Ich habe öfters Panikattacken gehabt, und manchmal heute immer noch, aber nicht mehr so schlimm.
Am schlimmsten war die erste vor zwei Jahren. Manchmal hatt ich schon vorher große Angst, zum Beispiel bei Klaviervorspielen oder in Klausuren. Es kam dann auch vor, dass ich ein Blackout hatte, die Hände rot wurden und zitterten. Es hatte immer mit meinen Eltern zu tun, kann ich zurückblickend sagen. Weil ich ein sehr naiver Mensch bin, übertrug ich alle Sorgen, die meine Eltern hatten 100% auf mich. Sie übten nie direkt Druck auf mich aus, aber machten sozusagen schweigend Psychoterror. Ich nahm alles sehr ernst, die finanzielle Lage, die im übrigen nich dramatisch ist, und Sätze von meiner Mutter wie: "Wenn du jetzt ausgehst, dann schaffst du dein Abitur nicht, von mir aus werd arm und leb in der Gosse." Das hat mein Grundvertrauen und meine Fähigkeit, mit Kritik umzugehen und Niederschläge in Kauf nehmen zu können nicht gerade aufgebaut. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass sie das gut finden, was ich mache. Es ist aber besser geworden, sie haben dazugelernt, aber ich muss ihre seelische Unterstützung immer noch fordern.
Vor zwei Jahren also, war ich gerade von einem Christen-Camp zurück, wo es sehr schön gewesen war. Nicht so gut war die Sache, mit dem "Du sollst deine Eltern ehren, damit es dir gut ergehe auf Erden... " Ich war also nach diesem Camp sehr exzessiv mit den 10 Geboten und das war mein Fehler, denn danach ging es mir immer schlechter, denn ich kann meinen Eltern sowieso nichts recht machen, sie sind einfach immer unzufrieden. Und beschweren sich auch noch bei mir, dass ich zu schnell zufríeen sei! Na gut, ich war irgendwann fertig mit den Nerven, habe in der Schule nichts mehr zustande gebracht, wollte einfach meine Ruhe. Aber meine Mutter wollte sie mir nicht lassen, ich konnte auch mein Zimmer nicht abschließen und sie kam immer rein unter dem Vorwand, irgendetwas holen zu müssen. Dann fing sie an zu schimpfen, wenn ich nicht über meinen Büchern saß. Naja, erst war sie sauer, dann schimpfte sie. Irgendwann habe ich mich dermaßen eingeengt gefühlt (im Prinzip durfte ich ja auch nicht raus, draußen = Vagabundentum-alles unterbewußt), dass dass ich Krisen bekommen habe. Ich weiß nicht, o das was mit Panik zu tun hat, ich kenn mich da nicht so aus. Aber Angst hatte ich schon. Früher hab ich dann halt was kaputt gemacht, aber das kam mir auch zu pubertär vor, immerhin war ich schon 18. Naja, ich hatte einen kleinen Nervenzusammenbruch, mein Vater hat mich(zitternd, heulend, schreiend) in eine Bettdecke gepackt und mit eine Beruhigungstablette (die nimmt mein Mutter ständig(sind planzlich)) gegeben. Ich konnte irgendwie ein paar Stunden nicht aufhören zu zittern und zu wimmern, es war schon peinlich, ich wollte ja keine Show abziehen, aber so kommt das bei mir immer rüber. Leider. Oder vielleicht soll das ja so. Ein paar Tage später fing es wieder an, dann rief ich aber meinen Freund an und der brachte mich zu einem Sandkasten, das war das Beste überhaupt. Dort baute ich erstmal eine Burg (ich studiere Kunst) und dann ging es wieder besser. Dann bin ich bei meinen Eltern ausgezogen und alles war prima. Ich hab auch ein ganz gutes Abitur gemacht und hatte auch guten Kontakt zu meinen Eltern. Für mich hieß es immer, ich bin euch zuliebe ausgezogen, weil ich nicht leicht zu ertragen bin, aber im Prinzip war es meinetwegen. Ganz schön scheinheilig von mir. Jetzt bin ich nach Hamburg gezogen und erst dieses Weihnachten wieder hatte ich eine Nervenattacke, weil ich bei meinen Eltern war und schön gefeiert hatte. Bis ich meinen Freund anrief und wir etwas heftiger diskutierten, wie eigentlich jedes Weihnachten, also nicht dramatisch. Ich war also für ein-einhalb Stunden meinen Eltern nicht verfügbar und etwas laut- für mein kleines Stimmchen (und hinter verschlossener Tür) Oh mein Gott.
Als ich dann meiner Mutter gute Nacht sagen wollte, war sie schon wieder sauer. "Was ist denn" sag ich. "Nichts" sagt sie und liest weiter Schopenhauer. "Es gut mir leid mit dem Gespräch" "Du hättest ihn ja nicht heute anrufen müssen" "Aber es ist Weihnachten" "Es war ja eigentlich so ein schöner Tag" "Ja und?" "Dass du mir das jetzt zum Abend verdirbst-- ich dachte wir könnten noch einen schönen Abend zusammen haben -- naja aber jetzt ist es zu spät"
Kennen Sie das Buch "Anleitung zum Unglücklichsein"? Unbedingt lesen.
Naja, ich dachte die Welt stürzt ein-ich hatte wirklich alles gemacht, damit meine Eltern glücklich sind, mitgekocht, nette persönliche Geschenke, nette Gespräche, gutes und schnelles Studium und dann....
Ich bekam einen Anfall, auch wegen der Wut die ich unterdrückte. Ich ging in mein Zimmer und konnte vor Angst nicht mehr aufhören zu schluchzen, es war mir unangenehm, aber irgendwas machte sich da selbstständig. Mein Vater kam, auch enttäuscht von mir und da wurde es noch schlimmer. Erst als er mich in den Arm nahm und das war das ERSTE Mal, dass er mich beim Flennen in den Arm genommen hat, konnte ich mich langsam beruhigen. Es sagte immer "Wird doch alles gut" und das war auch das erste Mal, das mir das Jemand gesagt hat. Ich muß heute noch heulen, wenn ich daran denke.
Jetzt also, nachdem ich mir (unter Anleitung meines Freundes, der auch Panikattacken hatte) so ein Grundvertrauen aufgebaut habe, wird es hoffentlich besser. Ich hoffe ich hab dir geholfen. Wenn du noch Infos brauchst :
inge@artandmusic.de