Armer Sigmund Freud.
Trotz allem wird ihm häufig mehr Unrecht getan als es angemessen ist auch von mir.
Ich habe ihn spät aufgewertet, in einigen Bereichen.
Wie bei Jung wurde auch Freuds Theorie weiterentwickelt.
Populär, also der breiten Masse bekannt sind ja in der Regel heute völlig veraltete Interpretationen.
(sein Ich-Begriff ist übrigens nicht negativ, und ego entspricht der Tendenz in den Wissenschaften, lateinische oder griechische Namen zu vergeben, der Universalität wegen siehe Botanik, Medizin, etc.)
Mal kurz meine (persönlichen) Ansichten zum Thema:
Das Ich ist eine späte Erkenntnis, zurückzuführen auf den bewußtseingeschichtlichen Moment in dem Mensch von einem
Traumbewußtsein zum
Wachbewußtsein überging.
Jeder Mensch macht die Entwicklung vom Einzeller über den Fisch hin zum Homo Sapiens im Mutterleib durch, einmal geboren ist der
ontogenetische Prozess an der Reihe, also die Entwicklung des Individuums, wobei sich darin noch einmal die Menschheitsgeschichte spiegelt, diesmal auf das Bewußtsein bezogen.
So erwacht das Ich erst ab einem gewissen Moment, wenn das Kind sich plötzlich nicht mehr mit der Welt identifiziert, sondern zu sich Ich sagt - das entsteht meiner Meinung stark durch die Sprache, durch das Beispiel der anderen "Iche".
Die meisten von uns stehen mit mindestens einem
seelischen Fuß immer noch in einem wachschlafenden Zustand das wirkt sich verwirrend aus, und viele würden nur zu gern dahin zurückkehren. Ein falsch verstandenes
back to the roots.
Ich sagen zu können heißt, zu erkennen daß jedes Wesen einzigartig ist.
Ich bin nicht euch, ich bin keiner von euch, und keiner von euch ist Ich.
Ihr seid andere.
Ihr seid auch anders als Ich.
Gemeinsam ist uns die Übereinstimmung mit dem
Modell Mensch. Mensch ist eine
Universalie, ein Archetyp ohne Geschlecht.
Das Selbst zu erkennen heißt, diesen Archetyp in sich zu ent-decken (er war ja immer da).
Im traumbewußten Menschen findet eine Identifikation mit der
Spezies Mensch statt, nicht mit dem
Archetyp Mensch.
Über diesen Archetyp sind wir "alle Eins". Hier findet häufig ein großer Irrtum statt.
Manch einer könnte dieses Selbst mit dem indischen Atman gleichsetzen; persönlich halte ich sie für eigenständige, voneinander unabhängige Begriffe bzw. Ideen.
Die aktuelle
Mode der Ich-Auflösung ist zusammenhangslos aus fernöstlichen nihilistischen Traditionen gerissen, auf dieselbe oberflächliche Art des Karma-Begriffes (der dort eine
Wiedergeburt nicht nur als Mensch kennt das haben wir aber beflissentlich ausgeklammert... ich wiederhole mich, aber es möchte eben
NIEMAND als
Bandwurm oder Made wiedergeboren werden, nicht wahr?
).
Die westlichen Traditionen kennen eine
Erhöhung des Ich (ego) hin zur Übereinstimmung mit dem Selbst (Höheres Ich) eine Wandlung, keine Negation (die ja sowieso unmöglich ist).
Dieser Tradition ist z.B. ein Teil der modernen Geisteswissenschaften gefolgt.