Wer ist Jesus Christus?

Lieber Merlin,

das Mönchstum ist keine Erfindung der Essener, denn ein Leben in der Kontemplation gab es in allen Kulturen der Welt.
Nein, im Judentum dieser Zeit, aus dem ja die Urchristen und der Gnostizismus entsprangen, gab es sonst keine Form der gemeinsamen Kontemplation in einer Klostergemeinschaft ausser jener der Essener. Dass es so nebenbei keinen Hinweis darauf gäbe, dass Qumran nicht von Essenern besiedelt gewesen wäre, stimmt so einfach nicht, die Experten streiten sich bis heute darüber.

Es gab zumindest Jesus, der seine Lehre vom Himmelreich und der Nächstenliebe unter das Volk brachte. Eine Botschaft, die sich an den alten Prophezeiungen von einem kommenden Messias orientierte. Das war auch das Maß, an dem sich die Schriften messen lassen mussten, um im Kanon aufgenommen zu werden. Übrigens wurde das Neue Testament erst so um das Jahr 400 n. Chr. kanonisiert.
Genau deswegen versuche ich für mich herauszufinden, was vor 400 n.Chr. passierte und weswegen manche Schriften in den Kanon aufgenommen wurden und weswegen manche nicht. 400 Jahre sind eine sehr lange Zeit.

Man kann eine Lehre auch zerreden. Es gab bis zum Konzil von Nicäa um die dreißig Evangelien. Schau Dich bitte einmal hier im Forum um, dann wirst Du noch weitere Botschaften finden. Wenn es da in einer Lehre keinen roten Faden gäbe, ginge es wie beim Turmbau zu Babel, jeder würde in seiner Sprache sprechen und niemand würde es am Ende mehr verstehen.
Ja, wie der rote Faden seit den Zeiten des Judentums zur Unterwerfung der Frau. Wie weit wären wir da gekommen, wenn wir diesem roten Faden gefolgt wären, wie die katholische Kirche es bis heute tut.

LG, Mirea
 
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Die Authentizität, die Direktheit und das innere Sich-angesprochen-fühlen, mit dem dieses Evangelium, wie auch dasjenige des Johannes, mich ganz unmittelbar in der Seele berührt, das ist es, was ich glaube, der Mensch heute mehr denn je braucht.

Ich brauche kein Haus aus Stein, keinen Fürsprecher, und auch keine Ge- und Verbote, um im Christusbewusstsein zu leben. Ich brauche nur diese Unmittelbarkeit des Seins, die für mich eine der positiven Ansätze für das beginnende Wassermann-Zeitalter ist.
ELi
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Mit diesen Worten sprichst Du mir wirklich aus der Seele, lieber Eli, danke dafür.

LG, Mirea
 
das Reich Gottes (malkut Jahwe) oder auch das Himmelreich auf Erden, wurde zwar auf das Volk Israels bezogen, stellt sich aber für Jesus weniger als ein territoriales Reich mit einem feudalen Potentaten dar. Es ging vielmehr darum, dass der Wille Gottes in den Mittelpunkt gestellt und gelebt werden soll. Jesus wird in den Evangelien gerne mit dem endzeitlichen Messias in Verbindung gebracht, der von Gott als König in diesem Himmelreich eingesetzt werden würde. Ob er sich selbst so gesehen hatte, ist fraglich, denn er hatte das meistens offen gelassen.

Lieber Merlin,

Wir wissen, dass im Himmelreich viele Woihnungen sind und dass: "da, wo ich hingehe, sollt auch ihr hinkommen!"

Dass die Errichtung eines Himmelreiches auf Erden irgendwie vorgesehen gewesen wäre, ist zwar ein Irrtum, wird aber trotzdem von vielen vehement vertreten.

Die Zustände auf Erden sind weit weniger himmlisch, als dies zur Zeit Jesu der Fall war war. Nur gibt es wesentlich mehr inkarnierte Seelen -wieso wohl? Wenn man wie Du die Präexistenz der Seele ablehnt, muss man sich doch fragen, was dieser Unsinn mit der Erschaffung unvollkommener Seelen soll? die ja alle dem Risiko der ewigen Verdammnis ausgesetzt sind - wie Du vermutest!!?

Allerdings ist Dein Statement in Bezug auf den Willen Gottes nicht nachvollziehbar.

Ein Reich, in dem die Armut, Knechtschaft, Leid, Not und das Böse überwunden sein wird. Himmlische Zustände, in denen gerade auch diese Ausgegrenzten endlich zu ihrem Recht kommen würden. Ein Problem über das schon die alten Propheten klagten (z. B. Jesaja). So sollte ein Ort entstehen, von dem die Nächstenliebe (das Gute) und Friede ausgingen, von dem auch die Nachbarvölker partizipieren könnten.

Wie gesagt, davon sind wir weiter entfernt denn je.

Nun frage ich Dich, wo es auf dieser Erde ein solches Reich gab oder gibt? Selbst in Österreich oder Deutschland wurde die Armut oder gar das Böse nicht überwunden. So ist das Römisch Imperium zwar auch untergegangen, aber der Drache Leviathan aus der Offenbarung, ist wie ein Phönix immer wieder aus der Asche auferstanden.

Nein, das persönliche Eingreifen eines gütigen Gottes in einem Himmelreich auf Erden, vermag ich leider nicht zu erkennen. So hofften schon unzählige Generationen immer wieder auf das kommende Himmelreich und werden es wohl bis zum Ende aller Tage weiter tun. Es bleibt halt eine Fata Morgana der Hoffnung.

Stimmt - das Himmelreich gibt es doch schon lange - viel länger als die Erde.

Die Seelen der Verstorbenen haben so lange zu reinkarnieren, bis sie so weit geläutert sind, um in dieses geistige Himmelreich eingehen zu können.

Sonst ergibt Deine Story keinen Sinn.

lg
Syrius
 
damit hast Du wahrscheinlich Recht und mit Deiner Aussage einen grossen Überblick beschrieben, was uns alle betrifft, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, was vor 14 Milliarden Jahren war, lol.

Ich versuch mich halt an die Aufgabe zu halten, welche mir meine Seele in dieser Inkarnation zum Auflösen gibt, die Aufgabe weswegen ich hier bin. Und ich denke wirklich, dass das Himmelreich bereits unter uns ist, wenn es auch eine schwierige Aufgabe ist, es zu erkennen.

LG, Mirea
Liebe Mirea,

Da erinnert sich wohl kaum ein Mensch.
Aber die Seele jedes Menschen hat die Informationen darüber gespeichert und kann sie bei Berdarf abrufen.

Ja, die Aufgabe dieses Lebens zu erfüllen ist sehr wichtig. Es ist allerdings manchmal tröstlich, wenn man Kenntnis hat darüber, wie man da hineingeschlittert ist.

lg
Syrius
 
falls ich mich in Deine Unterhaltung mit Merlin einmischen darf, Du sprichst mir mit Deinem Beitrag aus dem Herzen.

Da kommt mir ein anderes Zitat aus dem NT in den Sinn, Johannes 14:

5Spricht zu ihm Thomas: HERR, wir wissen nicht, wo du hin gehst; und wie können wir den Weg wissen? 6Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

7Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.

Er wollte uns also den Weg zur Erlösung durch seinen Weg zeigen, und zwar während unserer Lebenszeit, und nicht erst nach dem Tod wie es die späteren christlichen Schriften und Interpreten uns weismachen wollten (nur durch den Glauben allein). Das Himmelreich Gottes und die Erlösung kann hier sein für uns, im Jetzt, wenn wir wirklich danach suchen. Die gnostischen Schriften sprechen mehr von diesen Dingen als die kanonischen.

LG, Mirea
Liebe Mirea,

Erlösung durch Jesus Christus bedeutet einfach, dass die Seelen seither ins Reich Gottes eingehen dürfen. Das war vor der Erlösung nicht möglich und gilt als eine unglaubliche Erleichterung für alle Seelen.

Dabei handelt es sich um die sogenannten Aufstiegsstufen, die Christus sofort nach der Erlösung geschaffen hat. Wohlverstanden, es handelt sich dabei um geistige Sphären - und diese waren den damaligen Menschen so nahe, weil Jesus fest daran glaubte, dass er die Erlösung schaffen würde.

lg
Syrius
 
Erlösung durch Jesus Christus bedeutet einfach, dass die Seelen seither ins Reich Gottes eingehen dürfen. Das war vor der Erlösung nicht möglich und gilt als eine unglaubliche Erleichterung für alle Seelen.
Erlösung durch Jesus Christus bedeutet zweierlei. Sie bedeutet zum einen, dass das Licht, das Jesus Christus in diese Welt getragen hat, von jedem, gleich welchen Glaubens, im eigenen Inneren angenommen werden kann. Zum anderen bedeutet sie, dass das Reich Gottes wieder offen ist für den Geist all jener Menschen, die ihre Seele geläutert haben und sich selbst durch diese Läuterung frei gemacht haben vom Joch ihres eigenen selbst verursachten Schicksals.

Solange der Geist des Menschen noch gefangen ist in den karmischen Verstrickungen seiner Seele, so lange muss der Geist mit dem bereits erwachten Seeleanteil nach dem Sterben im Seelenland ausharren und auf eine neue Gelegenheit für eine Inkarnation hoffen.
Doch die Inkarnationen werden immer problematischer. Es gibt zu viele, die die innere Finsternis des Bösen in sich angenommen haben. Daher kommt es auf jeden an, der den Weg der Läuterung beschreitet und das Licht des Lebens und der Liebe im eigenen Inneren annimmt.

Daher müssen wir wirken, solange es Tag ist, denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann
ELi

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Lieber Merlin,

das Thomas-Evangelium wird von Experten als eines der frühesten Evangelien der Urchristen überhaupt datiert, von manchen sogar so früh wie um 30 bzw. 33 n. Chr., also bitte zerrede hier ebenfalls keine Lehre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomasevangelium#Datierung

Login 114 scheint aus unserer heutigen Perspektive sexistisch zu sein, aber zu der damaligen Zeit interpretiert ist es sogar sehr emanzipiert. Wenn sich heute eine Frau "männlich macht" und sich des männlichen Logos bedient, rofl, darf sie deswegen immer noch nicht Priester werden in der katholischen Kirche, nicht vergessen. Da sind wir bis heute nicht sehr viel weitergekommen.

LG, Mirea
Liebe Mirea,

sicherlich steht bei Wiki, dass manche als „früheste“ Datierung die Jahre 30-33 angenommen hatten, es steht da aber auch etwas von einer späteren Datierung in der Mitte des 2. Jahrhunderts. Ja und auch von der Quelle Q ist die Rede, aus der sich auch die synoptischen Evangelien bedienten. Unabhängig davon hatte Paulus in seinen Briefen überhaupt keine Evangelien erwähnt. Nicht nur deshalb wurden also die Evangelien erst nach dem Jahr 56 verfasst.

Über all das lässt sich trefflich Streiten, jedoch ist der Inhalt der Texte von Bedeutung. So wird zum Beispiel in Login 53 Jesus von seinen Jüngern über seine Haltung zu Beschneidung gefragt und Jesus stellte sie infrage. Ich erinnre dazu, dass Jesus ein frommer Jude waren und dieses Thema unter den Judenchristen überhaupt keines war. Genau zu diesem Punkt wurde Paulus von den Heidenchristen zum Apostelkonzil nach Jerusalem entsandt.

Hatte Jesus bei Mattäus zu der Frau aus Kanaan nicht auch gesagt: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt.“ Warum also sollten Jesus seine jüdischen Jünger ein solches Thema im vertrauten Kreis anschneiden? So wird auch in anderen Logins deutlich, dass dieses Evangelium nicht von oder für die Galiläer, Nazarener oder Judenchristen geschrieben wurde.

Wenn man den Evangelien folgt, hatte Jesus in seiner patriarchalisch geprägten Zeit eine relativ entspannte Haltung zu Frauen. Es werden da gerade in der Passionsgeschichte Frauen genannt, die eine entscheidende Rolle gespielt hatten. So auch Maria Magdalena, die einige Zeit später von dem an sich konservativen Hippolyt von Rom als die Apostelin der Apostel bezeichnet wurde.

In den Evangelien des Kanons zeichnet sich jedoch ebenfalls eine zunehmende patriarchalische Haltung zur Rolle von Maria Magdalena ab. Während sie bei Markus in der Auferstehungsgeschichte noch als die Apostelin der Apostel auftritt, wird die Erkenntnis der Auferstehung bei Johannes auf die Jünger übertragen („Was nicht sein darf, kann auch nicht sein!“). Ein Geist, der auch aus dem Login 114 spricht. Wozu soll also der Login 114 so bedeutsam sein, dass man ihn in einem relativ kurzen Evangelium festhalten muss? Unabhängig davon standen auch Frauen in einigen ersten christlichen Gemeinden vor (z. B. Phöbe, Junia, Lydia).

Nun ja, hatte Jesus beim Aufenthalt in Philippi nicht schon vertraulich seine Mission den Jüngern offenbart? Welcher Zunge Jesus sollte man da eigentlich vertrauen? Wozu noch diese geheime Botschaft, während sich Jesus doch anderseits bemühte ein Himmelreich für alle zu verkünden? Zumindest wir im Thomasevangelium deutlich, dass sich diese Gedanken deutlich von dem Jesus aus den kanonischen Schriften abheben. Ja und damit erklärt sich auch, warum dieses Evangelium nicht zum Teil des Kanons wurde.

Letztlich sind die Christen in Sachen des weiblichen Priesteramtes schon weitergekommen, denn die Christenheit besteht nicht nur aus der römisch-katholischen Kirche.


Merlin
 
Man kann eine Lehre auch zerreden. Es gab bis zum Konzil von Nicäa um die dreißig Evangelien. Schau Dich bitte einmal hier im Forum um, dann wirst Du noch weitere Botschaften finden. Wenn es da in einer Lehre keinen roten Faden gäbe, ginge es wie beim Turmbau zu Babel, jeder würde in seiner Sprache sprechen und niemand würde es am Ende mehr verstehen. Religio heißt ja, sich auf althergebrachte Werte zu besinnen: „Nur wer weiß, woher er kommt, kann wissen, wohin er geht.“
Dieses unselige Konzil zu Nicäa 325 n.Chr. hat viel Unheil, Unterdrückung, Schriftenverbrennung, Not und Verfolgung Andersdenkender zur Folge gehabt

Eine der zu entscheidenden Fragen des Konzils war,

Wer ist Jesus Christus?
Es war der Streit zwischen Arius und Athanasius, bei dem es um die Frage ging, Ist Jesus Christus Gott (Athanasius) oder ist er ein himmlisches Geschöpf Gottes (Arius). Arius sagte, Gott kann nicht am Kreuze sterben. Für Athanasius war Christus Teil der Gottes-Trinität von Vater, Sohn und Hl. Geist. Der Streit wurde mit der kaiserlich-römisch-katholischen Durchsetzung der Trinitätslehre im Sinne des Athanasius sanktioniert.

Johannes der Evangelist hatte diese Frage längst geklärt,
Christus ist das Wort, der Logos, das Erscheinende Gottes. Und dann ganz explizit in Joh.10.21
Ich und der Vater sind eins.
Das sagt doch schon alles.


Das Essen von Fleisch getöteter Tiere
war ein grundlegender Streit zwischen den Urchristen und der röm.kath. Kirche. Denn Jesus war kein Fleischesser.
Hieronymus, der den Auftrag von Papst Damasus erhielt, die Bibel zu kanonisieren. wollte die entsprechenden Passagen in den Urevangelien über das Nichtessen von Fleisch in das Neue Testament aufnehmen, wurde aber vom Papst daran gehindert. Das Essen von Fleisch wurde sogar zur Christenpflicht erklärt, was auf den römischen Kaiser Konstantin zurückgeht, denn die Römer waren Fleischesser.

ELi
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Dieses unselige Konzil zu Nicäa 325 n.Chr. hat viel Unheil, Unterdrückung, Schriftenverbrennung, Not und Verfolgung Andersdenkender zur Folge gehabt ...
Lieber Eli,

war es nicht eher so, dass schon lange vor Nicäa ein tiefer Graben und Glaubensstreit innerhalb der Christenheit bestand? Im Prinzip entstanden diese Widrigkeiten schon vor dem Apostolischen Konzil. Hier fand das erste Schisma in der Christenheit statt, in dem es zur Aufspaltung zwischen Heiden- und Judenchristen kam. Mit den Heidenchristen floss dann auch hellenistisches und persisches Gedankengut mit in die Lehre ein. Ein Prozess, der schon mit dem Evangelium nach Johannes erkennbar wurde.

Unabhängig davon wurde die Aufteilung des Römischen Imperiums von Bedeutung. In diesem Zusammenhang wollte Constantin von Byzanz aus die Einheit dieses Imperiums wieder herstellen und ihm einen neuen Glanz verleihen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste er zunächst seinen Anteil des Imperiums (Ostreich) als verlässliche Basis befrieden.

Nun war es so, dass gerade in dieser Region durch die uneinigen Christen ein ständiger Unruheherd entstanden war. Um dieses Problem zu lösen, hatte er dann alle Bischöfe und andere Kleriker aus dem gesamten Imperium nach Nicäa zu dem besagten Konzil eingeladen. Er hatte sogar die Kostenübernahme der Anreise zugesagt. Von den rund 2000 Eingeladenen, begaben sich aber nur ca. 300 auf den beschwerlichen Weg zum Konzil.

Constantin hatte schon vor Beginn festgelegt, dass auf diesem Konzil keine persönliche Befindlichkeiten vorgetragen werden durften. Die Teilnehmer hatten also ihre Vorstellungen zu den Streitpunkten vorgetragen. Leider konnten sich die beiden gegensätzlichen Lager nicht einigen, deshalb hatte Constantin über diese strittigen Fragen abstimmen lassen. Nach der Abstimmung hatte er dann nach den Mehrheiten verfügt. Diese Mehrheitsbeschlüsse wurden jedoch in der Folgezeit mehrfach wieder aufgebrochen und führten dann zu denn von Dir zitierten Maßnahmen.

Auch nach dem Tod von Constantin schwellte dieser Unruheherd weiter. Letztlich führt das dann auch mit dem Konzil von Chalcedon (451) zur Aufspaltung der Christenheit in die unterschiedlichen Kirchen (2. Schisma). Ein Ereignis also, aus dem die Institution der römisch-katholischen Kirche entstanden ist.

Das Essen von Fleisch getöteter Tiere
war ein grundlegender Streit zwischen den Urchristen und der röm.kath. Kirche. Denn Jesus war kein Fleischesser.

Hieronymus, der den Auftrag von Papst Damasus erhielt, die Bibel zu kanonisieren. wollte die entsprechenden Passagen in den Urevangelien über das Nichtessen von Fleisch in das Neue Testament aufnehmen, wurde aber vom Papst daran gehindert. Das Essen von Fleisch wurde sogar zur Christenpflicht erklärt, was auf den römischen Kaiser Konstantin zurückgeht, denn die Römer waren Fleischesser.
In den 20 Kanons aus dem besagten Konzil hab ich nichts finden können, mit dem man eine Christenpflicht zum Verzehr von Fleisch verbinden könnte. So gibt es auch in den Evangelien keinen Hinweis, dass Jesus ein Vegetarier gewesen sei, im Gegenteil. Im Apostelkonzil (Zeitrahmen 44-49) ging es nur darum, dass die Heidenchristen von den jüdischen Reinheitsgeboten in Sachen der koscheren Speisen befreit werden sollten (z. B. der Verzehr von Schweinefleisch).

Ja Hieronymus war ein Asket (347 – 420), der möglicherweise auf den Genuss von Fleisch verzichtet haben könnte. Auch der Täufer war im Gegensatz zu Jesus ein Asket, wie man aus den Evangelien erfahren kann. Hieronymus wurde jedenfalls vom Bischof von Rom Damasus beauftragt die griechische Septuaginta (Altes Testament) ins Latein zu übersetzen.

Ferne sollte er eine ältere lateinische Übersetzung des Neuen Testaments überarbeiten, da sie erheblich Mängel aufwies. Diese Übersetzung fiel aber auch nicht ganz gelungen aus, so dass diese erneut überarbeitet werden musste. Rein spekulativ wäre es also schon möglich, dass Hieronymus einen asketischen Aspekt in Sachen Fleisch, mit in seine Übersetzung einfließen lassen wollte und von Damasus in seinem Eifer ausgebremst wurde.

In dem griechische Codex Sinaiticus aus der Zeit um das Jahr 324 steht jedenfalls auch nichts, woraus man auf einen vegetarischen Jesus schließen könnte. Ich finde diese Diskussion über Vegetarier und Karnivoren ziemlich überflüssig. Man könnte sagen, dass wenn Gott es wollte, hätte er ja den Menschen in eine der beiden Richtung konstitutionell ausrichten können.

Nein, er erschuf den Menschen als Omnivore, der sich auf unterschiedliche Nahrungsangebote einstellen kann. Eine wichtige evolutionäre Überlebensstrategie. Nicht der Stärkste wird sich evolutionär durchsetzen, sondern der Anpassungsfähigste. Aber das hat jetzt sicherlich nichts mit Jesus zu tun – oder? :unsure:

Merlin
 
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Lieber Merlin
Über all das lässt sich trefflich Streiten, jedoch ist der Inhalt der Texte von Bedeutung. So wird zum Beispiel in Login 53 Jesus von seinen Jüngern über seine Haltung zu Beschneidung gefragt und Jesus stellte sie infrage. Ich erinnre dazu, dass Jesus ein frommer Jude waren und dieses Thema unter den Judenchristen überhaupt keines war.
Ich verstehe wirklich nicht den Zusammenhang, den Du hier mit der Beschneidung aufbringst. Wer genau behauptete, Jesus sei ein frommer Jude gewesen? Er war ein Rebell, der sogar eine neue Religion begründete, auch wenn er das wahrscheinlich gar nicht beabsichtigte. Und ist nicht genau die Tatsache, dass die Beschneidung kein Teil der christlichen Tradition mehr ist, und die Beschneidung nicht mal ein Thema bei den Judenchristen war, genau ein Beweis dafür, wie früh das Thomas-Evangelium entstanden sein musste?

Wenn man den Evangelien folgt, hatte Jesus in seiner patriarchalisch geprägten Zeit eine relativ entspannte Haltung zu Frauen. Es werden da gerade in der Passionsgeschichte Frauen genannt, die eine entscheidende Rolle gespielt hatten.
Da bin ich ganz Deiner Meinung und ich bewundere die Haltung Jesus in dieser patriarchalischen Zeit auch in den kanonischen Evangelien gegenüber den Frauen. Aber mir gefällt überhaupt nicht, wie Du oben das Zitat 114 aus dem Thomas-Evangelium dazu missbraucht hast, um es als sexistisch darzustellen, und nun stellst Du die kanonischen Evangelien dem gegenüber und beschreibst die "relativ entspannte Haltung Jesu zu Frauen".

Dies scheint Deine Voreingenommenheit gegenüber den gnostischen Schriften zu zeigen und auch, dass Du nur strikt den Wegen der Kirchenväter zu folgen scheinst, die irgendwann vor 1700 Jahren festgelegt haben, an was wir zu glauben haben und an was nicht. Bist Du Dir bewusst, dass Du damit auch viele sehr weise Botschaften Jesus einfach so ignorierst? Vielleicht damit auch viele seine wahren, wichtigsten Botschaften, was er uns wirklich sagen wollte, und die frühen Kirchenväter einfach nicht verstanden?

Gerade heute habe ich auf reddit einen sehr klugen Beitrag von Jemandem zum Thomas-Evangelium gelesen, ich zitiere:

Someone claimed these teachings are for a future generation, we can see this for example in Judas: How you know me? Truly I say to you, no one among your generation will know Me. In another instance, perhaps James: We pray for a portion among the generation to come. So it is a miracle, as perhaps elucidated in Pistis that there were some actually able to understand such great Gnosis, as it is not a mere word. What great power of intellect is required to penetrate it. Seeing how All appeared so that the perfect man can stand up.

Vielleicht ist diese Generation nun endlich gekommen, aber man muss sich wahrlich für diesen Weg entscheiden und nicht nur dem engstirnigen Diktat der Kirchenväter folgen, die uns aufdoktrinieren wollten, was Jesus zu sagen hatte.

Aber das muss wohl jeder für sich selber wissen und entdecken, oder aber auch nicht.

LG, Mirea
 
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