Astrologen oder sein Mangel an Können und nicht ein Mangel der Astrologie.

LG

T.
 
Die Astrologie ist nicht die Bohne abstrakt. Und ganzheitlich ist sie sowieso. NUR: niemand ist vollkommen und das Erfassungsvermögen normaler Menschen reicht oftmals bis niemals nicht aus, um alles "ganzheitlich" zu erfassen. Das ist das Problem und das ist gut so.
Um sich wirklich ganzheitlich einer Radix nähern zu wollen, muss man sich praktisch selber aufgeben. Und das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache, oder? Tendenzen entnehmen...ja, das ist okay. Mehr sollte aber nicht Anliegen sein. Finde ich. :)
 
Tucholky schrieb:
Natürlich ist Astrologie genauso abstrakt, wie z.B. Psychologie; relevant ist immer, welches Bewusstsein hat ein lebendiger Astrologe oder ein lebendiger Psychologe und was fasst sein Bewusstsein.

Schrödingers Katze;1864349 schrieb:
Die Astrologie ist nicht die Bohne abstrakt.
'Abstrakt ist jeder Bestandteil einer Vorstellung oder eines Begriffs, der für sich allein durch die Aufmerksamkeit fixiert, apperzipiert und dadurch aus dem tatsächlichen Zusammenhange herausgehoben wird.

Die abstrakten Begriffe sind die höchsten Stufen der Abstraktion, sie haben nur mehr Verhältnisse, Relationen, kurz völlig Unanschauliches, Nichtsinnliches zum Inhalt (z.B. Sein, Wirken, Tugend).

Abstrakt (to ex ephaireseôs) ist nach ARISTOTELES das Allgemeine, z.B. das Mathematische (Met. 1061 a 29; 1077 b 9; de an. 403 b 15, 432 a 5).'
NUR: niemand ist vollkommen und das Erfassungsvermögen normaler Menschen reicht oftmals bis niemals nicht aus, um alles "ganzheitlich" zu erfassen. Das ist das Problem und das ist gut so.
Das ist Murks.
Weder ein Anspruch auf Allmächtigkeit noch ein vermeintliches Wissen über das Erfassungsvermögen von nicht normalen Menschen, begründet etwas, es ist Murks.

=> Xenophanes sagt: "Nicht von Beginn an enthüllten die Götter den Sterblichen alles, aber im Laufe der Zeit finden wir suchend das Bessere. Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wird keiner erkennen, über die Götter und alle die Dinge, von denen ich spreche. Sollte einer auch einst die vollkommenste Wahrheit verkünden, wüsste er selbst es doch nicht. Es ist alles durchwebt von Vermutung."

Das ist Anmaßung und es ist Murks.

Xenophanes spricht über die Götter und alle Dinge. Er behauptet absolut, dass davon je ein Mensch sichere Wahrheit erkannte und keiner je erkennen wird.

Xenophanes ist ein Mensch. Wenn man seiner Behauptung Glauben schenken würde, dann wäre das, was Xenophanes hier sagt, eine Vermutung, welche einem Nichtwissen entspränge. Xenophenes vermutet hier und weiß nicht sicher, ob sichere Wahrheit kein Mensch erkannte und keiner erkennen wird.

Also ist sichere Wahrheit nicht unmöglicherweise von einem Menschen erkannt worden oder anders - von einem Menschen erkennbar.

Das ist einfache Logik.
Um sich wirklich ganzheitlich einer Radix nähern zu wollen, muss man sich praktisch selber aufgeben. Und das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache, oder?
Das, was in einem Horoskop aufgezeichnet ist, ist ein Bild und es enthält viele Symbole. Und so wie man nicht ein Orgasmus-BewusstSein realisieren kann über eine Aussage der biblischen Authorität Moses, kann man auch nicht über den Verstand das realisieren, was die Symbole SIND, denn der Verstand kann es nicht fassen. Der Verstand ist Sklave des Zweckes und geht ihm nach. Ein Zweck ist aber immer eine Bastelei im vermeintlich Unvollkommenen, und erhält damit das Unvollkommene.

Shams ad-Din i Tabriz (1184-1247) sagte:
Ein Mann voll von Selbst kam und sagte, "Erkläre mir die Geheimnisse." Ich sagte, "Ich kann Dir nicht die Geheimnisse erklären. Ich erkläre die Geheimnisse dem, in dem ich nicht ihn sehe, - in dem ich mich sehe. Ich erkläre die Geheimnisse des Selbst mir selbst. Ich sehe mich nicht in Dir, ich sehe jemand anderes." Wenn jemand zu jemand anderem kommt, ist er einer von drei Arten: Entweder ein Schüler oder ein Gefährte oder ein Großer. Welche Art bist Du? Bist Du nicht zu mir gekommen? Er sagte, "es ist offensichtlich, in welcher Beziehung ich zu Dir bin." Ich sagte, "Es ist offensichtlich. Ich sehe ihn in Dir. Da er in Dir ist, bin ich nicht in Dir, denn ich bin nicht er."

So wie das Orgasmusproblem es erkennen lässt, ist das SEIN, das realisierte SEIN, das das Erfassen ermöglicht, und nicht der Verstand, der das EGO ist, das sich nicht aufgeben will, wie das - eitle - EGO des Xenophanes.

Ein Schlüssel zum SEIN oder eine Pforte zum SEIN ist die Meditation. In der Meditation ist der (kritische, zickige, eitle Verstand still, und in dieser Stille ist es möglich Bewusst(zu)Sein dem, was IST.

So ist das, was IST, nicht lokalisierbar und nicht wertbar, denn das SEIN kennt keinen Raum und keinen Vergleich, das kennt nur der konditionierte Verstand.

Natürlich (!) ist das Aufgeben des ICH's eine Voraussetzung um die Symbole in einem Bild wie einem Horoskop zu realisieren, und wenn das ICH das nicht zulässt, dann ist das Interpretieren ein Wiedergeben von Worten aus zweiter Hand.

Paramahansa Yoganada sagt: "Ein Kind wird an dem Tag und zu der Stunde geboren, wenn die himmlischen Strahlungen in mathematischer Harmonie mit seinem individuellen Karma stehen. Sein Horoskop ist ein herausforderndes Portait, das seine nicht änderbare Vergangenheit und seine möglichen zukünftigen Resultate enthüllt. Aber sein Geburtshoroskop kann nur von Menschen mit intuitiver Weisheit richtig gedeutet werden, und das sind wenige". - "Schicksal, Karma, Bestimmung, - nenne es wie Du willst - es gibt ein Gesetz der Gerechtigkeit, das irgendwie, aber nicht durch Zufall, über uns bestimmt, über unsere physikalische Struktur und einige von unseren geistigen und emotionalen Zügen". - "Saaten vergangenen Karmas können nicht aufgehen, wenn sie im göttlichen Feuer der Weisheit geröstet werden... Je tiefer die Selbst-Realisierung eines Menschen ist, desto mehr beeinflusst er das ganze Universum mit seinen subtilen geistigen Schwingungen, und umso weniger wird er selbst von der phänomenalen Strömung (Karma) beeinflusst".


Dittsche sagt: 'Das bleibt Dir unbenommen'. und es ist ein Respekt vor dem, was das Eigene ist, und damit ist es auch eine Ergebenheit vor Dir.

:guru:

Aber nicht alles, das IST, ist das Eigene => Epiktet.

:)

T.
 
Zitat:
NUR: niemand ist vollkommen und das Erfassungsvermögen normaler Menschen reicht oftmals bis niemals nicht aus, um alles "ganzheitlich" zu erfassen. Das ist das Problem und das ist gut so.

Das ist Murks.


T.

Hallo Tucholsky,

das kann ich grad nicht nachvollziehen.

Wir Menschen sind nicht heil und vollkommen - sehen immer nur kleine Ausschnitte unseres Lebens und bewerten diese Ausschnitte nach unserem subjektiven Empfinden und nennen es dann ganzheitlich. Wir kennen die "Wirklichkeit" nicht, deshab ist dem Menschen eine ganzheitliche Sicht, im Sinne von allumfassend, nicht möglich.
Das was wir als ganzheitlich empfinden, ist letztlich nur eine subjektive Empfindung von Ganzheitlichkeit.
Ich denke, das was Ganzheitlich ist, können wir nicht mal erahnen.

lg
Gabi
 
Schrödingers Katze;1864349 schrieb:
__________________
Alle Kunst ist gänzlich nutzlos. Oscar Wilde


Um sich wirklich ganzheitlich einer Radix nähern zu wollen, muss man sich praktisch selber aufgeben.

Und das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache, oder?

:clown:

T.
 
Ich stelle die Frage nach Ganzheitlichkeit mit Blick auf die Gegebenheiten. Auch Laborbefunde können ganzheitlich, subjektiv, schwerpunktmäßig ...gelesen werden. Ich kenne keine andere Methode, einen Menschen umfassender zu betrachten, als Astrologie, außer...über hellseherische Fähigkeiten zu verfügen, die sind wiederum von eigener Verfassung, Situation, Stimmung, Umfeld abhängig. Eine Radix ist eine unendliche Geschichte. Ich stelle eine Frage nach Fähigkeiten, Begabung, und die Planeten, Häuser bekommen eine andere Bedeutung, Zuordnung, als wenn ich nach Prinzip Kinder fragen würde. Wurzeln und Alter, beides für mich im 4ten Haus, aber bei differenzierter Frage gehe ich unterschiedlich vor. Astrologie, wie jede andere Disziplin verlangt nach Begabung für die (fischartige)Art zu denken, um Symbole in - passende, maßgeschneiderte - Worte zu kleiden.

Ärzte, Psychologen, Sportler, Astrologen, Philosophen, Kartenleger...viele haben Kenntnisse, eine Menge Ahnungen, ganze Nationen sind Fachleute für; man darf nicht vergessen, der Unterschied liegt in Hobby oder Professionalität. Ich meine dabei nicht die universitäre Ausbildung, die ich vor allem als Befähigungsschein zur Ausübung sehe, sondern schlicht die Begabung an sich.
Und Astrologie ist en vogue, jeder sein eigener Astrologe...mit Ganzheitlichkeit wirds so nix, aber wirklich nix. Dafür vielleicht ein Hüpfer weiter, mit der Frage, wer bin ich, was will ich, was möchte ich, wieweit kann ich...Unendlichschleife. Astrologie und Philosophie liegen ganz nah beieinander, wenn mans will, wenn es einem danach ist.

Subjektivität ist ein Faktor, den ich als gegeben annehmen muß. Kismet.
 
Werbung:
Ganzheitliche Sichten sind, in Ausschnitten, nur denen möglich, die ihr Bewusstsein durch lange Übungen und Beobachtungen geschärft haben. Aber auch diese werden nicht umhin kommen zuzugeben, dass ihre meisten Einschätzungen subjektiven Ursprunges sind.

Wenn wir davon ausgehen, dass die meisten von uns unter dem einen oder anderen Komplex "leiden" oder unter einer Projektion stehen, die wir zwar erkannt, aber trotz intensiver Beschäftigung mit der Astrologie, der psychologischen Arbeit daran, durch Meditation oder auch anderen mystischen Beschäftigungen nicht - und vielleicht niemals - in den Griff bekommen werden, so sollten wir uns damit bescheiden, uns dies einzugestehen, ohne gleich daran zu verzweifeln, ein schlechter Berater zu sein.

Man gibt das, was man geben kann. Letzten Endes.:)


LG
Urajup
 
Zurück
Oben