Geschichten aus der Ewigkeit

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Allegrah

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Geschichten aus der Ewigkeit

Einst gab es nur Gott und seine Kinder vereint.
Bis ein Kind Gott um Individualität und Persönlichkeit für sich bat.
Gott lehnte seinen Wunsch ab, weil er sah, was sein Kind in seinem Eifer nicht sah.
Denn es war von der Idee, ein eigenes Reich außerhalb von Gott zu gründen, so geblendet, dass es nicht vorhersehen konnte, welche Konsequenzen dieser Schritt für ihn mit sich bringen konnte.
Es fühlte sich durch die Zurückweisung des Vaters schuldig und befürchtete Strafe.
So zog es sich gedanklich vom Vater zurück und erträumte sich eine sichere Festung, eine Burg, die ihn vor des Vaters Strafe schützen sollte.

Ein anderer Bruder sah, dass es gerade am Träumen war und da sie zu der Zeit alle die Sprache der Liebe sprachen, verstand er, was sein Bruder da gerade erträumte.
Er fing also auch an zu träumen und bildete sich aus dem Reich der Illusionen ebenfalls eine Burg.
Da schlossen sich weitere Kinder Gottes diesem Traum- und Illusionsspiel an und bauten ebenfalls Burgen.

Doch ein Burg reichte nicht aus, sie wollten auch eine für sie individuelle Sprache haben.
Jeder Bruder entwickelte so eine für sein Reich eigene Sprache, damit er sich auch von denen der anderen individuell unterscheiden konnte.
Sie benannten die Liebe, die sie alle verstanden, in ihren individuellen Sprachen um.
Bald darauf hatten sie jedes Wort, das sie in ihrer gemeinsamen Sprache kannten, durch ein individuelles Wort ersetzt.

Das Spiel wurde spannend.
Es wurden viele Figuren darin integriert und jede Figur sollte eine Eigenschaft des Gottessohnes darstellen und ihn im Spiel mit dieser bestimmten Eigenschaft vertreten.
Diese Figuren bekamen ein kreiertes Eigenleben und taten genau das, was ihre Schöpfer auch taten: Sie bauten sich ebenfalls Burgen und entwickelten ebenfalls individuelle Sprachen, die nur sie kannten.
Es wurde viel konkurriert, beneidet und um die Wette erschaffen.
Das Spiel wurde von Augenblick zu Augenblick immer spannender!
Je heftiger die Spannung stieg, umso heftiger identifizierten sich die Kinder Gottes mit ihren Schöpfungen, denn jeder von ihnen wollte das Spiel meisterhaft beherrschen, so dass sich eine heftige Konkurrenz zwischen den Brüdern entwickelte.
Irgendwann bemerkten sie, dass sie zwar ein spannendes Spiel spielten und sich in vermeintlicher Sicherheit vor des Vaters Zorn befanden, jedoch was Wesentliches vermissten: Sie wollten sich untereinander austauschen, aber sie verstanden sich gegenseitig nicht mehr.
Bruder A sagte zu Bruder B: „I love you“. Bruder B kannte diese Worte aber nicht und wusste nichts damit anzufangen, denn in seiner Sprache hatte „Je t´aime“ diese Bedeutung. Was aber hatte „Je t´aime“ bloß mit „I love you“ zu tun???
Was wollte der Bruder nur? Was sollten diese unbekannten Wörter bedeuten?
Er verstand nur Bahnhof!
Da er nicht verstand, misstraute er seinem Bruder.
Seine eigens kreierten Geschöpfe sprachen zu ihm, aber er konnte auch diese nicht verstehen, weil sie ebenfalls eine andere Sprache sprachen, als er selbst.
Die Brüder fühlten sich missverstanden und einsam, weil keiner verstand, was der andere von ihm wollte.
Sie wollten sich grüßen und wurden angegriffen.
Sie wollten lieben und erwarben Hass.
So wurden sie unglücklich, einsam und blickten in dem Labyrinth, das sie errichteten, nicht mehr durch.
Ihre eigenen Geschöpfe erschienen ihnen wie Feinde, die ihnen auflauerten; ihre Brüder waren Fremde, die sie weder erkannten noch verstanden.
Die Mauern der Burg schienen so hoch, dass sie nicht einmal mehr ihren Vater dahinter sehen und hören konnten, den sie mittlerweile sehnlichst vermissten.
Das Spiel wurde so geschmacklos, beängstigend und traurig, dass sie nicht bemerkten, dass sie es nur träumten. Denn die Mauern, die sie errichteten, waren nichts als Legosteine und die Personen, mit denen sie sich identifizierten, nichts als illusionäre Gestalten.
Hollywood wäre stolz auf sie gewesen, nur sie selbst verloren sich in dem Action-Schocker, den sie anfänglich zum Schutze vor des Vaters Strafe erschufen und nun wie kleine Kinder darin zu ersticken drohten.

Der Vater, der dieses Trauerspiel nicht mehr mit ansehen konnte, schickte einen Repräsentanten, den heiligen Geist, in das Spiel hinein, der vermitteln sollte, wo durch Entwicklung neuer Sprachen, die Kommunikation zwischen Vater und Kinder versagte.
So wurde der Repräsentant zu ihrer gemeinsamen Sprache und zum Vermittler zwischen den Burgen und dem Vater selbst.
Da die Brüder sich wieder gegenseitig verstehen und begreifen konnten, dass sie ihrem eigenen Spiel verfallen waren, schalteten sie das Spiel ab und begriffen, dass der Vater recht hatte, als er sagte: Individualität würde Einsamkeit, Hass, Schmerz, Angst und Isolation mit sich bringen und er könne ihnen das nicht antun.
Sie begriffen auch, dass er sie noch immer liebte und niemals vorhatte sie zu bestrafen. Das gab Erleichterung hoch 3 und einen Jubel, der alle wieder vereinte.
Seither sprechen sie wieder miteinander und lieben sich, wie sie sich noch nie geliebt haben, und der Kaffee schmeckt auch besser als sonst.



Eine liebliche Inspiration aus dem Buch der Liebe: „Ein Kurs in Wundern.“
 
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