Selbst

Irfan schrieb:
Beim "freien Willen" ist das klar, der setzt ja die Existenz einer unabhängigen, verantwortlichen Instanz, eben des "Ich", direkt voraus. Aber wie ist das mit dem Bewußtsein? Warum baut dieses auf der Vorstellung des Ich auf? Das verstehe ich nicht...
Nun gut: Bleiben wir beim Wort "Bewusstsein". Angenommen es gibt kein Ich, aber durchaus Bewusstsein. WER ist es denn, der vom Bewusstsein etwas weiss? Das Ich kann es ja nicht sein, es muss etwas anderes sein, das vom Bewusstsein weiss und darüber nachdenkt. Das Bewusstsein kann sich selbst aber nicht wahrnehmen (genauso wenig kann schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund wahrgenommen werden). Es ist also weder das Ich, noch das Bewusstsein, welches etwas vom Bewusstsein "weiss". Wer ist es aber sonst?
 
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x__y schrieb:
ich bin der meinung, dass es ein ich gibt welches uns immer gewahr ist. ich bin immer ich... egal was geschieht, das war schon immer so... und hat sich nicht verändert. aber dieses ich... dieses gewahrsein kann nicht beschrieben werden. es ist unpersönlicher natur... wer ist in der lage zu beschreiben, wer er ist ? oder wie er ist ? oder was er ist... wie auch immer, es ist der zustand der bei uns wesen gleich ist. es ist ein standpunkt im geschehen... und es bedarf keinerlei willen, um etwas zu tun. denn wie sonst, könnten wir uns erinnern ?
Wenn es nicht beschrieben werden kann, wie kannst du dann davon etwas wissen? Handelt es sich denn dann nicht schlichtwegs um eine pure Annahme, dass es sowas gäbe?

(Zweitens: Wenn du sagst "es kann nicht beschrieben werden", das ist, als wenn ein Athener sagt: "Alle Athener lügen immer." Die Aussage "Es kann nicht beschrieben werden." ist nichts anderes als eine Beschreibung - womit du dir selbst widersprichst. Folglich ist die Aussage "Es kann nicht beschrieben werden" in sich selbst widersprüchlich und daher falsch.)
 
fckw schrieb:
(Zweitens: Wenn du sagst "es kann nicht beschrieben werden", das ist, als wenn ein Athener sagt: "Alle Athener lügen immer." Die Aussage "Es kann nicht beschrieben werden." ist nichts anderes als eine Beschreibung - womit du dir selbst widersprichst. Folglich ist die Aussage "Es kann nicht beschrieben werden" in sich selbst widersprüchlich und daher falsch.)

*gg*

Also die Logik-Vorlesungen, die du, so wie ich vermute, bei deinem Studium gehabt hast, scheinen sich ja auszuzahlen.


at x__y :

Ich hätte mal eine Frage für (nicht an) dich: Seit du mit deiner "Suche" angefangen hast und fortwährend theoretisierst, hast du da eigentlich existentiell auch nur einen Fortschritt gemacht?
(z.B. echte Zufriedenheit, Gewissheit über den "Tod" usw.)


liebe Grüße
 
xyto schrieb:
Also die Logik-Vorlesungen, die du, so wie ich vermute, bei deinem Studium gehabt hast, scheinen sich ja auszuzahlen.
Hatte mal Prädikatenlogik. Nehme übrigens an, du studierst etwas entsprechendes. Es scheinen interessanterweise lauter Informatiker zu sein, welche sich für GLR's Tagebuch interessieren... :)
Im übrigen hilft es mir sehr, wenn die Leute solche Fragen stellen, weil ich dann gefordert bin, dieselben Dinge für mich durchzudenken. Daraus resultiert mehr geistige Klarhheit, was wiederum aufkommende Zweifel vermindert, was wiederum zu mehr Vertrauen ins einfache Sein führt.
 
fckw schrieb:
Hatte mal Prädikatenlogik. Nehme übrigens an, du studierst etwas entsprechendes. Es scheinen interessanterweise lauter Informatiker zu sein, welche sich für GLR's Tagebuch interessieren... :)
Ihr kennt wirklich nicht "Gödel, Escher, Bach"? Das Buch müßt ihr lesen...
 
fckw schrieb:
Wenn es nicht beschrieben werden kann, wie kannst du dann davon etwas wissen?

hallo fckw,

weil ich mich selbst nicht leugnen kann.

Handelt es sich denn dann nicht schlichtwegs um eine pure Annahme, dass es sowas gäbe?

eine annahme für was ?

(Zweitens: Wenn du sagst "es kann nicht beschrieben werden", das ist, als wenn ein Athener sagt: "Alle Athener lügen immer." Die Aussage "Es kann nicht beschrieben werden." ist nichts anderes als eine Beschreibung - womit du dir selbst widersprichst. Folglich ist die Aussage "Es kann nicht beschrieben werden" in sich selbst widersprüchlich und daher falsch.)

es kann nicht beschrieben werden ist eine beschreibung, stimmt. es ist ja keine beschreibung... wo ist das problem ? beschreibe dich selbst doch einmal.

cu
 
x__y schrieb:
es kann nicht beschrieben werden ist eine beschreibung, stimmt. es ist ja keine beschreibung... wo ist das problem ? beschreibe dich selbst doch einmal.

cu


Wer sagt, dass es dich selbst gibt?

Die Antwort darauf ist immer "Ich sage..."
Das ist zunächst einmal sprachlich - einfach eine Reaktion: Wenn ich den Hund schlage, heult er.

Der Hund sagt also "Ich heule".

Gibt es einen Hund? Ist da einer Heuler und ein Geheultes? Ist diese Unterscheidung gerechtfertigt?

Wenn du zwischen echtem Wissen und Glauben unterscheiden lernst, wirst du sehen, dass du nicht von dir weißt, sondern dass du dich glaubst - ein Gedanke glaubt sich fortwährend selbst - da ist kein Denker, der unabhängig davon wäre.

lg
 
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x__y schrieb:
hallo xyto,

ich weiss ja nicht wie das bei dir ist... aber wenn es dir möglich ist, dich selbst zu leugnen, dann könntest du mir wenigstens verraten, wie ?

cu

Hi,

Es ist ja nicht so, dass es "nichts" gäbe - aber das was ist, ist an sich attributslos. Es ist weder "meines" noch "deines" oder ein "anderes".

Ich muss mich also nicht leugnen, weil es "mich"nicht gibt. Das klingt natürlich schwachsinnig, weil man ja fragen kann "wer sagt das?" - aber das ist einfach nur rein sprachlich möglich.

Wenn du versuchst einfach das wahrzunehmen was ist: also die Gerüche, die Farben etc., so geht mit keiner dieser Wahrnehmungen ein "mein" mit, dieses "mein" muss erst dazugedacht werden. Die Welt selbst braucht kein "Ich".

Das sind immer nur Zuschreibungen im Nachhinein. Wenn du z.B. in ein Fußballspiel "versunken" bist, kann man zwar nachher auch _sagen_ "Ich habe gespielt", aber während des Spielens war kein "Ich" da. Das Sein braucht das ganz einfach nicht.

liebe Grüße
 
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