Was passiert bei Aufstellungen?

Das finde ich sehr unbefriedigend, Fragen auszuweichen, indem man das Weltbild des anderen (subtil) abwertet - in diesem Fall zu unterstellen, dass eine Frage aus dem Hintergrund entsteht, dass etwas "nicht ausgehalten" wird.
Das tut mir leid, wenn Du mein Geschriebenes als Abwertung empfindest. Im gleichen Posting weiter unten hab ich darauf verwiesen, dass ich bei mir diesen Impuls kenne, erst mal eine Begründung zu suchen. Ich will gern anerkennen, dass Dein Weltbild aus anderen Wurzeln genährt wird, und ich hab keinen Anlass, Deine Sichtweisen zu bewerten, subtil oder direkt.
Anders gefragt : Was ist für Dich ein "System", wodurch wird für Dich etwas zum "System". (Du kannst es gerne auch ohne "Kräfte" verdeutlichen.)
Ein System wird zum System, indem ich es als System betrachte - durchaus im Sinn des "Lassens, ohne es aus dem Blick zu lassen", wie es in dem Hellinger-Text heißt. So halte ich Ordnungen in Systemen für eine Sache der Anschauung, eine Möglichkeit der Einsicht ... und "Gesetzmäßigkeiten" halte ich für etwas ganz anderes. Wenn Du mit "Kräften" die Ordnung eines Systems meinst, stimmen wir wohl überein. Wenn Du mit Kräften ein gesetzmäßiges, übertragbares Wirken, sozusagen ein abstraktes Modell eines Systems meinst, bin ich nicht bei Dir. Ich meine, was ein System ist, erschließt sich meiner Einsicht, wenn ich es als System betrachte. Teilweise. Was es wirklich ist, sähe ich vielleicht, wenn ich aus einer dem System übergeordneten Position aufs System schauen könnte. Ich bin aber nur Teil von Systemen, die Teile von Systemen sind, die Teile von Systemen sind.
Dass das menschliche Urbedürfnis nach Erklärungen etwas ist, auf das man besser verzichtet, ist eine subjektive Präferenz ohne "Wahrheitsanspruch".
Stimmt. Ich bezweifle auch, dass ich auf ein Bedürfnis verzichten kann. Meine subjektive - und vom einen oder anderen Subjekt geteilte - Haltung ist, Erklärungsmodelle als Konstrukte zu betrachten. Als sehr interessante Konstrukte oft... mir als Subjekt bleibt aber bei all den Erklärungen immer ein Rest, der sich dem Begrifflichen entzieht. Den lasse ich gern in meinem Blick, wenn ich Erklärungen anschaue. Und eins ist mir ganz wesentlich: Ich habe keine Wahrheit(en) zu verkünden. Selbst wenn ich Behauptungen formuliere, haben sie für mich den Charakter von Fragen, und ich freu mich über Widerspruch, der mich bewegt.
PPS.: Die Verbindung von Lao Tse und Hrn. Hellinger finde ich etwas anmaßend - wenn man zB. nur bedenkt, wie kurz und knapp das Tao Teh King gehalten ist (40 Seiten) und wie ausufernd das literarische Werk von Hrn. Hellinger wird.
Die Verbindung hat er ja auch unverkennbar mit einem rhetorischen Augenzwinkern formuliert, wie an anderer Stelle in gleicher Weise auch in Bezug auf Heraklit ... ich hab's als einen verstohlenen Hinweis auf "geistige Väter" gelesen, über die er sich ja ansonsten eher nicht äußert.

Alles Liebe,
Jake
 
Werbung:
Ok, der Titel ist vielleicht etwas trügerisch.

Ich möchte hier nach ein paar Gedankenmodellen fragen. Nicht ob Aufstellungen wirken oder nicht, sondern was mit den Stellvertretern passiert?

Wie kann es sein, dass man das als Stellvertreter erlebt, was man erlebt?

Ich habe Dinge bei Aufstellungen erlebt, die meiner Meinung nach, "Besessenheitszuständen" ähnelten, die ich teilweise von magischen Invokationen her kenne. Es hat mich sehr fasziniert und die Frage aufgeworfen, mit was für "Energien" man da eigentlich arbeitet.
Vorab - ich glaube nicht an Besessenheitszustände - zumindest nicht in der Form, wie ich dieses bei Manchen kennenlernen durfte/musste. Anders gesagt, ich für mich persönlich brauche es nicht als Erklärungsmodell für Dinge, die mir widerfahren.

Ich für mich habe ein sehr einfaches Erklärungsmodell, was in Aufstellungen abläuft:

Durch das gemeinsame Ziel "auf zu stellen" klinkt sich die gesamte Gruppe in das kollektive Unbewusste ein und zapft von daher das Wissen an, welches die Repräsentatnen danach zu dem führt, was sie empfinden.

Daher ist es auch wichtig, dass sich die Gruppe an sich zu Beginn sammelt und eben auf dieses gemeinsame Ziel fokusiert - und nach Beendigung der einzelnen Einheiten wieder bewusst ausklinkt - und jede/r Einzelne für sich danach wieder zu sich selbst kommt, Techniken dazu wurden ja schon erwähnt.

Ich hatte einen derartigen Fall bei einem Fortbildungswochenende für Aufstellungsleiter in Salzburg erlebt, als als Klient ein serbisch/kroatisches Kind aufgestellt wurde, welches durch eine Bombe beide Beine verloren hatte.

Der Repräsentant stand ca. eine halbe Minute bevor er der Länge nach hinfiel und sich ab da nur mehr mit den Händen robbend vorwärtsbewegen konnte. Nach der Aufstellung stand er ohne Probleme auf und war wieder er selbst.

Das einzige Mal, wo es wirklich nachhaltige Probleme gab war eine Ungarin, welche für das Heimatland einer anderen Klientin stehen sollte, beim Hingehen zum Aufstellungsplatz stolperte und hienfiel und sich real den Arm brach und ein Cut übern Auge einfing.
 
Trügerisch? Was sagt Dir trügerisch, wer be-trügt hier?

Antwort auf die eigentlich Frage: Das morphogenetische Feld ist meiner Meinung nach das, was Du als Energie bezeichnest.

Wenn jemand wie "besessen" reagiert, ist er deswegen so tief in einer Rolle, da er selber damit ein Thema hat - natürlich nur meine subjektive Meinung.

Was bringt Dir die Antwort?

Peggy
 
Vorab - ich glaube nicht an Besessenheitszustände - zumindest nicht in der Form, wie ich dieses bei Manchen kennenlernen durfte/musste. Anders gesagt, ich für mich persönlich brauche es nicht als Erklärungsmodell für Dinge, die mir widerfahren.
Liebe Tina,

Das ist auch sehr gut so. Die Arbeit mit Besetzungen / Besessenheit erfordert ganz spezielle Vorbildung und Vorgangsweisen - sonst wird's ein Desaster. Etwas, mit dem man nichts zu tun haben will, wird man auch nicht erkennen. Was mich immer wieder verblüfft : Menschen, die wirklich etwas lösen wollen, finden intuitiv die Aufstellungsform, die für sie passt. Insoferne ist es naheliegend, dass Du damit nicht konfrontiert wirst.

Ein Buch, das etwas in diese Richtung geht, ist übrigens "Die Heilung kommt von außerhalb. Schamanismus und Familien-Stellen" von Daan van Kampenhout (mit einem Vorwort von Hrn. Hellinger).

Ich war überrascht, dass auf den Artikel in der Zeitschrift "Praxis der Systemaufstellung" (München 2004 / Heft 1) über Aufstellungsarbeit mit Besetzungen etliche positive Rückmeldungen von AufstellerInnen kamen, die zum Teil ebenfalls in diese Richtung arbeiten.

LG, Reinhard

Kampenhout : http://www.amazon.de/gp/product/3896702130/sr=1-1/qid=1156687534/ref=sr_1_1/302-4544767-8080844?ie=UTF8&s=books
 
@ jake :

Ja - so kann ich Dir sehr interessiert zuhören. Da jedes menschliche Weltbild sehr unvollkommen und beschränkt ist, ist ein fundiertes anderes Weltbild immer bereichernd und hilfreich, Schwachpunkte im eigenen Weltbild auszugleichen. Umso leichter, wenn man nicht rivalisiert, wer das bessere und richtigere Weltbild hat.

Danke und liebe Grüße,

Reinhard

PS.: Da Du immer wieder von den "Gottesgedanken" schreibst, habe ich sie mir einmal bestellt. Bin schon neugierig. Da sind wir sicher einer Meinung, dass man von Hrn. Hellinger - ohne ihn zu glorifizieren und immer mit ihm übereinzustimmen - viel lernen kann.
 
Ok, der Titel ist vielleicht etwas trügerisch.

Ich möchte hier nach ein paar Gedankenmodellen fragen. Nicht ob Aufstellungen wirken oder nicht, sondern was mit den Stellvertretern passiert?

Wie kann es sein, dass man das als Stellvertreter erlebt, was man erlebt?

Ich habe Dinge bei Aufstellungen erlebt, die meiner Meinung nach, "Besessenheitszuständen" ähnelten, die ich teilweise von magischen Invokationen her kenne. Es hat mich sehr fasziniert und die Frage aufgeworfen, mit was für "Energien" man da eigentlich arbeitet.

bis jetzt konnt ich mir unter Fam.Aufstellungen nichts vorstellen...
dank dir, schon etwas mehr ;)
und es fängt an mich zu interessieren
 
bis jetzt konnt ich mir unter Fam.Aufstellungen nichts vorstellen...
Hier eine ganz kurze Zusammenfassung (im Internet und sicher auch hier im Forum gibt es detailliertere Ausführungen zu finden) :

Methode der Aufstellungsarbeit

Die Gruppenmitglieder haben beim Seminar nacheinander die Gelegenheit, ein wichtiges persönliches Anliegen (einen Herzenswunsch) zu bearbeiten. Dafür wählen sie aus der Gruppe StellvertreterInnen für die in Bezug auf ihr Anliegen wichtigen Personen aus und stellen sie nach Intuition im Raum auf. Die StellvertreterInnen spüren erstaunlich genau, welche Gefühle und Wünsche in den von ihnen vertretenen "Originalpersonen" wirken. Durch die Arbeit mit den StellvertreterInnen kann erkannt werden, wo Probleme ihre Wurzeln haben und welche Schritte zu einer guten Lösung führen können.

Wir haben in uns sehr viele Informationen gespeichert, die wir durch die "Beauftragung" auf die StellvertreterInnen übertragen. Da sie nichts wissen, kann ihr Verstand nicht verfälschen und die vermittelte Information unverzerrt wiedergeben.

Die TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, in dieser Form sowohl Beziehungsfragen (zB. Partnerschaft, Familie, Erziehung, berufliche Beziehungen) als auch innere Konflikte, Krankheitsthemen und seelische Anliegen zu bearbeiten.

LG, Reinhard
 
Vielen Dank für die Erklärung :)

Für mich hört sich das auch ziemlich nach invokation von WesensEssenzen an...
Sind die Stellvertreter dabei bei vollem Bewusstsein!? oder in einer art Trance!?
 
Werbung:
Für mich hört sich das auch ziemlich nach invokation von WesensEssenzen an...
Sind die Stellvertreter dabei bei vollem Bewusstsein!? oder in einer art Trance!?
Dass ist ja das Verblüffende : die "Beauftragung" geschieht ohne das geringste Spektakel. Mit Sammlung bei der Sache sein, innere Bereitschaft - und es genügt Deine Einwilligung, wenn Dir jemand zB. die Hände auf die Schultern legt und Dich bittet, seinen Vater zu vertreten.

Es zeigt, wie sehr wir Menschen zu Einfühlung und seelischer Verbundenheit fähig wären. Wie ein Schatz, der knapp unter der Erdoberfläche liegt - aber im täglichen "für-sich-und-gegen-die-anderen" nicht genützt wird.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Zurück
Oben