hallo nerone!
wenn du mir die daten deines partners gibst, dann sag ich dir, ohne überhaupt hinzuschauen, dass es eine verbindung zwischen euch gibt.
an sich gilt das, was stefan schon gesagt hat: es gibt verschiedene methoden, horoskope zueinander in beziehung zu setzen. wo ich allerdings skeptisch bin: zu sagen, was ein partner für den anderen fühlt. es lassen sich viele potenziale erkennen, mögliche verbindungskanäle (und in jedem horoskopvergleich findest du eine fülle von verbindungen) ... die müssen aber auch gelebt werden. mit einer gewissen statistischen wahrscheinlichkeit verhalten sich menschen konventionell, mehr oder weniger "normal", und dann vermuten manche astrologen, dass sich aus einer bestimmten konstellation auch ein bestimmtes konkretes verhalten ergibt. nun kann es allerdings sein, dass der partner eine besondere form entwickelt hat, seine konstellationen zu leben, und dann braucht es schon ein intensiveres gespräch, um diese besonderheiten im geburtsbild zu ankern. wenn du sagst, es hat lange gedauert, dann war das ja vielleicht der fall.
es ist in meinen augen allerdings problematisch zu sagen, wie jemand fühlt. es geht dabei um das problem der
qualia, um die schwierigkeit, das innerste eines anderen aus meiner außensicht zu erfahren. in den mystischeren augenblicken verliebten zusammenseins mag so eine ahnung der tiefen verbundenheit aufsteigen (wie es sich in der sprache ja auch in den ausdrücken ver-ein-igung, verschmelzen etc. zeigt), in der partner eins zu sein scheinen und es ganz fraglos ist, wie es um die gemeinsam geteilten empfindungen bestellt ist.
von außen und in der haltung einer gewissen neugier jemand anzuschauen, um zu sehen, wie der fühlt, ist jedoch etwas ganz anderes. da kann ich mir schnell ein bild machen, wie ICH mir
vorstelle (oder mein astroberater), dass der fühlt, aber was hat das wirklich mit dem empfinden des anderen zu tun? freilich sehe ich, wie dessen mond konstelliert ist und auch, wie sich dieser mond in bezug auf meine konstellationen präsentiert - das vermittelt mir ein bild, wie "normalerweise" seine empfindungen gestrickt sein könnten. empfindungen sind aber das subtilste verhalten steuernde element, da können minimale schwankungen zu ganz, ganz unterschiedlichen entwicklungen führen. das ist alles andere als abstrakt: mag sein, dass ein uranischer mond in einer schwachen stunde der verlockung der hübschen tochter einer anderen mutter nachgibt... ein kleiner schritt nur für diesen menschen, aber vielleicht ein großer, bedeutsamer für die beziehung, in der er steht. nun ist aber überhaupt nicht gesagt, DASS ein solcher uranisch betonter mensch einer solchen verlockung nachgeht. und wenn er's nicht tut, sind auch die folgen für seine partnerschaft völlig andere. ich weiß also nicht, was er wirklich empfindet, wenn er eine reizvolle frau anschaut (so völlig bewusst werden ihm seine empfindungen ja nicht einmal selber), ich weiß nicht, ob er den daraus folgenden handlungsimpulsen folgt oder nicht, ich "weiß" nur, was ich mir vorstelle, dass er bei einer solchen konstellation empfinden könnte... der philosoph thomas nagel hat das in einem essay zusammengefasst "wie es ist, eine fledermaus zu sein". wir können das nicht wissen. und so schwer es ist, sich das einzugestehen: wir können nicht wissen, wie es sich für unsere partner anfühlt, unsere partner zu sein.
das geht allerdings weit in die tiefe. wenn die oberfläche genügt, die zu aussagen führt wie "deine sonne und seine venus stehen in harmonischer verbindung, es kann gut sein, dass er in dir seine traumfrau sieht", dann kann die astrologie solche auskünfte geben. ansonsten neige ich eher dazu, ein horoskop - und auch die synastrie - in hinblick auf die eigenen anteile einer partnerschaft zu befragen und dort tiefere einblicke zu erarbeiten. ich kann nachsehen, wo ein partner in meinen bedürfnis-strukturen einklinkt, ich kann nachsehen, was bei mir den besonderen reiz einer beziehung ausmacht, ich kann auf die spur kommen, ob ich womöglich einen partner für eigene ziele benutze, ich kann vermuten, wo in einer solchen partnerschaft meine eigenen konfliktpotenziale belastet werden könnten und wo ich meine stärken einbringen kann usw. es geht also um die frage: auf welchem boden steht MEINE liebe, und wo sind MEINE ansätze, konstruktive beziehungsarbeit zu leisten - statt: liebt ER mich, wird ER mir treu sein, warum ist ER immer so, kommt ER (zurück)?
mal auf den punkt gebracht: wo astrologie auf diese weise den umgang mit den eigenen ressosurcen verbessern helfen kann, wird sie zu einem starken, hilfreichen instrument. mein eindruck ist, dass mehrheitlich eher anders geartete handlangerdienste von der astrologie erwartet werden...
alles liebe,
jake