Der Begriff "Gewalt" ist äusserst vielschichtig und nicht nur negativ. Hier ein kleiner Definitionsversuch.
Was ist Gewalt?
Mit dem Begriff "Gewalt" ergeht es uns oft genauso wie mit dem Begriff 'Aggression'. Er ist im Deutschen oft noch schwieriger zu handhaben wie in anderen Sprachen. Es gibt die Gewalt, die verletzt und tötet. Es gibt die Naturgewalten, die Staatsgewalt, die Gewaltenteilung, die Sprachgewalt ... Die Spannbreite der Formen reicht von Raub, Totschlag, dem Quälen von Tieren, Sachbeschädigung über Liebesentzug, sexueller Belästigung, Mobbing, dem Verbreiten von Gerüchten bis hin zu Ignoranz z.B. eines Gruppenmitgliedes gegenüber und anderer Erscheinungen. Gewalt hat viele Gesichter. Es ist gar nicht einfach, eine schlüssige Definition des Begriffs Gewalt zu finden. Er ist nämlich nicht nur negativ besetzt: Im öffentlichen Leben hat er auch einen festen positiven Platz. Man spricht z B. von einer Staatsgewalt und drückt damit die legitime, von Bürgern frei gewählte Machtbefugnis aus. Um diesen positiv besetzten Begriff geht es aber hierbei nicht. Hier geht es um Gewalthandlungen, die unrecht sind, weil sie aktiv und zielgerichtet Menschen oder Sachen schädigen oder bedrohen. Ihre Wertung als unrecht hängt von den in unserer Gesellschaft gültigen Normen und Werten ab. Gewalthandlungen geschehen meistens in einer komplexen Interaktion von Menschen in bestimmten Situationen. "Wenn sich Aggressivität so manifestiert, dass Menschen physisch, psychisch oder in ihren Rechten beeinträchtigt oder geschädigt werden oder wenn Menschen sich selbst schaden, wenn Sachen sinnlos oder zum Ärger anderer Menschen beschädigt oder zerstört werden, spricht man von Gewalt. Sie geht nicht nur von einzelnen Menschen aus, sondern es gibt sie auch in Form der strukturellen Gewalt, wie sie der norwegische Friedensforscher Johan Galtung beschreibt: "Wenn gesellschaftliche Ordnungssysteme oder ökonomische Prinzipien die materielle, soziale oder ideelle Entwicklung des einzelnen Menschen oder von Gruppen, Schichten oder Milieus beeinträchtigen oder verhindern, dann ist das auch Gewalt. Keine Gesellschaft ist frei davon, denn in jeder werden entweder Kinder oder Alte oder Arme oder Frauen oder Hauptschüler oder Zuwanderer oder ... benachteiligt. Eine Institution der Gesellschaft mit Formen struktureller Gewalt ist beispielsweise die Schule. Schulen, wie sie heute ausgebildet sind, und Lehrer, wie sie heute ausgebildet und eingesetzt sind, sind immer gegenüber einzelnen Kindern gewalttätig."
Zur Natur der Gewalt gibt es zwei grundsätzlich verschiedene, teilweise völlig Entgegengesetzte Vorstellungen, die ihrerseits unsere Bemühungen um Verringerung von Gewalt beeinflussen: Auf der einen Seite die Vorstellung, dass Gewalt eine eigenständige menschliche Eigenschaft sei, die ihre eigene Entwicklungsgeschichte hat, und die direkt bekämpft oder eingedämmt werden muss, sei es wiederum durch Mittel der Gewalt oder durch "trickreiche" Methoden der dosierten Abfuhr oder der Ablenkung auf vermeintlich gefahrlosere Gebiete wie sportlicher oder ökonomischer Wettkampf. Auf der anderen Seite gibt es die Vorstellung, dass Gewalt eine von vielen Arten der Konfliktlösung ist, und zwar die niedrigste Form oder Ebene, die Menschen dann "wählen", wenn ihnen - subjektiv - keine adäquatere Form der Konfliktlösung zur Verfügung steht. Nach dieser Vorstellung kann Gewalt nicht "bekämpft" werden, sondern kann nur dadurch verhindert werden, dass höher entwickelte, rationale Formen der Konfliktlösung gefördert werden.
Definition nach Galtung:
Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung. Nach Galtungs Vorstellung ist Gewalt somit ein Einfluss.
J. Galtung unterscheidet verschiedene Gewaltformen:
1. Personale Gewalt:
Zielgerichtets Verletzen und Schädigen gegen ein oder mehrere Personen (Krieg, Schlägereien).
2. Strukturelle Gewalt: Ungerechtigkeit, welche die Lebenschancen des Menschen beeinträchtigen (Armut, Umweltverschmutzung)
Bei aggressiven Handlungen handelt es sich meist um personale Gewalt. Gewalt richtet sich nicht nur gegen andere Menschen oder Sachen, meistens richtet sich Gewalt gegen sich selber. Es gibt verschiedene Arten von Gewalt: Positive und negative Gewalt. Wir beschäftigen uns mit der negativen Gewalt. Hierbei geht es um unrechte Gewalthandlungen, die bewusst auf Menschen und Sachen hinzielen. Die Beurteilung von Unrecht ist von den gesellschaftlichen Normen und Werten abhängig. Gewalthandlungen entstehen situationsbedingt. Trifft ein Mensch auf eine enttäuschende oder verletzende Situation, kommt es zur Frustration, die dann zu Gewalt führen kann.
Quelle:
http://www.dim-mak.de/selbstverteidigung.htm