Tabus und Geheimnisse im Herkunftssystem

Hallo Eva!

Ist nicht zu persönlich! :) Ich wollte es einfach noch mal überprüfen und außerdem wollte ich es mal schaffen, meine Eltern in den Rücken zu kriegen. Das ist mir bei dieser letzten Aufstellung allerdings nicht gelungen. Seit ein paar Tagen habe ich aber das Gefühl, das sie jetzt wirklich hinter mir stehen, nämlich seit ich erkannt habe, was für ein Geschenk sie mir gemacht haben mit ihrer "verbotenen" Liebe! :)


Liebe Grüße

believe :)

Hallo believe,
das klingt wunderbar leidenschaftlich und romantisch! Schön!
Das Aufstellungsanliegen war zwar im Sinne der "hardliner" kein legitimes, aber wie man ja sieht, hat es insgesamt, auch durch deinen liebevollen und aufrichtigen Umgang mit deinen Herzenswünschen, zu etwas Gutem geführt.

"Es ist nie zu spät, gute Eltern gehabt zu haben." Lautet ein bonmot unter Aufstellern :)

Danke nochmal und alles liebe,
Eva
 
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Hallo believe,
das klingt wunderbar leidenschaftlich und romantisch! Schön!
Das Aufstellungsanliegen war zwar im Sinne der "hardliner" kein legitimes, aber wie man ja sieht, hat es insgesamt, auch durch deinen liebevollen und aufrichtigen Umgang mit deinen Herzenswünschen, zu etwas Gutem geführt.


Hallo Eva!

Wieso ist es nicht legitim, seine Eltern im Rücken haben zu wollen? :confused:
Ich dachte immer, genau darum geht es!?


"Es ist nie zu spät, gute Eltern gehabt zu haben." Lautet ein bonmot unter Aufstellern :)


Lach .... Das ist wahr! :)

Aber eins ist seltsam! Habe solange nach der Wahrheit gesucht; und jetzt, wo ich sie gefunden habe, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll, was ich will. Anscheinend war ich bisher fast ausschließlich auf die Suche ausgerichtet. Seufz.


Liebe Grüße

believe :)
 
Hallo believe,
also erst mal möchte ich betonen, dass das Anliegen, die Auftragsklärung ebenso wie die Fragen "Was fange ich jetzt mit dem Ergebnis an" primär zwischen dir und der Person, die deine Aufstellung geleitet hat zu klären wären.
Dein Satz: " Ich wollte meine Eltern im Rücken spüren." ist für mich noch kein echtes Anliegen.
Es steckt ja noch ein Wunsch hinter diesem Wunsch, und den hätte ich hören wollen. Ausserdem geht für mich Veränderungsarbeit nicht planlos. Der Leidensdruck, der den Veränderungswunsch erzeugt ist quais der Startpunkt. Wie es sich anfühlen könnte, woran du merken würdest, dass die Aufstellung in deinem Sinne gelaufen ist, gibt eine Zielrichtung vor.
Das Lösungsbild ist ein räumlich-sinnlicher Vorgriff auf ein Wunder, das sich einstellen kann, wenn die Seele, die ja bekanntlich zu Fuß geht, mit all dem, was in der Aufstellung auf all deinen inneren Ebenen wirkte weiter gearbeitet hat.
Aber auch wenn du alles richtig gemacht hast, was ich hier einfach mal annehme, dann musst du nach einer Aufstellung, wenn du eine Last abgegeben hast, dich ohne diese neu justieren.
Das fühlt sich natürlich unsicher an.
Könnte es das sein, was dich etwas ratlos klingen ließ?

Beste Grüße,
Eva
 
In einer Aufstellung war der Zugangshinweis der Blick in die Ferne der weiblichen Vorfahrin, auf die der Fokus fixiert war - da hat denn die Klientin auch eine schwere Tasche bekommen und so lange "gehalten", bis sie nicht mehr konnte - und danach an die Ahnin überreicht mit Worten so ähnlich wie "Das ist die Last, die ich für dich hab tragen wollen. Sie ist mir viel zu schwer. Bitte nimm sie zurück." Und die Ahnin erwiderte daraufhin so in etwa "Gerne, es ist mein Schicksal und es geht dich nichts an. Du bist nur die Kleine. Ich schau freundlich auf dich, wenn du jetzt dein Leben lebst."

Und beim anderen Thema wurde dann eher "Bewegung der Seele" praktiziert, d.h. die Repräsentanten entwickelten eine Eigendynamik, die dann aber auch in einer Rückgabe der selbst aufgebürdeten "Last" endete.

Bei den Aufstellungen, wo ich immer wieder mit dabei bin, erfolgt diese Rückgabe immer mit einer schweren Tasche - oder auch mit einem Polster - ist vollkommen gleich-gültig, wie schwer das Teil wirklich ist - für den Fokus ist es danach immer wesentlich "leichter".
Da sehe ich jetzt keinen Bezug zu einem Geheimnis. Wenn ein schweres Schicksal nicht mehr bekannt ist, liegt ja nicht gleichzeitig ein Tabu drauf, es zu sehen, oder zu sehen, dass es "anders" war als überliefert. Da kann es sich eben auch um nicht Gewürdigtes, nicht Gefühltes handeln.

Stimmt -allerdings - wo genau ziehst du die Trennlinie? Bzw. wer beurteilt, ob es "nur" etwas nicht Gewürdigtes ist - oder ein Geheimnis, welches mit einem Tabu behaftet ist?

In meiner ersten Aufstellung wurde zu den Eltern meiner Mutter eine Person dazu gestellt, die für mich wichtig war - ich hatte keine Ahnung, wer das sein könnte. 2 Wochen später traf ich meinen Stiefbruder und sprach mit ihm auch über "unser System" und er meinte - naja, und die Schwester unserer Mutter, welche in Holland lebt.

Aber hallo - als ich meine Mutter drauf ansprach, ob es da nicht noch jemanden gäbe kam nach einigen Minuten - achja, da müssts noch ne Schwester in Holland geben.

Sie ist zwar kein Tabuthema - nur, meine Mutter hat seit Jahrzehnten nie über sie geredet - und auch jetzt ist nichts in Erfahrung zu bringen, warum es da eine Tante gibt, die "einfach so" vor Jahrzehnten ausgewandert war - und noch dazu "wahrscheinlich" sogar den gleichen Vornamen wie meine Mutter hat - was jetzt bei "echten" Schwestern auch damals schon eher unmöglich war.

Und dann gibts noch meinen anderen Stiefbruder, der tödlich verunglückt war als er 20 war - und auch über ihn wurde nicht mehr gesprochen - zumindest nicht in Anwesenheit meiner Mutter.

Klar - das sind jetzt nur die Auswirkungen - von irgendwas - aber mir persönlich hats geholfen, die unmittelbaren Betroffenen wieder in den Blick zu nehmen, um für mich - und meine Nachkommen - dieses Thema auf zu lösen.

Keine Ahnung, ob es ein nachhaltiges Geheimnis ist - gehandelt wurde vieles wie ein Tabuthema - aber aus der aktuellen Situation heraus - um gar nicht die Idee aufkommen zu lassen - früher nach zu schauen - woher es kommt.

Aber das ist eben das, was ich meine - wenns auch ohne echte Benennbarkeit lösbar ist, dann solls bitte auch so geschehen - und nicht unnötigerweise nach gegraben werden, was denn jetzt wirklich gewesen sein könnte, wenn es noch irgendwer wissen würde.

Und wenn mal benannt ist, DASS es ein Geheimnis gibt, dann löst sich bereits viel.

Wie schon erwähnt, ich persönlich würds nicht auf die Begrifflichkeit des "Geheimnisses" fest machen, sondern generell auf Themen, über die nicht gesprochen wird.

Was aber, wenn ein System mauert/ein Klient systemisch einem Tabu gehorcht, wenn "da gar nichts ist"?

Dann wird es möglicherweise auch gar kein "richtiges" Anliegen geben - und es wäre vergeudete Liebesmüh, da hin schauen zu wollen.

Wird im System ein Verbrechen vertuscht, dann rumort das meiner Beobachtung nach sehr. Verschleiert halt, und von Generation zu Generation "verrückter" in seinen Auswirkungen. Ich glaube, dann reicht es nicht mehr aus, "das Ganze" zurück zu geben und dort zu lassen. Dann muss es entpackt werden.

Also wenn wir jetzt konkret von Verbrechen ausgehen - im krassesten Fall Mord - der sich schon in eben psychisch in Formen von Verrücktheit äußert, dann sollte da jetzt nicht willkürlich rumgedoktert werden, indem man was "entpackt".

Andererseits kann es - bei harmloseren Fällen - manchmal ganz hilfreich sein, an zu erkennen, dass ein Mörder aus dem ursprünglichen System raus fällt - (zeigt sich eben in den jeweiligen Aufstellungen, ob dem so ist oder nicht) - und danach meist einträchtig und friedlich bei seinem Opfer steht.

Dadurch kann ein Nachkomme des Mörders möglicherweise seine Schuldgefühle ablegen - und endlich wieder frei durchatmen und auch leben. Oder ein Nachfahre des Opfers seinen oftmals spontan zu Tage tretenden Haß endlich begraben.

Ich habe derartige Fälle oft bei Aggressionen und auch Suchtverhalten erlebt, dass jemand mit den Opfern identifiziert war - und dann einerseits fallweise die Rachegelüste ausgelebt hat um sich im nächsten Moment dann wieder ganz in sich selbst zurück zu ziehen und zu leiden.

Beides ohne ersichtlichen aktuellen Grund.

Bei leicht "verrückten" Situationen kann es auch durchaus mal vorkommen, dass wer mit Opfer und Täter gleichzeitig identifiziert ist - und sich von daher permanent "mit sich selbst streitet" - auch da wäre ein erster Schritt - hin zu schauen - und die Last zurück zu geben - um dann weiter zu gehen und was Eigenes draus zu machen.

Und wenn ich mich selbst lebe, kanns mir auch egal sein, wie "das Ding" heißt, dass ich bisher mit mir rum getragen habe - wichtig ist, es der/denjenigen zurück zu geben, ders/dens gehört - um damit auch dieser Person wieder meine Achtung zu erweisen.
Das trifft wohl nur auf einen Teil der Geheimnisse zu, oder würdest du das zur Regel machen?[/QUOTE]

Ich würds zur Regel machen, bei systemischen Verstrickungen generell nichts zur Regel zu machen, sondern in jedem einzelnen Fall in einer Aufstellung hin zu schauen, was sich zeigt.

Wobei ich oft erlebe, dass ein an-erkennen eines Themas - und das zurückgeben der Last - und/oder auch das Verneigen vor dem Schicksal der Ahnen - in den meisten Fällen ausreichend war - oder zumindest eine gute Basis für ein intensives Arbeiten (in welcher Form dann auch immer).

Kommt natürlich auch auf die Einstellung des Klienten drauf an, wenn der der Möglichkeit, es symbolisch zu lösen eine Chance gibt, ist es wesentlich wirkungsvoller, als wenn ers logisch erklärt und benannt haben möchte.

Wobei, die Seele versteht den Akt an sich immer - kommt eben drauf an, was der Verstand des Menschen draus macht.
 
Liebe Christina,
danke für deine Antwort.
Verstehe ich das jetzt richtig wenn bei mir ankommt, dass du dich für eine Rückgabe ohne "wissen wollen" aussprichst?

Ein Tabu auf dem, worüber nicht mehr gesprochen wird, macht meiner Beobachtung nach einen erheblichen Unterschied, sowohl was die möglichen Phänomene und Leiden bei den nächsten Generationen betrifft, als auch hinsichtlich der Bedeutung des Ereignisses. Tabus wissen sich äusserst geschickt zu schützen und zeigen doch auch wieder spezifische Hinweise. Oft gibt es auch "nur" atmosphärisch wahrnehmbare Anzeichen, die sehr leicht zu übersehen sind, ja vielleicht lieber übersehen werden, weil sie z.B. auch beim Aufstellungsleiter als Schamgefühle oder wie ein Verbot ankommen.

"Vergessen" werden, ebenfalls nach meinen Erfahrungen, Personen, deren Tod oder Weggang sehr schmerzhaft waren. Dann wurde vielleicht entschieden, nicht mehr an diesen Schmerz zu rühren und die Erinnerung zu meiden.
Auch bei ausgegrenzten Familienmitgliedern habe ich das gesehen.
Wenn die Ausgrenzung dem Zeitgeist geschuldet war, können die Ausgeschlossenen später relativ stressfrei wieder in den Blick genommen und herein genommmen werden.
Anders, wenn es ein Ursprungsereignis gibt, das einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Menschlichkeit darstellt.
Dann bleiben meiner Beobachtung nach die "Täter" im System und die Tat wird vertuscht, geleugnet, zum Geheimnis gemacht und die Erwähnung mit einem Tabu belegt.
Die Wirkung der Tat hört damit aber nicht auf. Und das sind dann die Fälle, in denen - zu gegebener Zeit und je nach psychischem Zustand des Klienten beim richtigen Aufsteller - das "herumdoktern" eine wichtige, quasi chirurgische, Maßnahme darstellt.

Im System gibt es im Fall von Geheimissen sowohl den Wunsch nach Klärung und Erlösung, als auch ein striktes Geheimhaltungsgebot und das ist ein Dilemma fürs ganze System.


Insofern ist mir der Unterschied zwischen einer Rückgabe und dem entpacken fallweise sogar sehr wichtig.


Liebe Grüße,
Eva
 
Liebe Christina,
danke für deine Antwort.
Verstehe ich das jetzt richtig wenn bei mir ankommt, dass du dich für eine Rückgabe ohne "wissen wollen" aussprichst?

Sagen wir mal so - es ist mein persönlicher primärer Ansatz in Aufstellungen - und wenns funktioniert, paßts - wenn dadurch keine Lösung entsteht - kanns durchaus auch tiefer gehen ;-)
 
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