Oper aus Angst vor muslimischer Kritik abgesagt

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Abgehackte Köpfe von Jesus und Mohammed, von Poseidon und Buddha als "abendländisches Kulturverständnis"? Sind wir noch bei Trost? Neuenfels wird wohl eher das Recht auf freie Meinungsäußerung gemeint haben, und diese Ungenauigkeit ist der Trick in solchen Auseinandersetzungen: Im Huckepackverfahren wird im Kampf für eine demokratische Errungenschaft der Aufklärung ein dämlicher, durchaus widerwärtiger Regieeinfall gleich mit salviert.

Das ist auch mein Eindruck.

Mit der Streubüchse gedacht

Neuenfels Epilog, in dem Idomeneo die abgeschlagene Köpfe von Poseidon, Buddha, Mohammed und Jesus auf der Bühne absetzt, ist also völlig idiotisch. Erstens: Idomeneo hat gar keinen Grund, Poseidon den Kopf abzuschlagen. Zweitens: Selbst wenn er ihn hätte, ein Sterblicher würde sich im antiken Drama nie in dieser Weise an einem Gott versündigen, denn er wüsste immer, wer der Stärkere ist. Drittens: Warum sollte sich Idomeneos Raserei gegen die Religionsstifter richten? Gegen Buddha, den Philosophen der Enthaltsamkeit und des Friedens, oder gegen Jesus, der alle Macht aufgegeben und sich selbst aufgeopfert hat? Und Mohammed? Auch von ihm ist nicht überliefert, dass er je von einem Vater verlangt hätte, den Sohn zu opfern.

Dieser Neuenfels wollte nur Aufsehen erregen und hat,imo die Provokation, mit den abgeschlagenen Köpfen, deshalb in die Inzenierung eingebaut.

Was soll das?

So eine Sch....soll ich mit meinen Steuergeldern mitfinanzieren?

Das alles ist mit der Streubüchse gedacht. Da auch Mozarts Musik in keiner einzigen Note rollende Köpfe fordert, ist Neuenfels' Opernschluss Quatsch. Nun gibt es keinen Paragraphen gegen Quatsch. Es gibt sogar das garantierte Recht, Quatsch aufzuführen. Die Kunstfreiheit ist nahezu grenzenlos. Nahezu. Die Väter des Grundgesetzes machten eine Ausnahme: Die Kunstfreiheit hat dort ihre Grenzen, wo das religiöse Gefühl in einer Weile verletzt wird, dass es den "inneren Frieden" gefährdet.

Also kann man doch nicht jeden Schwachsinn aufführen, oder wie ist das zu verstehen

Jede Gesellschaft, jede Familie, jeder Mensch hat einen innersten Bezirk, einen Glaubenskern, der geachtet und geschützt werden muss. Gesellschaften, die ihn verloren haben, sind debil. Nun gibt es viele Anzeichen dafür, dass sich unsere Talkshow- und Plappergesellschaft, die fortwährend ihr Innerstes nach außen stülpt und alles trivialisiert, was sie berührt, durchaus debile Züge hat.

Dennoch besteht der Blasphemie-Paragraph in modifizierter Form fort. Und durch den Idomeneo-Streit werden wir erneut an ihn erinnnert. Wir werden daran erinnert, dass es Menschen gibt, denen etwas heilig ist.

Hier geht`s weiter:

http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,440144,00.html

Für das schöne Geld, das hier für so einen Schund ausgegeben wird, sollte man lieber sozial schwachen Familien eine kulturelle Freizeitgestaltung ermöglichen.

Wer so einen Murks aufführen oder sehen will, soll das gefälligst privat bezahlen, inclusive der Polizei, die so etwas dann auch noch beschützen muß.

Liebe Grüße

Bonobo
 
Hallo Pelisa

Eine Frage dazu: willst du zum Ausdruck bringen, was dir nicht gefällt und was du dir daher nicht ansiehst oder möchtest du Inszenierungen, die diesem Geschmack nicht entsprechen, verbieten?

Nicht verbieten, aber auf jeden Fall nicht subventionieren.
Wäre das deiner Ansicht nach schon Zensur?

Liebe Grüße

Bonobo
 
@Pelisa

Mein Eindruck, dass die Freiheit der Kunst in diesem Forum vor allem von denen, die sich auch mit Kunst beschäftigen, verteidigt wird, verfestigt sich. Trixi hat mir meine Frage nach den zuletzt gesehen Stücken nicht beantwortet, du vielleicht? Und alle anderen, die hier mitschreiben? Wie oft geht ihr ins Theater, in die Oper, ins Konzert, zu Lesungen, in Ausstellungen?

Mindestens ein bis zweimal im Monat.

Ich will auch nicht die Freiheit der Kunst einschränken, jedoch kann ich nicht einsehen, das diese Art von "Kunst" subventioniert wird.

Du hast mir auch noch nicht "Kunst" definiert.

Was genau, ist für dich "Kunst"?

Anscheinend kann man ja nun doch nicht ALLES machen, in der "Kunst"

Die Väter des Grundgesetzes machten eine Ausnahme: Die Kunstfreiheit hat dort ihre Grenzen, wo das religiöse Gefühl in einer Weile verletzt wird, dass es den "inneren Frieden" gefährdet

Liebe Grüße

Bonobo
 
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Hallo Pelisa



Nicht verbieten, aber auf jeden Fall nicht subventionieren.
Wäre das deiner Ansicht nach schon Zensur?

Liebe Grüße

Bonobo

Kommt auf die Richtlinien der Subvention drauf an. Es darf nicht darauf hinauslaufen dass es weder regierungs- noch religionskritische Kunst gibt. Der Geschmack ändert sich so schnell - was wurde gegen Thomas Bernhard und seine "Österreichbeschimpfungen" gewettert, und nun? Elfriede Jelinek gehörte auch zu denen gegen die es sogar Wahlplakate gab, das Nobelpreiskomitee hats anders gesehen.

Kunst möchte ich nicht definieren, das überlasse ich lieber denjenigen, die sie machen. Ich habe allerdings in diesem Thread schon mehrmals geschrieben, dass es sehr schwierig ist, Grundrechte gegeneinander abzuwägen.
 
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