Ich-Ergüsse um 3 Uhr früh

ElaMiNaTo

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Es gibt gewisse Zentren, sie bei mir sehr aktiv sind. Zum einen ist es der Ich-Gedanke, oder die Gedanken und dann die Haut die fühlt. Beides setzt mir selbst grenzen. Die Gedanken sind selber nur im Gehirn und das Gefühl ist nur auf meiner Haut. Beides grenzt mich ab zu der sogenannten äußeren Welt und die Gedanken und die Gefühle sind dann die innere Welt. Ein Zentrum grenzt also ab und zu einem Zentrum gehören immer bestimmte Dinge, die dem Zentrum gehören. Wenn es kein Zentrum gibt, dann gibt es keine Separation, keine Trennung, zwischen der inneren und äußeren Welt. Wie bringt man es zustande, dass es kein Zentrum mehr gibt und somit keine Trennung mehr, keine Separation ? Soll das fühlen und das denken einfach abegschaltet werden ? Nein, dann würde man wohl nicht mehr wirklich leben, sondern eher tot sein. Das ist also keine Lösung. Wie kann man also Gedanken und Gefühle haben und trotzdem kein Zentrum haben ? Eine Frage, die meinen Geist total verstummen lässt. Raum ? Aber nein! Das ist wieder ein anderes Zentrum, ein größeres Zentrum zwar, aber immer noch ein Zentrum. Bedeutet kein Zentrum zu haben nicht einfach auch, das man von keiner Sache, egal welche es ist, flieht, oder Zuflucht sucht ? Würde man dies tun so hätte man immer ein Zentrum. Die einzigste Antwort kann also nur sein: Kein Zentrum zu haben bedeutet alles und nichts, beides gleichzeitig zu sein. Weder das eine, noch das andere vorziehen. Mit alles könnte man alles benennen, was in Raum und Zeit ist und das raum und zeitlose ist das nichts.

Wie kann man ein Leben führen, das gleichzeitig alles und nichts umfasst ?

Wenn man sich selbst isoliert ansieht, dann ist das kein Problem, ein leben zu führen, das meinen Körper beinhaltet und das Nichts. Allerdings würden spätestens dann die Problem anfangen, wenn es neben mir nichts mehr anderes geben würde, dann müsste ich ja sterben! Ich bin also auf alles in mir angewiesen und auf alles ausserhalb von mir. Man stelle sich nur vor ich wäre der einzigste Raum, ich könnte mich nicht mal von der Stelle bewegen! Würde das Leben quasi unmöglich machen. Ein wenig vom Thema abgekommen hier...

Wenn jemand auf die Tasse vor mir Haut, dann fühle ich das nicht. Das wäre für mich ein Grund zu sagen, ich bin das nicht, weil ich das nicht fühle, aber da haben wir wieder das Zentrum, dieses ich will das fühlen. Wenn man zeitlich und räumliche Distanz meint, oder dazu referriert von sich selbst, zu etwas anderem, oder von etwas anderem zu sich selbst, dann hat man offensichtlich wieder ein Zentrum. Denn Zeit und Raum kann man nur in Relation zu etwas anderem setzen. Zumindest wenn man begrenzte Zeit und begrenzten Raum meint. Grenzenloser Raum und grenzenlose Zeit kann man zu gar nichts in relativer Relation setzen, es ist einfach alles, per Definitionem.

Um auf die obige Frage zurückzukommen. Man kann es gar nicht verfehlen, ein Leben zu führen das im Alles und im Nichts stattfindet, allerdings könnte man mehr Verantwortlichkeit für das übernehmen, was in der Welt vor sich geht.
 
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Warum gibt es eigentlich, kein Zentrum ? Gerade hab ich mir darüber Gedanken gemacht, was es bedeutet, kein Zentrum zu haben, aber warum gibt es eigentlich kein Zentrum ? Das Zentrum können die Gedanken sein, oder die Gefühle, alles was im Körper passiert, oder auf dem Körper, ganz einfach gesagt: Selbst-bewusst-sein.
Alles was im Selbst-Bewusst-sein passiert, kann das Zentrum sein.
Wo aber ist das Selbst-bewusst-sein im Tiefschlaf, wenn man nicht träumt ? Es ist aufjedenfall nicht da. Selbst-Bewusst-sein ist und kann daher nicht das Zentrum sein.
Das Zentrum müsste etwas sein, dass Permanent da ist. Etwas zu dem man immer irgendetwas in Relation setzen kann. Im Tiefschlaf gibt es weder die Welt noch ein Selbst-Bewusst-sein mit dem man ja quasi die Welt wahrnimmt, inklusive sich selbst.
Wir pendeln also hin und her: Selbst-Bewusst-sein da, Selbst-Bewusst-sein weg usw usf...Wir können also nichts permanent etwas mit uns in Beziehung setzen. Haben wir ein variables Zentrum ? Ein Zentrum, das man mal dies ist und mal das ? Was bedeuten würde, dass es kein Zentrum gibt, weil das Zentrum alles sein kann. Ja, so sieht es aus. Das erleben wir überall so, im Bewusstsein selbst, die Gefühle, die mal kurz das Zentrum sind, oder dann wieder der Verstand, oder vielleicht der Körper. Meistens ist bei uns das Zentrum aber der Verstand. Bewusstsein selbst wechselt sich auch ständig ab. Selbst im Wachzustand, nämlich genau dann, wenn keine Gedanken im Hirn sind, dann haben wir kein Bewusstsein von Gedanken.

Aus dieser faktischen verändernden Sicht heraus, kann es kein Zentrum geben.
ABER etwas das sich dauernd verändert und kein Zentrum hat, muss da nicht etwas sein, dass permanent ist ? Es kann sich nichts verändern, wenn da kein Hintergrund ist, der irgendwie permanent ist. Nehmen wir den Körper als analoges Beispiel. Der körper ist für einige Jahrzente das permanente, geichzeitig aber verändert sich alles im und um den Körper. Wenn der temporäre Körper einfach in sich zusammenfällt, dann ändert er sich nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr für mich.

Aus dieser anderen Sicht heraus also, kommen wir zu dem gleichen Ergebnis. Nämlich das es einmal das veränderliche gibt, das räumliche und zeitliche und einmal das permanente, das weder raum noch zeit kennt und diese beiden dinger sind untrennbar mit-einander verbunden und weil sie untrennbar mit-einander verbunden sind, gibt es weder ein permanentes Zentrum, noch ein veränderliches Zentrum. Sobald man in dem einem, oder dem anderem Zentrum, zuflucht sucht, so hat man sich selbst wieder betrogen, in dem man das eine vom anderem trennt, was einfach unmöglich ist.
 
Guten Morgen ElaMiMaTo!

Hast dich ja ganz doll gequält heut nacht... und bist dann schließlich zu einem brauchbaren Schluss gekommen...
Mir geht's so: Erst wenn ich mich durch Meditation zentriere (also Zentrum erschaffe), wird mir die grenzenlose Weite möglich. Eines bedingt das andere. Ich habe den Eindruck, dass die intellektuelle Logik hier ihre Grenzen hat. Erst wenn ich mich deutlich in der Erde verwurzele, kann ich mich ganz nach oben öffnen und bekomme ich das Gefühl für das Überirdische. Die Grenzenlosigkeit lässt sich sowohl nach innen, wie nach außen erleben. Und nun wollen wir wissen, wie irdische Handlungsfähigkeit bei Bewusstsein der Grenzenlosigkeit funktionnieren soll? Das konkrete Erden-ich, würde ich sagen, wird genährt durch das Grenzenlose. Im besten Fall bin ich durchlässig und lasse mich durch das höhere Bewusstsein führen in meinem Alltagstun. Aber noch sind da zu viele Prägungen und Ablenkungen, sodass die reine Durchlässigkeit mehr die Ausnahme ist.
 
Kalihan
Erst wenn ich mich deutlich in der Erde verwurzele, kann ich mich ganz nach oben öffnen und bekomme ich das Gefühl für das Überirdische. Die Grenzenlosigkeit lässt sich sowohl nach innen, wie nach außen erleben.
sehr schön - seh ich auch so - unser Leben kommt mir vor wie ein Diabolo (zwei an den Spitzen zusammengesetzte Kegel) die Engstelle in der Mitte ist unser Leben - die Physis drückt unsere Weite zusammen und lässt ein persönliches Leben entstehen - nach beiden Seiten dehnt sich die Unendlichkeit - man kann dies auch Vergangenheit und Zukunft nennen - und wenn wir sterben weitet sich dieser enge Zustand und das ganze Gebilde wird wieder eine Kugel.

Du Ela sprichst davon, dein Zentrum zum Verschwinden zu bringen, um ins Nichts einzudringen - ich denke wir sind das nichts und dieses Leben gibt uns die Möglichkeit Etwas zu erfahren und wir können, anstatt unser Zentrum zu vernichten, es auch ausweiten auf Alles.
Liebe grüße Inti
 
Guten Morgen,

kein Zentrum zu haben oder daß Zentren nicht existieren, kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Vielleicht könnten wir solche Dinge besser verstehen, wenn wir wirklich wüßten, wie das Universum oder die Universen (denn ob es eins oder viele sind, wissen wir ja nicht) aufgebaut ist. Möglicherweise gibt es da auch ein Zentrum oder einen zentralen Mittelpunkt.

Ich für meinen Teil lerne viel von der Natur, weil ich da vieles beobachte. Wenn ich jetzt mal das Wetter beobachte und sehe, es nähert sich ein Tief, fällt mir auf, daß es sich im Grunde dreht und einen Mittelpunkt hat. Die Bilder der vor kurzen tobenden Hurrikans sind uns sicher auch noch im Kopf und wenn man so ein Wolkengebilde von oben sieht, erkennt man, daß sich die ganze Sache um eine Mitte dreht. Allgemein wurde das als "Auge des Hurrikans" betitelt.

Vieles in der Natur hat den Kreis zur Grundlage. Egal ob sichtbar oder nicht sichtbar. Sogar die Atome kreisen um einen Kern. Wenn man nun den Satz "wie oben so auch unten" mit einbezieht, kann man theoretisch davon ausgehen, daß alles und jedes ein Zentrum hat. Vielleicht ist es wichtig dabei zu sehen, ob das, was das Zentrum umgibt, rund oder eckig ist.

Auch bei den Naturvölkern spielt der Kreis eine große Rolle. Sie beziehen/bezogen das sogar in ihre Wohnstätten mit ein. Dann gibt es den Jahreskreis und wenn man sich da richtig reinsteigert, findet man sicher unzählige Beispiele.

Im spirituellen Bereich redet man davon, sich zu zentrieren. Ich denke, das ist wichtig, denn es ist ein in-sich-selbst-spüren, ein ertasten, wo bin Ich - wo ist mein Ich? Ich selbst tue das oft, wenn ich mit zu vielen Dingen konfrontiert werde. Dann fühle ich mich buchstäblich zerschossen, aber es geht mir besser, wenn ich nach innen gehe und mich zentriere.

Ist eine Existenz ohne zentralen Punkt überhaupt möglich? Oder überhaupt sinnvoll?

Nun, das sind meine Gedanken zu diesem Thema.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
hi Moonrivercat - schön wieder öfter mal von dir zu lesen - dein Bild vom Hurrikan gefällt mir - das Zentrum als Ich und das interessante: in der Mitte des Hurrikans herrscht absolute Ruhe also ist der Kern des Ich ein Nichts.

Liebe Grüße Inti
 
Hi Inti,

ElaMiNaTo hat da auch ein interessantes Thema eingebracht. Zuerst war es etwas verwirrend, das zu verstehen, aber solche Bilder helfen mir dann, wie jetzt hier der Hurrikan. Wobei mir das in dem Moment gar nicht einfiel, daß ja im Auge Ruhe herrscht. Danke für die Gedankenanregung.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
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Inti schrieb:
Kalihan sehr schön - seh ich auch so - unser Leben kommt mir vor wie ein Diabolo (zwei an den Spitzen zusammengesetzte Kegel) die Engstelle in der Mitte ist unser Leben - die Physis drückt unsere Weite zusammen und lässt ein persönliches Leben entstehen - nach beiden Seiten dehnt sich die Unendlichkeit - man kann dies auch Vergangenheit und Zukunft nennen - und wenn wir sterben weitet sich dieser enge Zustand und das ganze Gebilde wird wieder eine Kugel.

Du Ela sprichst davon, dein Zentrum zum Verschwinden zu bringen, um ins Nichts einzudringen - ich denke wir sind das nichts und dieses Leben gibt uns die Möglichkeit Etwas zu erfahren und wir können, anstatt unser Zentrum zu vernichten, es auch ausweiten auf Alles.
Liebe grüße Inti

Du denkst du bist das Nichts ?
Nein, ich möchte nicht ins Nichts.
Das ist wieder ein Zentrum! Ich will nicht ins NICHTS eindringen, du hast mich falsch verstanden. Kein Zentrum zu haben bedeutet einfach, in der Form und im Nichts gleichzeitig aktiv zu handeln. Keinem von beiden den Vorzug geben, sobald ich das tue, flüchte ich vor dem einem, oder anderem und erschaffe mir selbst Konflikt.
 
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