Syrius
Sehr aktives Mitglied
Nein, das meine ich nicht aber wenn er in seiner Zeit überhaupt keine Erwähnung findet, gibt das schon Anlaß zum Nachzudenken. Selbst der jüdische Geschichtsschreiber Ziberias, der sogar in dieser Zeit in Kapernaum lebte, hatte über ihn keine Silbe verloren. Diese Geschichtslosigkeit ist übrigens mit ein Punkt, der die Historizität Jesus in Frage stellen könnte.
Ja, lieber Merlin, Flavius Josephus, Justin und Tiberius.
Trotzdem ist die Frage sehr wohl berechtigt, wieso so wenige Geschichtsschreiber der Griff zum Griffel bewog?
Ganz einfach, weil es für die weltliche Geschichte scheinbar bedeutungslos war. Dass damit der alte Bund Israels mit Gott beendet war, deshalb riss der Vorhang im Tempel, dass sehr wichtige geistige Gesetze neu definiert wurden, dass die Aussagen der Propheten sich erfüllten, - davon konnten und/oder wollten die Geschichtsschreiber nichts wissen.
Das kann jetzt sicherlich nur Deine ganz persönliche Sicht der Dinge sein, denn dieses Seelenmodell entspricht weder dem jüdischen noch dem christlichen Paradigma jener Zeit. Im Alten Testament wird in der Genesis beschrieben, daß der Mensch vom Atem Gottes beseelt wird. Damit wird deutlich, daß diese Seele mit einem Körper verbunden ist, die auch mit seinem Tod endet.
Wieso kann es nur 'meine ganz persönliche Sicht' sein? Wieso ist es überhaupt von Interesse, ob die NUR meine Sicht ist, oder gar diejenige von Milliarden von Menschen? Macht es Sinn? das ist doch die Frage.
Die damaligen Juden, wie auch die Griechen und die alten Ägypter waren sich der Wiedergeburt durchaus bewusst. Sie wussten auch, dass das Weiterleben nach dem Tod im Hades stattfinden wird - in der Unterwelt und sie wussten, dass die Zustände dort scheusslich sind.
Die Urchristen wussten davon.
Dass der Mensch beseelt ist, steht wohl ausser Frage und dass alles Leben letztlich von Gott stammt auch nicht. Völlig aus der Luft gegriffen ist jedoch die Annahme, dass deshalb die Seele mit dem materiellen Körper untergeht. Wie kommst Du denn darauf?
Eine Richtung, die auch von den konservativen Sadduzäern vertreten wurde. Die Pharisäer und die Essener hingegen orientierten sich an der hellenistischen Vorstellung von dem Weiterleben der Seele nach dem Tod und der Auferstehung (jedoch nicht im Sinne eines Kreislaufes). Im Judentum wurde erst sehr viel später im Mittelalter der Gedanke von einer eigenständigen Seele mit einbezogen.
Die Urchristen verfolgten das Seelenmodell der Pharisäer und Essener, nur gingen sie mit der körperlichen Auferstehung noch einen Schritt weiter, in der die Seele der bereits verstorbenen nach einem Zwischenstadium in der Unterwelt wieder mit ihrem Körper verbunden wird. Die Urchristen folgten ja auch noch lange ihrem apokalyptischen Paradigma, in der dieses Seelenmodell eine zentrale Rolle spielt. Abweichend Vorstellungen zur Seele sind da auch erst später durch den hellenistischen Einfluß und dem ausbleibenden Reich Gottes entstanden.
Das waren nicht mehr die Urchristen, das waren bereits die Katholiken, die solchen Unsinn verbreiteten und dann mit dem Schwert zum Glauben zwangen. Das hat mit Christentum nichts mehr zu tun.
Der Wiedergeburtsgedanke in einem neuen Körper im Sinne eines Kreislaufes (Reinkarnation), war nie Gegenstand der christlichen Paradigmen und würde auch dem endzeitlichen Auferstehungsgedanken widersprechen. Einzige Ausnahme war in späteren Vorstellungen die Wiedergeburt einer besonders von schweren Sünden beladenen Seele zur Läuterung. Wie dann da die Vereinigung der Seele mit dem auferstanden Körper aussehen soll, ist mir dabei jedoch ein Rätsel.
Es ist übrigens interessant, wie sehr sich die Menschen schon in der Vergangenheit mit der Seele beschäftigt haben und es kaum noch einen Gedanken dazu gibt, der nicht schon einmal gedacht wurde: Weltmeister dazu waren wohl die guten alten Griechen.
Merlin
Du verwechselst, was leider viele bewusst oder gewollt machen, Reinkarnation mit Seelenwanderung.
Wiedergeburt ist kein Kreislauf sondern eine Schule, wie oben dargestellt. Wenn Du die oberste Klasse mit Bravour bestanden hast, gehst Du ein ins Glück und brauchst nicht mehr zu kommen. Wiedergeburt hat auch Zeiträume zwischen den Inkarnationen, wohingegen Seelenwanderung nicht.
Die Katholiken haben sich durch die Ablehnung der Präexistenz der Seele ein Eigentor geschossen. Ein Konzilsbeschluss ohne Konzil!
Nun, lieber Merlin - vielleicht ein bisschen viel auf einmal!
alles Liebe
Syrius