Ratloses Entsetzen

lazpel schrieb:
Durchgreifen auf diese Art ist jedoch nach meiner Meinung unangebracht und schon zu spät.
Hallo lazpel,

alles staatliche Durchgreifen erfährt Grenzen durch den unveränderbaren Art.1 des Grundgesetzes

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."


Diese Würde ist einklagbar vor dem Verfassungsgericht, welches festschrieb,
dass die Höchststrafe lebenslange Haft ist mit der Chance nach Verbüssung
einer gewissen langjährigen Haftstrafe wieder auf freien Fuss zu kommen.

Das ist klar und akzepiert.

Völlig unabhängig davon legt das Strafrecht fest, dass Mord (und Völkermord)
mit der Höchststrafe zu sanktionieren ist.

Das ist für mich ebenfalls unabänderlich. Jeder Versuch, dies zu ändern ist
für mich indiskutabel. Das menschliche Leben ist das höchste Rechtsgut,
seine Vernichtung muss die höchte Strafe erfahren.

lazpel schrieb:
Das Kind wurde offensichtlich von niemandem vermisst.. Und das ist das eigentliche tragische an der Angelegenheit.
Es muß ein engeres soziales Netz gesponnen werden, von staatlicher Seite.
Genau zu diesem Schluss bin ich auch gekommen.

lazpel schrieb:
Kinder müssen nach meiner Meinung halbtägig in Kindergärten oder Schulen anzutreffen sein, bei langer Abwesenheit müssen die Verantwortlichen ...
das Jugendamt verständigen,
Zunächst verständigt die Schule die Schulbehörde. Diese hat die Aufgabe
vor Ort vorstellig zu werden und Gründe für das Schulschwänzen er ermitteln.

Und hier versagte Hamburg im Falle Jessica:
Nach dreimaligem erfolglosen Besuch bei der Familie leitete der Beamte ein
Bussgeldverfahren in die Wege. Verletzung der Schulpflicht ist i.a. eine
Ordnungswidrigkeit, was dieses Vorgehen rechtsfertigt.

Nur bei KONKRETEM Verdacht auf Gefährdung des Kindeswohls wird das
Jugendamt eingeschaltet. Dies wurde als nicht gegeben angesehen. Hier
gibt es einem Handlungsspielraum der Schulbehörde. Tragisch, tragisch!

Das Verfahren muss ganz klar so geändert werden, dass JEDER erfolglose
Versuch der Schulbehörde, die Familie zu kontaktieren AUTOMATISCH als
konkrete Gefahr für das Kind gewertet wird und das Jugendamt eingeschaltet
wird.

Bekanntlich ist das Jugendamt eine unmittelbar intervenierende Behörde, die
in einem solchen Fall nach drei weiteren erfolglosen Tagen mit Polizeigewalt in
die Wohnung eindringt.

lazpel schrieb:
welches unter Androhung des Berufsverbots des jeweiligen Beamten zu handeln hat, und die Situation sichten muß.
Ich wüsste nicht, wie man einem Beamten Berufsverbot androht. Wichtiger
sind klare Verordnungen, nach denen die Behörde schnelle und möglichst
spielraumfreie Entscheidungen trifft.

lazpel schrieb:
Kinder sollten zudem zwangsweise jedes halbe Jahr eine ärztliche Vorsorgeuntersuchung erhalten, die auch nicht zu entschuldigen ist durch die Eltern.
Eine interessante Diskussion dazu findest du in:

Vernachlässigungen und Misshandlungen von Kindern verhindern

und weiteren dortigen Links.

lazpel schrieb:
Und genau das ist auch die fahrlässige Unterlassung durch den Staat in diesem Falle.
Ohne jeden Zweifel, sogar grob fahrlässig. Die Unfähigkeit Deutschlands, hier
das Menschenrecht auf Leben eines Kindes durchzusetzen, wird sicher z.B.
von Amnesty International entsprechend gewürdigt werden. Zu recht.

Gruss
Camajan
 
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Staatliche Seite tut nicht not, wenn es darum geht, ein nachbarschaftliches Geflecht aufzubauen. Wir sind diejenigen, die sich darum kümmern müssen, ob Nachbars Kinder gequält werden oder nicht.

Nicht das neue Auto des Nachbarn ist wichtig (denn darauf legt der Neid sein Augenmerk) wichtig ist, dass wir mitbekommen, wenn was nicht stimmt! Und wenn ein Kind jahrelang in ein Zimmer eingesperrt wird, dann kann doch was am ganzen Gefüge nicht stimmen.

Ich wohne auf dem Land und auch wenn das nicht so wäre, so würde mir dann doch auffallen, wenn eine ehemals schwangere Frau, auf einmal ohne dicken Bauch und ohne Kind rumlaufen würde.

Außerdem besucht man sich bei uns öfter mal gegenseitig nachbarschaftlich. Wir mögen uns nämlich! Stellt Euch das vor! Wir trinken Kaffee zusammen, hüten gegenseitig die Kinder und kümmern uns.

Das kann uns Vater Staat nicht vermitteln. Da muß man schon selber nachhelfen.

Ich finde, das schlimmte an dem Fall ist, dass sich diese "Eltern" der kleinen Jessica, auch noch das SOzialamt in die Wohnung einladen, weil sie eine neue Couch brauchen. Der Beamte kriegt dann nicht mit, dass da ein eingesperrtes Kind lebt? sehr seltsam. Das Jugendamt war vor Ort und das Kind ist nicht auffindbar? Mh, wird man da nicht stutzig? Das Kind geht nicht zur Schule und nach 3 Monaten wird erst nachgeforscht? Das ist fast schon die Krönung.

Die Oma der Jessica wußte, dass ihre Tochter die eigenen Kinder nicht versorgt und schweigt? Was ist das für eine Vorgehensweise. Der Bruder von Jessica ist wegen Unterernhährung der Mutter weggenommen worden. Und? Wo bleibt da die Fürsorgepflicht des Jugendamtes?


Dieser Fall hat mich und alle die ich kenne bis ins Mark erschüttert.

Vor einigen Jahren gab es einen Fall, da hat ein Pflegemutter ein Kind verhungern lassen. Der Bruder dieses Kindes wurde gerettet und vor ein paar Wochen gab es eine Reportage über diesen Bruder. Es war erschütternd, was dieser Junge zu berichten hatte. Die Kinder mußten ihre eigene Scheiße aufessen. Nach diesem Bericht war mir klar, dass solche Eltern, ob leiblich oder Pflegeeltern, nie mehr auf die Menschheit losgelassen werden dürfen.

Für solche Leute kommt nur eine lebenslange Verwahrung in Betracht, oder gleich die Todesstrafe.

Der Fall Jessica wurde im Stern u.a. mit Fotos dokumentiert. Das Foto von dem auf dem Boden liegenden, toten Kind, dass winzig und zerbrechlich war, keine Haare auf dem Kopf hatte und einfach nur geschunden und weggeworfen aussah, werde ich nicht vergessen. Einfach nur erschütternd.

July
 
pali2004 schrieb:
als aller erstes würde ich mal sagen, jeder sollte vor seiner eigenen tür kehren!

die meisten hier fragen sich warum, weshalb, wieso, veruteilen und urteilen.
natürlich ist es schrecklich was der kleinen jessica angetan wurde, aber auch die mutter, der vater oder gar beide müssen in ihrer kindheit schlimmes erlebt haben. denn sonst wäre glaube ich keiner dazu fähig so etwas zu machen.
ob wegsperren etwas nützt? man kann doch nicht alles böse wegsperren, oder??
eine strafe haben sie verdient, die habe sie auch bekommen.
aber das wichtigste ist doch, das die kleine jessica jetzt hilfe bekommt. das sie menschen um sich hat, die ihr psychisch und physich wieder auf die beine helfen. menschen denen sie vertrauen kann und die ihr halt geben. ich glaube dass ist es was zählt.

wenn wir uns alle gegenseitig zuhören würde. ich meine wirklich zuhören nicht mit den antworten "mhm" jaja" "ja verstehe" und so weiter.
wenn man wieder über seinen schatten springen würde und nicht jeden scheiß glauben würde der einem erzählt wird. wenn man 100% zu seiner eigenen meinung stehen würde und nicht nur ein mitläufer wäre, wenn wenn wenn...

leider sind wir oft zu faul für so viele wichtige kleine dinge. das zuhören geht im alltagsstress unter das genaue hinsehen wird von der faulhaut überdacht...

man könnte so vieles verändern wenn man allein schon bei sich selbst anfangen würde!!

ist mir eingefallen als ich all eure beiträge zu diesem thema durchgelesen habe.

mfg eure pali



Wie sieht denn siese Hilfe im Himmel aus? Irgendwas hast Du da nicht mitbekommen......
 
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Hallo,

ich bin froh, dass das Bundesverfassungsgericht das Urteil
gegen die Mutter (und ihren Lebensgefährten) der kleinen

Karolina

einkassiert hat.

Wie konnten die beiden in der ersten Instanz mit Körperverletzung
davonkommen?

Unverständlich.

Gruss
Camajan
 
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