Hallo Sydney!
Als dankbarer Eigner einer SO/Fische und AC/Steinbock-Konstellation mit NE als CoHv2 in 9 spricht mich das Thema an, also versuch ich auch mal, ein wenig Senf aus der Tube zu drücken...
genau da haben wir wieder den sprachlichen Widerspruch den ich meine.
Den werden wir immer haben, wenn es um NE geht. Begriffe sind immer Vereinzelungen ich be-greife etwas, indem ich es aus dem undurchdringlichen, verwirrenden Netzwerk seiner komplexen Wechselwirkungen herausziehe, damit ich es beschreiben und mich mit anderen darüber austauschen kann. Und da mag die Sprache so tief sein wie die eines Dichters oder so exakt wie die eines Wissenschaftlers, es gilt immer der prinzipielle Vorbehalt Lao Tse's: "Könnte ich nennen das Tao, es wäre nicht das Tao."
Das spricht m.E. nicht dagegen, sich aller gegebenen Möglichkeiten von Sprache zu bedienen ... die Erwartung, Sprache könnte "das Problem Neptun" lösen, halte ich für vermessen bis anmaßend ... und wo man/frau meint, sich mit der Welt der Begriffe über das Unbegreifliche stellen zu können (beim Ken Wilber mit seinem Hang zu systematischen Einteilungen habe ich manchmal den Eindruck), mündet das folgerichtig entweder in Verwirrung (Ent-Täuschung wäre da ja geradezu schon eine Sinn-volle Bewegung) oder in Formen des Suchens nach Bewusstseinserweiterung (in der Hoffnung, doch noch das Unfassbare zu fassen zu bekommen), die als Sucht manifest werden. Die Grenze ist dünn, meine ich: Solange das Streben nach Bewusstseinserweiterung sicher und in aller Demut weiß, dass das Tao nicht zu benennen ist, mag das ein wundervoller Prozess sein. Sobald ich mir das Tao begrifflich unterwerfen möchte, krieg ich's kalt/warm.
eine rein neptunische Reaktion wuerde nun vielleicht genau hier lauten, auf eine solche Leere mit dem Abtauchen in neptunische Gefilde zu reagieren (Jupiter mit einer neuen Weiterbildung, Saturn mit Strenge, Merkur mit einem neuen Konzept vom Nichts...).
Der Begriff einer "neptunischen Reaktion" erscheint mir so widersinnig wie der Begriff einer neptunischen Aktion. Du beschreibst dann ja selbst Faktoren des (re-)Agierens, mit denen unsereiner sich bemüht, Landkarten für die Orientierung im Neptunischen zu entwerfen ... die ich als Beispiele nehme. Und ich würde da auch gern das Beispiel von SA als "nehmen, was ist" hinzustellen, die Anerkennung des Faktischen. Ich meine sogar, die Verweigerung der Anerkennung des Faktischen führt mitten hinein in die neptunischen Illusionen.
Neptunische Bewusstseinserweiterung (und das ist nun auch das, was ich meine, wenn ich in Zukunft Bewusstseinserweiterung schreibe) ist doch so etwas wie eine Verlagerung der persoenlichen Identitaet auf das Universum.
Das halte ich für eine Vermutung. So wie ich auch die üblichen Konzepte von "Identität" bezweifele ... übrigens nicht vorwiegend aus spirituellen Motiven, sondern ganz handfest auf dem Boden systemischer Psychologie (Gunther Schmidt & Co.). Wer "ich" bin, lässt sich jeweils aus den Wechselwirkungen beschreiben/konstruieren, in die ich mich stelle oder in denen ich mich finde. Identität ist eine sehr relative Angelegenheit ... und für mich eher das Ergebnis einer Fokussierung. Dass alles mit allem verbunden ist, konzeptualisieren inzwischen auch die Quantenphysiker.
das Aufloesen der Grenzen von Neptun bezieht sich auf Identifikation innerhalb der Illusion (der Inhalte vor dem Hintergrund des reinen Bewusstseins, der Welt). Nach dem Motto, ich bin nicht nur ich, sondern auch Du und der da drueben - wir sind alle eins.
Informationen Wesenselemente von Sprache und von allen sprachlichen und sprachlich erweiterbaren Formen von Bewusstsein entstehen aus Unterschieden, entstehen dort, wo das Formlose Form erhält (u.a. durch Zu-Schreibung). Ein Satz wie "Wir sind alle eins" reduziert das Tao auf eine (Sprach)Form. Und damit ist es schon verloren. Ich frage mich auch, warum es der Konstruktion eines "reinen Bewusstseins" bedarf? Ich meine, dahinter verbirgt sich die oben schon erwähnte Anmaßung, man/frau könne sich das Tao quasi einverleiben (oder in ihm aufgehen, was die gleiche Medaille ist), wenn nur das "richtige" Bewusstsein erst einmal erlangt/erreicht/erkämpft wäre. Ich stell mir das Tao vor, wie es dazu milde lächelt.
Für mich ergibt sich aus dem "mit allem verbunden" in keiner Weise schlüssig ein "mit allem eins". Ich empfinde auch das, was ich als meine Verkörperung, als meine Manifestation im Raum-/Zeit-Kontinuum wahrnehme, durchaus nicht als Illusion, die mich vor die Aufgabe der Desillusionierung stellen würde ... für mich kommt genau an diesem Punkt, an dieser Grenze, an dieser Schwelle Saturn zum Tragen, und zwar nicht in einer Form von Strenge, sondern als Potenzial des "nehmen Könnens, was ist". Wenn ich das nehmen kann, mich nehmen kann, diese polarisierte und polarisierende Existenz in der Zeit und im Raum, wenn ich mich als Einen nehme und lebe, und zwar in aller Konsequenz, auch mit der Konsequenz, das nicht als Illusion, sondern als die mir gegebene Seinsform zu nehmen, dann mag sich die Schwelle des Saturn vielleicht auch senken, und das Eine mag sich mit dem All-Einen jenseits der messbaren und besprechbaren Dimensionen finden.
Diese Aufloesung ist eben gerade keinem einzelnen System zuzuschreiben, sondern ist das Wiederentdecken der Unschuld die nie weg war. Es ist das schrittweise Abfallen der Illusion. Keine Negierung, sondern eine Bejahung... und das passiert allein durch Liebe, Gnade, Gott, reines Bewusstsein - keine Ahnung.
Eben. Keine Ahnung. Könnte ich nennen das Tao...
Ich meine, wenn ich die Unschuld sehe, die nie weg war, dann bezieht sich das in gleicher Weise auf diesen Pol meiner Existenz, meiner Verkörperung im Hier & Jetzt. Und dann tue ich dem All-Einen alle Ehre an (was ihm/ihr ziemlich wurscht sein dürfte...), wenn ich diese meine Verkörperung achte und achtsam lebe. Und genau in diesem Leben die entgrenzte, neptunische Verbundenheit von allem mit allem erfahre und nicht in "höheren Bewusstseinszuständen". Es ist vielleicht ganz einfach... auf die Straße gehen und spüren, wie mich mein Atem mit allem verbindet, im Einatmen, im Ausatmen. In der Lust am endlosen Fabulieren und am Schwelgen in Begriffen, im Sprachspiel ... und im bescheidenen Wissen, dass alles Bemühen der Sprache das Tao nicht nennen kann. Ist das ein Grund, die Sprache aufzugeben? Sie als illusionäres Gebrabbel zu vernadern? Ich meine: nein. Bis hin zur saturnischen Schwelle ist das alles ja sehr wert- und sinnvoll. Was darüber hinaus zu erfahren ist (und auch jenseits der Dimensionen des Erfahrbaren liegen mag), wird, so nehme ich an, auch nicht zu verdienen sein. Da kann ich mich noch so sehr um das korrekte Abarbeiten meiner sieben Stufen oder acht Würfel oder 237 Schritte bemühen oder um reines Bewusstsein ringen. Ich fürchte, ein gut (oder schlecht...) Teil dieser spirituellen Leistungsethik hat ganz simple individualpsychologisch beschreibbare Motive...
Jake