Liebe Ayana,
bei oberflächlicher Betrachtung kann nach einer Familienaufstellung tatsächlich ein Bild entstehen, wie du es hier zeichnest. Da stimme ich dir zu!
Dies ist besonders dann der Fall, wenn es um Personen geht, deren hauptsächliche Sekundärgefühle zur Verdrängung dessen was ist, aus der Gruppe der so genannten "überschäumenden Lebensfreude" (manche nennen es auch hysterisch-demontratives Gut-drauf-Sein) stammten (siehe auch den Thread "
Arten von Gefühlszuständen").
Wenn derlei oberflächlich produzierter Frohsinn normalöerweise den Eindruck einer Persön prägte, dann kann es schon schockierend sein, wenn derjenige nach einer Aufstellung auf den Ernst gekommen ist. Dies fällt zudem oft jenen auf, die selbst zu diesem Sekundärgefühlsmuster neigen. Ganze Familien- und andere Systeme regeln über die Produktion und gegenseitige ständige Bestätigung (nach dem Motto: "Ich denke positiv! Alles wird gut!" - ungeachtet dessen was gerade ist) dieser Sekundärgefühle die Zugehörigkeit. Wer nicht beim allgemeinen Frohsinn in jeder Lebenslage mit tut, der gehört nicht mehr dazu.
Da werden Geschichten über Urgroßtanten und Onkels ausgegraben und im Familienkreis gestritten, was damals geschehen ist in der Familie.
Das, liebe Ayana, kann nicht Sinn einer Familienaufstellung sein! Ein verantworlicher Leiter wird auch davon abraten, die Ergebnisse in die Familie zu tragen und dort zu diskutieren. Es wäre eine Anmaßung gegenüber den anderen Familienmitgliedern, sie nach einer Aufstellung über die in der Aufstellung gesehene Wirklichkeit des Systems belehren zu wollen und mit Recht wehren sie sich dann. Welche Möglichkeiten haben sie denn, ihre Würde zu wahren - ungeachtet dessen, was vielleicht Tatsachen sind.
Zudem muss sich klar sein, wer eine Aufstellung macht, dass er damit einen Schritt aus der Unschuld gegenüber der Familie macht und damit rechnen muss, hernach ausgeschlossen zu werden, wenn es um sehr schlimme Familiengeheimnisse geht. Manche fallen tatsächlich danach wieder in die alten Verstrickungen, weil Leiden in dieser Hinsicht leichter ist als Lösen und so die Zugehörigkeit auf jeden Fall gesichert bleibt.
Viele Grüße
Christoph