Ich bin da eher der Meinung, dass eine Religion, die Lebensfreude unterdrückt und damit Ängste und Gewissensbisse verursacht, einen nur von Jesus und Gott entfernt. Das war mit Sicherheit nicht im Sinne Jesu.
Liebes Siriuskind,
ist das Drohen und Bestrafen nicht ein wesentliches Element, dieses Gottes? Ja und Jesus folgte ihm darin als dessen Sohn und Knecht. War es nicht Jesus, der sich als der Knecht des Jesajas für die Sünden des Volkes opferte, um für sie die Gunst Gottes zurückgewinnen zu können? Da wäre dann auch noch die Taufe, mit der die Sünden von uns abgewaschen werden sollen, bin ich da zuvor nicht per se ein Sünder?
So wie also Jesus als Sohn mit diesem Gott verbunden ist, so sind auch beide unzertrennlich mit der christlichen Religion verbunden. Darin liegt dann auch der Grund, warum die Bibel aus einem Neuen und Alten Testamentes besteht. Daran ändert sich auch nichts, wenn Jesus gerne und viel von der Nächstenliebe gesprochen hatte. Eventuell wäre es ja von Paulus klüger gewesen sich noch weiter von diesem Gott zu entfernen, aber dazu war er halt zu sehr dessen jüdisches Kind.
Ich denke nicht, dass eine Religion die Lebensfreude grundsätzlich unterdrückt, denn das hängt von den Inhalten, Zielsetzungen und dem kulturellen Hintergrund ab, in den sie eingebetet ist. Hatte sich nicht Tacitus in seinem Buch Germania über die Sittsamkeit der germanischen Frauen gewundert (Cap XVIII) und das ganz ohne eine römisch-katholische Kirche? Es wurde da also in diesem Punkt bei der späteren Christianisierung keine neue Moralvorstellung übergestülpt, sondern galt z. B. nördlich der Alpen und auch in Judäa schon als gegeben.
Die Geschichte zeigt uns aber auch, dass es über die Zeiten in Sachen der Moral öfters Schwankungen gab, in denen sich Prüderie und Zügellosigkeit die Klinke in die Hand gaben. Wie man weiß, blieben davon auch die Päpste und der Klerus nicht immer verschont.
Insofern verstehe ich die Kirchen schon, dass sie diesen Extremen der Moral nicht immer folgen möchten, es ist halt nur die Frage, wo man da eine Nulllinie zur Orientierung ziehen möchte. Man sollte auch bedenken, dass es in der weltweiten Christenheit unterschiedliche Auffassungen zu der derzeitigen Moralvorstellung der Europäer gibt. Da es also jedem recht machen zu wollen, dürfte schwierig sein.
Merlin