das "Habenwollen" macht uns unglücklich.
Das ist leider nicht richtig. Nicht das Habenwollen macht uns unglücklich. Das Habenwollen ist nur eine Folge der sexuellen Aktivität. Die sexuelle Aktivität erzeugt Transmitter, die dieses Begehren, dieses Habenwollen, erzeugen. Die wahre Ursache für unser Unglücklichsein ist aber die sexuelle Aktivität selber. Endet die sexuelle Aktivität, so endet irgendwann auch das Habenwollen. Es stellt sich eine vollkommene Begierdelosigkeit ein.
Noch einmal, ich glaub gar nix. In diesem Falle weiß ich es, daß das so ist. Wie Tekfrog beschrieb - es handelt sich um Suchtverlagerung. Wäre ein echter Alkoholiker tatsächlich von seiner Sucht befreit, könnte er ohne Gefahr ein Glaserl Wein trinken, ohne zwanghaft weitertrinken zu müssen anschließend. Geht aber nicht. Echte Alkoholiker sind nur trocken, weil sie die Substanz meiden, nach der sie süchtig sind. Ich weiß, wovon ich spreche in diesem Fall - da hab ich genug Anschauungsunterricht in meiner direkten Umgebung. Und habe mit genügend Therapeuten über Suchtverhalten gesprochen.
Das will ich auch gar nicht leugnen. Ich denke sogar, dass die Beschreibung die du abgibst, richtig ist. Aber du schilderst den "Ernstfall" für einen (ehemaligen) Alkoholiker. Es ist richtig, er ist nicht vollkommen frei, er kann mit dem Alkohol nicht so umgehen, wie andere Menschen. Es bleibt immer eine Suchtgefährdung, ein Leben lang. Und das weiß auch jeder Alkoholiker und jeder, der von einer Sucht betroffen ist. Er sollte es zumindest wissen, denn sonst läuft er Gefahr, wieder in den Abgrund zu stürzen.
Aber ich meine nicht diesen "Ernstfall", bei dem der Alkoholiker wieder Alkohol trinkt, denn ein Alkoholiker sollte einfach sein Leben lang die Finger vom Alkohol lassen, wie jeder Süchtige die Finger von der Sucht lassen sollte, unter der er zu leiden hat(te).
Was ich meine, ist der Fall, dass jemand eine Sucht überwunden hat, im Rahmen der oben angesprochenen Grenzen. Und wenn er zükunftig sich an die Empfehlungen der Suchtberater hält und um die Sucht einen Bogen macht, dann kann er mit dieser Empfehlung sehr gut durchs Leben gehen. Und wenn er ein wenig wachsam ist, dann sehe ich keine ernsthaften Gefahren. Viele ehemalige Süchtige, egal, welcher Sucht sie verfallen waren, haben genau dies praktiziert und sind damit seht gut zurecht gekommen.
Ich selber habe auch Erfahrungen mit einigen Süchten, die ich hier gar nicht näher beschreiben möchte. Ich habe sie abgelegt und es ist nicht das eingetreten, was du und viele andere immer wieder beschreiben, dass sozusagen dann ein umgekehrter Suchteffekt eintritt. Ich habe z.B. vor vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört und es ist nun keinesfalls eine Nichtrauchersucht, oder wie immer man das auch benennen sollte, eingetreten. Ich habe mich von der Sucht nach Nikotin gelöst und damit war der Prozess eigentlich abgeschlossen. Aber es besteht natürlich theoretisch die Möglichkeit, dass ich aus irgendwelchen Gründen eines Tages wieder anfange, weil ich mich z.B. in einer Umgebung aufhalten muss, in der sehr viel geraucht wird. Dann wirkt das Nikotin wieder auf das Nervensystem bzw. Gehirn und produziert wieder Neurotransmitter, die die Sucht wieder hervorrufen. Und auch in diesem Fall ist nicht das "Habenwollen" die Ursache der Sucht, sondern das Einatmen von Nikotin, also das aktive oder passive Rauchen.
Und daß du selbst dich mit aller Gewalt an Nichtsexmachenwollendürfen klammerst, das hat hier mein ich inzwischen auch der Letzte schon wahrgenommen... ich sage dir nicht zum Spaß, das anklammern an etwas ist die wurzel des Leidens. Vielleicht denkst du ja heimlich doch irgendwann drüber nach.
Du verlässt wieder einmal die sachliche Ebene. Aus welchen Gründen das geschieht, solltest du selber herausfinden. In dir und sicherlich auch in vielen anderen hat sich genau dieses Bild entwickelt, dass ich mich an das "Nichtsexmachenwollendürfen" klammere. Offensichtlich brauchst du es als Rechtfertigung um deine Einstellung in Bezug auf die Sexualität zu begründen. Ich habe das Gefühl, dass du, genauso, wie die meisten Menschen, so sehr in deiner Sexualität gefangen bist, oder dich vor der Enthaltsamkeit so sehr fürchtest, denn die Enthaltsamkeit ist ein sehr tiefer Einschnitt ins Leben, der stets mit einer intensiven Auseinandersetzung einhergeht, dass du nicht den Mut hast, dich wirklich intensiv damit auseinander zu setzen. Und genau dann entstehen solche Vorurteile.
Und ich glaube, du weißt sehr gut, dass ich damit im Recht bin, vorausgesetzt, du hast wirklich verstanden, was ich damit sagen wollte, vorausgesetzt, es ist mir halbwegs gelungen, mich so auszudrücken, dass du verstehst, was ich sagen wollte. Denn schließlich hast du große Achtung vor einem thailändischen Mönch, der enthaltsam lebt. Aber du versuchst immer wieder, die Ebene der Laien gewissermaßen als gleichwertig gegenüber der mönchischen Lebensweise darzustellen. Das ist sie aber nicht. Das sind zwei vollkommen verschiedene Welten. In meinen Augen zumindest ist die Ebene der Laien keine ernstzunehmende spirituelle Ebene. In meinen Augen ist sie unehrlich und oberflächlich und sie wird keine ernsthaften spirituellen Fortschritte bringen, selbst wenn du sie noch so sehr verteidigst.
Und WAS hat das alles nun mit Luther zu tun ?
(Nein, das ist kein Alibi - ich bin wirklich amüsiert.)
Das hat natürlich nichts mit Luther zu tun. Aber ich wollte deine Interpretation der Worte Buddhas auch nicht so stehen lassen.