Hallo!
Es gibt keinen Psychotherapeuten oder Psychiater der mit dem Finger schnippst und dann sind die Probleme weg. Man mus schon auch an sich selbst viel arbeiten damits wird...
Und dafür bin ich meiner Therapeutin schon sehr dankbar.. auch wenn ich mich nicht in sie verliebt habe *gg*
lg
Aledora
Das sehe ich genauso.
Ich weiß nicht, wie es bei ganz schweren Traumata ist. aber leichteren Fällen wie mir, kann ich es aus eigener Erfahrung heraus nur empfehlen.
Ich habe vor vielen Jahren auch eine Gesprächstherapie gemacht, da ich fast ständig unter Kopf- und Magenschmerzen litt, für die es aber keine ausreichende medizinische Ursache gab. Meine Therapeutin sagte nie viel, erklärte auch selten was. Sie hörte meist nur zu und stellte lediglich Zwischenfragen, was mich anfangs sehr irritierte.
Ich hatte dann aber nach ein paar Wochen Therapie ein richtig tolles Schlüsselerlebnis:
Irgendwann kamen wir auch mal auf das Thema Wut, es ging um eine Situation, die ich ihr geschildert hatte. Hier in etwa unseren Dialog:
Sie: Was haben sie empfunden?
Ich: Na ja, ich fand es nicht gut, aber was sollte ich machen?
Sie: Ich habe gefragt, was sie empfunden haben?
Ich: *Schulterzuck*.
Irgendwann war mir dann aber klar, dass ich wohl Wut empfunden hatte.
Ich wurde ja auch langsam so oder so wütend, weil sie so nachbohrte
Ich: Na gut, ich war wohl wütend
Sie: Und? Haben sie diese Wut zugelassen?
Ich: Nein, hätte ja eh nichts gebracht. Egal, ob ich diese Wut zugelassen hätte oder nicht, an der Situation hätte ich doch nichts ändern können.
Sie: Wer sagt das?
Ich: Na ist doch wohl logisch, mit Wut kann man doch nichts ändern.
Sie Wie kommen sie darauf?
Und so ging es den Rest der Sitzung weiter.
Na ja, lange Rede, kurzer Sinn. Nach der Sitzung ab nach Hause. Schon auf dem Nachhauseweg grübelte ich weiter und fror, es war Winter und ziemlich kalt.
(Damals gab es ja noch kalte Winter
)
Endlich dann zu Hause und was war?
Auch da alles kalt. Ich an die Heizung gefasst, auch eiskalt.
Na Klasse, denk ich. Aber was solls, ich kann es ja im Moment nicht ändern.
Allerdings schwirrte mir ja die Sitzung sowieso immer noch im Kopf rum.
Hm, eigentlich bin ich ja doch schon etwas wütend, dass die Wohnung kalt ist.
Die Therapeutin hatte auch irgendwas davon gesagt, dass ich Wut vom Bauch in den Kopf verlagere oder so und sozusagen nicht im Bauch zulasse.
Ich also beschlossen, es mal auszuprobieren, war ja zum Glück keiner da.
Und ich ließ die Wut zu
Au Backe
es fing harmlos an, aber bald rannte ich wütend durch die ganze Wohnung, fluchte, trat gegen die Heizung, beschimpfte sie und rannte laut schimpfend durch alle Zimmer. Irgendwann war ich dann völlig erschöpft, konnte nicht mehr und setze mich schnaufend aufs Sofa. Joa, war ja gar nicht soooo schlecht, dachte ich so bei mir, aber Recht habe ich trotzdem, dass das an der kalten Heizung nichts ändert.
Ich fasse an die Heizung und
der Schock: Die Heizung ging, sie war wieder warm!
Dass ich heute das Gefühl Wut auch als Gefühl zulasse, versteht sich sicher von selbst, obwohl es trotzdem noch ein langer Weg war und ich natürlich dafür auch erstmal das richtige Maß finden musste. Kam wohl anfangs noch ne Riesenmenge alte Wut dann gleich mit raus.
Ich würde eine Gesprächstherapie bei Bedarf sofort wieder machen.
Aber harte Arbeit ist es schon (gab ja auch noch mehr zu bearbeitende Themen), und natürlich kommen auch viele unangenehme Emotionen und Erinnerungen hoch und ich hatte phasenweise mehr emotionale und gesundheitliche Probleme als vorher. Aber ich glaube, das gehört zur Aufarbeitung mit dazu.
Letztendlich hat es sich allemal für mich gelohnt und auch ich bin meiner Therapeutin noch heute sehr dankbar.
Magen- und Kopfschmerzen habe ich seit der Therapie jedenfalls nur noch selten.
lg Birgit
.