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Hi Condemn,
was mir wichtig erschien und auch für mich positiv rüberkommt, habe ich oben mal hierher kopiert. Der Artikel war sehr aufschlussreich. Jetzt verstehe ich auch, warum bei Familienaufstellungen der Widerstand als "nicht-gesund-werden-wollen" hingestellt wird. Das liegt an der Psychoanalyse, die Bert Hellinger vor seinen Aufstellungen gelernt hatte.
Zum Glück gibt es Menschen, die dies nicht so sang-und-klang-los hinnehmen und den Widerstand als etwas wichtiges ansehen, das sogar Trauma (mein Lieblingsthema
) verbirgt. Das hatte ich mir auch schon überlegt, dass wenn der Widerstand zu heftig ausfällt, eine schwere seelische Verletzung dahinter liegt.
Hi Pluto!
Um ehrlich zu sein, sehe ich den Widerstand auch eher negativ. Bzw. ... übergeordnet erst einmal nicht. Ich glaube, dass sein Sinn und Zweck deutlich tiefer ist, er ein Mittel ist um ein psychologisches Gleichgewicht herzustellen, um dem eigentlich ungeteiltem Bewusstsein das wir sind, überhaupt diese Art der Erfahrung zu ermöglichen. Ich glaube, dass sich dahinter fast so etwas wie eine Art gedankliches Programm verbirgt, eine Art psychologischer Gegenspieler der auch genau diesen Sinn hat. Man kann das selbst übrigens damit testen, indem man sich erstens fragt, ob man vollkommene Kontrolle über seine Gedanken hat. Hat man nicht... Die Frage warum man sie nicht hat, haben sich die meisten nie gestellt. Wenn man nun sagt, das richtiges Denken zumindest ein Schritt in die richtige Richtung wäre, man aber offensichtlich nicht dazu in der Lage ist, bzw. etwas in einem immer wieder in die falsche Richtung strebt und man sich das mal genauer anschaut, dann kann man erkennen, dass da eine Art Kraft existiert, die man fast als "negativen Willen" bezeichnen kann, die übrigens auch genau dann an Intensität zunimmt, wenn die Intensität des wirklichen Willen zunimmt. Die Intensität des inneren Widerstands nimmt immer mit der Bedeutung dessen zu, um was es gerade geht. Je größer die Bedeutung dessen ist an was Du gerade denkst, was Du anstrebst... und Bedeutung kann man definieren als die Überzeugung, dass damit Glück oder Leid verbunden ist... desto größer und intensiver wird sich der Widerstand bemerkbar machen. Je größer Dein Wunsch ist, desto extremer fliegen Dir all die Gründe durch den Verstand, warum Du es nicht erreichen wirst. Das ist kein Zufall... Es ist als ob eine Maschine in Gang gesetzt wird, eine Art innerer Manipulator, die Dich direkt an Deiner Quelle beeinflusst.
Und wenn Du das auf Krankheit und Therapie umsetzt... Ich habe auch damit eigene Erfahrungen gemacht... machen müssen... nicht mit Psychotherapie, aber ich habe früh angefangen die psychologischen Hintergründe für meine gesundheitlichen Probleme selbst zu erforschen. Und was mir extrem auffiel und was ich dann auch an anderen feststellen konnte war, dass man sehr oft nicht den Weg nimmt, den man eigentlich für otimal halten würde. Man tut nicht wirklich alles um zu erreichen was man sich wünscht. Ich stellte bei mir selbst fest, dass das daran liegt, dass ich sobald ich irgendeine Möglichkeit ins Auge fasste die eine Verbesserung bringen sollte, sofort hoffnungslos wurde. Ich habe dann ein starkes Gefühl von "Es bringt sowieso nichts", was gleichzeitig den Wunsch mitbringt einfach gar nichts zu tun, Ruhe zu haben. Jahre lang war in mir ein Gefühl vorherrschend, dass nicht mehr als oberstes Ziel eine klare Verbesserung stand, sondern nur in der Gegenwart nicht zu leiden, also z.B. Schmerzen zu haben. Das geht so weit, dass man absolut nichts tut um am Leben zu bleiben, wenn es auf der Kippe steht. Man verweigert all das sogar, weil man darin keinen Sinn sieht (Hoffnungslosigkeit) und man sich stattdessen nur Ruhe wünscht. Gleichzeitig tut man im Jetzt wiederum sehr viel, geht hohe Risiken ein, um möglichst wenig zu leiden. Ich kenne mich z.B. mit Schmerzmitteln sehr gut aus, auch mit Dosierungen die sehr weit über "normal" liegen und gefährlich sein können. Was ich damit sagen will ist, dass ich durch diese Erfahrungen irgendwann verstand, dass da wirklich eine Art "negativ-Wille" in mir existiert, der auf psychologische Weise alles tut um mich auf die "falsche Bahn" zu bringen, weg von dem was ich eigentlich wünsche. Das erzeugt erst einmal Konflikte, weil man gar nicht mehr genau weiß was man will, man weiß nicht was der "wahre" Wille ist. Das fand ich erst heraus, als ich mich mal fragte, was ich wollen würde, wenn all die Zweifel und Ängste nicht existierten. Zieht man gedanklich alles Negative ab, dann bleiben die Wünsche übrig die nicht Angst-motiviert sind übrig. Der Wunsch nach Ruhe z.B. der bei mir extrem vorherrschend ist, entsteht auch aus einer Art Schwäche heraus, dem Gefühl vielem nicht gewachsen zu sein. Wäre das anders, bestünde dieser Wille mit dieser Konsequenz nicht. Ich entdeckte irgendwann, dass man zumindest ohne Widerstand denken kann, was dabei hilft sich selbst besser kennen zu lernen, und die Grenze klarer zu ziehen, um zu erkennen was denn nun wahrer Wille ist und was dieser Widerstand. Das wird einem dann auch zeigen, dass man wirklich nur Gutes wünscht.
Den Widerstand in der Psychotherapie sehe ich übrigens auch eng mit Schuld verknüpft. Es hat oft mit einem Bereich zu tun, wo man sich erstens selbst im Weg steht und zumindest "halb-bewusst" darum weiß, was dazu führt das man sich aufgrund dessen selbst stark abwertet und diese Eigenschaft/en vor anderen verheimlichen will. Ein Zeichen für solche Tendenzen sind v.a. Rechtfertigungen und Schuldzuweisungen, die Argumentation man könne nichts tun usw. Wenn man dagegen an argumentiert kann man den Widerstand fast sehen... der wird dann nämlich wütend
Bei sich selbst kann man das auch spüren, allerdings ist es nicht so einfach überhaupt so weit zu kommen und nicht schon vorher aufzugeben.
Ist auf jeden Fall ein ziemlich verrücktes Prinzip dieser Widerstand. Ich glaube übrigens, dass er grundlegend daraus besteht, dass man gedanklich negativ-assoziativ reagiert. Also wie ein programmierter Automat, nimmt man als Reaktion auf eine Wahrnehmung (auch gedankliche) immer denselben gedanklichen Weg, und das rein automatisch. Erst wenn man sich dessen bewusst wird kann man das nach und nach auflösen. Bis dahin kann man sogar den Eindruck bekommen, man hätte in sich eine Art negative Zweitpersönlichkeit, die so wie man selbst auf das Glück zustrebt auf Leid zustrebt. Ein Wille mit umgekehrten Vorzeichen sozusagen, der einem teilweise sogar vormachen kann, es sei der eigene. Alleine schon die Tatsache, dass man nicht vollkommen so denken kann wie man will ist eigentlich schon ziemlich verrückt, doch kaum jemand hinterfragt das wirklich. Wahrscheinlich weil man es nicht anders kennt. Ich glaube aber, dass der normale Zustand des Bewusstseins das man selbst ist, sehr viel klarer und kontrollierter ist. Im Vergleich mit diesem Zustand ist der den wir momentan als normal erachten wahrscheinlich schon ziemlich nahe am Wahnsinn...
VG,
C.