Allegra83
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„Ich gehe spazieren.“ verkündete ich. Jörg sah aus dem Fenster. „Bei dem Regen?“ fragte er. Ich schwang meinen Regenschirm vor seiner Nase. „Ja. Ich muss an die frische Luft.“
Jörg sah mich misstrauisch an. „Du willst an seinem Haus vorbeigehen, nicht wahr? Und sehen, ob er zu Hause ist?“
Ich fühlte mich ertappt. „Und wenn schon“, brauste ich auf.
„Wo ist dein Stolz geblieben? Hör auf, dich zu erniedrigen!“ rief Jörg. Er war mein Freund, er musste das sagen.
„Ich möchte aber. Es ist wie ein Zwang, verstehst du nicht?“
Ich sah ihn herausfordernd an. Was würde er jetzt sagen? War er wirklich mein bester Freund, oder...?
„Warte einen Moment. Ich zieh mich an und komme mit!“
Erleichtert atmete ich auf.
Gemeinsam marschierten wir durch die nächtlichen, verregneten Straßen bis zu dem gewissen, grünen Haus, in dem Michael wohnte.
„Kristi, wir sind da. Was nun?“ fragte Jörg. Ich schaute hoch. In seinem Wohnzimmer brannte Licht. Und sein Auto stand auch da.
„Weißt du was, ich werde ihm jetzt eine SMS schreiben.“ meinte ich.
„Aber Liebchen! Schlimm genug, dass wir hier stehen. Warum musst du dich noch mehr erniedrigen?“ fragte Jörg.
Ich schaute ihn finster an und fünf Minuten später schickte ich die SMS ab, die wir gemeinsam verfasst hatten.
Warum spielst du solche Spielchen mit mir?
Was habe ich dir getan?
Ich denke nicht, dass ich das verdient habe!
„Komm lass uns zurückgehen. Er wird sowieso nicht antworten!“ sagte ich.
Jörg und ich traten also den Rückzug an. Da piepste mein Handy.
Wir blieben beide ruckartig stehen und bewegten uns nicht. Dann sahen wir uns an. Jörg packte mich an den Armen. „LOS MACH SCHON!!! Sieh nach!“ schrie er. Ich stand immer noch schweigend da. Das konnte doch nicht wahr sein, oder?
Ich fischte mein Handy aus der Tasche und drückte hastig ein paar Knöpfe.
Was für Spiele? Ich spiele nicht
mit dir!
Ich bekam einen hysterischen Lachanfall. Jörg sah mich besorgt an. „Er spielt nicht mit mir! Nein nein, woher denn? Wie komme ich nur darauf?“ rief ich.
„Schatz beruhig dich!“ Jörg legte mir seine Hand auf den Arm.
Nur mit Müh und Not konnte Jörg mich davon abhalten, zurück zu Michaels Wohnung zu laufen und ihn für diese Frechheit zu erschlagen.
Stattdessen schrieben wir zurück:
Du gehst mit mir ins Bett und lässt mich
danach einfach fallen. Was denkst
du, wie mir dabei zumute ist??
Ich heulte los. „Wie kann es sein, dass ich mich dermaßen in diesen Typen verliebt habe? Warum kann es zur Abwechslung nicht mal jemand sein, der mich auch liebt? Warum gerade er?“
Jörg versuchte mich zu trösten. „Vielleicht willst du ihn ja gerade deshalb. Weil du ihn nicht haben kannst.“ meinte er. „Du jagst dem Falschen hinterher und verpasst vielleicht den Richtigen!“
„Aber ich will ihn! Wenn er mir doch nur eine Chance geben würde, ihn glücklich zu machen!“
„Dann musst du kämpfen, Lady! Tu was! Du hockst nur herum, heulst, gehtst zehnmal an seinem Haus vorbei! Hol ihn dir zurück!“ rief Jörg. „Wenn du ein Happy-End willst, dann inszenier eines!“
„Und du musst aufhören, Dawsons Creek zu gucken. Das macht mich noch wahnsinnig.“ fügte er boshaft hinzu.
Aber ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht direkt fragen, was los war, weil ich Angst vor seiner Antwort hatte.
Ich wurde immer wirrer. Ich schrieb ihm keine SMS mehr. Aber ich dachte rund um die Uhr an ihn. Nicht einmal Jörg oder Anne konnten mich aus dieser Apathie herausreißen. Mechanisch ging ich zur Arbeit und tat, was von mir verlangt wurde. Ich aß so gut wie nichts und betrank mich fast jeden Abend mit Jörg oder Anne. Manchmal auch mit beiden.
Warum nur war Liebeskummer so furchtbar? Und warum hatte ich niemals Glück in der Liebe?
„So furchtbar waren deine Beziehungen doch auch nicht!“ versuchte Jörg mich aufzumuntern.
Ich lachte spöttisch und stöberte in einer Lade herum. „Sieh mal“, sagte ich und hielt ihm einen Zettel unter die Nase. „Gestern nacht, als ich nicht schlafen konnte habe ich eine Liste gemacht von meinen gescheiterten Beziehungen.“
Jörg nahm die List und las sie laut vor.
1. Lover: hat mich in meinem eigenem Bett mit einer Schlampe betrogen
2. Lover: wollte mich nur für das Eine und ich habs zu spät bemerkt.
3. Lover: war verheiratet
4. Lover: war ein grün-alternativer Softi mit einer Vorliebe für Opern und Theater, grünes Gemüse und Vollkornbrote. Und einer äußerst ungesunden Bindung zu seiner Exfreundin
5. Lover: war ebenfalls verheiratet
6. Lover: ein Sani, der sich als notorischer Lügner und furchtbarer Patriach entpuppte
7. Lover: Michael – der mich schön sitzengelassen hat, nachdem er es geschafft hatte, mich ins Bett zu bekommen
„Ist das nicht erbärmlich?“ fragte ich Jörg und sah ihn an. Da bemerkte ich, dass er sich nur schwer das Lachen verkniff. Wütend riss ich ihm die Liste aus der Hand und stapfte aus der Küche. Noch oben in meinem Zimmer hörte ich ihn lachen.
Ich las mir die Liste selbst noch einmal durch. Da gab es doch wirklich nichts zu lachen. Eher zum Heulen. Angestrengt lauschte ich und versuchte herauszufinden, ob Jörg immer noch über mich lachte. Er telefonierte jetzt. Leider bekam ich nur Gesprächsfetzen mit. „Ja, ja eine Liste von Verflossenen....“ hörte ich. Oh nein, er sprach bestimmt mit Anne. Da konnte ich mir wieder etwas anhören von ihr. Sie dachte sowieso schon, dass ich reif fürs Sanatorium bin. Da würde ich bestimmt bald die Rechnung präsentiert bekommen. Wie recht ich hatte....
Jörg sah mich misstrauisch an. „Du willst an seinem Haus vorbeigehen, nicht wahr? Und sehen, ob er zu Hause ist?“
Ich fühlte mich ertappt. „Und wenn schon“, brauste ich auf.
„Wo ist dein Stolz geblieben? Hör auf, dich zu erniedrigen!“ rief Jörg. Er war mein Freund, er musste das sagen.
„Ich möchte aber. Es ist wie ein Zwang, verstehst du nicht?“
Ich sah ihn herausfordernd an. Was würde er jetzt sagen? War er wirklich mein bester Freund, oder...?
„Warte einen Moment. Ich zieh mich an und komme mit!“
Erleichtert atmete ich auf.
Gemeinsam marschierten wir durch die nächtlichen, verregneten Straßen bis zu dem gewissen, grünen Haus, in dem Michael wohnte.
„Kristi, wir sind da. Was nun?“ fragte Jörg. Ich schaute hoch. In seinem Wohnzimmer brannte Licht. Und sein Auto stand auch da.
„Weißt du was, ich werde ihm jetzt eine SMS schreiben.“ meinte ich.
„Aber Liebchen! Schlimm genug, dass wir hier stehen. Warum musst du dich noch mehr erniedrigen?“ fragte Jörg.
Ich schaute ihn finster an und fünf Minuten später schickte ich die SMS ab, die wir gemeinsam verfasst hatten.
Warum spielst du solche Spielchen mit mir?
Was habe ich dir getan?
Ich denke nicht, dass ich das verdient habe!
„Komm lass uns zurückgehen. Er wird sowieso nicht antworten!“ sagte ich.
Jörg und ich traten also den Rückzug an. Da piepste mein Handy.
Wir blieben beide ruckartig stehen und bewegten uns nicht. Dann sahen wir uns an. Jörg packte mich an den Armen. „LOS MACH SCHON!!! Sieh nach!“ schrie er. Ich stand immer noch schweigend da. Das konnte doch nicht wahr sein, oder?
Ich fischte mein Handy aus der Tasche und drückte hastig ein paar Knöpfe.
Was für Spiele? Ich spiele nicht
mit dir!
Ich bekam einen hysterischen Lachanfall. Jörg sah mich besorgt an. „Er spielt nicht mit mir! Nein nein, woher denn? Wie komme ich nur darauf?“ rief ich.
„Schatz beruhig dich!“ Jörg legte mir seine Hand auf den Arm.
Nur mit Müh und Not konnte Jörg mich davon abhalten, zurück zu Michaels Wohnung zu laufen und ihn für diese Frechheit zu erschlagen.
Stattdessen schrieben wir zurück:
Du gehst mit mir ins Bett und lässt mich
danach einfach fallen. Was denkst
du, wie mir dabei zumute ist??
Ich heulte los. „Wie kann es sein, dass ich mich dermaßen in diesen Typen verliebt habe? Warum kann es zur Abwechslung nicht mal jemand sein, der mich auch liebt? Warum gerade er?“
Jörg versuchte mich zu trösten. „Vielleicht willst du ihn ja gerade deshalb. Weil du ihn nicht haben kannst.“ meinte er. „Du jagst dem Falschen hinterher und verpasst vielleicht den Richtigen!“
„Aber ich will ihn! Wenn er mir doch nur eine Chance geben würde, ihn glücklich zu machen!“
„Dann musst du kämpfen, Lady! Tu was! Du hockst nur herum, heulst, gehtst zehnmal an seinem Haus vorbei! Hol ihn dir zurück!“ rief Jörg. „Wenn du ein Happy-End willst, dann inszenier eines!“
„Und du musst aufhören, Dawsons Creek zu gucken. Das macht mich noch wahnsinnig.“ fügte er boshaft hinzu.
Aber ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht direkt fragen, was los war, weil ich Angst vor seiner Antwort hatte.
Ich wurde immer wirrer. Ich schrieb ihm keine SMS mehr. Aber ich dachte rund um die Uhr an ihn. Nicht einmal Jörg oder Anne konnten mich aus dieser Apathie herausreißen. Mechanisch ging ich zur Arbeit und tat, was von mir verlangt wurde. Ich aß so gut wie nichts und betrank mich fast jeden Abend mit Jörg oder Anne. Manchmal auch mit beiden.
Warum nur war Liebeskummer so furchtbar? Und warum hatte ich niemals Glück in der Liebe?
„So furchtbar waren deine Beziehungen doch auch nicht!“ versuchte Jörg mich aufzumuntern.
Ich lachte spöttisch und stöberte in einer Lade herum. „Sieh mal“, sagte ich und hielt ihm einen Zettel unter die Nase. „Gestern nacht, als ich nicht schlafen konnte habe ich eine Liste gemacht von meinen gescheiterten Beziehungen.“
Jörg nahm die List und las sie laut vor.
1. Lover: hat mich in meinem eigenem Bett mit einer Schlampe betrogen
2. Lover: wollte mich nur für das Eine und ich habs zu spät bemerkt.
3. Lover: war verheiratet
4. Lover: war ein grün-alternativer Softi mit einer Vorliebe für Opern und Theater, grünes Gemüse und Vollkornbrote. Und einer äußerst ungesunden Bindung zu seiner Exfreundin
5. Lover: war ebenfalls verheiratet
6. Lover: ein Sani, der sich als notorischer Lügner und furchtbarer Patriach entpuppte
7. Lover: Michael – der mich schön sitzengelassen hat, nachdem er es geschafft hatte, mich ins Bett zu bekommen
„Ist das nicht erbärmlich?“ fragte ich Jörg und sah ihn an. Da bemerkte ich, dass er sich nur schwer das Lachen verkniff. Wütend riss ich ihm die Liste aus der Hand und stapfte aus der Küche. Noch oben in meinem Zimmer hörte ich ihn lachen.
Ich las mir die Liste selbst noch einmal durch. Da gab es doch wirklich nichts zu lachen. Eher zum Heulen. Angestrengt lauschte ich und versuchte herauszufinden, ob Jörg immer noch über mich lachte. Er telefonierte jetzt. Leider bekam ich nur Gesprächsfetzen mit. „Ja, ja eine Liste von Verflossenen....“ hörte ich. Oh nein, er sprach bestimmt mit Anne. Da konnte ich mir wieder etwas anhören von ihr. Sie dachte sowieso schon, dass ich reif fürs Sanatorium bin. Da würde ich bestimmt bald die Rechnung präsentiert bekommen. Wie recht ich hatte....