Goldfisch schrieb:
Wird ein Kind sexuell missbraucht, dann ist es in einer ganz besonders schwierigen Situation. Es ist dem sexuellen Missbrauch oft nicht nur hilflos ausgeliefert, sondern findet meistens niemandem, dem es sich anvertrauen kann. So leidet es unendlich an der unerträglichen Situation und das manchmal über Jahre.
Das kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen. Allerdings traut sich das Kind zu Recht nicht, sich Anderen anzuvertrauen, weil es weiß, dass diese es dann erneut für ihre Zwecke der Schürung von Empörung missbrauchen. Ich bin froh, dass ich mich damals nciht dazu habe verleiten lassen! Es bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn so jemand sich über seine Geschichte und seine Rechte als Opfer her macht, wie es viele "Helfer" gerne tun. Durch die sexuelle Begegnung ist eine systemische Bindung entstanden. Und diese Bindung versucht das Kind zu schützen. Zudem versucht es die anderen Beteiligten zu schützen um jeden Preis - vor allem die Mutter, welche es dem Mann zugeschoben hat.
Goldfisch schrieb:
So frist es all seine ohnmächtige Wut, seine Verzweiflung, seine Enttäuschung in sich hinein.
Ohnmacht - vielleicht. Wut - nein. Wut ist immer ein Sekundärgefühl. Zorn vielleicht aber selten. Derlei gefühle werden den "Opfern" von den sogenannten Helfern immer wieder gern suggeriert - z.B. mit Präsuppositionen in der Kommunikation, wie z.B.: "Wann kommt denn die Wut und der Hass endlich heraus, die hinter allem ist?" (hier wird - wie in dem zitierten Beitrag einfach ein bestimmtes Gefühl als zwingend vorhanden angenommen und erst durch die Suggestion geschaffen. Gerade Kinder sind für solche Vorausannahmen sehr offen: "Willst du zuerst das Gesicht waschen oder die Zähne putzen bevor du jetzt ins Bett gehst?") oder ähnlichen.
Goldfisch schrieb:
Durch diese Erfahrungen, die das Kind erleben muss, bauen sich massive Ängste auf, die das weitere Leben des Kindes massiv beeinträchtigen. Wenn das Kind keine Gelegenheit hat, die Erfahrungen des Missbrauchs zu verarbeiten, so wird sein Verhalten dem Geschlecht gegenüber, welches ihm diesen Missbrauch angetan hat, vielleicht sein Leben lang schwer gestört bleiben. Es wird vielleicht nie mehr in seinem Leben in der Lage sein, seine Sexualität ohne Scham und Angstgefühle lustvoll zu erleben. Und es wird vielleicht nie in der Lage sein, eine harmonische Beziehung aufzubauen.
...beschreibt, was im Falle einer Verdrängung geschehen
kann aber nicht unbedingt
muss. Der hier implizierte Trugschluss und die Vorannahme ist:
"Wenn nicht Gefühle von ohmächtiger Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Hass und Mordlust und seine Trauer und Enttäuschung immer wieder in erschütternden Weinkrämpfen zum Ausdruck gebracht werden sowie der Betroffene ebenso nicht in die Position gebracht wird, wieder und wieder seinem Peiniger all die erlittenen Qualen zurückzuzahlen, sich an ihm zu rächen, ja, vielleicht sogar ihn zu töten; dann wird dem Kind durch den sexuellen Missbrauch vielleicht die Freude am Leben genommen, so dass es zukünftig nicht mehr unbeschwert sein Leben geniessen kann. Es wird vielleicht allen Menschen gegenüber eine ängstliche, distanzierte Haltung einnehmen, die von Angst und Misstrauen geprägt ist und so wird sein Verhalten dem Geschlecht gegenüber, welches ihm diesen Missbrauch angetan hat, vielleicht sein Leben lang schwer gestört bleiben. Es wird vielleicht nie mehr in seinem Leben in der Lage sein, seine Sexualität ohne Scham und Angstgefühle lustvoll zu erleben. Und es wird vielleicht nie in der Lage sein, eine harmonische Beziehung aufzubauen."
Schon allein die Diktion des Autors zeigt die wesentlichen hypnotischen Mechanismen mit denen seinen "Patienten" solche Gefühle suggeriert werden:
- Präsupposition
- trancefördernde Sprache
- ständige Wiederholungen und Reprogrammierung der Ersatzgefühle
- verschachtelte Sprachstruktur u.a.
Kein Aufsteller den ich kenne, hat je gesagt, dass Gefühle verdrängt werden sollen. Ein wesentlicher Teil der Begleitung im Aufstellugns-Coaching geht auch darum, anzuerkennen was ist.
Aber die Scham entsteht durch die heftigen Reaktionen der moralistisch agierenden "Retter" bzw. durch die Erwartung solcher Reaktionen in seinem Umfeld. DAS wird viel schlimmer erlebt, als die sexuelle Übergriffssituation selbt.
Die Suggestion der o.g. Gefühle ist ein weit verbreiteter Prozess der Etablierung von Ersatzgefühlen oder auch Sekundärgefühlen, ide nur einem dienen: dem Helfer, der sich daran hochziehen und den Gehofenen damit von sich abhängig machen und so tatsächlich missbrauchen kann. M.E. liegt der eigentliche Missbrauch, wenn man denn dieses Wort überhaupt je verwenden sollte, auf Seiten solcher Helfer.
Ganz offensichtlich ist es unabdingbare Voraussetzung und ein Zeichen von Professionalität primäre und sekundäre Gefühlsmuster und ihre Funktionen und Wirkungen unterscheiden zu können. Leider fehlt vielen professionellen Helfern und so genannter "Experten", die sich über Aufstellungsarbeit und ihre in zigtausend Fällen nachgewiesene positive Wirkung so echauffieren, diese minimale Kenntnis grundlegender Werkzeuge der Beratung. Wir sehen dies hier.
Ich habe - nur als Hinweis zur Erweiterung der kompetenzen - bereits in einem Thread diese Gefühlskategorien und ihre Merkmale ausführlich erläutert (
Arten von Gefühlszuständen). Vielleicht bemüht sich der Autor einmal, Grundkenntnisse zu erwerben.
Goldfisch schrieb:
Um so mehr man es lernt, sich diesen bisher unterdrückten Gefühlen zu stellen, um so mehr Wut, Hass, Trauer und Verzweiflung kommen an die Oberfläche.
Genau das ist das Problem: in unendlichen Sitzungen wird wieder und wieder suggeriert, dass diese Gefühle vorhanden sein
müssen und es nur darum gehe, sie an die Oberfläche zu bringen.
Stellt der Betroffene diese Vorannahme in FRage oder produziert nicht ide gewünschten unf düe den empörten "Helfer" so nützlichen Gefühle, wird er mittels Nutzung der sog. "therapeutischen Beziehung" und ihrer vom "Helfer" gezielt hervorgerufenen Abhängigkeitsphänomene unter dem Vorwurf des "Widerstandes" genötigt, diese Gefühle letztlich doch zu produzieren oder er gerät in Gefahr, die vermeintliche Unterstützung des ihn abhängig machenden Helfers zu verlieren. Ein gebrochenes oder braves Kind weiß schließlich, was es zu tun hat, um die Liebe zum Elternersatz nicht zu verlieren. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die
Erläuterungen Jakes (S. 5 seines Aufsatzes "Das dubiose Geschäft mit der Information") im Zusammenhang mit u.a. den Forschungen und Erfahrungen Steve de Shazers.
Wut, Hass, Mordlust sind meist sekundäre Gefühle...und zwar jene des "Empörten", der sich dadurch besondere Rechte herausnehmen zu dürfen meint. Der betroffene steigt gern und schnell im Rahmen der "therapeutischen Beziehung" darauf ein, weil sie ihm - schienbar - eine Erelichteruhng versprechen. Wut und Hass sind Gefühle, die lichter zu ertragen sind, als Ohnmacht und die leichter zu produzieren sind, als dem empörten und strafenden Helfer ("Wie wird er erst mit mir umgehen, wenn ich ihm meine wirklichen Gefühle gestehe, wenn er schon meinen Stiefpapa solche mordlust hat?") in der anmaßenden Quasi-Elternposition die wahren Gefühle zu zeigen. Klienten in Übertragungsgefühlen erkennen unbewusst SOFORT die innere Haltung des Helfers.
Über die Brisanz solcher schädlicher Helferbeziehungen, deren Nutzen für den "Helfer" ganz offensichtlich durch die derzeitige Propaganda gegen Bert Hellinger und die Familiensteller abgesichert werden soll, hat sich Bert Hellinger in seinem Grundlagenwerk "Ordnungen des Helfens" hinlänglich und kompetent wie kritisch geäußert.
Goldfisch schrieb:
Dieser Prozess wird in der Regel länger dauern. Entweder mehrere Monate, vielleicht sogar Jahre.
Ist eine Behautpung auf der schon seit langer Zeit die schrecklichen Helfer ihre Opfer ausnutzen. Und sie trifft - unter der Voraussetzung der o.g. Mechanismen - tatsächlich zu: über Jahre und Jahrzehnte werden den Opfern wieder und wieder sekundäre Gefühle installiert. Und die entfernen den Betroffenen immer weiter von sich selbst und machen ihn zunehmend zur psychischen Chimäre.
Wut, Mordlust und ähnliche Sekundärgefühle lassen sich - anders als einmal ausgedrückte Primärgefühle, welche kurz und heftig ausbrechen und dann verebben für immer - immer wieer aufrufen und produzieren - und damit vom "Helfer" für seine Zwecke nutzen. Ich weiß von "professionellen" Helfern, die es verstehen, mittels Ankermechanismen und posthypnotischen Suggestionen solche Gefühle geschickt mit bestimmten Situationen zu verbinden, so dass der "Patient" subjektiv glaubt, noch an dem Erlebten zu leiden. Leider ist es umgekehrt: er leidet an seinem Helfer und an dessen menschenverachtendem Tun.
Allerdings wil ich nicht in Abrede stellen, dass solche Mechanismen und ihre Nutzung auch den verschiedensten sog. "therapeutischen" Methoden und den dahinter stehenden Menschenbildern und therapeutischen Ideologien inhärent ist. Die Vorannahmen usw. werden gar nicht bemerkt aber eben auch niemals hinterfragt.
Goldfisch schrieb:
Das was in der Familienaufstellung nach Hellinger geschieht, hat mit all dem zuvor gesagten nichts gemeinsam.
Dem kann ich zustimmen: Familienstellen hat mit solchen Machenschaften nichts zu tun, sondern setzt einen Schritt in ein neues Helferverständnis, bei dem der Geholfene in seiner Würde und seiner Kompetenz geachtet ist.
Goldfisch schrieb:
Da wird überhaupt nicht auf die tiefsitzenden Gefühle des Opfers eingegangen.
Diese Äußerung wieder kann nur in Unkenntnis der Aufstellungsmethode und grundlegender psychischer Mechanismen wie z.B. den Gefühlskategorien entstehen.
Das Gegenteil ist der Fall: Aufstellungsarbeit befreit die von Sekundärgefühlen verdeckten und verdrängten primären kraftvollen Gefühle der Betroffenen. Nur lassen sich diese nicht mehr von solchen "Helfern" für ihre Zwecke missbrauchen und führen die Betroffenen in die Freiheit.
Goldfisch schrieb:
Da wird die Realität sogar auf den Kopf gestellt, und es wird versucht, den Täter, der sich eigentlich genau so wie das Opfer dieser Tat stellen sollten, sich damit auseinandersetzen sollten, als unschuldig an diesem grausamen Missbrauch hinzustellen, und es wird versucht ihn von seiner Schuld rein zu waschen.
Dies zeigt ebenfalls, wie wenig der Autor über das weiß, was in Austellungsarbeit geschieht. Es timmt einfach nicht -a uch wenn man es zum tausendsten Mal wiederholt, dass Täter als unschuldig an diesem grausamen Missbrauch hingestellt würden oder ihrer Auseinandersetzung mit ihrem Teil der Schuld enthoben wären. Ich habe Stellvertreter von Tätern gesehen, die erst nachdem die bedingungslose Kinderliebe der Betroffenen ans Licht kam und geäußert wurde, unter der Last ihrer Tat heulend zusammen brachen. Ich weiß von "meinem Täter", der - kurze Zeit nachdem ich in einer Aufstellung das Erlebnis verarbeitet hatte - sich das Leben nahm (ohne von der Aufstellung zu wissen). Dabei denke ich, anders als so manche "Helfer": das war keinesfalls die beste Lösung und auch nicht in der Aufstellung intendiert.
Ich halte es für gefährlich, wenn Begleiter von Aufstellungen das mitbringen, was dieser Autor für "Qualifikation" hält. Es ist eine gefährliche Qualifikation, die dem Geholfenen schadet.
Christoph