Klartext schrieb:
.. Kraftvolle, kommunikative, lebensgestaltende Alpha-Männchen eben.
Ja, so einer wollte ich auch einmal sein, nicht nur, weil Frauen darauf stehen, sondern um allgeinein Bewunderung zu erheischen und der inneren Eitelkeit Befriedigung zu verschaffen. Es endete in einem finanziellen Erdrutsch, die Spekulationswut fraß (1995) monatlich enorme Summen auf - lediglich die "vernünftige Jungfrausonne" stoppte meinen "spielwütigen Schütze-Aszendent" rechtzeitig: keine Schulden, aber auch kein Guthaben. Eine "schwarze Null", wie wir in der Branche so sagen.
Klartext schrieb:
Ich habe erlebt, wie am Boden zerstört mein damaliger Lebensgefährte war, als er durch den Börsencrash nicht nur sein ganzes "virtuelles" Vermögen verloren hatte, sondern plötzlich noch vor einem Riesenberg Schulden bei der Bank stand. Das tut weder dem Selbstwertgefühl eines Mannes noch der Beziehung gut. Natürlich habe ich ihn damals nicht verlassen.
Ich habe es SELBST erlebt. Die Blase vom "Super-Gerry" war geplatzt, und eine riesige Identitätskrise tat sich auf: Wer bin ich eigentlich?
Ich wuchs mit diesem "Super-Gerry"-Label auf, von frühester Kindheit an. Was der alles kann, wie gescheit der ist, wie fesch der ist - da glaubte ich natürlich dann bald selbst, ich wäre "besser" als die anderen, sagen es doch all diese anderen...Na, was soll ich sagen, wie man sich fühlt, wenn dieses Märchen von der Unverwundbarkeit zu Ende geht? Gedanken schossen mir durch den Kopf: Was werden die "anderen" jetzt sagen, wo finde ich neue Arbeit und was wird meine Partnerin sagen?
Es kostete mich enorme Überwindung, mit der Wahrheit herauszurücken, schließlich hat "Super-Gerry" seine Kohle klammheimlich verbrannt. Betretene und entsetze Gesichter sahen mir entgegen, und es überkam mich eine Welle der Erleichtung, endlich hatte ich den Sozialdruck beendet und das Märchenbuch zugeschlagen...
Die Partnerin lief nicht davon, sondern blieb. Ich fand das damals gar nicht natürlich, am liebsten hätte ich mich selbst verlassen. Geduldig tauchten wir durch diese schwierige Zeit, und die Beziehung war alles andere als einfach - aber sie hielt, bis zum heutigen Tage.
Es muß wohl mehr als Geld und Sicherheit sein, wonach frau Ausschau hält. Die Reduktion der Sehnsüchte auf banal-oberflächlich Materielles ist (häufig) ungerechtfertigt. Vielmehr steckt die Suche der Werte eines Menschen dahinter und die von dir genannten Eigenschaften eines "Alpha-Männchens". Wenn diese Wertevorstellungen des Männchens mit der eigenen Werteskala des Weibchens zusammenpaßt, ist es wirklich natürlich, daß sie ihn nicht verläßt - eben bis zu jenem Tag, wo diese Kongruenz nicht mehr gegeben ist. (meine Vermutung)
Die Gefahr, daß eine Frau "aus Mitleid" bei ihrem Partner bleibt, ist gegeben. Sobald es mit dem Männchen wieder bergauf geht, fällt hier die Entscheidung. Bei mir war es nicht so. Gott sei Dank.
Alles Liebe
Gerry