Lehrer am Ende ihrer Kräfte ....... die Inklusion

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Leider ist es nur so, dass im pädagogischen Bereich eine stetige Abwärtsspirale zu verzeichnen ist, und das seit Ende der achtziger Jahre. Parallel dazu ist der Anforderungskatalog an das Personal immer höher geworden. Wodurch da eine wundersame Wendung zustande kommen sollte, erschließt sich mir nicht.
Ich würde gerne noch daran glauben, bin mittlerweile aber völlig desillusioniert.

Das betrifft übrigens natürlich alle sozialen Bereiche, die Zustände sind Haarsträubend.

Und es spricht auch nichts dagegen selbst aktiv zu werden. Sich weiterzubilden und seine Kinder da zu unterstützen wo es in der Schule fehlt.
Es gibt ja auch gute Schulen, und die sollten eben nicht aus privaten Geldern gefördert werden müssen.
 
Ich glaube Asa, da tust Du jetzt vielleicht vielen Unrecht. Wenn das Leben mit Behinderten (zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Schule) zur Belastung wird, liegt das nicht unbedingt an mangelnder sozialer Verantwortung und auch nicht am Nichtwollen.

Meine Mutter war seit ihrer Geburt behindert und ich weiß was es bedeutet damit zu leben. Und obwohl ich meine Mutter abgöttisch geliebt habe war das Leben manchmal durch ihre Behinderung eine Belastung. Und weißt Du was das schlimmste war? Dass solche Empfindungen nie ausgesprochen werden durften.

Wir hatten eine Zeitlang in unserer Abteilung fast mehr Behinderte als Gesunde. Und ja, es wurde für die Minderheit der Gesunden zur Belastung dass sie einen Teil der Aufgaben selbstverständlich mitmachten.

Wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis. Gerade weil ich mit Behinderung aufgewachsen bin und 17 Jahre mit Kranken gearbeitet habe, finde ich ein Zusammenleben von Behinderten und Gesunden wichtig. Aber es kann nicht sein dass die Betreuung auf Mitschüler, Kollegen, Lehrer usw. abgewälzt wird. Der Staat soll gefälligst für die nötige Hilfe zahlen und nicht den anderen ein schlechtes Gewissen machen, weil sie sich nicht als unentgeltliche Pflegekräfte einspannen lassen wollen.

Selbstverständlich geht es hier nicht um Hilfen und kleine Handgriffe. Aber es kann nicht sein dass, wie in Loops Beispiel, Schüler und Lehrer einen Rollstuhlfahrer mehrmals am Tag die Treppe rauf und runter tragen müssen. Da muss der Staat gefälligst für einen Lift zahlen.
Es ist auch gefährlich, ein Rollstuhl mit einem Menschen drinnen ist schwer und so viel Kraft hat ein 14, 15 jähriger nicht. Es hätte leicht was passieren können, bloß die Griffe aus der Hand rutschen, das Mädchen hätte schwer verletzt werden können oder noch schlimmer und für den Mitschüler wäre das furchtbar gewesen.

Das hat nichts mit mal Büchern tragen zu tun, wie @Asaliah40 meint.
Da hätte eindeutig ein Aufzug hingehört oder wenigstens eine Rampe, damit man den Rollstuhl schieben kann, aber es wird gespart und die Kinder können es dann ausbaden, die Behinderten genauso wie die Nicht-Behinderten.

Es wäre schön, wenn alle miteinander lernen könnten, wenn beide Seiten voneinander lernen und so ein ganz neues Bewusstsein in den Kindern entsteht, die Kinder sind die Zukunft. Aber so, wie das jetzt läuft, sieht das eher nach Katastrophe aus.
Ich hätte gerne den grenzenlosen Optimismus von Asaliah, aber ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, daß der Staat, der immer mehr bei den Kindern und bei der Bildung einspart, sich innerhalb von fünf Jahren plötzlich um 180° wandelt. :(
 
vielleicht habe ich nicht ausreichend sinnerfassend mitgelesen, fiwa, aber mir ist nicht so ganz klar welche lösungen du vorschlägst.
Dann noch einmal von vorne. Behinderte, die geistig nicht eingeschränkt waren, durften bisher schon auf normale Schulen, durften auch studieren usw.

Also, um welche Behinderten geht es also, die inkludiert werden sollen, in ganz normalen Schulen ?

Und nun stelle dir mal die Frage, ob das überhaupt geht, in einer leistungsorientierten Schule mit einem Benotungssystem was Leistungsdruck in sich beherbergt.

Und nun frage dich mal, wo die bleiben, wenn sich am Schulsystem nichts ändert und zwar nach der Frage, sind die dann da überhaupt beschulbar ?

Und nun kommt es, wo sollen die dann hin, wenn man klammheimlich die Sonderschulen zwischenzeitlich eliminiert hat.

Dazu auch bedenken, wir haben eine Schulpflicht!


Und heute kam es im Bayrischen Rundfunk, die Lehrer mucken auf, weil das ganze Konzept der Inklusion nicht umsetzbar ist.

Ist sogar logisch !

Nun ich arbeite in dem Feld der Inclusion, als Schulbegleiter von Kindern mit Asperger-Syndrom. Also einer seelischen Behinderung (ist was anderes als eine geistige Behinderung)

Das Thema ist komplex. Grundsätzlich könnte Inclusion funktionieren, aber nur mit einer Menge Geld.

Zum Einen wird die Inclusion von den Landesregierungen einfach als eine Möglichkeit zum Sparen benutzt. Dann haben wir einen politischen Kampf zwischen Städten/Gemeinden und den Ländern, keiner will bezahlen und man streitet seit Jahren. Die meisten Schulgebäude sind nicht für Rollstuhlfahrer ausgelegt, allein Aufzüge einzubauen kostet eine Menge.

Nun zum Schulischen:

Die Gemeinden müßten sich darum kümmern entsprechend beantragte Schulbegleiter zu organisieren. Bei den Jugend- und Sozialämter, über die läuft das, besteht jedoch aus Geldmangel meist kein Interesse daran, bzw. um davon als Selbstständiger leben zu können werden oft zu wenig Stunden genehmigt - man kämpft jedes halbe Jahr darum. Ich habe das Glück in einer großzügiegren Gemeinde zu sein.

Die Kräfte welche für Vereine wie Lebenshilfe, Caritas, etc. arbeiten sind sehr schlecht bezahlt - knapp über Mindestlohn - hier bekommt man keine Leute, vorallem keine Qualifizierten, welche über das Behinderungsbild hinaus auch mit der Klasse, den Eltern, Lehrern und dem System Schule/Unterricht - auch fachlich - klar kommen.

Wenn man hört, die Lehrer mucken auf, dann hat das oft vorallem andere Gründe. Die meisten Lehrer an Regelschulen sind gewohnt allein zu unterrichten und fühlen sich egal ob zusätzlicher Sonderpädagoge oder Schulbegleiter beobachtet und bewertet. Mehrere Erwachsene im Klassenzimmer, vorallem Unabhängige bringen das Machtgefüge ins Wanken. Viele Lehrer üben Gewalt aus und das geht nicht mehr so einfach.

Thema Leistung - Behinderte haben ein Anrecht auf Nachteilsausgleich - ein ganz heikles Thema - die meisten Lehrer sehen sich in ihrer Bewertungshoheit bedroht, ein Erwachsener könnte merken das eben oft nicht Leistung entscheidend ist - das erfordert vom Schulbegleiter viel Diplomatie, sonst ist er seine Arbeit quitt. Ein Schüler mit Aspergersyndrom versteht zum Beispiel keine Metaphern. Nun wäre ein Deutschlehrer verpflichtet das bei Aufsätzen zu berücksichtigen, was zusätzliche Arbeit bedeutet - die will kaum ein Lehrer, verständliche bei 30 Schülern in einer Klasse.
Schüler mit Asperger-Sydrom sind übrigens meist auf keiner mögliche Regelschule so richtig, eben so sehr anders und doch meisten viel zu Intelligent, als dass sie etwas auf einer Sonderschule zu suchen hätten !
Dann der Punkt Mitschüler, deren Eltern und Neid - vorallem am Gymnasium - dort müssen Lehrer ggf. diesen Nachteilsausgleich den anderen Eltern gegenüber begründen - entsprechende Eltern sind auch schnell mit dem Anwalt zur Stelle.

Ich sehe das Thema Inclusion noch weiter. Unsere GEsellschaft ist überhuapt nicht an diesem Punkt. Im Gegeteil, es wird immer mehr Ausschluss betrieben, siehe die Folgen von ALG 2.

Ausschluss ist für jede Gemeinschaft und jede Gesellschaft über kurz oder lang der Hauptgrund für deren Zerfall.

LG Siegmund
 
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Sowas macht genau dann Sinn, wenn es für die behinderten Schüler dadurch einfacher wird Lernstoff zu verstehen.
Äußerst wenig Sinn macht es daher, wenn der geistige Zustand ein Verstehen nicht zulässt. Wer überfordert ist lernt gar nichts mehr und schaltet komplett ab.

Außerdem ist dann die Frage, ob man verhindern kann, dass jemand zum Außenseiter wird. Kinder sind schlicht nicht immer nett. An unserer Schule war damals auch ein behinderter Junge. Ich weiß nicht wer "schuld" war (ich weiß ja auch von mir, dass ich mich durchaus auch selbst isoliert habe), aber sichtbar war, dass er halt immer allein war.

Wie auch immer, man kann nicht erwarten, dass die Lehrer weniger Unterricht machen um sich um behinderte Schüler zu kümmern. Da müssen dann schon Sozialarbeiter usw. engagiert werden.

P.S: Nebenbei muss leider auch gesagt werden, dass eine ständig anwesende Begleitperson es auch wieder schwierig macht für den Schüler normal mit den anderen zu interagieren.

LG PsiSnake
 
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Unsere GEsellschaft ist überhuapt nicht an diesem Punkt.

LG Siegmund

Das sehe ich auch so. Wozu bräuchte man sonst an Schulen Begleitpersonal? Lehrer, Eltern, Schüler würden achtsam miteinander umgehen. Und falls Geld benötigt werden würde, bspw. für einen Lift, hätte das Priorität.
Sozialarbeiter / Sozialbegleiter tun nämlich nichts, was nicht jeder gesunde Mensch auch tun würde und wären somit überflüssig.
 
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