Langzeitarbeitslose = Sozialschmarotzer ?

ChrisTina

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Himmelreich des Ortes, wo die Götter Schach spiele
Ich stells mal hier zur Diskussion, weil mir persönlich grad mal keine Gegenargumente mehr einfallen und ich würde mich freuen, wenn ihr mir viele liefern könntet.

Bis vor Kurzem stand ich noch auf dem Standpunkt, dass es auch Langzeitarbeitslose gibt, denen es eben *passiert* ist, die gesundheitsbedingt ihren *alten* Job nimma ausüben können - und sich jetzt halt bei nem neuen Job etwas schwerer tun.

Doch diese Überzeugung schwindet mit jedem Tag mehr - da war die Frau, die doch so gerne einen gscheiten Job hätte, aber seit ihrer Scheidung vor 2 Jahren voll durch den Wind ist - und als der Job total in greifbarer Nähe war, ging sie einfach nicht hin.

Und da war der junge Mann, für den ich noch vor 2 Monaten *die Hand ins Feuer gelegt hätte*, dass er wirklich arbeiten möchte - bis er mich vor 3 Wochen vom Gegenteil überzeugte - naja, damals wars mir noch nicht so bewusst, richtig klar wurde es mir erst gestern.

Und da war vor einigen Jahren das junge Mädchen, damals 17, welches auf meine Frage *warum bist du eigentlich arbeitslos, du bist gscheit und hast auch designmässig viel Potential* lächelnd geantwortet hatte *solaung mi meine Oiden dahoiden war i bled, wenn i hackeln gingat*

Ist es wirklich so, dass die Mehrzahl derer, die sich schon *seit Jahren über Wasser halten* auch absolut keinerlei Lust haben, auch nur irgendwann irgendwas wie geregelter Arbeit nach gehen zu wollen?
 
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ChrisTina schrieb:
Ist es wirklich so, dass die Mehrzahl derer, die sich schon *seit Jahren über Wasser halten* auch absolut keinerlei Lust haben, auch nur irgendwann irgendwas wie geregelter Arbeit nach gehen zu wollen?
Warum Mehrzahl? Du nennst 3 Fälle und fragst ob es wirklich so ist, dass die Mehrzahl.....wie kommst du bei 3 Fällen auf mehrzahl?
 
JimmyVoice schrieb:
Warum Mehrzahl? Du nennst 3 Fälle und fragst ob es wirklich so ist, dass die Mehrzahl.....wie kommst du bei 3 Fällen auf mehrzahl?
Soll ich dir die restlichen Beispiele auch aufzählen? Es waren - wie auch gekennzeichnet - Beispiele - und zwar solche, wo ich persönlich ursprünglich sogar davon ausgegangen war, dass sie arbeitswillig sein könnten.

Ich habe in den letzten 4 Monaten insgesamt 27 Langzeitarbeitslose *erlebt* - von denen 4 einen Job gefunden haben - sich 2 selbständig mach(t)en - 1 öffentlich seine Tricks verkündet, wie er den Sozialstaat ausnutzt - und der Rest halt in Kauf nimmt, dass sie vom AMS 2x pro Jahr in nen Kurs gesteckt werden, aber die restliche Zeit ist eh ganz nett.

Aus dieser Erfahrung unterstelle ich, dass sich diese Zahlen auch auf die restlichen berufsmässig Langzeitarbeitslosen hochrechnen läßt - daher Mehrzahl.
 
Hallo ChrisTina,

ein sehr polarisierendes Thema.

Es lassen sich für beide Pole - die Arbeitswilligen und die weniger Arbeitswilligen - Beispiele finden.

Die Bedingungen für den eigenen Arbeitsplatz werden besonders für Menschen die keine Berufsausbildung, die falsche Berufsausbildung ,keine Berufserfahrung haben oder einfach Pech hatten immer unbequemer.
Die Globalisierung tut ihr überiges und die bequemen Jobs werden immer weniger. Letztlich wirkt sich die weltweite Vergleichbarkeit und der Wettbewerb eben auch auf den Einzelnen aus. Im Hightech-Land Germany ist immer weniger Raum für einfache Tätigkeiten und eben dadurch auch wenig Möglichkeiten für Unternehmer Mitarbeiter für teures Geld für einfache Tätigkeiten einzusetzen.

Da viele eben gerne einen gute, erfüllenden Arbeitstelle haben ist schon klar, dass die sehr unbequemen Stellen nicht mit einem Hurra angetreten werden.

Ach ja, erst kürzlich erfuhr ich das in Ostdeutschland einfache Tätigkeiten in der Industrie teilweise mit 3.5 Stundenlohn brutto in befristeten Arbeitsverträgen vergütet werden.
Sollte das sich weiter durchsetzen sind wir im Lohnbereich bei einfachen Tätigkeiten bald wieder wettbewerbsfähig, doch wer will von 3.5 die Stunde in Hochpreisdeutschland leben?

....und wer will es den Menschen verdenken die dafür eben keine Hilfstätigkeit verrichten wollen und wenn Anspruchsberechtigt von der Zuwendung des Staates leben?

Die Schuldzuweisung auf den Einzelnen macht da wenig Sinn. Vielleicht sollte mal das staatliche System entsprechend reformiert werden, das Arbeit bestraft und Nichtarbeit fördert.


lg

Alexander
 
ChrisTina schrieb:
Und da war vor einigen Jahren das junge Mädchen, damals 17, welches auf meine Frage *warum bist du eigentlich arbeitslos, du bist gscheit und hast auch designmässig viel Potential* lächelnd geantwortet hatte *solaung mi meine Oiden dahoiden war i bled, wenn i hackeln gingat*

Ist es wirklich so, dass die Mehrzahl derer, die sich schon *seit Jahren über Wasser halten* auch absolut keinerlei Lust haben, auch nur irgendwann irgendwas wie geregelter Arbeit nach gehen zu wollen?

das oben genannte beispiel kommt nicht von irgendwo her,auch wenns unfair den eltern gegenüber ist..und da gibts noch anderes,wenn du dich z.b. körperlich so unwohl fühlst und du dich wegen immerwährend im kreis (ach und..wenn man arbeit annimmt-sollte man sie ja schon richtig ausführen können!)drehenden gedanken nicht konzentrieren kannst,es ist o.k wenn das einige als verantwortung abgebend sehen, aber ich habe eben gelernt das man die,die in einer lage sind in der man selbst nicht ist, auch nicht verurteilt und anprangert,und die arbeitslosen können auch nichts dafür, das das geld von den einfachen mitbürgern geholt wird,und anderswo geld zum fenster hinausgeschmissen wird.
 
Tja, liebe ChrisTina, wahrscheinlich möchtest du nicht, dass sich Dein Diskussionsthema in eine solche Richtung entwickelt. Dennoch frage ich Dich: Wo ist dabei das Problem für dich, wenn jemand nicht arbeiten gehen möchte?

M.E. ist es mit der Arbeitslosigkeit genauso wie mit allem anderen auch im Leben. Was wir leben, das wollen wir wir, - meistens nicht bewußt. Wer also keine Arbeit hat, der will keine Arbeit, - oft gar nicht bewußt (und ich weiß, viele springen mir bei solchen Worten an die Kehle). Und wenn jemand nicht arbeitet und dazu steht, dass er das nicht will, wo ist da das Problem?

Mir persönlich ist es völlig egal, ob jemand "sozialschmarotzt" oder nicht. An meiner Lebensführung ändert das gar nichts und ich mache auch keinen "Sozialschmarotzer" für meine Steuerabgaben oder sonstiges verantwortlich. Jeder ist für sein Leben selber verantwortlich. Und wenn sich jemand über sog. "Sozialschmarotzer" aufregt, dann nur deshalb, weil die sich etwas herausnehmen, was der Betreffende selber auch gerne würde.

Viele Grüße

Katarina :)
 
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Warum regt sich jeder über die bösen Arbeitslosen auf, und nicht über diverse Politiker die in einem Monat mehr Gehalt bekommen als andere Leute in einem ganzen Jahr?
 
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