Nochmal Demenz

aaargh, da ist ja auch noch die Liebesentzugs-Waffe, gell Willi? "Du bist nur liebenswert, wenn...", so schallt(e) es bestimmt häufiger in Eurer Familie, wahrscheinlich bist Du schon als Kind auf diese Weise "genormt" worden. So machst Du dich ja auch selber immer fertig, gell?

Klar bin ich so genormt worden, keine Frage.

Aber im Laufe der Jahre is es mir egal geworden, ob man mich liebenswert findet oder nicht. Ich bin liebenswert. Zumindest für mich selbst, auch wenn ich nicht den ganzen Tag drüber nachdenke und vor dem Spiegel steh oder mit meinem... egal. Keine Schweinerein.

Wie ich es verstehe, reflektierst Du aber die Phasen, in denen Du dir Schuld hineintrinkst, außerordentlich genau.
Schuld hinein trinken ... hmmmm .... weiß nicht, ob das so ganz stimmt. Zuerst mach ich mich schuldig, dann trinke ich. Zuerst die Tat, dann die Rechtfertigung. Oder die Flucht vor der Rechtfertigung. Die böse, böse Tat.

Ich klau einem Impuls folgend - will haben(das ist die Gier) - eine Tafel Schokolade, gefüllt mit Rum. Fress sie auf und bin gleich beruhigt auch dazu, weil ich gar nicht zum nachdenken komm. Der Rum beruhigt gleich mein Gewissen.

Ich hab halt Gold gestohlen also Junge - will haben - und hatte dazwischen noch die Zeit und Gelegenheit, darüber nachzudenken. Mir sozusagen n`Kopp zu machen. Quälend so ein Kopp. Also irgendwann ran an die Bottel und weg mit den Gewissenbissen.

Diese Funktion hatte der Alkohol ganz am Anfang bei mir. Das Zerstören von quälenden Schuldgedanken. Gedanken, sage ich, weil es waren echte Fragen nach dem WARUM der Handlung. Nicht irgendein vages Gefühl im Bauch, es waren Fragen im Kopf. Fragen, die nicht ohne Grund da waren.

Später, im Lauf der Jahre kehrt sich der Prozess um. Da trank ich aus Gewohnheit und aus Langeweile und dachte nicht mehr nach, über die Scheisse, die ich dann im Vollrausch baute. Du weißt - die böse Tat beging. Ein Teufelskreis sozusagen.

Nur hatte ich das Glück, dass mir einmal Heilung zu teil wurde, von dieser Geisteskrankheit. Mir wurde auf privater Ebene geholfen, vom Alkohol loszukommen und ich hab über 10 Jahre nüchtern über dieses Phänomen reflektiert. Und während dieser Zeit natürlich auch kein Gold und auch keine Rum-Schokolade mehr gestohlen, auch nicht mehr radaliert, keine Menschen bedroht, sondern habe statt dessen gebetet und meditiert. So wurde ich fast wieder so unschuldig, wie ein Kind, wie ich war, bevor ich die erste böse Tat beging, an die ich mich erinnere. Für mich ist das der Diebstahl von Großmutters Goldmünzen. Zumindest symbolisch. Ich wurde sozusagen wieder ein besserer Mensch, um es naiv auszudrücken. Ein braver Bub eben.

Aber ich war nicht dankbar genug und bin wieder abgestürzt, nach 10 oder 11 jahren. Der Grund, mit dem Saufen anzufangen, war aber jetzt nicht die Beruhigung des Gewissens. Das war nicht mehr zu beruhigen. Das war erwacht. Sondern das Ertränken eines Zorns, auf mich selber. Ich hab mich gehasst dafür, dass ich mit der Frau von einem Freund eine Gschicht angefangen hab. Es war ein Gemisch aus Wut und Trauer, das ich da niederrsaufen wollte. Trauer, weil ich dabei meine eigene Gefährtin verloren hab.

Und heute is es eben so, das zum Teil die alten Verhaltensmuster hochkommen, wenn ich trinke, was auf Wienerisch heißt: "Wenn i richtig, schwer bsoffn bin, dann kümmer ich mich nix um irgendwem. Hauptsache ich. Und die Gier ergreift Besitz von mir. Eigentlich alle Bösartigkeiten, die man so aus der Zeitung kennt. Nur neidisch bin i glaub i nimma, wenn i bsoffn bin. Verschwören möcht ich mich nicht drauf, aber ich glaub, der Neid is mir fremd. Naja, hochkommen will er schon manchmal, aber er is relativ leicht zu erwürgen.

Ich denke mal, was die Katze von Herrn Schrödinger ;-)
Wir sind geschieden.

antreibt ist die Vorstellung, daß Muttern irgendwann ja unter der Erde ist und daß sich Herr Adam K. dann einige Pullen Schnaps reinzieht und in ein Jammertal fällt.
Das wird kein Jammertal, das wird ein Todeskommando. Wenn ich mir den Schnaps reinzieh.

Aber das wird nicht passieren.

Da wäre ich schon interessiert dran, wie Du das verhindern möchtest, Willi. Es ist mal das Eine, ganz da zu sein für jemanden, der pflegebedürftig ist. Aber man sollte sich selber ja nicht darüber vergessen und wenigstens konkrete Pläne machen.
Wie sieht das denn mittlerweile aus mit Zielen für Dich selber? (ich meine nicht die Ziele, etwas zu kontrollieren oder mit etwas aufzuhören, sondern positive Ziele für die eigene Zukunft.
Ich nenn es nicht Kontrolle. Auch nicht Selbstkontrolle. ich brauch diese strenge Kontrolle nicht den ganzen Tag. Wenn es mir gut geht und man läßt mich in Frieden, verschont mich mit Motivation und Projektgedanken, läßt mich einfach sitzen und über mein Leben reflektieren, mich zwischendurch rausbewegen an die Luft, mit dem Rad, an den Fluss, darf Menschen sehen, die sich im Frieden bewegen, wenn man mich mit mir selber arbeiten läßt, ohne es all zu gut zu meinen, ist alles im Lot.

Dann find ich mir, wenn ich mal die Zeit dafür habe, auch andere Interessen, wie Tai Chi oder ähnliches. Gezieltes Yoga machen. Was weiß ich. Im Moment denk ich darüber nicht nach.

Ich bin keine Gefahr für irgendwem, habe heute keine Gedanken der Bereicherung mehr in mir, auch keinen Geltungsdrang, keine permanente Wut im Bauch, nichts. Ich liebe einfach nur den Frieden in mir. Nichts liebe ich mehr. Und manchmal is es mir auch schon gelungen, den Frieden um mich herum zu erschaffen, in kleinem Kreise. solang ich keinen alkohol trink, is alles im Lot. Auch nicht kleine und kleinste Mengen, weil die Gier nach dem Gewissenstöter is die erste, die in mir erwacht.

Aber Bedrängnis ertrage ich nicht. Wenn ich etwas nicht will, dann bin ich gern bereit, 3 mal Nein zu sagen. Beim 4. mal beginnt es in mir zu kochen und ich höre auf zu denken und das ist schlecht. Wird die Anspannung zu groß, geh ich in die Kneipe und lös sie auf. In Ethanol. Und der Scheiss Reigen beginnt von vorn.

Ich will nur im Frieden sein und verachte sinnlose Gewalt, sonst nichts. Das is doch nicht so schlecht, oder?

Am liebsten wär ich Gärtner in einem Klostergarten. Ein romantischer Gedanke. Hab ich eh schon 1000mal gesagt.


Ich sehe gerade ein Blatt und da steht oben drüber: "meine Pläne für die Zeit nach Mutters Tod". Und da steht wochenweise drauf, was Deine Aktivität in dieser Zeit sein soll.)
Mutters tot interessiert mich nicht. Ich frag sie fast täglich, ob sie sterben will, weil sie mich täglich nach dem Sterbegeld fragt. sie sagt immer: "Nein!" hmmmm .... kann ich auch irgendwie verstehen.

Ziele!

Das interessiert mich schon. Was könnt ich mir als Ziel setzen? Das mit dem Klostergarten is wohl nicht realisierbar. Könnt mir bitte jemand erklären, was ein Ziel sein könnte. Ich hatte diese Frage, nach dem WOFÜR oder FÜR WEN oder WAS lebe ich noch nie im Kopf. Immer nur WARUM? Und warum mach ich das? Ja genau .... und ist das gut, was ich da mach oder ist das schlecht, böse? Was ich da mach. Egal, was ich mach. So bin ich. Und oft geht was daneben.

Wenn ich Ziel hör, denk ich immer zuerst an eine Zielscheibe mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Was soll ich mit dem Bild nur anfangen. Eine weiße Scheibe mit einem schwarzen Punkt in der Mitte.

Ich bin einfach nur müde. Sonst nichts.
Am liebsten würd ich aus diesem gehetzten Kulturkreis hinaussterben.
 
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Lieber Adam,

ich kann das K.... einfach nicht scheiben, das klingt für mich so nach "endstation"

ich lese deine texte so gern und ich kann so gut nachempfinden, was du fühlst und was du auszudrücken versuchst.
ich mach mir auch so meine gedanken darüber, aber die behalt ich jetzt für mich :)


ich gäbe viel dafür, wenn ich meine empfindungen und gedankengänge so artikulieren könnte wie du. und die interpretationen von Trixi Maus dazu...einfach genial..

ich lerne sehr viel von dir und durch dich und ich danke dir, dass du uns so an deinem leben teilhaben läßt.

bitte schreibe weiter, so lange du kannst und möchtest.
ich höre dir zu, in zukunft wieder schweigend....

eines wollte ich dir noch sagen:

du bist ein wunderbarer, warmherziger mensch und du hast nicht den geringsten anlass, dir irgendwelche schuldgefühle aufzulasten.
wir sind menschen und als solche fehlbar und wir wären ohne diese fehler (ich nenne es lieber erfahrungen) nicht die, die wir heute sind.

ich weiß nicht, ob du an einen gott glaubst.
ich glaube an ihn und ich weiß:
er verurteilt niemanden, also tu du es auch nicht mit dir selbst!!

alles liebe für dich :trost:

sandy
 
...

ich gäbe viel dafür, wenn ich meine empfindungen und gedankengänge so artikulieren könnte wie du. und die interpretationen von Trixi Maus dazu...einfach genial..

ich lerne sehr viel von dir und durch dich und ich danke dir, dass du uns so an deinem leben teilhaben läßt.

bitte schreibe weiter, so lange du kannst und möchtest.
ich höre dir zu, in zukunft wieder schweigend....

eines wollte ich dir noch sagen:

du bist ein wunderbarer, warmherziger mensch und du hast nicht den geringsten anlass, dir irgendwelche schuldgefühle aufzulasten.
wir sind menschen und als solche fehlbar und wir wären ohne diese fehler (ich nenne es lieber erfahrungen) nicht die, die wir heute sind.


ich weiß nicht, ob du an einen gott glaubst.
ich glaube an ihn und ich weiß:
er verurteilt niemanden, also tu du es auch nicht mit dir selbst!!
alles liebe für dich :trost:
:banane:Ja, ja ja!:banane:
 
Danke SandyEngel,

freu mich immer über nette Post.

Nein ich verurteile mich eh nicht. Das schaut nur oft so aus. und wenn, verzeih ich mir schnell wieder. Ich geh nicht an den Schuldgefühlen zu Grunde.

Weil meine Schuldgefühle Schuldgedanken sind. Die sind im Kopf. Das heißt, es sind keine Ahnungen sondern es handelt sich um Wissen. Um das Wissen von mir selbst, das ich ganz leicht in Worten aufschreiben kann. Wie man manchmal sieht.

Wer und Wie ich bin.

Ist aber auch nur ein Teilwissen, noch im Wachsen. Drum widersprech ich mir so oft und mein Kopf wird auch immer größer. :lachen:

Mit dem Wer bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ich halt mich ja manchmal noch immer für einen Höhlenmenschen. Also in einer Entwicklung begriffen, die mich erst hinführt, zu einem richtigen Menschen.

Also einem reinen Menschen, so wie es Jesus einer war. Ja! Da fehlt noch ein kleines Stück, aber ich hab keinen Stress.

Über das Wie weiß ich gut bescheid und das gefällt mir nicht an allen Tagen gleich gut. Aber das Problem bin ich am lösen.

Wofür ich bin allerdings, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall für den Frieden und nicht für den Krieg. Aber da bin ich ja nicht allein auf der Welt. Vom Wozu hab ich überhaupt keine Ahnung. Unnütz. Nichtsnutzig bin ich.

Ja, ich kann Einem Anderen dienen, dann nutze ich ihm, aber sonst fällt mir nichts ein.

Erfahrungen statt Fehler und Schuld. Das ist gut. Viel besser. Danke für den Tipp.

Ja, ich glaube an Gott und hoffe, er wird mir meine kleinen Erfahrungen vergeben.

Vergib uns unsere Erfahrungen wie auch wir vergeben
die Erfahrungen jener, die über uns drüber fuhren.

Der Name, ach ja... der entspricht zumindest einigermaßen der - nein - meiner Wahrheit.

Lieben Gruß, auch an die Eberesche, hab ich grade gesehen :)
Willi K.
 
An Frau Schrödinger!

Verzeih mir, Frau Schrödinger, dass ich dass ganze so öffentlich gemacht habe. Kannst du mir deine Erfahrung mit mir vergeben?
Das ist keine Verarschung. Das mein ich ernst.

Aber ich war so erregt, als ich deine öffentliche Frage las, "für wen ich den nun lebe", weil ich es nicht weiß.
Für Mutter. Oder für mich. Ich bin für sie da, so gut es mir gelingt und oft genug gelingt es mir eh nicht so gut. Aber für wen ich lebe, weiß ich nicht.

Für mich? Hmmm .... guck mal .... grapsch grapsch .... ja, ich bin auch da.
Und ein bisserl beweg ich mich sogar noch. :)

Kinder seid ihr alle da :liebe1: ?
 
Eine andere Schilderung, das kann schon sein, weil ich ja nach und nach was dazulern, über mein Verhalten. Das Hirn baut sich langsam aber sicher aus. Vernetzungsgeschichte.

Aber eins ist meistens gleich. Einem Absturz liegt meist ein Ärger über etwas zu Grunde. Über etwas, das meine Situation erschwert. Ein Ärger über mich selbst. Weil etwas zulasse, was vielleicht schlechte Folgen hat und am Ende gar schon vorher sehe oder ahne. aber ich lass es trotzdem zu um die Wünsche anderer zu erfüllen.

Ich hab gesehen, wie sich Mutter beim runtergehen wehrt, regelrecht die Augen verdreht und Gott anruft und hab im Halbstock alles hingeworfen und meinen Neffen allein mit ihr da stehen lassen, weil die wollten ja, dass sie rauskommt. Und dann kommen wir zurück und sie is wirklich ein Stück verrückter als vorher.

Es sind Aggressionen die ich da in den Griff bekommen muss. Aber heute is mir das egal. Weil ich glaub dran, dass ich Mutter wieder in einen besseren Zustand zurückführen kann. Reset Chrismas. Ich wills nicht verschrein, aber sie läuft heute schon recht gut in der Wohnung umher. Die Sorgen, der Kummer und die extreme Verworrenheit der letzten Tage scheint sich zu verflüchtigen. Gott steh mir bei.
jou, hirnorganisch hat sich ja nichts verändert und die Mutter ist ja nicht psychisch krank, sondern nur psychisch labil in einem Prozeß, bei dem sie die Erinnerung verliert. Hat sie eigentlich seither mal nach ihrer Tochter gefagt? Würde mich interessieren. Sie hat ja jetzt erlebt, daß ihre Tochter,die sich so vorstellt, nicht ihre Tochter ist, wie sie sie empfindet. Was ist aus diesem Trauma geworden, das sie da ja erlitten hat? Sie hat ja so gesehen das Bild für ihre Tochter verloren, wenn man so will. Sie hat ja gechequt: "hier ist etwas ganz und gar nicht richtig, so wie ich es erlebe". Sie wußte ja auch schon vorher, daß sie der Situation nicht gewachsen sein wird, sonst hätte sie ja vorher nicht Gründe vorgeschützt, um die Situation zu vermeiden. Sie ist ja mit sich selber konfrontiert worden, da an Weihnachten. Es ist klar, daß das die eigene Exitenz etwas ins Wanken bringt.

Übrigens, da es die häufigste Demenzform ist und Bildung die Ursache für Problemlösung sein soll:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alzheimersche_Krankheit

Der Gedanke, dass sie irgendwann sterben wird, erschüttert mich jetzt nicht. Davon kann man ausgehen. hihi, jou. Kann man.:clown: Aber wann, das liegt nicht in meinem ermessen. Ich hab sie heute gefragt, ob sie schon sterben will, weil sie mich wie so oft nach dem Sterbegeld gefragt hat. Hat sie gesagt: "Nein!"
warum fragt sie nach dem Sterbegeld, was ist denn ihre Motivation zu fragen? Das würde mich interessieren. (entschuldige, wenn ich Dich ausfrage, aber ich schreibe gerade zu dem Thema das Skript für ein Fachbuch, gestehe ich. Da nutz ich Dich jetzt mal aus... was macht ihr Sorge rund um das Sterbegeld?? Was ist denn bei Euch in den Alpen eigentlich das "Sterbegeld"?)

Gut. So soll es sein.

Das mit den Abständen zwischen den Abstürzen empfind ich anders. Seit geraumer Zeit werden sie wieder kürzer und die Anfälle immer aggressiver. Das Erwachen nach der letzten Aktion war ein böses und sagt mir, dem muss ein Schlussstrich gezogen werden. Und das mach ich für mich allein. Das heißt, ich mach mich mal frei von meinen libidinösen Bedürfnissen, weil ich sonst nicht klar denken kann.
nuja, ich krieg ja nicht jedes Mal mit. Also schreibst Du es nur selterner auf? Du Schlingel.

Es is nicht immer wichtig, klar zu denken, ich lass mich schon gern gehn, aber ich hätt mir in meiner Triebhaftigkeit fast die Mutter aufs Gewissen geladen, zum zweiten mal in einem Jahr, wenn ich an die Balkongeschichte denk. Diesmal wars wirklich knapp dran vorbei. Und der Gedanke macht mich nüchtern und frei.

Und meinetwegen auch kalt. Ich kann nicht immer warm sein und herzlich verspielt.
was heißt das denn, das heißt ja noch nicht, daß jetzt die Kenntnis über die Gefährdung Deiner Mutter während Deiner Trunkenheitsphasen auch in Zukunft dazu führen wird, daß Du nicht mehr trinkst. Der Gedanke macht Dich ja auch noch nüchtern und frei, wenn Du wieder betrunken bist, verstehst Du wie ich meine? Der Gedanke allein bringt es ja nicht. Der Wille muß in Willi, sonst geht Adam wieder kaputtsky. Und hat weiter seine destruktiven Gedanken.

Dat is ja nu mal so ein Teufelskreis, wa?

Jetzt erklär mir mal wie man den durchbricht. Ich weiß das nicht. Welchen Zusammenhang (das Vernetzungsdingen) mußt Du denn erfassen, um aufhören zu können? Wo ist genau der Knopf, den Du finden mußt um zu sagen: Aha, nein, ich bin Anders als meine Vorfahren, weil ich so und so bin (oder dies und das erlebe, z.B. die Pflege der Mutter!). Oder: was versöhnt Dich denn? (das geht sogar noch auf dem Sterbebett, also bitte nicht Alter oder Lebenserfahrung vorschützen...)



P.s.: Wegen des Plänemachens (war ja nur so eine Idee!): wie gesagt: ein Blatt, Tag 0=Todestag und dann Pläne in der ersten Woche, in der zweiten Woche, in der dritten Woche und so weiter. Einfach mal visualisieren, was gut täte und die Ereignispunkte erkennen, die wieder in Sucht hinein führen und Dich in die Multimobidität führt, verstehste? Einen "vitalen" Plan, sozusagen. Vielleicht kommt ja irgendwann mal die Zeit dafür.

:liebe1:

ja, aber dieses Durchbrechen.... hmmmmmmmm.....
 
jou, hirnorganisch hat sich ja nichts verändert und die Mutter ist ja nicht psychisch krank, sondern nur psychisch labil in einem Prozeß, bei dem sie die Erinnerung verliert. Hat sie eigentlich seither mal nach ihrer Tochter gefagt? Würde mich interessieren. Sie hat ja jetzt erlebt, daß ihre Tochter,die sich so vorstellt, nicht ihre Tochter ist, wie sie sie empfindet. Was ist aus diesem Trauma geworden, das sie da ja erlitten hat? Sie hat ja so gesehen das Bild für ihre Tochter verloren, wenn man so will.

In der art wie sie nach ihren Eltern fragt, fragt sie nicht nach ihrer tochter. Es is auch schon vorgekommen, wenn ich sie erwähnt hab, das sie gefragt hat, ob die überhaupt noch lebt. ein reines Durcheinander.

Vor einem jahr noch oder länger da hat sie einen langen Leid-Monolog über die Krankheit der Tochter losgelassen, wenn sie mal draufgekommen ist. aber es rutscht immer weiter weg. auch der ehemals hochgeschätzte Schwiegersohn.

Im Sommer 2006 war ich das letzte mal mit ihr draussen, da haben sie sich noch gut unterhalten, soweit das möglich ist. Mei Schwester kann ja nicht mehr richtig sprechen, seit dem Schlag.

Sie wußte ja auch schon vorher, daß sie der Situation nicht gewachsen sein wird,
Wahrscheinlich. Immer, seit 10 jahren, wenn wir wohin wollten oder mussten, hat sie ein Theater gemacht, aber so wie dieses mal, hab ichs noch nicht erlebt.

warum fragt sie nach dem Sterbegeld, was ist denn ihre Motivation zu fragen? Das würde mich interessieren. (entschuldige, wenn ich Dich ausfrage, aber ich schreibe gerade zu dem Thema das Skript für ein Fachbuch, gestehe ich. Da nutz ich Dich jetzt mal aus... was macht ihr Sorge rund um das Sterbegeld?? Was ist denn bei Euch in den Alpen eigentlich das "Sterbegeld"?)
Sterbevorsorge. Eigentlich Bestattungsvorsorge. Wenn man zu Lebzeiten bereits aufs Begräbnis spart. Oder man schließtz eine Versicherung ab.
Mutter hat sich vor, weiß nicht wie lange eine Erleben-Versicherung andrehen lassen, wo du ewig lang einzahlst und einen Pappenstiel rausbekommst. Da wird sich mit ach und weh ein Begräbnis ausgehen. mehr isses nicht. Und sie fragt mich jetzt jeden Tag nach der Versicherungpolizze. Und ich sag ihr jeden Tag, das is schon ausbezahlt, mama, und zeig ihr das Geld. Weil ich habs versteckt, sonst versteckt sies. Und zwar so, das ich es eine woche suchen kann, wenn ichs mal brauch.
Nach dem erkundigt sie sich jeden Tag. mehrmals. sie denkt ans sterben, aber sie will noch leben.

was heißt das denn, das heißt ja noch nicht, daß jetzt die Kenntnis über die Gefährdung Deiner Mutter während Deiner Trunkenheitsphasen auch in Zukunft dazu führen wird, daß Du nicht mehr trinkst. Der Gedanke macht Dich ja auch noch nüchtern und frei, wenn Du wieder betrunken bist, verstehst Du wie ich meine? Der Gedanke allein bringt es ja nicht. Der Wille muß in Willi, sonst geht Adam wieder kaputtsky. Und hat weiter seine destruktiven Gedanken.
Ja. ich muss die weiteren Spannungsmomente neben der Mutter - die ja für sich einen Spannungsmoment erzeugt - so gering wie möglich halten. Wenn geht ganz ausschalten. also alles was zusätzlich emotionalen Druck und Stress erzeugt. Eine Lehre war es mir allemal, was da abgegangen ist, diesmal.

Jetzt erklär mir mal wie man den durchbricht. Ich weiß das nicht. Welchen Zusammenhang (das Vernetzungsdingen) mußt Du denn erfassen, um aufhören zu können?
Um aufzuhören, musst du ja erstmal anfangen. Also du meinst wohl, gar nicht erst anzufangen? Auf lange sicht bräuchte ich eine Kulissenwechsel. Räumlich. Ich muss aus dieser Gegend hier weg. Es is seltsam. ich verkehre nur in Lokalen, wo ich auch schon in der jugend verkehrt bin. Hier kennen mich die Leute, hier schlagen sie mich nicht gleich tot, wenn ich mal den idioten raushängen lass, ein paar Freunde in der Szene, aber so richtig verbrüdert bin ich nicht. Ich geh ja oft monatelang nirgendwohin. ja, Radfahren, oder schwimmen.

wie ich anfang 80 das erste mal aus dieser Gegend weggezogen bin und aufgehört hab zu bechern, hab ich das Interesse an den Kneipenbesuchen voll verloren und bin voll frei und luftig geworden, im Kopf. Es ist ein Gewohnheitsmoment dabei, immer in die selben Beisel zu den selben Leuten zu gehen. Hier versteht man jeweils den seltsamen Humor des anderen und es gibt wenig Probleme.

auf lange sicht brauch ich einen Kulissenwechsel, das ist klar. aber im Moment muss der Wille, nüchtern zu bleiben genügen. Den hab ich grundsätzlich. Weil ich weiß, was passiert, wenn ich trinke. Die Lüge, dass ich sag, nach dem 3. Cola Rot geh ich nach haus, tu ich mir nicht mehr an. Wenn ich heute weggeh, weiß ich, dass ich mich zumach. Früher hab ich mich da oft belogen. aber der Wille, nüchtern zu bleiben, der ist da, weil das die einzige Erinnerung an die Vergangenheit ist, wo ich mich gern erinner. wirklich gern erinner. diese 10 jahre Abstinenz. diese 10 jahre frei sein von dieser verdammten Sucht. Da war ich ein Mensch. Von dieser zeit zehre ich noch heute. und das is 12 jahre her.

Das waren meine goldenen Jahre, da erinner ich mich gern dran und da hatte ich auch noch Visionen. Aber die hab ich verschissen. Was soll ich nach vor schaun? Auf das nach dem Tod von der Mutter. Was interessiert mich das? Da darf ich mich dann mal mit dem Prostatazeuch ausenander setzen, mit einem Ohr, das seit 2 jahren nicht zu eitern aufhört, der ganze Körper is nicht mehr das was er mal war, ein einziger Schrotthaufen, wenn mich einer fragt. Dann gehts los: Was haben sie gelernt? Nichts? was können sie sonst noch? auch nicht viel? machen sie sich fit für den Arbeitsmarkt. Was soll ich nach vor schaun? Wozu? Was is da?

Das Leben liegt hinter mir. Mich interessiert das nicht mehr was da vor mir is. Abkratzen muss ich sowieso irgendwann mal. Ich hab das Leben verschissen. War zu blöd, es besser zu machen. Aber ich tu mir nicht leid deswegen. Das einzige was ich noch liebe is der Moment. Den liebe ich.

Der Moment. Hier und Jetzt. Wenn ich das gut hinbekomm, dann bin ich zufrieden. Freundlich mit der Mutter umgeh, liebevoll und geduldig. Das is mir wichtig, weil da lern ich viel dabei.

Aber in der Zukunft? Da seh ich nichts für mich. Ich hab eine gute chance gehabt als gerader Mensch zu leben, auf dem Planeten, mit einer guten Begleiterin und hab sie vertan. Und ich weiß auch wo. Aber zurückgehen kann man nicht. Und ich kann auch nicht nach vor gehen, weil da is nur ein Abgrund. In den muss ich dann springen. Aber nicht mit der Bottel in der Hand sondern mit dem Kreuz der Christen will ich springen und hoffentlich rutschs mir nicht aus der Hand und hoffentlich vergess ich nicht wieder, was ich gelernt hab. Gelernt hab ich genug. Also so wenig ist es nicht. Nur Geld verdienen kann ich damit nicht.
 
Du schreibst als wärst du 80. Wahrscheinlich fühlste dich auch so. Naja, kein Wunder. Die "goldenen Jahre"? Die kommen für die meisten eh erst später, weil man in jüngeren Jahren - ob willentlich oder nicht - auf der Suche ist. Nach sich selber und seinem Platz im Leben. Was gloobst, wie ich ab und an in die Röhre gucke? Meine schöne Wohnung gegen eine Bruchbude mit Außenbordmotor eingetauscht, zahl unmengen an Energie, die durch undichte Fenster und eine Tür abdüst, die nicht schließt - und die ich mir nicht mehr leisten kann und auch sonst nix. Ich seh in dem, was ich mach, auch keinen Sinn mehr. Deswegen bin ich manchmal unerträglich. Ich mag den Zustand aber nicht und kann im Moment nix ändern, hab es mir aber vorgenommen. Ich weiß nicht, wann ich soweit bin. Und das unterscheidet mich ein wenig von dir. Nunja, ich möcht darüber keine große Diskussion starten. Dass dir im Moment die Hände gebunden sind, ist eh klar, das ist aber alles kein Grund für Selbstzerstörung.

Trixi meinte, ich würde mir immer Alkis raussuchen. Das stimmt nicht. Ich kenn dich ja nur telefonisch besoffen. Auch sonst hatte ich damit (außer meiner eigenen Einheiten) wenig zu tun, zumindest nicht im engen Umfeld. Kennengelernt haben wir beide und stocknüchtern. Und ich kenne meine Probleme.
Mein Ding, warum ich so an dir "festhalte" ist was anderes. Du repräsentierst mir wie kein anderer mein ureigenes Problem: nämlich nicht aus meiner Haut zu können. In mir, wie auch in dir, schlummert so viel Potential und wir versperren uns den Weg dahin mit tausend Ausreden, auch durch den Mißbrauch von Alkohol. Wenn ich auf dich einhacke, dann tu ich das gleichzeitig auch mir an. Was m.E. auch nicht schlecht ist und einer guten Freundschaft oder sonstigen Beziehungsmustern keinen Abbruch macht. Es ist ein Kampf. Aber ohne Kampf gibt es keine Weiterentwicklung. Ich seh, dass du die gleiche Scheisse baust, jedoch nur etwas krasser, wie ich, und indem ich dir sag, was mir an dir stinkt, sag ich dir und mir auch was mir an mir stinkt. Das ist die klassische Spiegelkiste. Aber daran ist nix Schlechtes. Mir macht das auch keinen Spaß, mir meine Situation vor Augen zu halten. Wahrlich nicht.
Auf lange sicht bräuchte ich eine Kulissenwechsel. Räumlich. Ich muss aus dieser Gegend hier weg.

Das meinte ich vorhin unter anderem. Und das hattest du auch vor 1,5 Jahren gesagt. Keine Frage, geht jetzt nicht. Aber verlier das nicht aus dem Sinn! Das ist zumindest schonmal ein kleines Ziel und ein gutes sowieso. :)

Aber in der Zukunft? Da seh ich nichts für mich.

Denkste, ich seh was oder die vielen Arbeitslosen überall? Immer Schritt für Schritt weitergehen. Vielleicht fügt sich dann ja eins zum anderen. Soll schon vorgekommen sein.
 
Noch ein Nachtrag zum Thema "Lebensumfeld und Prägung".
Es gab vor nicht allzu langer Zeit einen Bericht "Das gefesselte Ich" in Bublath's Bildern aus der Wissenschaft. In der Mediathek hab ich es leider nicht mehr gefunden. In dem Beitrag ging es u.a. darum, wie uns das Umfeld prägt. Ein lustiges und sehr einleuchtendes Beispiel brachten sie: ein Baby, mal mit rosa-farbenen Strampler und das selbe Baby in einem blauen Strampler. Allein da hat die Umwelt, ergo die Tante XY, ganz anders reagiert. Baby Rosa wurde in den Arm genommen und geknuddelt, Baby Blau wurde in die Höhe geschmissen und ihm wurden Sachen gesagt: "Du bist ja ein ganz toller, ein ganz Starker". Selbes Kind. Unterschiedliche Reaktion. Nur wegen der Farbe der Klamotten. Die Menschen sind echt so einfach gestrickt....:weihna1 Aber so isses.
Auch sonst ist das mit der Prägung ziemlich easy nachzuvollziehen, doch es reicht aus, um jahrzehntelange Probleme damit zu haben.
Eines der größten modernen Märchen ist für mich der Spruch: "Egal, wo du hingehst - du nimmst dich immer mit." Vollkommen falsch in meinen Augen. Natürlich nimmt man sich mit. Wie soll es auch anders gehen. Aber wie sehr ein bestimmtes Umfeld positiv oder negativ auf einen Menschen wirken kann, ist wohl bekannt. Komischerweise sagen das immer spirituell angehauchte Menschen und ich geh dann auch entprechend in die Vollen. Der Fakt, dass das Umfeld - auch das räumliche - einen Menschen prägt, ist einfach definitiv. Was ist Feng Shui? Da geht's drum, Innen und Aussen in Einklang zu bringen. Und mit diesem Satz wird das plötzlich generell negiert.
Seit ich hier in die finstre Bude gezogen bin, geht es mit mir echt nur noch bergab. Ich pass mich voll ans Hinterhofmilleu an. Auch was meine eigene Erscheinung angeht. Ich hab den Schrank voll mit tollen Klamotten und ich könnt echt was aus mir machen. Aber ich hab keine Lust, weil allein schon auf dem Weg nach draussen, jede Klamotte versifft wäre und das einfach nicht passen würde. Es ist leider so banal. Man mag es nicht glauben. Und ich bin kaum in der Lage, mich dagegen zur Wehr zu setzen. Ich versuch einfach, eine andere Wohnung zu bekommen. Was in meiner Situation auch nicht einfach ist. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Und deshalb versteh ich dich, Willi, schon sehr gut. Bei dir kommen ja noch andere Sachen dazu. Uns beiden fehlt die Luft zum Atmen und beim gemeinsamen Hecheln verbrauchen wir zuviel Sauerstoff. Deswegen sind wir beide "gemeinsam" völlig am Ar****. Liegt nicht nur am Wohnumfeld, auch an der Arbeitssituation usw. Alles kommt zusammen. Eigentlich ziemlich schrecklich...
 
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Venus, du bist so Psychologisch. Was soll ich machen, sei mir nicht bös, aber die Spiegelkiste und das ganze Zeug, das is nicht mein Ding. Wie konntest du dich nur in mich verlieben bitte? Und ich in dich! du bist eine Schlange, weil als ich dich sah, erinnerte mich gar nichts an Kampf. Da war alles ruhig und friedlich und überall das Kerzenlicht. Und jetzt: dauernd les ich Kampf, Kampf, Kampf ... ich bekomm schon nen Krampf. Na zum glück sind wir glücklich geschieden. Von dieser Kampf-Hexe. :clown:

Was sollen die Leute denken. sollen wir den Thread verschieben lassen? nach unter uns? die Menschen werden ja komplett verwirrt, wenn sie den Titel lesen und dann da diese ganze persönliche Geschichte und lauter zeug, was mit dem Titel nichts mehr zu tun hat.

Moderator bitte!!!! gibts eine kategorie wo dieser Thread hinein passt? Unter uns? Chaos und Irrsinn? Einstürzende Altbauten?

Was is das für Phänomen bitte? Schaust du mich an und siehst dich? Dein leben ist doch ganz anders gestrickt, ein paar Ähnlichkeiten auf der Verfallslinie nimmst du her und sagst das is die Spiegelkiste.

Nein Mädel, so geht das nicht. Das bringt dich nicht weiter wenn du mir sagst, was dir an mir stinkt. Du sagst es dir gleichzeitig selber, aber die frage ist, ob du es auch hörst? Dazu müßten wir in einer richtigen Partnerschaft zusammen leben, weil das wäre dann eine Eheartige Arbeitsgemeinsschaft. Aber ich will im Moment mit niemand anderem zusammen leben, als mit meiner Mama :)

Und über das danach will ich nicht nachdenken.





Als wir uns kennen gelernt haben, war ich auf einem ganz anderen Weg.

Nix mit Spiegelkisten.

Ich hab dir doch auch mal von diesen zeichen am himmel erzählt? vom Himmel. Nicht am Himmel.

Und von dieser Gemeinde, zu der mich diese Zeichen führen wollten?

Erinnerst du dich?

Das wäre mein Weg gewesen.

Nicht, das es jetzt diese Gemeinde hätte sein müssen. Nur symbolisch steht sie für den Weg.

Aber der is nicht vereinbar mit nervösen Spiegelkisten.

Und Verliebtheiten.

Ich bin davon abgekommen und bin über die Spiegelkisten gestürzt, dass es nur so gscheppert hat.

Und jetzt steck ich irgendwo dazwischen.

Aber das ist mein Problem und ich werde es lösen.

In Frieden, wie es meiner Natur entspricht.

Gute nacht, du Kampf-Hexe
 
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