DruideMerlin
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Nun ja, wenn Du diesen Vers alleine zitierst, mag das so erscheinen, aber im Kapitel 18 hatte Johannes noch mehr über die Verurteilung geschrieben. Jesus wir dort von Pilatus gefragt, ob er der König der Juden sei. Der Evangelist ließ Jesus ausweichend antworten in dem er von einem Himmelreich sprach. Ich möchte daran erinnern, dass zu diesem Zeitpunkt Judäa eine römische Provinz war und deshalb konnte dort ein König nur durch Rom eingesetzt und ausgerufen werden.Johannes sagt ganz klar, wer Jesus hat kreuzigen lassen:
`Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen: Kreuzige! Kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm`. Johannes 19.6
Wer gegen dieses Gesetz verstieß, wurde wegen Aufruhr zum Tode durch die Kreuzigung verurteilt. Pilatus war als Statthalter Roms nach diesem Recht berechtigt und sogar verpflichtet auch ohne eine Gerichtsverhandlung gegen Aufrührer vorzugehen. Aus diesem Grund wurde Jesus von Pilatus auch nur befragt und nicht durch ein römisches Gericht verurteilt.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch darauf hinweisen, dass zu diesem Zeitpunkt das Passahfest vor der Tür stand, zudem die Juden aus dem ganzen Land nach Jerusalem pilgerten, um im Tempel ihre Opfer für Gott darzubringen. Deshalb waren ja auch Jesus und seine Gefolgschaft nach Jerusalem gekommen. Wenn man den Evangelien glauben mag, hat er ja schon beim Einzug in Jerusalem diesen königlichen Anspruch erhoben und keine Provokation ausgelassen, mit der die Stimmung für und gegen ihn in der Stadt angeheizt wurde.
Gerade wegen den möglichen Unruhen am Passahfest war auch Pilatus in der Stadt gekommen, der eigentlich seinen Amtssitz in Cäsarea Maritima hatte. Wie er schon bei anderen Gelegenheiten bewiesen hatte, kannte Pilatus keine Skrupel sich gnadenlos durchzusetzen. Zu alledem passen dann auch die Rufe der Bevölkerung nach der Kreuzigung.
Im Vers 19[19] schrieb dazu Johannes selbst:
„Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf das Kreuz; und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.“
Jesus hat in seinem schrecklichen Leiden am Kreuz noch mit seinen weinenden Angehörigen sprechen können, die bei ihm waren:
`Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn!Johannes 19.26
Darnach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich`. Johannes 19.27
Es gab nur einen Jünger, von dem explizit gesagt wurde, dass Jesus ihn liebhatte und das war Johannes, der Evangelist.
Bei Kreuzigungen war die mittelbare Anwesenheit von Angehörigen nicht gestattet. Ja und wenn Johannes tatsächlich zum engsten Kreis der Jünger gehörte, kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich dieser Gefahr selbst am Kreuz zu enden ausgesetzt hätte. Spielten die Jünger bei dieser Geschichte nicht eher eine etwas unrühmliche, aber verständliche Rolle? Das ist nun aber anderseits auch wieder einer der Punkte, in denen die Existenz des Menschen Jesus glaubwürdig wird.
Merlin