Schau dir nur den Thread "Angst vor dem Tod" an. Dort sind viele, die behaupten, sie hätten keine Angst vor dem Tod. Wie schlecht sich doch die Menschen kennen! Muss man erst Statistiken bemühen, um den Menschen beharrlich vorzuhalten, was tatsächlich Sache ist? Die Menschen besitzen so wenig Einfühlungsvermögen, nicht einmal in sich selbst können sie sich einfühlen, da hilft noch so viel Goodwill nicht weiter. Dann kommen dann die oben genannten Antworten. Aber die Anworten tun mir weh, sie treffen und verletzen mich, immer und immer wieder.
Wenn tausendmal die gleichen Antworten kommen, dann tut es mir tausendmal weh, jedesmal aufs Neue.
ja gut... aber was kümmern dich andere leute. erklärs mir ? wichtig ist doch, wie gut du dich kennst. kennst du dich gut ? kennst du deine ängste, deine irrtümer, kannst du dich fühlen ?
und traust du dich, dich von anderen sehen zu lassen ?
niemand kann dir weh tun, nur du selbst kannst das ... und keine antwort der welt kann dir wehtun, wenn du die richtigen antworten für dich gefunden hast.
es ist ein weg dich zu fühlen, indem du hier schreibst wie du schreibst und dir dann anschaust, was dich verletzt und nachsiehst und in dich fühlst, wieso es dich verletzt, wo DU dich verletzt, dich abschneidest, dich begrenzt ...
wieso gönnst du dir keine irrtümer ? keine illusion ?
weil du angst vor dem schmerz hast. es ist eine verhütungstaktik und das verrückte ist, das diese verhütungstaktik dir mehr schmerz zufügt, als die wirkliche enttäuschung das je könnte ...
Verstehst du das? Kannst du das nachvollziehen?
Ich habe mit 16 Jahren "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque gelesen. Der Schmerz, den dieses Buch in mir hinterlassen hat, ist bis heute nicht weggegangen. Ich begriff es einfach nicht. Wie kann das geschen? Wie kann sowas sein? Wie ist es möglich? Ich habe im Anschluss beinahe sämtliche Bücher von Remarque verschlungen - ohne dass ich eine Antwort auf meine Frage erhalten hätte. Ich habe sie alle gelesen und noch vieles, vieles mehr, und bin bis heute sprachlos über die Dinge, die dort beschrieben sind, über die Dinge, die sich überall in der Welt dauernd ereignen. Es ist keine schöne Situation, sich nicht ausdrücken zu können, den Schmerz, der in einem ist nicht rauslassen zu können, doch der Schmerz vergeht nie, nicht eine Sekunde, nicht einen Tag. Natürlich, da kommt auch viel Schönes hinzu, es kommt mehr hinzu, aber es verliert sich nie etwas. Es ist so VIEL, so unglaublich VIEL, was da alles kommt, und es gibt KEIN Wort für das alles! Begreifst du, dass man in einer solchen Situation fast nur ersticken kann? Dass man würgt und würgt, aber nie imstande ist, dieses ALLES herauszukotzen?
mal davon abgesehen, das ich das buch nicht gelesen habe, gehe ich davon aus, dass es von gewalt handelt. ich sah damals die "nürnberger prozesse" und da fühlte ich das gleiche wie du es da beschreibst. ich kann es auch nicht verstehen, nicht akzeptieren. oft fühle ich mich so mies, das ich diese ganze welt, wie sie ist mit all dem leid verfluche. aber solange ich selbst freude und lachen in die welt bringe, ist sie in ordnung. dann bin ich hoffnung. ich kann diese welt nicht ändern, aber ich kann meine welt ändern. das habe ich gelernt und das ist meine art zu leben ... es gelingt nicht immer. aber ich habe beides kennengelernt und mich durchgefühlt. mir gefiel diese sonnenschein-version besser...
weil...
leid gibt es schon genug in der welt. ich vermehre es, wenn ich so denke, wie du es da beschreibst, dann bin ich selbst einer dieser täter. ich mache anderen das leben noch schwerer, nehme freude, ziehe sie runter, mache ihre mühe kaputt.
komme ich als hoffnung und freude daher, vermehre ich diese und ernte auch das, was ich sähe. freude, hoffnung und liebe. das ist was ich sehe, wenn ich so in die welt schaue. ich vergesse dann das leid nicht, wie könnte ich ... es steht mir ja gegenüber mit rotgeränderten augen, aufgequollen und schwammig, aber diese augen lachen. sie fühlen sich mal angenommen, akzeptiert, geliebt ... und das macht mich glücklich, es läßt die wärme in mir aufsteigen und die sonne scheinen ...
ich entscheide mich immer wieder für zweiteres ... ist doch logo ?
Immerhin gibt es Menschen, die sich in der gleichen Situation befinden wie man selbst, die einen verstehen, weil sie selbst all das auch kennen. Das spendet unglaublich viel Trost. Diese Menschen brauchen nur einfach dazusein, sie brauchen keine Antworten zu geben. Sie sind da, anwesend, lebendig, das ist Beweis genug, dass man mit dem Würgegefühl leben kann, dass man sich arrangieren kann. Gäbe es nur solche Menschen auf unserm Planeten, wie schön wäre doch das Leben. Aber da sind noch andere. Nicht nur, dass sie offensichtlich gar keine Ahnung haben, was es heisst, diesen Schmerz zu fühlen, diesen Kloss im Hals zu haben, den man weder schlucken noch spucken kann, nicht nur das, sondern sie beginnen obendrein noch zu schwätzen. Sie beginnen auf einen einzureden, und jedes Wort von ihnen ist ein Schlag in die Magengrube, ein Hieb an die Nieren. Sie reden und reden und in ihrem Unverständnis der Situation gegenüber verletzen sie noch viel mehr, als dass sie etwas zu geben vermögen.
ja - so habe ich auch mal gedacht. ich nenne das heute, in mir gefangen sein. wenn man selbst nicht offen ist, nicht freundlich. wenn man selbst sich verweigert, nicht dasein will, sich hinter seinem schmerz versteckt, sich selbst bemitleidet, dann wirft man genau das den anderen vor. wenn man hart zu sich selbst ist, ist man auch hart gegenüber anderen. wenn man sich selbst gegenüber nicht ehrlich ist, ist man auch nicht ehrlich anderen gegenüber. wenn man nicht redet, redet keiner mit einem. und wenn man sich nicht erklärt, versteht niemand.
du kannst nicht verlangen, dass andere fühlen wie du ... niemand fühlt wie du, sonst wäre die ganze sache hier umsonst. wir alle haben eigene lernaufgaben, die alle was mit fühlen zu tun haben. wir können darüber reden, wir können uns erklären und wir können nähe suchen. aber wer nähe sucht, muss nähe zulassen ... wer in aller tiefe erfühlt werden will, muss den anderen auch in die tiefe lassen ...
jeder hat etwas zu geben, jeder ...
aber kannst du annehmen ?
Das wäre immer noch nicht so schlimm, wenn man sie einfach abschalten könnte, indem man sie zum Schweigen auffordert, aber nein, schweigen tun sie nicht. Sie wollen nicht ausgeschaltet werden. Sie wollen nicht zur Unbedeutsamkeit verdammt sein, sie wollen etwas TUN! Nichts zu tun, nichts zu sagen, das würde bedeuten, das eigene Unvermögen zuzugeben, vor sich ehrlich und offen zuzugeben, dass man selbst nicht bloss schwach und hilflos ist, sondern dass man nicht einmal wichtig ist. Im Gegenteil: Man ist die unwichtigste Person der Welt! Unwichtig sein wollen sie auf keinen Fall.
es ist fatal. du hast recht. es ist ein thema das mich zur zeit sehr beschäftigt. ich neige dazu mich nicht für sehr wichtig zu halten. ich meine, für mich selbst schon, aber nicht für andere. das führt dazu, dass ich andere häufig enttäusche, weil ich einfach weggehe, weil ich denke, es ist egal. es dämmert mir erst langsam, dass ich tatsächlich "gebraucht" werde, gemocht werde, dass man mich vermisst, wenn ich gehe. ich kapiere erst ganz langsam, dass ich tatsächlich gefühle verletze, weil ich tatsächlich geliebt werde. und es fällt mir schwer damit umzugehen, weil ich es a) nie gekannt habe und b) weil es auch bedeutet, ein stück freiheit aufzugeben. keine rücksicht nehmen zu müssen, war ein stück freiheit für mich. an niemanden gebunden zu sein, hieß auch, machen zu können, was ich will. und doch ist der wunsch in mir, geliebt zu werden, gemeinschaft zu erleben, dazuzugehören immens stark, so dass ich mich wohl entscheiden muss.
ich muss also fürsorge lernen, rücksicht und dienen und auch opferbereitschaft. und mich mal unterzuordnen ... der liebe wegen ...
ich kann nur für mich sprechen. ich habe nie das gefühl gehabt, dass es irgendjemand kümmert, was ich fühle, denke, ob ich verletzt bin, werde oder ob ich etwas brauche ... ich habe das beste daraus gemacht und die freiheit gesehen, die es mir brachte. so zu sein, wie ich sein möchte. und es hat mich egoistisch gemacht ...
ja - du hast recht. ich kann nicht schweigen und einfach nur dasein. ich bin so begeistert davon endlich mal was zu bewirken, wichtig zu sein, das mir ganz schwindelig davon ist ...
wenn ich das gänzlich kompensiert habe, wird es wohl werden ...
Das ist die Situation. Und DAS ist es, was erst so richtig weh tut.
wenn ich das auf mich beziehe, dann fühle ich auch diesen schmerz, bin ich es doch, der ihn in dir auslöst. und es macht mich unheimlich traurig, weil ich nicht sein kann, was du brauchst ... verstehst du ... ? es hat was mit ablehnung zu tun, mit zurückgestossen werden ... mit nicht richtig sein ...
davon haben wir doch schon genug auf diesem planeten, oder ? und ist es nicht gerade das, was du uns vorwirfst ?
(Aber ich weiss schon, natürlich bin ich jetzt arrogant, von oben herab, verurteilend und blah und blah. Mir alles Wurscht.)
ja - es hört sich so an. aber ich erinnere mich da an mich, wenn ich so drauf war und dann frage ich mich immer, was habe ich mir dann am meisten gewünscht ? verständnis höre ich mich sagen, vertrauen. jemand der sagt, ich weiß, du meinst das nicht so, du bist traurig, verletzt über irgendwas ...
willst du drüber reden, was dich wirklich bewegt ... (deshalb mein erstes posting, was auch sicher das richtige war, denn man sollte niemandem vorkauen, was er sagen oder fühlen oder denken soll ... )
mara