Das ist nicht richtig. Das wort "schamanisch" beschreibt eine bestimmte art des in der welt stehens und einen ganz bestimmten, daraus resultierenden umgang mit bereichen des menschlichen lebens. Es ist das WIE nicht das WAS das etwas schamanisch macht oder nicht, auch wenn so manches WAS aus diesem WIE hervorgeht.
Wenn man schon von Kulturraub redet, muß man auch von Sprache reden, denn Sprache ist unabdingbarer Teil von Kultur. Und wenn man "schamanisch" als eine bestimmte Art des in der Welt Stehens definiert und einen ganz bestimmten, daraus resultierenden Umgang mit Bereichen des menschlichen Lebens meint, so könnte man auch das Adjektiv "amerikanisch" als Beispiel heranziehen, um zu zeigen, wie sinnlos diese Idee von Kulturraub ist.
Denn "the american way of life", also das, was wir als "amerikanisch" übersetzen, ist offenbar ebenfalls eine bestimmte Art des in der welt Stehens. Nun stellen wir uns vor, daß ich ein Unternehmen besitze (tu ich nicht, aber nur als Beispiel), in dem ich "amerikanisch" arbeite. Die amerikanische Art der Unternehmenskultur kultiviere.
Den Amerikanern geht dabei nichts verloren. Und ob ich etwas dabei gewinne, wird sich doch danach richten, inwiewiet mein Praktizieren für mich selber sinnvoll ist und nicht, ob es "amerikanisch" oder "schamanisch" ist.
Gelange ich zum Ziel? dann ist es gut.
Heile ich? dann ist es authentisch.
Ich kann also in mein fiktives Unternehmen die amerikanische Nationalhymne einführen, amerikanische Flaggen auf dem Gebäude hissen lassen, amerikanische Unternehmensregeln einführen. Das ist doch wurscht. Hauptsache, mein Unternehmen floriert. Und wenn es mir in irgendeiner Weise mehr erfüllender scheint, deutsche Unternehmenskultur zu leben als amerikanische, ist es doch auch ok. Niemand gewinnt oder verliert etwas dadurch, daß ich "deutsch" oder "amerikanisch" oder "schamanisch" in der Welt stehe. Meine eigene Verantwortung. Und wenns glücklich oder schee macht?
Der Punkt ist der, daß Kultur nicht geraubt werden kann.
Kultur ist etwas, das sich ausbreiten kann. Entweder oktroyiert oder freiwillig übernommen. Aber rauben kann man sie nicht, weil man sie nicht besitzen kann.
Man kann in einer Kultur leben.
Kultur ist ein Bündel von Information und Verhaltensweisen.
Sprache ist Teil davon. Ich kann eine Sprache nicht rauben. Ich kann sie erlernen und auch sprechen. Und wer weiß, wie tief ich sie erlerne. Ich habe z.b. hebräisch erlernt, nicht mit einem Sprachkurs, sondern durch den Geist.
Und ich kann hebräisch sprechenden Menschen erzählen, was sie in ihrer Sprache eigentlich sprechen. Dinge, derer sie sich längst nicht mehr bewußt sind, die sie aber als "eigen", als "indigen" in ihrer Sprachkultur erkennen. Habe ich die Sprache nun geraubt? Nein. Die Sprache existiert in der geistigen Welt. Viel eher habe ich die Sprache restauriert, wiederbelebt das, was nur tot und unbewußt gesprochen wurde.
In ähnlicher Weise kann ich lernen ein Mantra zu singen. Oder... um auf diesen Punkt zu gehen... ein indianisches Lied. Ein Regenlied z.b. Und wenn es funktioniert, wenn mein Regenlied Regen bringt, dann ist es doch ok. Und wenn nicht, mei, dann halt nicht. Dann hab ich es nicht gelernt. Trotzdem nehme ich niemandem etwas weg. Der Indianer, von dem ich es lerne, verliert nichts. Im Gegenteil, er breitet seine eigene Kultur aus, indem er es mir beibringt. Und der eine rezipiert diese Kultur eben nur oberflächlichst, indem er schon happy ist indianische CDs zu hören und mitsummen zu können oder denkt er wäre ein Indianer, indem er sich Federn ins Haar steckt und der andere rezipiert sie im Innersten und ist nicht unterscheidbar von einem in der indianischen Kultur aufgewachsenen.
Information ist nicht "besitzbar". Das ist der Punkt. Sie verbreitet sich sogar überlichtschnell.
Ebensowenig sind Geister besitzbar. Wenn ich es schaffe, einen arabischen Djinn oder einen hebräischen Erzengel oder eine hinduistische Gottheit oder einen ketschuanischen Nina runa zu rufen oder mit ihm zu kommunizieren, dann wird dadurch niemand beraubt, weil die Spirit-Ebene eine andere ist. Insoweit es niedere Geister sind, wird höchstens das Egregor gestärkt. Insoweit es höhere Ebenen sind, wird höchstens der Zugang zu diesen Ebenen gestärkt.
Dass das wort "shaman" wörtlich übersetzt "der, der sich erhitzt" heißt, tut dazu nichts zur sache.
das stimmt, das tut wirklich nichts zur Sache, weil es ein Übersetzungsfehler ist, der auf der Verwechslung zweier altaischer Sprachstämme beruht, wie ich an anderer Stelle einmal erklärte.
Auch ein wahrhaft praktizierender dürfte es schwer haben, 38,5 stunden die woche in eine mit euros ausgeglichene arbeit zu rennen, nur damit er menschen unentgeltlich in seiner verbleibenden zeit mit authentischen praktiken helfen kann (abgesehen davon gibt es noch etliche argumente, warum man geld für seine - auch schamanische - arbeit nehmen sollte, das gehört aber nicht zum thema). Daher muss er werbung machen für das was er tut, sonst wird es außer den freunden und dem briefträger keiner erfahren. Ich habe eine eigene technik von meiner führung übermittelt gekriegt und ins praktische umgesetzt. Trotzdem mußte ich einen namen dafür finden und muss die sache erklären - in flyern, in mails nach anfragen, am telefon. Klar, die menschen möchten ein gefühl dafür entwickeln worauf sie sich einlassen!
Es ist naiv zu glauben, dass ich die menschen erreiche, wenn ich das was ich zu geben habe nur "innerlich trage" und nicht nach außen vermittle.
ja stimmt, so gesehen bin ich sehr naiv. "naive" ist übrigens die Schwester von "native".
Andererseits habe ich ja auch gar keine Absicht, daß davon irgendjemand etwas erfährt außer dem "naiven". Und Geld nehmen für etwas, was im Spirit ist, schon mal gar nicht. Ich bin doch kein Judas... und hab dennoch mehr als genug Geld.