ChrisTina schrieb:
Ich stells mal hier zur Diskussion, weil mir persönlich grad mal keine Gegenargumente mehr einfallen und ich würde mich freuen, wenn ihr mir viele liefern könntet.
Bis vor Kurzem stand ich noch auf dem Standpunkt, dass es auch Langzeitarbeitslose gibt, denen es eben *passiert* ist, die gesundheitsbedingt ihren *alten* Job nimma ausüben können - und sich jetzt halt bei nem neuen Job etwas schwerer tun.
Doch diese Überzeugung schwindet mit jedem Tag mehr - da war die Frau, die doch so gerne einen gscheiten Job hätte, aber seit ihrer Scheidung vor 2 Jahren voll durch den Wind ist - und als der Job total in greifbarer Nähe war, ging sie einfach nicht hin.
Und da war der junge Mann, für den ich noch vor 2 Monaten *die Hand ins Feuer gelegt hätte*, dass er wirklich arbeiten möchte - bis er mich vor 3 Wochen vom Gegenteil überzeugte - naja, damals wars mir noch nicht so bewusst, richtig klar wurde es mir erst gestern.
Und da war vor einigen Jahren das junge Mädchen, damals 17, welches auf meine Frage *warum bist du eigentlich arbeitslos, du bist gscheit und hast auch designmässig viel Potential* lächelnd geantwortet hatte *solaung mi meine Oiden dahoiden war i bled, wenn i hackeln gingat*
Ist es wirklich so, dass die Mehrzahl derer, die sich schon *seit Jahren über Wasser halten* auch absolut keinerlei Lust haben, auch nur irgendwann irgendwas wie geregelter Arbeit nach gehen zu wollen?
also ich denke grundsätzlich hast du recht christina, aber da gibt es schon ein paar ABER.
ich arbeite beim ams und habe mit arbeitslosen menschen zu tun, oder besser gesagt, mit arbeitslosen wiedereinsteigerinnen.
da sieht alles schon wieder ganz anders aus. das sind auch teilweise frauen, die als langzeitbeschäftigungslos gelten, aber bei denen die umstände wirklich nicht so einfach sind.
hier mal ein beispiel: frau mit 2 kindern, haus gebaut mit ihrem mann und schulden sind da. vor einem halben jahr hat sich der mann eine 10 jahre jüngere gesucht, ist abgehauen und hat die frau mit diesen 2 kindern, haus uns schulden alleine gelassen.
noch dazu, die frau lebt am land und hat dort nur begrenzt kinderbetreuungsangebote und auch kein auto (das hat er natürlich mitgenommen).
die frau ist natürlich nur begrenzt einsetzbar, sie würde jede arbeit nehmen, hat aber kaum möglichkeiten in ihrer umgebung was zu finden und die angebote in der stadt sind von ihr aus teilweise mit den öffentlichen verkehrsmitteln nicht erreichbar.
dann hört sie beim vorstellungsgespräch auch ständig, sie sind alleinerzieherin mit 2 kindern, nein danke, was ist wenn sie in pflegeurlaub gehen, wir nehmen lieber eine andere.
selbst bei den reinigungsstellen ist es oft so, dass sie nur mehr ausländische frauen nehmen, weil die billiger sind, daher auch oft ablehnung.
ich glaube generell das der arbeitsmarkt sehr heikel momentan ist, wobei ich aber nicht beschönigen möchte, weil ich auch viele habe, die nur gerne vom staat runternaschen und gar nicht arbeiten wollen, weil ja eh das arbeitslosengeld hoch ist.
es gibt diese und diese seite, aber ich würde es nicht unbedingt in einen topf werfen.
an dieser stelle, ein grosses dankeschön an meine kundinnen, die mir sehr viel bei meiner arbeit geben und von denen ich auch viel lerne