Sansara schrieb:
Ja - verstärkt Phantasie Erlebnisse oder täuscht sie welche vor?
Das kommt ganz drauf an. Wenn du selbst genug Abstand hast zu dem, was du siehst, um noch kurz einmal mit dem Hirn zu überprüfen, ob das stimmen kann, was du gesehen hast, dann ist Phantasie sehr förderlich, weil du eben schneller in inneren Bildern denken kannst. Wenn du dazu neigst, kritiklos alles, was dir vorgegaukelt wird, zu glauben, dann kann sie zu Falle werden, weil du nicht draufkommst, daß du nur in deinen eigenen Tapeten schwebst und zur Wand redest.
Sansara schrieb:
Das schmälert auch kein Niemand mit seinem Spott
.
Laß nur. Der gute Niemand ist schon genau richtig so, wie er ist. Denn das ist es ja exakt, was ich meine: du mußt immer noch überprüfen, ob du dir nicht selbst was vorspiegelst. Und das ist ein guter Prüfstein: kann ich ohne Probleme drüber lachen, wenn jemand (oder eben Niemand) kommt und einen guten Witz dazu reißt. Wenn ja, dann liegt die Vermutung nahe, daß ich an etwas echtem dran bin. Wenn nein, sollten alle Alarmglocken klingeln, denn dann hat sich mein gutes altes Ego wichtig gemacht.
Wobei ja auch das "Sichselbstwasvorspiegeln" an sich nicht schlecht ist. Die Visualisierungen im Tantra basieren ja auf der eigenen Vorstellungskraft. Sie sind sozusagen eine Fingerübung. Wenn ich dabei erfasse, so, ich bring jetzt etwas, was ich als Eigenschaft in mir trage, ganz bewußt in eine Bildform, dann ist das in Ordnung, denn dann ist mir ja von vornherein bewußt, was ich tue. Der Sinn der Übung ist, daß das Unterbewußtsein in Bildern denkt - und ich daher mit diesen Bildern mein Unterbewußtsein viel schneller als mit allen gescheiten Worten dazu bringe, zu akzeptieren, daß ich göttliches Potential in mir trage, das nur ans Licht gelassen werden muß. Womit es rascher seinen Widerstand aufgibt.
Wenn ich nun auch noch mit Bildern arbeite, die seit Jahrtausenden erprobt sind, und diese Bilder in lebendiger Tradition überliefert bekomme, dann bin ich doppelt geschützt vor dem Wolkenkuckucksheim. Erstens durch die Tatsache, daß ich bewußt arbeite, und zweitens durch die Tatsache, daß es da wen gibt, der sich damit auskennt, und der mir im Bedarfsfall sagen kann, Mäuschen, Vorsicht, jetzt driftest du ab.
Das ist der Vorteil, wenn du mit einer Tradition arbeitest, die tatsächlich ungebrochen vom Mund zum Ohr bis heute übertragen wird.