Immer mehr Nahrung für das Vieh der Reichen. Die Armen gehen auf die Müllkippe
Felix Diaz, ein Indio vom Stamme der Toba, lebt in einer kleinen Hütte in einem Elendsviertel am Rande einer Stadt im nordargentinischen Chaco, er musste wie die meisten sein Land verlassen, weil auch dort inzwischen Soja angebaut wird. So ein erschütternder Bericht im Deutschlandradio vom 24. Mai 2012. Er schilderte: "Wir kommen vom Land. Aber das war einmal. Jetzt ist alles anders, es gibt kaum noch Wald in unserer Heimat. Und alles ist in Privatbesitz, gehört meist Unternehmern. Sie kommen auch aus dem Ausland und kaufen das Land auf, und ab diesem Zeitpunkt ist alles verboten. Also müssen wir immer häufiger in die Städte gehen. Dort brauchst du Geld. Viele von uns sind zum Betteln verdammt. Hier ganz in der Nähe ist die Müllkippe. Viele unserer Kinder gehen jeden Tag auf die Müllkippe und suchen nach den Brosamen, die uns die Städte übriglassen. Das ist alles furchtbar und sehr traurig."
Und obwohl in Paraguay noch 40 Prozent der Bewohner auf dem Land leben, muss das Land inzwischen Nahrungsmittel einführen. Vor zwei Jahren wuchs in diesem Land die landwirtschaftliche Produktion um unglaubliche 50 Prozent, aber die Menschen haben nichts davon. Denn es werden kaum noch Lebensmittel für das Land selbst angebaut – sondern statt dessen Soja für den Export, Futter für das Vieh der Reichen, an dem wiederum nur wenige verdienen. Und was geschieht, wenn die Preise für die Importlebensmittel weiter steigen? Dann sind die steigenden Preise im Grunde schon die Vorboten der nächsten Hungersnot. Und diese kommt nicht aus der Natur. Sie ist vom Menschen gemacht.
Wir leben in einer globalen Welt. Was in einem Teil der Welt geschieht, hat oft gravierende Auswirkungen in einer ganz anderen Weltgegend. Was wir Ihnen heute geschildert haben, war nur ein kleiner Ausschnitt aus dieser tagtäglichen Realität. Und auch wenn die Kleinbauern in Paraguay, wie gesagt, nur wenig selbst bewirken können, so zeigen sie uns doch, dass die menschen- und naturverachtenden Mechanismen dieser globalen Finanzwelt auch mit uns zu tun haben. Eine einfache Maßnahme dagegen steht uns allerdings allen offen: Je weniger Fleisch bei uns verzehrt wird, desto mehr geht die Nachfrage nach Soja zurück, desto weniger Gewinn lässt sich damit erzielen und desto geringer ist der Druck auf die Menschen und die Natur vor Ort. Jeder von uns kann also Solidarität zeigen – mit seinen Mitmenschen und auch mit unseren Mitgeschöpfen, den Tieren, und sei es nur durch unsere Kaufentscheidung, wenn wir das nächste Mal an einer Kühltheke vorbeigehen (mh)