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Venus3
Guest
Inti schrieb:oke - hier wurde jetzt schon sehr viel kritisches zur Kirche und zum christlichen Glauben vorgetragen - meist nur aus einer Position "von außen betrachtet" ich will hier mal von Innen erzählen sehr subjektiv, aber wahrhaftig - ich hab das in diesem Forum zwar schon ein paarmal getan ich tu es nochmal: meine Sozialisation Im Glauben vorstellen.
Ein wesentliches Ereignis meiner Kindheit war der Segen meines Vaters zur Nacht, er machte mir mit Weihwasser drei Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Herz und bat Gott, über mich in der Nacht zu wachen und mich zu beschützen. Im Nachhinein erkannte ich, daß der Zustand in dem ich dann war ein Trancezustand war, ich fühlte mich total geliebt und beschützt. Als Kind ging ich in gewissen Abständen zur Beichte und ich erinner mich an ein mal wo ich wie auf Wolken schwebend nach Hause ging - ich hüpfte und sang weil ich mich total glücklich fühlte darüber, daß Gott mir verzieh. Ein ganz wesentliches Ereignis für mich war auch immer, das Weihwasser aus der Kirche zu holen, es kam immer in eine uralte Flasche, die im Schrank von meinem Opa aufbewahrt wurde und es war für mich eine Ehre dieses heilige Wasser zu holen - ich war ganz ehrlich in einer heiligen Stimmung, wie sie vergleichbar ist mit der "Ehrfurcht" vor einem Sonnenuntergang oder der Weite des Meeres. Religion hieß für mich immer "angenommen" sein und geliebt zu werden. Ich war Messdiener und dies war für mich ein heiliger Akt - ganz im Gegensatz zu einigen Priestern, die das nur so runterleierten - als ich viel später hörte, die heilige Messe mit Liturgie und Eucharistie sei ein Bild für einen Einweihungsweg, konnte ich das aus meiner Erfahrung bestätigen.
Als Jugendlicher kam dann eine Phase der Kritik. eingefahrene Muster hinterfragte ich - Ehrlichkeit war für mich ein wichtiges Kriterium und ich versuchte Heuchelei aufzudecken - mein Liebkingslied in der damaligen Zeit war "wach auf du tote Christenheit" das sang ich dann so laut daß sich die Leute nach mir umdrehten - im Gottesdienst probierte ich aus wie es ist andere Haltungen einzunehmen - also ich setzte mich wenn andere knieten und kniete mich wenn andere saßen etc. das brachte mir viel Ärger ein, führte aber auch zu einigen interessanten Gesprächen.
Ein Wendepunkt in meinem Leben war dann, als der Stadtpfarrer von Ffm einen Meditationskurs anbot und ich den besuchte - dort wurde mir zum ersten mal bewusst, was es heißen kann spirituell zu sein - wahre Religiosität zu leben - ich erlebte eine Weite und Verbundenheit wie ich sie noch nicht kannte - das brachte mich dann auf den Weg meiner Suche nach meinem Kern, nach Gott.
Liebe Grüße Inti
Hallo Inti,
diese Prägung wird dich ein Leben lang begleiten.
Da aber so jemand wie du bis jetzt die Religion immer abgelehnt
hat, ist diese Wahl deines Lebens "köstlich".
Alles Liebe
Venus3