Exit....Sterbehilfe für Gesunde?

Das vieles nicht klappt, ist nicht mein Problem. Wir als Menschen sind halt wie Unkraut im Vergleich, können verdammt viel überleben, das ist halt das Problem.
Ich verstehe ja dein Ansinnen nach einer sicheren Vereinfachung, denn der Mensch in sich ist ja feig und hat Angst wenn es nicht klappt. Daher was sicheres, frei zugänglich für Alle.

Nur, da gibt es einen Haken, das hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Euthanasie

Genau mal lesen, wozu Auswüchse führen können. Das war damals, nur es kann jederzeit wiederkommen.

Ja, das ist die bewährte antiliberale Leier: weil Freiheit prinzipiell mißbraucht werden könnte, nimmt man den Menschen die Freiheit am besten weg.

Freiheit und Sicherheit sind inhärent komplementär - du kannst nicht beides haben - und mit dem Argument, dass irgendwas Schlimmes passieren könnte, kann man jegliche Freiheit unterdrücken. Das ist nix neues.

Verantwortung kann aber nur da gelernt werden, wo Freiheit herrscht.
Und gleichermaßen kann man erst dann bewusst erkennen was das Leben wert ist, wenn man auch die Möglichkeit hätte sich davonzumachen. Solange man die nicht hat, ist es bloss ein Zwang, ein das-Leben-über-die-runden-bringen.

Der Tod kommt schon irgendwann, dass ist schon mit der Geburt sicher und so lange haben wir gefälligst zu leben und wenn es nur aus Trotz ist.

Genau - und wenns nur darum ist, anderen dieselbe Scheisse aufzuzwingen: wenn man schon selbstgewählt in der Hölle lebt, dann sollen die anderen gefälligst auch in der Hölle leben.
 
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Es könnten dann auch andere entscheiden über dich, ob dein Leben, in deren Augen noch lebenswert ist, wenn du nicht mehr entscheiden kannst und auch dieses kann bestimmt werden.
Auch wenn du noch voll entscheiden kannst.

Hat es nun geklickert ?

Ich möchte eine solche Form der Euthanasie nicht haben, aber, wir sind auf den besten Weg.


Was rauchst Du eigentlich normalerweise so?Scheint ja ziemlich starkes Zeug zu sein, bei diesen Horrortrips, an denen Du das Forum regelmäßig teilhaben lässt.
 
Verantwortung kann aber nur da gelernt werden, wo Freiheit herrscht.
Und gleichermaßen kann man erst dann bewusst erkennen was das Leben wert ist, wenn man auch die Möglichkeit hätte sich davonzumachen. Solange man die nicht hat, ist es bloss ein Zwang, ein das-Leben-über-die-runden-bringen.

Ahhh, darum geht es. Die Freiheit für alle sich davonzumachen, wenn sie ihr unnützes und sinnloses Leben noch erkennen können.

Du, das man das so haben möchte, das sollte den meisten schon länger aufgefallen sein. Übrigens zur Kosteneinsparung.

Zuerst ging es nur um die todkranken alten Menschen, dann folgte die Erweiterung auf Demenzkranke. Mittlerweile will man es ausweiten auf alle Volljährigen die in schweren Lebenslagen stecken. Ihnen die Freiheit geben.

Stimmt, das hat so nichts mit Euthanasie zu tun, denn die ist immer staatlich organisiert. Es ist noch viel schlimmer, die angebotene freiwillige Euthanasie ........ mal wieder aufkommend in einer schwierigen Zeit.

Fällt das dir gar nicht auf ?

Genau - und wenns nur darum ist, anderen dieselbe Scheisse aufzuzwingen: wenn man schon selbstgewählt in der Hölle lebt, dann sollen die anderen gefälligst auch in der Hölle leben.

uiiih, ich glaube mal keiner lebt gerne und bewusst in der Hölle. Aber was möchtest du als Hölle definieren, Höllenschmerzen, Demenz. Oder auch soziale Abstellgleise ?

Auch Letzteres, wählt sich keiner absichtlich, nur, man kann auch damit leben . Und wer das in Frage stellt, will nur ein Einsparpotenzial bewerkstelligen. Und weiß du warum ich darauf komme, durch deinen Satz:

wenn man schon selbstgewählt in der Hölle lebt, dann sollen die anderen gefälligst auch in der Hölle leben

selbstgewählt, könnten einige noch sehen bei sozialen Abstiegen und Leben von staatlichen Geldern. Hier in diesem Forum, ist genau solche Sichtweisen bei einigen sehr beliebt.

Tja, selbstgewählt bei schweren Krankheiten, Demenz, oder Behinderung, gibt es nämlich nicht, daher bleibt nur das vorgenannte, als selbstgewählt gewertet, von einigen Tieffliegern.


Nur dazu, du brauchst z.B. keinem Hartzer zu erklären, wie er von dem staatlichem Verwaltungsregime (zutreffend passend) verwaltet wird. Denn da fehlt nur noch, wollen sie die rote oder blaue Pille, das schwingt so immer vom Gefühl her mit, als Bitsteller der Nation, der auf Kosten der Gesellschaft lebt .......... in der Hölle, von anderen klassifiziert, den Tieffliegern.

Und nu lege ich noch eine Schippe nach, Frührente, heute nicht mehr viel. Aber man bekommt noch wenigstens das wo man drauf Anspruch hat, nach seinen eigenen Einzahlungen. Und die wird einem sogar noch madig gemacht. Will man am liebsten torpedieren. Einen Anspruch aus selbst erbrachten Einzahlungen.
Geht allen so.

Hölle, ja, auf einer Art ....... aber man darf die Gegenseite nicht mit ihrer Zielsetzung durchkommen lassen, denn dann ist man in der Hölle, dann sogar selbst gewählt, weil man sich dem Spielchen unterwirft.


Und nochmals, in der ganzen Sache geht es nur um Kosten. Wird auch so öffentlich benannt.

Bei alten todkranken Menschen, die medizinische Intensivpflege, teilweise über Jahre.
Bei Demenzkranken, auch über Jahrzehnte, Dauerpflege.

Bei Frührentner die Ausbeutung der Rentenkasse über mehre Jahrzehnte, eine ganz freche Klientel :D

Und die Staatsbediensteten, ich rechne da Politiker mit ein, ein ganzes Leben lang.

Tja, das ist schon eine Hölle.


Und mit Behinderung fange ich erst gar nicht an, ich könnte dann nämlich ausfallend werden.
 
Was rauchst Du eigentlich normalerweise so?Scheint ja ziemlich starkes Zeug zu sein, bei diesen Horrortrips, an denen Du das Forum regelmäßig teilhaben lässt.

Welche Horrortrips ?

Wenn demenzkrank, haben die einen Vormund, der für den Demenzkranken entscheiden kann ....... Bei Freigabe, darf der Vormund entscheiden. Echt wie goldig.

Bei Geistigbehinderten, das Gleiche in grün.

Noch besser, bringt eine Frau ihren Mann in die Psychiatrie ...... der eine Fall sollte bekannt sein ....... verliert der Eingewiesene auch seine Selbstbestimmung. Wenn es richtig dumm läuft, kann sogar noch die Initiatorin die Vormundschaft gerichtlich erwirken.

Ist doch Klasse, bei Freigabe, wie man sich entledigen kann.


Geht noch einfacher, "Schatz, Schatzi, kommst du zum Essen"
Wenn die Frage dann kommt, egal von wem, hast du die Lebensversicherung erhöht, die zahlen übrigens auch bei Suizid, kommt das Denken zu spät.

Bei einer totalen Freigabe von z.B. Arsen ..........

Und nun werde ich böse, Senfgas wäre auch noch eine Option ......

Wachet auf, so lange es noch geht.
 
sci-fi-intro

man schreibt das jahr 2035. euthanasie hat sich in allen teilen der welt durchgesetzt. sie ist sozusagen die alternative für die aus nachlässigkeit oder warum auch immer nicht in angriff genommene demographische kontrolle. es gibt eigens euthalobbys die je nach geburtenzahlen mehr oder weniger werbung für den "freiwilligen entscheid" eines frühzeitigen ablebens machen. im tv und auf den bühnen der welt wird diese praxis mit schönen farben ins bewusstsein der massen gepinselt: freiheit! niemand bestimmt darüber, was ich will! selbstbestimmung! (in klammern nur ein kleines kreuz) aber selbstverständlich, oder wie das auch so ist, man will ja nicht egoistisch sein oder irgendwie jemandem zur last fallen, nein an dieser würde hält man fest. schliesslich erinnert sich fast jede an einen fall, wo es doch schon fast peinlich wirkt, wie manche sie an ein doch offensichtlich unwürdiges leben klammern. die bemerkungen. und die blicke. böse zungen sagen, schon zeichen der schwäche seien tödlich - das lachen ist soo laut.
 
Das ist mir bekannt, dass demente Patienten so etwas tun. Über die Gründe dafür und ob da ein gewisser Lustgewinn (Rückschritt in die anale Phase) zu verzeichnen ist, dazu vermag ich mich nicht zu äußern.
Aber ich: es existiert kein Lustgewinn und irgendein Rückschritt in eine wie auch immer geartete kindliche Phase geschieht ebenfalls nicht.

Die Situation ist häufig ganz einfach die: Du liegst nachts im Dunkel oder auch im Halbdunkel, nachdem Du im Seniorenheim zumeist nach einem Tag, an dem Du weder körperlich noch sozial ausgelastet warst, gegen 19 Uhr ins Bett gesteckt wurdest. Daß Du dann einschläfst liegt daran, daß die Tagesstruktur keine individuellen Ruhezeiten vorsah, sondern es wurde um 8 geweckt, weil Du "dran" warst, hast dann bis 11:30 zumeist rumgesessen und bist auf dem Stuhl eingenickt, um dann wie jeder auf die Toilette gebracht zu werden, weil Du dran bist und nach dem Mittagessen keine Zeit dafür ist. Nach dem Mittagessen wirst Du ins Bett gesteckt oder sonstwo hingelegt, Du bist dann auch müde und schläfst. Um 14:30 wirst du geweckt, weil Du dran bist. Dann kriegst Du nach einem Toilettengang Kaffee und Kuchen verabreicht und wenn Du Glück hast wirst Du noch etwas beschäftigt. Spätestens um 18 Uhr gibt es Abendessen, Toilettengang, Bett. Das "muß" in einem Seniorenheim (vordergründig) so sein, weil ja erstens die Küchenmitarbeiter um 20 Uhr alles gespült haben müssen (Dienstschluß) und weil die Pflegemitarbeiter bis 21 Uhr (Dienstschluß) alle ins Bett gebracht haben müssen - bis auf die, die sich wehren können.

Notwendigerweise wachst Du dann um 2 Uhr auf, weil Du ausgeschlafen hast. Verlängerbar ist der Schlaf nur durch Medikamente. Es wird eine "Schlaf-Wach-Umkehr" diagnostiziert, die darauf beruht, daß Du tagsüber nicht beschäftigt wurdest und im Heim dazu verdonnert bist, von 19 Uhr abends bis morgens um 8 im Bett herum zu liegen und dort mental zu verwahrlosen und körperlich einzugehen wie eine Primel.

Du sitzt also um 2 Uhr nachts hellwach im Bett - schlimmstenfalls hat man Dir eine Sturzgefahr beim nächtlichen Aufstehen diagnostiziert und der Richter hat angeordnet, daß Dir ein Bettgitter hochgemacht wird. Freiheitsberaubung mit richterlicher Genehmigung also. Du sitzt da, entspannst mal da so im Unterbauch ohne es verstandesmässig zu bemerken und siehe da: da ist doch was da unter mir. Es ist warm und weich. Sehen kann ich nix, also fühl ich mal mit der Hand nach, was da ist.

Und dann: Entsetzen: ach herrje, das stinkt aber! Oder wenn Licht ist: da ist stinkendes Braun an meiner Hand. Wisch ich's also ab.

Problem: Du vergißt den Vorgang ud wiederholst ihn. Denn Du bist dement.


Fazit: KEIN EINZIGER ALTER MENSCH SPIELT MIT VERDAUUNG !

Sondern alte Menschen im Heim sind ganz einfach viel zu viel unbeaufsichtigt und müssen ihren Lebensrhythmus an hirnrissige Abläufe anpassen, die sie nicht fördern, sondern inaktivieren.

(und das ist keine Meinung, sondern das sind pflegewissenschaftliche Forschungsergebnisse.)

Auffallend hier im Faden ist aber, dass der Eindruck erweckt wird, dass die Patienten/Bewohner erst während Aufenthalt in der Senioren-Einrichtung gravierende Rückschritte machen, was mE etwas zu kurz gedacht ist und den Kern nicht trifft.
Doch, das trifft den Kern durchaus. Warum ist das so: die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen mit Demenz verändert sich. Er ist bei Heimeinzug nach dem Ausschöpfen der Möglichkeiten der häuslichen Pflege nicht mehr in der Lage, die Vielzahl der Bewohner und Personalmenschen kennen zu lernen und sich sozial integriert zu fühlen. Auch die Räumlichkeit und den Umgang mit ihren Möglichkeiten kann ein Mensch mit einer Demenz spätestens ab dem Beginn des zweiten Stadiums der Krankheit nicht mehr erfassen. Es muß sich so ähnlich anfühlen als ob ein Mensch auf einem Alienplaneten sitzt und verwundert ist, was mit ihm passiert.

Die Folge ist: man wird passiv und zieht sich zurück. Man nennt das Regression, d.h. die Aufmerksamkeit wird nach Innen gelenkt und die Aktivität, die durch die Interaktion mit dem Aussen entsteht, verblasst. Und es ist nun mal so - man kann's jetzt glauben oder nicht: die grundsätzliche Tendenz zur Regression, die bei der Demenzerkrankung in jedem Stadium der Erkrankung existiert, wird durch die Struktur und die Organisation eines Altenheims massiv verstärkt. (wiederum ist dies keine Meinung, sondern ...)

Daher geht man eben auch in Deutschland hin und schafft Wohngruppen für Menschen mit Demenz, die zuhause nicht mehr betreut werden können. Es wohnen dort 8, 10, 12 Personen teilweise über Jahre hinweg zusammen. Sie sind umgeben von 8, 10, 12 Personen, die sie pflegen und betreuen in den unterschiedlichen Stadien der Erkrankung. Man steht auf, wenn man wach ist. Morgens sitzt man am gemeinsamen Tisch und bereitet das Frühstück vor. Man überlegt, was man kochen will. Man geht einkaufen. Man kocht. Man ißt. Man geht auf's Klo, wenn man halt muß (das ist von aussen durchaus beobachtbar, aber im Altenheim ist das fast unmöglich). Wenn man ruhen will, ruht man. Wenn man was machen will, macht man was. Und kann man nicht mehr wollen, so wird man so beschäftigt, daß man das eigene Leben und die eigenen Gewohnheiten fortführt, trotz Demenz. Beim Heimeinzug dagegen kannst Du dir die Fortführung der eigenen Gewohnheiten abschminken.

Ich habe neulich eine Umfrage mit Pflegeschülern gemacht: was denken Sie über die Möglichkeit, später einmal in einem Altenheim zu leben? Antworten: KEINE positive Einstellung dazu bei etwa 50 Befragten unterschiedlichen Alters. Top-Antwort 1: Bevor es soweit kommt bringe ich mich auf jeden Fall um. Dafür sorge ich. Top-Antwort 2: Im Altenheim erwarte ich körperliche und psychische Gewalt, die von Pflege- und Betreuungskräften an mir ausgeübt wird und Vernachlässigung meiner Grundbedürfnisse, von individuellen Bedürfnissen ganz zu schweigen. (und es ist meine aus Erfahrung geborene Meinung, daß das auch in über 95% aller Heime so der Fall ist. Übrigens haben die alle vom MDK geprüft eine 1,0 für die Qualität ihrer Leistungen unten am Eingang hängen....)


Kurze Geschichte noch: Dänemark in den 60ern: die Bevölkerung diskutiert: soll ein alter Mensch in einem Heim leben müssen, bloß weil er krank und pflegebedürftig ist? Antwort der Bevölkerung: auf keinen Fall. Ergebnis: Altenheime wurden samt und sonders abgeschafft zugunsten kleiner Wohngruppen, die in jedem Stadtteil zu finden sind. So geht's auch.

Letztlich hat sich doch weit vor dem Umzug in eine Einrichtung bereits abgezeichnet, wohin die Reise gehen wird und dann auch geht. Insofern fragte ich, ob die Thematik Verantwortung übernehmen wirklich erst an diesem Punkt (nicht mehr) relevant ist oder vorher je war?
Die Demenzerkrankung verläuft sehr individuell, so wie beinahe jede Erkrankung. (Im Grunde darf man gar nicht von "der Demenzerkrankung" sprechen, weil er sehr verschiedene Formen der Demenz mit sehr unterschiedlichen Symptomen und Verläufen gibt, aber das nur am Rand.) Was allen Formen der Erkrankung gemein ist, das ist der Abbau der im gesunden Leben vorhandenen kognitiven Fähigkeiten. Im ersten Stadium der Erkrankung, in dem der Mensch von seiner Erkrankung weiß, leidet der Mensch wie jeder Mensch, der an irgendeiner fortschreitenden Erkrankung leidet und davon weiß. Der Vorteil der Demenz ist, daß man vergißt, dement zu sein. Das heißt in demjenigen Moment, in dem der Mensch nicht mehr weiß, daß er krank ist, verliert er durch die Erkrankung auch nicht wissentlich Lebensqualität. Sondern für den Verlust seiner Lebensqualität ist ab diesem Zeitpunkt ausschließlich seine Umgebung verantwortlich.

Und daß wir als Gesellschaft diese Verantwortung leider wenigstens in Deutschland so gut wie überhaupt nicht tragen, und es an vielen Pflegeorten noch nicht einmal schaffen, ein satt und sauber herzustellen (ebenfalls gemessen durch Forschung), zeigt unser Verständnis vom alten Menschen mit Demenz und unseren mangelhaften Gestaltungswillen. Bzw. den der Politik.

Das ist ein riesiger Skandal, der da passiert. Wenn man weiß, daß das, was da in unserem "Gesundheitssystem" auf einen zukommt, mit einem passieren wird, dann ich gut verstehen, wenn man das nicht erleben will.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
btw: es ist sehr einfach zu sterben. Man muß lediglich aufhören zu essen und zu trinken. Mehr ist nicht nötig. Das braucht also auch keine Hilfe von aussen.
 
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Aber ich: es existiert kein Lustgewinn und irgendein Rückschritt in eine wie auch immer geartete kindliche Phase geschieht ebenfalls nicht.

Die Situation ist häufig ganz einfach die: Du liegst nachts im Dunkel oder auch im Halbdunkel, nachdem Du im Seniorenheim zumeist nach einem Tag, an dem Du weder körperlich noch sozial ausgelastet warst, gegen 19 Uhr ins Bett gesteckt wurdest. Daß Du dann einschläfst liegt daran, daß die Tagesstruktur keine individuellen Ruhezeiten vorsah, sondern es wurde um 8 geweckt, weil Du "dran" warst, hast dann bis 11:30 zumeist rumgesessen und bist auf dem Stuhl eingenickt, um dann wie jeder auf die Toilette gebracht zu werden, weil Du dran bist und nach dem Mittagessen keine Zeit dafür ist. Nach dem Mittagessen wirst Du ins Bett gesteckt oder sonstwo hingelegt, Du bist dann auch müde und schläfst. Um 14:30 wirst du geweckt, weil Du dran bist. Dann kriegst Du nach einem Toilettengang Kaffee und Kuchen verabreicht und wenn Du Glück hast wirst Du noch etwas beschäftigt. Spätestens um 18 Uhr gibt es Abendessen, Toilettengang, Bett. Das "muß" in einem Seniorenheim (vordergründig) so sein, weil ja erstens die Küchenmitarbeiter um 20 Uhr alles gespült haben müssen (Dienstschluß) und weil die Pflegemitarbeiter bis 21 Uhr (Dienstschluß) alle ins Bett gebracht haben müssen - bis auf die, die sich wehren können.

Notwendigerweise wachst Du dann um 2 Uhr auf, weil Du ausgeschlafen hast. Verlängerbar ist der Schlaf nur durch Medikamente. Es wird eine "Schlaf-Wach-Umkehr" diagnostiziert, die darauf beruht, daß Du tagsüber nicht beschäftigt wurdest und im Heim dazu verdonnert bist, von 19 Uhr abends bis morgens um 8 im Bett herum zu liegen und dort mental zu verwahrlosen und körperlich einzugehen wie eine Primel.

Du sitzt also um 2 Uhr nachts hellwach im Bett - schlimmstenfalls hat man Dir eine Sturzgefahr beim nächtlichen Aufstehen diagnostiziert und der Richter hat angeordnet, daß Dir ein Bettgitter hochgemacht wird. Freiheitsberaubung mit richterlicher Genehmigung also. Du sitzt da, entspannst mal da so im Unterbauch ohne es verstandesmässig zu bemerken und siehe da: da ist doch was da unter mir. Es ist warm und weich. Sehen kann ich nix, also fühl ich mal mit der Hand nach, was da ist.

Und dann: Entsetzen: ach herrje, das stinkt aber! Oder wenn Licht ist: da ist stinkendes Braun an meiner Hand. Wisch ich's also ab.

Problem: Du vergißt den Vorgang ud wiederholst ihn. Denn Du bist dement.


Fazit: KEIN EINZIGER ALTER MENSCH SPIELT MIT VERDAUUNG !

Sondern alte Menschen im Heim sind ganz einfach viel zu viel unbeaufsichtigt und müssen ihren Lebensrhythmus an hirnrissige Abläufe anpassen, die sie nicht fördern, sondern inaktivieren.

(und das ist keine Meinung, sondern das sind pflegewissenschaftliche Forschungsergebnisse.)


Doch, das trifft den Kern durchaus. Warum ist das so: die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen mit Demenz verändert sich. Er ist bei Heimeinzug nach dem Ausschöpfen der Möglichkeiten der häuslichen Pflege nicht mehr in der Lage, die Vielzahl der Bewohner und Personalmenschen kennen zu lernen und sich sozial integriert zu fühlen. Auch die Räumlichkeit und den Umgang mit ihren Möglichkeiten kann ein Mensch mit einer Demenz spätestens ab dem Beginn des zweiten Stadiums der Krankheit nicht mehr erfassen. Es muß sich so ähnlich anfühlen als ob ein Mensch auf einem Alienplaneten sitzt und verwundert ist, was mit ihm passiert.

Die Folge ist: man wird passiv und zieht sich zurück. Man nennt das Regression, d.h. die Aufmerksamkeit wird nach Innen gelenkt und die Aktivität, die durch die Interaktion mit dem Aussen entsteht, verblasst. Und es ist nun mal so - man kann's jetzt glauben oder nicht: die grundsätzliche Tendenz zur Regression, die bei der Demenzerkrankung in jedem Stadium der Erkrankung existiert, wird durch die Struktur und die Organisation eines Altenheims massiv verstärkt. (wiederum ist dies keine Meinung, sondern ...)

Daher geht man eben auch in Deutschland hin und schafft Wohngruppen für Menschen mit Demenz, die zuhause nicht mehr betreut werden können. Es wohnen dort 8, 10, 12 Personen teilweise über Jahre hinweg zusammen. Sie sind umgeben von 8, 10, 12 Personen, die sie pflegen und betreuen in den unterschiedlichen Stadien der Erkrankung. Man steht auf, wenn man wach ist. Morgens sitzt man am gemeinsamen Tisch und bereitet das Frühstück vor. Man überlegt, was man kochen will. Man geht einkaufen. Man kocht. Man ißt. Man geht auf's Klo, wenn man halt muß (das ist von aussen durchaus beobachtbar, aber im Altenheim ist das fast unmöglich). Wenn man ruhen will, ruht man. Wenn man was machen will, macht man was. Und kann man nicht mehr wollen, so wird man so beschäftigt, daß man das eigene Leben und die eigenen Gewohnheiten fortführt, trotz Demenz. Beim Heimeinzug dagegen kannst Du dir die Fortführung der eigenen Gewohnheiten abschminken.

Ich habe neulich eine Umfrage mit Pflegeschülern gemacht: was denken Sie über die Möglichkeit, später einmal in einem Altenheim zu leben? Antworten: KEINE positive Einstellung dazu bei etwa 50 Befragten unterschiedlichen Alters. Top-Antwort 1: Bevor es soweit kommt bringe ich mich auf jeden Fall um. Dafür sorge ich. Top-Antwort 2: Im Altenheim erwarte ich körperliche und psychische Gewalt, die von Pflege- und Betreuungskräften an mir ausgeübt wird und Vernachlässigung meiner Grundbedürfnisse, von individuellen Bedürfnissen ganz zu schweigen. (und es ist meine aus Erfahrung geborene Meinung, daß das auch in über 95% aller Heime so der Fall ist. Übrigens haben die alle vom MDK geprüft eine 1,0 für die Qualität ihrer Leistungen unten am Eingang hängen....)


Kurze Geschichte noch: Dänemark in den 60ern: die Bevölkerung diskutiert: soll ein alter Mensch in einem Heim leben müssen, bloß weil er krank und pflegebedürftig ist? Antwort der Bevölkerung: auf keinen Fall. Ergebnis: Altenheime wurden samt und sonders abgeschafft zugunsten kleiner Wohngruppen, die in jedem Stadtteil zu finden sind. So geht's auch.


Die Demenzerkrankung verläuft sehr individuell, so wie beinahe jede Erkrankung. (Im Grunde darf man gar nicht von "der Demenzerkrankung" sprechen, weil er sehr verschiedene Formen der Demenz mit sehr unterschiedlichen Symptomen und Verläufen gibt, aber das nur am Rand.) Was allen Formen der Erkrankung gemein ist, das ist der Abbau der im gesunden Leben vorhandenen kognitiven Fähigkeiten. Im ersten Stadium der Erkrankung, in dem der Mensch von seiner Erkrankung weiß, leidet der Mensch wie jeder Mensch, der an irgendeiner fortschreitenden Erkrankung leidet und davon weiß. Der Vorteil der Demenz ist, daß man vergißt, dement zu sein. Das heißt in demjenigen Moment, in dem der Mensch nicht mehr weiß, daß er krank ist, verliert er durch die Erkrankung auch nicht wissentlich Lebensqualität. Sondern für den Verlust seiner Lebensqualität ist ab diesem Zeitpunkt ausschließlich seine Umgebung verantwortlich.

Und daß wir als Gesellschaft diese Verantwortung leider wenigstens in Deutschland so gut wie überhaupt nicht tragen, und es an vielen Pflegeorten noch nicht einmal schaffen, ein satt und sauber herzustellen (ebenfalls gemessen durch Forschung), zeigt unser Verständnis vom alten Menschen mit Demenz und unseren mangelhaften Gestaltungswillen. Bzw. den der Politik.

Das ist ein riesiger Skandal, der da passiert. Wenn man weiß, daß das, was da in unserem "Gesundheitssystem" auf einen zukommt, mit einem passieren wird, dann ich gut verstehen, wenn man das nicht erleben will.

lg

:thumbup: Deinen Beitrag in allem Ehren Trixi, denn ich stimme Dir absolut zu.
Bis auf die Tatsache, daß demenz kranke Menschen nicht (immer erst) im Pflegeheim beginnen mit ihrem Kot zu spielen.
Das kann auch schon zu Hause passieren, in einer Umgebung, in der sie sich absolut wohl fühlen.
Meine Nachbarin, um die ich mich damals kümmerte, hat es mit Freude getan.
Sie fing sogar an ihre Kothaufen zu verschenken, die sie vorher sorgsam auf der Spüle aufgebaut & geformt hatte.
Auch das Besorgen von Knetmasse hat da nicht geholfen.

Ich würde schon gerne wissen, warum das passiert.
 
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