Auf den Kontext wollte ich noch kommen. Aber, in gewisser Weise könnte man ja doch sagen, es begegnet sich etwas, erstmal eher Konträres, nicht Identes. Mal ganz wertfrei gesagt.
Und dann kommt's darauf an, Was wie daraus wird. Krise, Konflikt, Eskalation, oder Synthese, Fusion.
Die dann, und das finde ich ja schon spanennd, dennoch, egal in welcher Form des Resultats, beide(s) betrifft.
Für das Konträre muss man aber schon wirklich tief buddeln...
erstmal ist es das Gemeinsame, das sich begegnet.
Adam nennt Eva "Fleisch von meinem Fleisch, und Gebein von meinem Gebein".
Und es heisst ja auch nicht ohne Grund der "kleine Unterschied" zwischen den Geschlechtern.
Adam begegnet Eva als eine Art Spiegelbild, das ihn sich selbst weiter enthüllt.
Das ist das besondere, und die Vereinigung, die Synthese mit diesem ganz leicht asymmetrischen Spiegelbild, zeugt das Dritte, nämlich den Kajin, das bedeutet "Gewinn".
Also der Mensch (Adam bedeutet "Mensch") begegnet dem Leben (Eva bedeutet "Leben, lebendige") und "
erkennt" und sammelt einen Gewinn (Kajin - Gewinn), nämlich einen Erkenntnisgewinn...
Und dann wird es erst richtig spannend in diesem Vers, denn was dann folgt, das geht auf keine Kuhhaut, das kann man gar nicht wörtlich übersetzen, weil es dann keinen normalen Sinn mehr ergäbe. Deshalb würgen sich alle Übersetzungen an dieser Stelle (und auch an anderen) echt einen ab in dem Bemühen, einen normalen Wortsinn zu konstruieren.
Man kann das ziemlich gut in der Einstein'schen Formel vergleichen, diese "E=m*c^2". Man kann das aussprechen, aber sprich das mal so aus, dass ein Nichtphysiker irgendetwas Anschauliches unter dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit vorstellen kann. E=m - ist ja ok, unter gewissen Bedingungen lässt sich Energie in Materie überführen und umgekehrt (Kernspaltung, Kernfusion). Aber dieses andere, diese c Quadrat, spottet jedem Versuch Hohn, es in anschauliche Worte zu kleiden.
Und so schwierig ist es, diesen Vers wirklich zu übersetzen, also das, was Eva dann sagt. Das fängt schon an damit, dass "Eva" spricht anstatt dass (wie sonst üblich in einer patriarchalischen Gesellschaft) der "Adam" im Haus den Sprößling begrüßt.
Aber es geht ja auch hier nicht um Menschen, die die große Freude der Geburt eines Kindes erlebt haben. Das ist nur die Metapher, um etwas noch viel Größeres zu transportieren.
Schauen wir es an, wie sie sich abmühen mit der Übersetzung:
Luther Bibel (1912) schrieb:
Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit dem HERRN.
Textbibel (1899) schrieb:
Der Mensch aber wohnte seinem Weibe Eva bei; da wurde sie schwanger und gebar den Kain und sprach: Einen Menschen habe ich erhalten mit Hilfe Jahwes.
Luther Bibel (1545) schrieb:
Und Adam erkannte sein Weib Heva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe den Mann, den HERRN.
Elberfelder Bibel (1871) schrieb:
Und der Mensch erkannte Eva, sein Weib, und sie ward schwanger und gebar Kain; (Erworbenes, Gewinn) und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben mit Jehova.
New American Standard Bible (© 1995) schrieb:
Now the man had relations with his wife Eve, and she conceived and gave birth to Cain, and she said, "I have gotten a manchild with the help of the LORD."
Der massoretische Text sieht so aus:
וְהָאָדָם יָדַע אֶת־חַוָּה אִשְׁתֹּו וַתַּהַר וַתֵּלֶד אֶת־קַיִן וַתֹּאמֶר קָנִיתִי אִישׁ אֶת־יְהוָה׃
vehadam jada ät chawa ischto vatahar vateläd ät qajin vatomär: "qaniti isch ät JHWH"
Chawa, Eva, spricht: "ich kenne einen Mann - die EWIGE". (JHWH ist eine weibliche Form)
Ja, das ist das, weshalb der Mensch "inkarniert"... er möchte Gewinn sammeln, das "Kennen" vermehren, und Gott schenkt sich selbst durch den Menschen die Möglichkeit des "Kennens" und des ER-kennens.
das, was im Hebräischen der Wortstamm für "Kain", für "Gewinn", ist, ist im Deutschen der Wortstamm für "Kennen" geworden, sind die Konsonanten K-N, wobei auch das "Können" dabei eine Rolle spielt. Im Englischen ist es "kin" geworden, Verwandtschaft.
Wir sammeln hier "KeNnTnisse". Und das ist im Hebräischen "QaNiTi"... kann man spüren, wie nahe sich die beiden unterschiedlichen Sprachfamilien in den Wurzeln sind?
Gott sehnt sich danach, sich ER-kennen zu können...
...und als "Adam", als Gleichnisform Gottes, benötigt er in der Dualität ein Gegenüber, und das ist ... nicht die Frau!
Die Gleichnisform Gottes ist der Geistmensch ADAM... und erkennt sein Gegenüber... die ganze Schöpfung. Die ganze Schöpfung ist auf der Struktur von "Chawa" aufgebaut, ist seine Eva, ist das, was ihn als Spiegelbild, als Gegenwurf umgibt und ihm die Lebendigkeit zuwachsen lässt...
Erst auf der darunterliegenden Ebene begegnen sich Mann und Frau auch wirklich geschlechtlich. Im weiteren materiellen Spiegelbild begegnen sie sich als zwei getrennte körperliche Wesen, die eine gewisse Verschmelzung miteinander erleben können.
Das "Lebendige" im Menschen spricht... es raunt uns innerlich zu... ich kenne einen da "Mann" (das ist das Innerliche, die geistige Ebene, das Bewusst-Sein"... und diesen "Mann" kenne ich als "die Seiende", also als das Bewusst-Sein, das ins Sein tritt...
Das ist das Besondere. Mitten "aus dem Leben" heraus kommt Bewusstheit, "kennt" es in mir die Geistnatur allen Seins...
Das jetzt so als ganz grobe und noch verhältnismäßig oberflächliche Annäherung an diesen Text.
ach, noch ein kleines bißchen weiter, mein Patient hat grad abgesagt und so schenkt mir das Leben grad noch etwas mehr Zeit dafür:
"tahar", also das Schwangerwerden, hat den Stamm "har", was im Ägyptischen der "Horus" ist. Die Frau bekommt also im Prinzip in jeder Schwangerschaft den Horus geschenkt, er senkt sich in sie hinein als der Ewige Sohn.
Und "hor" ist im Hebräischen das Gebirge, so wie der Ort "Harmageddon" (Armageddon) im Hebräischen eigentlich "hor meggido" (der Berg Megiddo) heisst. Das Ge-
birge
birgt in sich Schätze, so wie die Frau in sich den köstlichsten Schatz tragen darf, das werdende Leben.
Und Chawa spricht, dass sie mit einem Mann "gekennt" hat... der aber "die EWIGE" war... das ist wunderbar. Das Leben selbst sagt, da ist etwas in mir, der Geist... aber dieser Geist ist nicht irgendein Geist, sondern Gott in Form von Bewusstsein in mir.
Der Geist im Menschen erkennt das Leben, und das Leben im Menschen erkennt den Geist als den Ewigen Geist, und so sind sie verwandt miteinander (kin
), was im Deutschen wiederum als das "Kind" und die "Kindschaft" formuliert ist.